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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Posthumous Essays and Fragments
1879-1924
GA 46

Memo 1724, undated

Automated Translation

138. Conception of the Spiritual

At present, one is not understood when one speaks of the spirit. People believe that one then fantasizes. One fantasizes no more than the physiologist and the anatomist fantasize when they describe the physical processes that underlie the subjectively unconscious respiratory or metabolic processes. Mind, however, cannot be grasped by the microscope; but just as the microscope makes the small visible by enlarging it, so mind comes to perception when the soul powers are so strengthened that the soul makes use of its own being in order to perceive. The spiritual essence of a plant is perceived immediately if one adjusts oneself in such a way that one still experiences something, if one distracts oneself from sensory perception. When you look at the plant, like a word when you read. You can describe the word according to its letter forms. You can learn as little about the spirit through mere inner contemplation as you can learn about the stomach by contemplating the feeling of hunger or satiety. The imagination, feeling, etc. of the mystic is only based on the spiritual. He does not yet have it. The body must be anatomized in order to get to know the processes of metabolism, etc.; the spirit must be condensed, strengthened - in order to get to know it. One must seek how it carries the human being from an 'other' world, how it lets him arise and pass away; how it sustains him throughout physical life. If one gives oneself over to scientific conceptions, then one weans oneself from the contemplation of the spirit. But if the spirit is not paralyzed, it also comes into independent activity through this. Through natural science, human beings have, as it were, overcome their visionary illiteracy. —

138. Anschauung des Geistigen

Man wird gegenwärtig nicht verstanden, wenn man vom Geiste redet. Die Menschen glauben, man fantasiere dann. Man fantasiert so wenig, wie der Physiologe und der Anatom fantasieren, wenn sie die körperlichen Vorgänge beschreiben, welche den subjektiv unbewussten Atmungs- oder Stoffwechselvorgängen zugrunde liegen. Der Geist lässt sich allerdings nicht durch das Mikroskop erfassen; aber wie dieses durch Vergrößerung das Kleine sichtbar macht, so kommt der Geist zur Wahrnehmung, wenn die Seelenkräfte so erkraftet werden, dass die Seele (zur Wahrnehmung) sich ihrer eigenen Wesenheit bedient, um wahrzunehmen. - Das Geistige einer Pflanze wird sogleich wahrgenommen, wenn man sich so einstellt, dass man noch etwas erlebt, wenn man sich von der sinnlichen Wahrnehmung ablenkt. Wenn man die Pflanze ansieht, wie beim Lesen ein Wort. Man kann das Wort beschreiben, seinen Buchstabenformen nach. - Man kann vom Geiste durch bloße innere Versenkung so wenig etwas erfahren, wie man vom Magen durch die Versenkung in das Hunger- oder Sättigungsgefühl etwas erfahren kann. - Dem Vorstellen, Fühlen etc. des Mystikers liegt erst das Geistige zugrunde. Er hat es noch nicht. Der Körper muss anatomisiert werden, um die Stoffwechsel etc. Vorgänge kennenzulernen; der Geist muss verdichtet, erkraftet werden - um ihn kennenzulernen. Er muss gesucht werden, wie er den Menschen aus einer «andern» Welt trägt, wie er ihn entstehen und vergehen lässt; wie er ihn erhält das physische Leben hindurch. - Wenn man sich naturwissenschaftlichen Vorstellungen hingibt, so entwöhnt man sich der Anschauung des Geistes - doch dieser wird, wenn er nicht gelähmt wird, dadurch auch selbstständig wirksam. Durch die Naturwissenschaft haben die Menschen gewissermaßen den seherischen Analphabetenzustand überwunden. —