Posthumous Essays and Fragments
1879-1924
GA 46
Memo notes 4862-4865, undated
Automated Translation
139. Thoughts, Memory and Imagination
Only an unfinished product enters into perception; one could not worry about perception if it produced a finished impression - man describes the unfinished remainder as matter.
Memory contains more than thought; we would have no memories if a physical process did not follow thinking. We speak of consciousness as we speak of a mirror. We mean something through which one cannot see and which yet reflects only the transformed memories like mirror images.
Anthroposophy seeks to understand matter in the human mind; and that of consciousness in the outside world.
An anthroposophical researcher can only be someone who is protected by healthy, realistic, vigorous thinking from falling into dreaming, hallucinating, hysterically indulging in their own physicality; and whose interest in the sensual outside world, cultivated through Goethe, prevents them from tearing shreds out of this outside world to patch together a natural philosophy with them.
[missing part of the manuscript] One is in pictorial-uniformity with heightened experience of one's own self. One experiences a reality that was hidden before. One has one's own self with its part of the world before consciousness. And this self is free of the body, i.e. free of the physical body. One experiences oneself in a reality in which the physical body is not. One experiences oneself in etheric reality. It becomes clear to consciousness that an etheric body underlies the physical body. One has broken through to etheric reality through abstract thinking. One now knows that thinking is rooted in this etheric reality and that ordinary thinking is the imprint of an etheric event in the physical body.
It is important to realize that one should not tap into the ether any more than one should into the dimensions and weight ratios of physical existence. For the latter, external instruments are required. To perceive in the ether, it requires a breakthrough to a reality that is measured, counted and weighed with inner forces. Thinking about the external world is only beneficial if it creates the conditions under which the world reveals itself through measure, number and weight. Likewise, thinking inwardly must be the mediator, not the dogmatist.
Through the development of the ability just described, the whole person becomes a sense organ. One must be completely clear about this fact. One experiences a great deal through the awakening of the imaginative power. But this is not the objective world. In relation to this objective world, everything is only an image. But as an image, it has reality. This reality can only be evaluated through vigorous thinking. Through orientation in the world of images, the inwardly effective and the outward are separated. One cannot keep the outward from the images, but one can distinguish between the inward and the outward through vigorous thinking.
Of the outer world, only the spiritual-soul remains in the human and animal kingdoms; the plants and minerals are lost from the field of vision that now exists. The latter two kingdoms of nature are still there as results of the etheric. The moon ceases to be a reality in the world now being viewed. By contrast, the sun appears to have been transformed. It becomes a force permeating the world.
[missing part of the manuscript]
The impression that a person makes is much more than what is captured by the senses. Think of someone who claims to have seen Bismarck. What is at work there, besides the image, and from within. Interest is aroused. Desires assert themselves. The memory is not caused by the power of the image, but by the power of the impression and by the interest from within.
The development of the imaginative faculty depends on the formation of that which leads to remembering apart from the sensory image. This points to forces of the human soul that lie fallow in ordinary life. They are stimulated by the external world, but not by the power of the will itself. The power of interest, which when heightened to the highest degree appears as love, and the power of allowing oneself to be stimulated by a content, can be aroused by one's own will.
In this way, one develops the ability on which remembering is based; but without remembering itself coming about. But something else comes about. The power arises in the soul to live in images, without external stimulus. This image-forming power must be developed for anthroposophical research.
139. Gedanken, Erinnerung und Imagination
In die Wahrnehmung tritt nur ein Unvollendetes ein; man könnte sich keine Gedanken über die Wahrnehmung machen, wenn sie Vollendetes als Eindruck hervorriefe - den unvollendeten Rest bezeichnet der Mensch als Materie.
In der Erinnerung lebt mehr als der Gedanke; man hätte keine Erinnerungen, wenn nicht ein körperlicher Vorgang sich an das Denken anschlösse. Man redet von Bewusstsein wie man von einem Spiegel redet. - Man meint damit etwas, durch das man nicht schauen kann und das doch nur die verwandelten Erinnerungen wie Spiegelbilder zurück wirft.
Anthroposophie sucht die Erkenntnis der Materie im Menschen-Innern; und diejenige des Bewusstseins in der Außenwelt. —
Anthroposophischer Forscher kann nur derjenige sein, den ein gesundes, wirklichkeitsgemäßes, kräftiges Denken davor schützt, in ein Träumen, Halluzinieren, hysterisches Schwelgen in eigener Körperlichkeit zu verfallen; und den das an Goethe herangebildete Interesse an der sinnlichen Außenwelt davon abhält, aus diese Außenwelt Fetzen herauszureißen, um damit eine Naturphilosophie zusammenzuflicken.
