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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Posthumous Essays and Fragments
1879-1924
GA 46

Note from 1758-1759, undated, c. 1917

Automated Translation

79. The Inadequacy of Natural Scientific Concepts for Sociology

In anthroposophically oriented spiritual science, realistic concepts are important. In the purely scientific field, the unrealistic concept remains inadequate. In the legal, moral, and social fields, it becomes a real danger.

In more recent times, there has been an effort to permeate the moral and social spheres with natural science ideas.

Benedikt gave a lecture at the 48th meeting of natural scientists in 1875 (previously 1874) and said in the course of it that the results of natural science knowledge must become a gospel:

To achieve this, the world view must first have reached such breadth, depth and clarity as to create a catechism that dominates the spiritual and ethical life of the people.

And about psychology, he says:

Psychology, too, has become a natural science since it, like physics and chemistry, has thrown off the ballast of metaphysics and no longer chooses hypotheses that are unfathomable for our present-day organization as premises.

One can cite Benedict because he naively introduces reality into his ideas.

But in general, the leap that is made from scientific ideas to “world views” is disastrous, because one takes those ideas that one has a good command of from a certain field and transfers them to other things that one does not know. As a rule, world views therefore contain an idealized world content that people express about things they know nothing about.

This has been particularly evident in recent times in the field of sociological ideas.

It is not possible to come to terms with the most essential impulses. At the center stands the concept of freedom. The natural scientist cannot do anything with it. Within the conceptual world that he has developed for the time being, only determinism makes sense.

In the area touched on here, analytical psychology plays its role. It has come to an area that is likely to open up the deepest insights. It also relates to an area that is connected to a non-utopian sociological view. However, it shies away from the idea of the spirit. And it operates with the inadequate concept of the “unconscious mind”.

First we must understand the human being. The threefold nature of his bodily life opens up a view into the real world of the spirit.

A degenerating natural life extends into the nervous life. The human being dies into his nervous life. The natural process that takes place here is a interrupted process of reproduction and growth. The process of cell division does not extend into the nerve cells and the red blood corpuscles. At the bottom of this process of degeneration, the soul life arises. What appears here is a living soul that has as little to do with physical life as a child has with its parents. And when you carry something within yourself that is so detached from the determining factors, you are a free being in this.

79. Die Unzulänglichkeit naturwissenschaftlicher Vorstellungen für die Soziologie

Es kommt der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft auf wirklichkeitsgemäße Vorstellungen an. Auf rein wissenschaftlichem Gebiete bleibt die unwirkliche Vorstellung bloß unzulänglich. Auf juridischem, moralischem, sozialem [Gebiet] wird sie eine real wirkende Gefahr.

Es bestand in der neueren Zeit das Bestreben, das moralisch-soziale Gebiet mit naturwissenschaftlichen Vorstellungen zu durchsetzen.

Benedikt hat auf der 48. Naturforscher-Versammlung 1875 (vorher 1874) [einen] Vortrag gehalten und im Verlauf gesagt, die Ergebnisse der nat[urwissenschaftlichen] Erkenntnis müssten ein Evangelium werden:

Um dies zu werden, muss die Weltanschauung erst jene Breite, Tiefe und Klarheit erreicht haben, um einen Katechismus zu schaffen, der das geistige und ethische Leben des Volkes beherrscht.

Und über die Psychologie sagt er:

Auch die Psychologie ist eine Naturwissenschaft geworden, seit sie, wie die Physik und Chemie, den Ballast der Metaphysik abgeworfen und nicht mehr Hypothesen, die für unsere heutige Organisation unergründlich sind, als Prämissen wählt.

Man kann Benedikt anführen, weil er naiv in seine Vorstellungen Wirklichkeitsgemäßes einführt.

Aber im Allgemeinen ist der Sprung, der gerade von naturwlissenschaftlichen] Vorstellungen zu «Weltanschauungen» gemacht wird, verhängnisvoll, denn man macht von einem gewissen Gebiete aus diejenigen Vorstellungen, die man gut beherrscht, und man überträgt sie auf anderes, das man nicht kennt. Weltanschauungen enthalten daher in der Regel einen ideellen Weltinhalt, den die Menschen über Dinge aussagen, von denen sie nichts verstehen.

Man erlebt dies besonders in der neueren Zeit auf dem Gebiete der soziologischen Vorstellungen.

Man kommt nicht zurecht mit den allerwesentlichen Impulsen. Im Mittelpunkte steht der Freiheitsbegriff. Der Naturforscher kann mit ihm nichts anfangen. Innerhalb der Begriffswelt, die er sich vorderhand ausgebildet hat, hat nur der Determinismus einen Sinn.

Auf dem Gebiete, das hier berührt wird, spielt die analytische Psychologie ihre Rolle. Sie ist auf ein Gebiet gekommen, welches geeignet ist, die tiefsten Einsichten zu eröffnen. Auch auf ein solches, welches überall mit einer nicht-utopistischen soziologischen Auffassung zusammenhängt. Allein sie scheut vor der Vorstellung des Geistes zurück. Und sie operiert mit dem unzulänglichen Begriff des «unbewussten Geistes».

Man muss erst den Menschen verstehen. Die Dreigliederung seines Leibeslebens, das eröffnet den Ausblick in die wirkliche Geistwelt.

In das Nervenleben hinein erstreckt sich ein sich abbauendes Naturleben. Der Mensch stirbt in sein Nervenleben hinein. Der Naturprozess, der sich hier abspielt, ist unterbrochener Reproduktions- und Wachstumsprozess. Der Zellteilungsprozess erstreckt sich nicht in die Nervenzellen und in die roten Blutkörperchen. Auf dem Grunde dieses Abbauprozesses erhebt sich das Seelenleben. Was da erscheint, ist ein für sich lebendes Seelisches, das in seiner Ausbildung so wenig mit dem Leibesleben zu tun hat wie das Kind mit den Eltern. Und wenn man etwas in und an sich trägt, das von den determinierenden Faktoren so losgelöst ist, ist man in diesem freies Wesen.