Posthumous Essays and Fragments
1879-1924
GA 46
Note from 1744-1745, undated
Automated Translation
140. About Anthroposophy
Anthroposophy enters modern life as an uninvited guest. It will only be treated kindly when it is noticed that it brings something “lost”.
Man has possessed it instinctively. He must consciously attain it. What anthroposophy brings is still too difficult for people. They do not want to apply the self-activity that is necessary.
The two most important questions have disappeared from soul contemplation: the eternal and freedom.
They are even lost in the life of the body. If an immortal element were present in the life of the body, it would have to act like the air that is in the body. This immortal element must, as it were, be exhaled when the mortal element begins its existence. It is inhaled again at death.
Only the spirit of man, independent of the body, possesses freedom. Natural science is right when it recognizes no freedom.
Anthroposophy must resort to a different kind of knowledge than is usual. This puts it in a position of being confused with the lower so-called clairvoyance. But this is bound to organ systems, in relation to which sensory perception is a “higher” one.
In sensory knowledge, the human being actually goes beyond “himself”. He is present as a “spirit” in a region where he is not present as a “soul”.
He must go further beyond himself. He must develop a “knowledge” to which there is no ordinary “being”. The first stage [is] “imaginative” knowledge. This “knowledge” will necessarily appear to ordinary consciousness as fantastic. In the moment in which this knowledge touches ordinary reality, it will be destroyed by it. In the life of the body, the human being sleeps through his immortal life. Waking up, he seizes hold of it.
The threefold nature of the human being on both sides.
Death on the outside - from the inside. - Violent death. - Changes in direction in earthly life. - Post Mortem destructive in earthly life. - Presence of mind.
Supernatural knowledge has all the qualities that man does not love, while he desires the object.
Man dreams and sleeps “awake” - for only the life of imagination is really “awake,” and this bears the guilt of its being awake with dead content that can only be applied to the mechanical. Its content can only be the life of nature. The aim of knowing nature is to free the human being.
The experience of feeling is dream-like. The experience of the impulses of the will is asleep. - The ordinary dream is counterfeit. It bears the stamp of the past.
If one were always awake, the sense of “I” would disappear. If one were to see through the wanting in ordinary consciousness, one would be a “different” one.
Both social and historical becoming is dreamed.
What can be reduced to concepts in it is already a historical corpse.
Events do not follow one another in such a way that one can be explained by what has gone before; rather, each sheds light on the next independently.
What is dreamt up cannot be brought into the forms of ordinary consciousness. A parliament of scientifically minded people would ruin the world. Parable of chess.
- Visions that are true to reality because they are rooted in life. The most dazzling example of a social science is socialism itself. It is not a program for the future; it is the conceptualized social dream development of the last few centuries. Marx told the dream and believed in its sense of real reality. But that was at the moment when one must recognize that awakening is taking place. Mauthner speaks of Hegel's “impudence”: “All that exists is reasonable.” The present awakening must not lead to a new dream, but to an imaginative recognition of the social laws. Everything that is scientifically based must be discarded. We must smile at political theories as we would at an esthete who invents the laws of opera.
140. Über Anthroposophie
Die Anthroposophie kommt als ungeladener Gast in das moderne Leben hinein. Man wird sie erst freundlich behandeln, wenn man bemerkt, dass sie «Verlorenes» bringt.
Instinktiv hat sie der Mensch besessen. Er muss sie bewusst erringen. Was Anthroposophie bringt, ist den Menschen noch zu schwierig. Sie wollen nicht die Selbsttätigkeit anwenden, die nötig ist.
Aus den Seelenbetrachtungen sind die beiden wichtigsten Fragen verschwunden: das Ewige und die Freiheit.
Im Leibesleben selbst gehen sie verloren. Wäre ein Unsterbliches im Leibesleben vorhanden: Es müsste wirken wie die Luft, welche im Leibe ist. Dieses Unsterbliche muss gewissermaßen ausgeatmet werden, wenn das Sterbliche sein Dasein beginnt. Es wird wieder eingeatmet im Tode.