[fehlender Manuskriptteil] Bildhaft-Gleichmäßigen ist man mit erhöhtem Erleben des eignen Selbst. Man erlebt eine Realität, die sich vorher verborgen hat. Man hat das eigne Selbst mit seinem Weltanteil vor dem Bewusstsein. Und dieses Selbst ist leibfrei, d.h. frei vom physischen Leib. Man erlebt sich in einer Realität, in welcher der physische Leib nicht ist. Man erlebt sich in ätherischer Realität. Es wird dem Bewusstsein klar, dass dem physischen Leib ein Ätherleib zugrunde liegt. Man ist durch die abstrakte Denktätigkeit durchgebrochen zur ätherischen Realität. Man weiß jetzt, dass das Denken in dieser ätherischen Realität wurzelt, und dass das gewöhnliche Denken der Abdruck eines ätherischen Geschehens im physischen Leibe ist.
Es kommt darauf an, einzusehen, dass man den Äther ebenso wenig erschließen soll wie die Maß- und Gewichtsverhältnisse des physischen Daseins. Zu diesen bedarf es äußerer Instrumente. Zum Erkennen im Äther bedarf es des Durchbruches zu einer Realität, die mit inneren Kräften gemessen, gezählt, gewogen wird. Das Denken über die Außenwelt ist nur heilsam, wenn es die Bedingungen herstellt, unter denen die Welt durch Maß, Zahl und Gewicht sich offenbart. Ebenso muss nach innen das Denken der Vermittler, nicht der Dogmatiker sein.
Durch die Entwicklung der gekennzeichneten Fähigkeit wird der ganze Mensch zum Sinnesorgan. Man muss sich sogar über diese Tatsache völlig klar sein. Man erlebt da durch das Erwachen der imaginativen Kraft vieles. Aber dieses viele ist keine objektive Welt. Es ist alles in Bezug auf diese objektive Welt nur Bild. Aber als Bild hat es Realität. Es kann diese Realität nur durch ein energisches Denken gewertet werden. Durch die Orientierung in der Bilderwelt trennt sich in ihr das innerlich wirksame und das Äußerliche. Man kann von den Bildern nicht fernhalten das Äußerliche; aber man kann durch das energische Denken zwischen Innerem und Äußerem scheiden.
Von der äußeren Welt bleibt nur das Geistig-Seelische im Menschen- und Tierreiche; die Pflanzen und Mineralien verlieren sich aus dem nunmehr vorhandenen Gesichtsfeld. Die letztern beiden Naturreiche sind noch da als Ergebnisse des Ätherischen. Der Monde hört auf, eine Realität in der nun angeschauten Welt zu sein. Dagegen die Sonne erscheint als verwandelt. Sie wird zu einer die Welt durchdringenden Kraft.
[fehlender Manuskriptteil]
ist in dem Eindrucke, den die Person macht, vieles mehr als was in das Sinnesbild eingeht. Man denke, dass irgendjemand Bismarck gesehen habe. Was alles wirkt da außer dem Bilde. Und von innen. Das Interesse wird erregt. Wünsche machen sich geltend. Das Gedächtnis wird nicht durch die Kraft des Sinnesbildes, sondern durch die Macht des Eindruckes und durch das Interesse von innen bewirkt.
Auf die Ausbildung dessen, was abgesehen vom Sinnesbilde zum Erinnern führt, kommt es bei Entwicklung der imaginativen Fähigkeit an. Es wird damit auf Kräfte der menschlichen Seele gewiesen, die im gewöhnlichen Leben brach liegen. Sie werden durch die äußere Welt erregt, nicht aber durch die eigene Kraft des Willens. Die Kraft des Interesses, die bis zum höchsten gesteigert als Liebe erscheint, und die Macht durch einen Inhalt sich anregen zu lassen, können durch den eigenen Willen erregt werden.
Man bildet dadurch die Fähigkeit aus, die dem Erinnern zugrunde liegt; aber ohne dass das Erinnern selbst zustande kommt. Es kommt aber etwas anderes zustande. Es entsteht in der Seele die Kraft, in Bildern zu leben, ohne äußere Veranlassung. Diese bildergestaltende Kraft muss zur anthroposophischen Forschung entwickelt werden.