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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Posthumous Essays and Fragments
1879-1924
GA 46

From Notebook 67, undated, circa 1918.

Automated Translation

104. Supernatural Knowledge, Science and Religion

1. The processing of nature observation by the intellect leads away from the connection in which man initially stands in perception with nature. This connection is a living one - senses and thinking are involved in it -: man loses himself in it - nature offers what it has as living spiritual.

1. Modern natural science has concepts that no longer include the soul. (This was still different in the 16th century).

2. Only by penetrating into the supersensible is it possible to observe nature. This shows that the sensory side of nature is one with the inner world of the human being. It brings man to his own ephemeral being. Either you stop at observation and description, in which case you live in the living world; but you have not understood it. Or you proceed to explanation, which brings you more and more to experimentation, and then you have understood it, but in a dead way. There lies the transition to the pure supersensible.

Behind the world of the senses lies the supersensible; but man in the world of the senses as a sensual being. The supersensible is contained in the sensual. The supersensible is experienced in such a way that one strives for a kind of knowledge that goes in a completely different direction.

3. A social science will be a barren one if it does not absorb the powers of supersensible knowledge. A social theory modeled on natural science and put into practice creates processes of destruction. A purely anthropological foundation of sociology does not really speak at all of the forces at work in social life, but only of the processes of social dissolution. In this respect, the scientific study of life exposes humanity to the greatest dangers.

4. A scientific age cannot remain on the ground of the old cooperations. For science isolates the human individual.

5. The supernatural, grasped through science, does not give the personal relationship to the divine that is necessary for man. This belongs to the special field of religion. Man of the scientific age alone would lose the religious if he did not gain it through supersensible knowledge.

Theologia naturalis, Raymund von Sabunde, † 1432.

6. The age of religious justification is over; it is impossible to speak of a “religion of the future” because that personal relationship of man to the divine, which must take place in a religious justification, no longer exists. It requires the direct working of the spirit in the human soul, which has ceased with scientific thinking. Revival is necessary in each individual. Stronger inner powerful worship for the supernatural.

104. Übersinnliche Erkenntnis und Wissenschaft und Religion

1. Die Verarbeitung der Naturbeobachtung durch den Verstand führt von derjenigen Verbindung hinweg, in der der Mensch zunächst in der Wahrnehmung mit der Natur steht. Diese Verbindung ist eine lebendige - Sinne und Denken sind dabei beteiligt -: der Mensch verliert sich darinnen - die Natur bietet, was sie als LebendigGeistiges hat.

1. Die Naturwissenschaft der neueren Zeit hat Vorstellungen, die nicht mehr das Seelische mitumfassen. (Noch im 16. Jahrhundert war das anders.)

2. Das Eindringen in das Übersinnliche ermöglicht erst eine Stellung zur Naturbeobachtung. Sie zeigt, dass die Sinnenseite der Natur eins ist mit der Innenwelt des Menschen. Sie bringt den Menschen zu seiner eigenen vergänglichen Wesenheit hin. Entweder man bleibt bei der Beobachtung und deren Beschreibung stehen, dann lebt man selbst im Lebendigen; aber man hat sich nicht in dieser Beobachtung. Oder man schreitet zur Erklärung vor, wodurch man sich immer mehr dem Experiment nähert, dann hat man sich, aber als Totes. Da liegt der Übergang zum reinen Übersinnlichen.

Hinter der Sinnenwelt die Übersinnliche; aber der Mensch in der Sinneswelt als sinnliches Wesen. Im Sinnlichen steckt das Übersinnliche. Das Übersinnliche wird so erlebt, dass man eine nach ganz andrer Richtung gehende Erkenntnisart anstrebt.

3. Eine Wissenschaft vom Sozialen wird eine unfruchtbare sein, wenn sie nicht die Kräfte der übersinnlichen Erkenntnis in sich aufnimmt. Eine der Naturwissenschaft nachgebildete soziale Theorie ins Leben umgesetzt, schafft Zerstörungsprozesse. Eine rein anthropologische Grundlegung der Soziologie redet in Wahrheit gar nicht von den im sozialen Leben tätigen Kräften, sondern nur von den sozialen Auflösungsprozessen. In dieser Beziehung führt die wissenschaftliche Betrachtung des Lebens die Menschheit in die größten Gefahren.

4. Ein naturwissenschaftliches Zeitalter kann nicht auf dem Boden der alten Kooperationen stehen bleiben. Denn die Naturwissenschaft isoliert das menschliche Individuum.

5. Das Übersinnliche durch Wissenschaft erfasst, gibt nicht das persönliche Verhältnis zu dem Göttlichen, das dem Menschen notwendig ist. Dieses gehört dem besonderen Religionsgebiete an. Allein der Mensch des naturwissenschaftlichen Zeitalters müsste das Religiöse verlieren, wenn er es nicht durch übersinnliche Erkenntnis gewönne.

Theologia naturalis, Raymund von Sabunde, † 1432.

6. Das Zeitalter der Religionsbegründung ist vorbei; von einer «Religion der Zukunft» zu sprechen, ist unmöglich, weil jenes persönliche Verhältnis des Menschen zur Gottheit, das in einer Religionsbegründung stattfinden muss, nicht mehr da ist. Es gehört dazu das unmittelbare Wirken des Geistes in der menschlichen Seele, das mit dem naturwissenschaftlichen Denken aufgehört hat. Wiederbelebung in jedem Einzelnen ist notwendig. Stärkere innere kraftvolle Verehrung für das Übersinnliche.