Die Freiheit besitzt nur der vom Leibe unabhängige Geist des Menschen. Die Naturwissenschaft hat recht, wenn sie keine Freiheit anerkennt.
Die Anthroposophie muss zu einer andren Erkenntnisart greifen als die gewöhnliche ist. Sie kommt dadurch in die Lage, mit dem niederen sogenannten Hellsehen verwechselt zu werden. Dieses aber ist an Organsysteme gebunden, gegenüber denen die Sinnes-Erkenntnis eine «höhere» ist.
In der Sinneserkenntnis geht der Mensch tatsächlich über «sich» hinaus. Er ist als «Geist» in einer Region anwesend, in der er als «Seele» nicht anwesend ist.
Er muss weiter über sich hinausgehen. Er muss ein «Wissen» entwickeln, zu dem es kein gewöhnliches «Sein» gibt. Die erste Stufe [ist] das «imaginative» Wissen. Es wird dieses «Wissen» notwendig dem gewöhnlichen Bewusstsein als ein fantastisches erscheinen. In dem Augenblicke, in dem dieses Wissen die gewöhnliche Wirklichkeit berührt, wird es von dieser «vernichtew. Der Mensch verschläft im Leibesleben sein unsterbliches Leben. Aufwachend ergreift er es.
Die Dreigliederung des Menschen nach den beiden Seiten hin.
Der Tod nach außen - von innen. - Gewaltsamer Tod. - Richtungsänderungen im Erdenleben. — Post Mortem zerstörend im Erdenleben. - Geistesgegenwart.
Das übersinnliche Wissen hat alle die Eigenschaften, welche der Mensch nicht liebt, während er den Gegenstand begehrt.
Der Mensch träumt und schläft «wachend» - denn wirklich «wachend» ist nur das Vorstellungsleben, und dieses trägt ab die Schuld seines Wachseins mit dem toten, nur auf Mechanisches anwendbaren Inhalt. Dessen Inhalt kann nur das Naturleben sein. Es handelt sich beim Naturerkennen um die Befreiung des Menschen.
Das Erleben des Gefühlswesens ist traumhaft. Das Erleben der Willensimpulse ist schlafend. - Der gewöhnliche Traum ist gefälscht. Er ist mit der Marke der Vergangenheit behaftet.
Wenn man stets wachte, würde die Anschauung des «Ich» verschwinden. Wenn man im gewöhnlichen Bewusstsein das Wollen durchschaut, wäre man ein «Anderer» —
Das soziale wie das geschichtliche Werden ist erträumt.
Was darin auf Begriffe gebracht werden kann ist bereits historischer Leichnam.
Es folgen die Ereignisse nicht so aufeinander, dass eines von vorher das Folgende erklärt; sondern es beleuchtet ein Licht das zweite selbstständig.
Was erträumt wird, kann nicht in die Formen des gewöhnlichen Bewusstseins gebracht werden. Ein Parlament von naturwissenschaftlich Denkenden würde die Welt ruinieren. Gleichnis vom Schachspiel.
- Vorstellungen, die wirklichkeitsgemäß sind, weil sie in das Leben eingesenkt sind. Das blendendste Beispiel einer Sozialwissenschaft ist der Sozialismus selbst. Er ist kein Zukunft-trächtiges Programm; er ist die in Begriffe gefasste soziale Traum-Entwicklung der letzten Jahrhunderte. Marx erzählte den Traum und glaubte in seinem Sinne an reale Wirklichkeit desselben. Aber das war im Augenblicke, wo man erkennen muss, dass Erwachen erfolgt. Mauthner spricht von Hegels «unverschämtem»: Alles Wirkliche ist vernünftig. Das gegenwärtige Erwachen darf nicht in einen neuen Traum führen, sondern zum imaginativen Erkennen der sozialen Gesetze. Alles naturwissenschaftlich geartete muss abgestreift werden. Über politische Theorien muss man lächeln wie über einen Ästhetiker, der Opern-Gesetze ausdenkt.