Posthumous Essays and Fragments
1879-1924
GA 46
Note 858, undated, 1917
Automated Translation
92. On the Process of Color Perception
[Excerpt from Walter Johannes Stein's formulation of the question, from a letter to Marie Steiner, ca. August 1917: “So a living process flows into the eye: the veiled color. As soon as this touches the eye, something like a process of withering and dying occurs. [...] What remains afterwards is a process similar to what can be observed in a camera obscura. The result of this purely physical process is the retinal image. This is an image, but only for another eye. For the perceiving eye, it is a chemical process in the eye itself. But the eye is a living thing, and a chemical process in a living thing is a process of dying or reorganization. Here it is the former. Immediately, however, the astral body tries to restore what has been destroyed by causing a polar chemical process. If the incoming flow was yellow, for example, the astral body responds by producing blue.
What we now have in our consciousness is the process of destruction. However, the process of construction appears in our consciousness when we look at a white wall after looking at a yellow one. We see a complementary blue.
Now, apart from the fact that there may be errors in what has been said so far, questions arise:
1. How does this ejection of the etheric-living occur? [...]
2. While I know that the color yellow is perceived on the yellow object, I do not know on what the complementary blue is perceived. Does the eye really produce an objective blue? Then it should be possible to represent it on a screen, not only for the eye itself, but objectively, that is, for other eyes: I carry it. So: is the process of perception reversible? Can the eye create colors that are also visible to other eyes?"]
[Answer by Rudolf Steiner to a letter from Marie Steiner for transmission to Walter Johannes Stein:] The good man should consider the process of perception in its entirety: What happens when I perceive “yellow”?
1.) In the eye itself, from the objective point of view: a living yellow.
2.) The etheric body of the perceiving subject penetrates from within this animated yellow; as a result, the yellow, which is permeated by the external ether and is therefore animated, becomes dead yellow. There is dead yellow in the eye because its life has been displaced by the inner life (etheric body). Thus, instead of the outer animated yellow, the cognitive subject has the image of yellow animated from within, but this image contains the corpse of the yellow. So far, the process is objective-subjective. However, this would only produce an inwardly living yellow, of which the cognitive subject could not know. It could only experience its own subjective-objective, not consciously experience it.
3.) The astral body of the cognizing subject enters the subjectively and objectively revitalized yellow. The astral body produces the animated “blue” on the animated yellow; this blue is actually created within the organism, but does not spatially extend beyond the organism. So it is present:
1.) the astral image “blue”,
2.) the effect of this astral image on the etheric body - as a subjective life process,
3.) physiologically the physical process in the eye that has an inward, not outward, blue effect.
All this, however, does not become the object of the I-consciousness; the I only knows when the
“yellow” that has been animated in the eye
is internally attenuated (paralyzed) - then the following is present:
1.) attenuation of the life in the yellow by the I
2.) the conscious appearance of the no longer living yellow in the astral body.
3.) the astral image “blue”, which is over-illuminated by the dead yellow and therefore remains unconscious.
4.) its effect in one's own etheric body
5.) the physiological process in the eye.
If the object from which the yellow comes is now removed, the erasure of the astral image “blue” stops - and this fades away until the inner - mental, spiritual and physical organism has restored itself. But one cannot reverse the process of perception, because the “blue” is not a spatial entity, but comes from the astral body, and its physical effect remains only within the organism.
Just as the blue triggered subjectively in the inner world by the objective yellow cannot be projected objectively onto a screen, the reverse is also true: the objective process that follows a real volition cannot have an effect on the subject again. Otherwise, if one goes from A to B, it should be possible to return from B to A by means of the effect produced in the external world when the path is traveled.
92. Zum Farbwahrnehmungsprozess
[Auszug aus der Fragenstellung Walter Johannes Steins, aus einem Brief an Marie Steiner, ca. August 1917: «Es strömt also an das Auge ein lebendiger Vorgang: die lebenertüllte Farbe. Sobald diese das Auge berührt, geschieht etwas wie ein Prozess des Verwelkens, Absterbens. [...] Was nachher übrig bleibt, ist ein Vorgang, der gleichartig ist dem, was an einer Camera obscura beobachtet werden kann. Das Resultat dieses rein physikalischen Geschehens ist das Netzhautbild. Dieses ist Bild, aber nur für ein anderes Auge. Für das wahrnehmende Auge ist es ein chemischer Prozess in demselben. Aber das Auge ist etwas Lebendiges, und ein chemischer Prozess in einem Lebendigen ist ein Absterbens- oder ein ReorganisatiOnsprozess. Hier ist er das Erstere. Sofort versucht aber der Astralleib, das Zerstörte wiederherzustellen, indem er einen polaren, chemischen Prozess hervorruft. War also etwa das Heranströmende «Gelb», so antwortet der Astralleib damit, dass er Blau erzeugt.
