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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Posthumous Essays and Fragments
1879-1924
GA 46

From notebook 327, undated

Automated Translation

134. Genius

The greater the intellectual wealth slumbering in a person, the more difficult it becomes for him to communicate with the world. Significant creations are always present first as dark premonitions in the developing soul. This unclear premonition of later emerging achievements creates a feeling of insecurity in the mind. There is no firm ground on which a man can walk with firm steps. The insignificant spirit has soon found this ground. The less someone has to say, the more easily his spiritual content works its way to the surface of his mind. This is the source of the confident demeanor of lesser talents at an age when the greater are still completely in the dark about their life's tasks. Great spiritual treasures lie deep within the human spirit and are difficult to raise. The path to them leads over cliffs and precipices. The genius does not easily find access to his own inner being. Therefore, more than the ordinary mind, he longs for a guide, for an educator. His thirst for spiritual greatness drives him to seek it in others until he has found his own. That is why people who later achieve great things show unlimited devotion to their predecessors at the beginning of their work. They immerse themselves in their creations and schools of thought and create in their spirit. They begin their careers as more or less interesting imitators.

Here, then, we are dealing with the ideal of the cognizant human being who has shed the affects and feelings based on false estimates. All is silent in him, only knowledge speaks. He lets nature prevail in him without wanting to master it. But he recognizes that he cannot master it. He seeks to recognize the motives of his actions without warming to them. He is indifferent to everything except knowledge. He cares little whether he is good or evil, as long as he recognizes why he is so.

Nietzsche has discovered the Socratic man in himself. He rules the will in order to live only in the imagination. The world becomes a means for him to refine himself intellectually, to perfect himself.

134. Das Genie

Je größer der geistige Reichtum ist, der in einem Menschen schlummert, desto schwerer wird es ihm, sich der Welt mitzuteilen. Bedeutende Schöpfungen sind immer zuerst als dunkle Ahnungen in der sich entwickelnden Seele vorhanden. Diese unklare Vorempfindung später hervortretender Leistungen bringt in dem Geiste ein Gefühl von Unsicherheit hervor. Es fehlt der Boden, auf dem der Mensch mit festen Schritten dahinwandeln kann. Der unbedeutende Geist hat diesen Boden bald gefunden. Je weniger jemand zu sagen hat, desto leichter arbeitet sich sein geistiger Inhalt bis zur Oberfläche seines Geistes. Daher rührt das sichre Auftreten geringer Talente in einem Lebensalter, in dem der Größere noch völlig im Dunklen über seine Lebensaufgaben ist. Große geistige Schätze sitzen tief im Geiste des Menschen und sind nur schwer zu heben. Der Weg zu ihnen führt über Klippen und Abgründe. Das Genie findet nicht leicht den Zugang zu seinem eigenen Innern. Daher sehnt es sich mehr als der gewöhnliche Kopf nach einem Führer, nach einem Erzieher. Sein Durst nach geistiger Größe treibt es an, diese bei andern zu suchen, so lange es die eigene noch nicht gefunden hat. Deshalb zeigen gerade Menschen, die später Großes leisten, im Anfange ihres Schaffens eine unbegrenzte Hingabe an Vorgänger. Sie leben sich in deren Schöpfungen und Geistesrichtung ein und schaffen selbst in ihrem Sinne. Sie beginnen ihre Laufbahn als mehr oder weniger interessante eigenartige Nachahmer.

Hier also haben wir es mit dem Ideal des erkennenden Menschen zu tun, der die auf falschen Schätzungen beruhenden Affekte und Gefühle abgestreift hat. Alles schweigt in ihm, nur die Erkenntnis spricht. Er lässt die Natur in sich walten, ohne sie meistern zu wollen. Er erkennt aber, dass er sie nicht meistern kann. Er sucht die Motive seines Handelns zu erkennen, ohne sich für sie zu erwärmen. Alles ist ihm gleichgültig, die Erkenntnis allein ausgenommen. Ob er gut, ob er böse ist, kümmert ihn wenig, wenn er nur erkennt, warum er es ist.

Nietzsche hat den sokratischen Menschen in sich entdeckt. Er regiert den Willen, um bloß noch in der Vorstellung zu leben. Die Welt wird ihm ein Mittel, sich intellektuell zu veredeln, zu vervollkommnen.