Was wir nun in unserem Bewusstsein haben, ist der Zerstörungsprozess. Der Aufbauprozess erscheint aber in unserem Bewusstsein, wenn wir gegen eine weiße Wand blicken, nachdem wir ein Gelbes betrachte haben. Wir sehen ein komplementäres Blau.
Nun ergeben sich, abgesehen davon, dass in dem Bisherigen Fehler sein dürften, Fragen:
1. Wie geschieht dieses Hinauswerfen des Ätherisch-Lebendigen? [...]
2. Während ich weiß, dass die Farbe Gelb am gelben Gegenstand wahrgenommen wird, weiß ich nicht, an was das komplementäre Blau wahrgenommen wird. Erzeugt wirklich das Auge ein objektives Blau? Dann müsste man es auf einem Schirm, nicht nur für das Auge selbst, sondern objekti darstellen können, also für andere Augen: Es Trsge ich. also: Ist der Wahrnehmungsprozess umkehrbar? Kann das Auge Farben erzeugen, die auch für andere Augen sichtbar sind?»]
[Antwort Rudolf Steiners zubanden von Marie Steiner zur Übermittlung an Walter Johannes Stein:] Der gute Mann soll sich den Wahrnehmungsprozess in seiner Ganzheit vor Augen führen: Was geschieht, wenn ich «Gelb» wahrnehme?
1.) Im Auge selbst ist vom Objektiven her: belebtes Gelb.
2.) In dieses belebte Gelb dringt von innen vor der Ätherleib des wahrnehmenden Subjektes; dadurch wird das vom äußeren Äther durchsetzte und eben deshalb belebte Gelb: totes Gelb. Es ist also im Auge totes Gelb, weil dessen Leben vom inneren Leben (Ätherleib) verdrängt ist. Dadurch hat das Erkenntnis-Subjekt statt des äußeren belebten Gelb - das von innen belebte Bild des Gelb, aber dieses Bild mit dem Einschlag des Leichnams des Gelb. Soweit ist der Vorgang objektivsubjektiv. Es wäre damit aber nur ein innerlich lebendiges Gelb erzeugt, von dem das Erkenntnis-Subjekt nicht wissen könnte. Es könnte sein eigenes SubjektivObjektives nur erleben, nicht bewusst erleben.
3.) In das subjektiv-objektive neu belebte Gelb dringt der Astralleib des Erkenntnissubjektes ein. Dieser erzeugt an dem belebten Gelb das belebte «Blau»; dieses Blau wird tatsächlich innerhalb des Organismus geschaffen, geht aber nicht über den Organismus räumlich hinaus. Es ist also vorhanden:
1.) das astralisch erzeugte Bild «Blau»,
2.) die Wirkung dieses astralischen Bildes auf den Ätherleib - als subjektiver Lebensvorgang,
3.) physiologisch der physische] Vorgang im Auge der nach innen, nicht nach außen blau wirkt.
Alles dieses aber wird nicht Gegenstand des Ichbewusstseins, das Ich weiß erst, wenn innerlich das erst im Auge
belebte «Gelb» abgedämpft (abgelähmt) wird - dann ist vorhanden:
1.) Abdämpfung des Lebens im Gelb durch das Ich
2.) bewusstes Auftreten des nicht mehr lebendigen Gelb im Astralleib
3.) das vom toten Gelb überleuchtete, daher unbewusst bleibende astralisch erzeugte Bild «Blau» —
4.) dessen Wirkung im eigenen Ätherleib
5.) der physiologische Vorgang im Auge.
Wird nun das Objekt, von dem das Gelb kommt, weggenommen, so hört die Auslöschung des vom Astralischen erzeugten Bildes «Blau» auf - und dieses klingt ab, bis der innere — geistig-seelisch-physische Organismus sich wiederhergestellt hat. Man kann aber den Wahrnehmungsprozess nicht umkehren, weil das «Blau» nicht eine räumliche Entität ist, sondern vom Astralleib kommt, und seine physische Wirkung nur innerhalb des Organismus bleibt.
So wie das durch das objektive Gelb subjektiv in der Innenwelt ausgelöste Blau nicht objektiv auf einen Schirm geworfen werden kann, so kann ja auch nicht umgekehrt der objektive Vorgang, der auf ein wirkliches Wollen folgt, wieder auf das Subjekt zurückwirken. [Es] müsste sonst, wenn man vorwärts geht von A nach B durch die beim Zurücklegen des Weges in der Außenwelt erzeugte Wirkung auch wieder von B nach A zurückgebracht werden können.