Posthumous Essays and Fragments
1879-1924
GA 46
From Notebook 505, undated, circa 1905
Automated Translation
57. On Human Knowledge
Human knowledge can be: path, truth and life.
Mute, speaking only through gestures, the human being is surrounded by the world.
Thinking begins. It perceives itself as the speech organ of the world and determines to express its gestures clearly in words. The eternal word thus comes to appear in time. At this stage, cognition is the path. The cognizer is thereby a researcher, the seeker a scientist.
Cognition continues to progress. It perceives itself as a reflection of the world, as an idea that expresses what is hidden in the essence of reality. Cognition has reached the level of truth. And the cognizer is now a philosopher.
Cognition can go even further. It then arrives at another concept of reality. What it has previously called the world becomes an image, a mirror image of the All-Spirit; and what the mere seeker of truth has called a mirror image is filled with spiritually living content; the view into the divine perspective opens up. The Word becomes flesh in man; truth is no longer merely known, but experienced; man no longer says “I” to his transitory self, but to the “Eternal”, whose rays shine into his mirror of reality (the body). He who knows something of this third step of knowledge has experienced the inner Christ; knowledge has served him as the way to life through truth. He who knows has become a theosophist.
57. Über das menschliche Erkennen
Das menschliche Erkennen kann sein: Weg, Wahrheit und Leben.
Stumm, nur durch Gebärden sprechend, umgibt den Menschen die Welt.
Das Denken beginnt. Es empfindet sich als Sprachorgan der Welt, bestimmt deren Gebärden deutlich in Worten auszusprechen. Das Wort, das von Ewigkeit ist, kommt damit zur Erscheinung in der Zeit. Das Erkennen ist auf dieser Stufe der Weg. Der Erkennende ist dadurch Forscher, die Sucher Wissenschafter.
Das Erkennen schreitet weiter. Es fühlt sich als Spiegelbild der Welt, als Idee, welche ausdrückt, was im Wesen der Wirklichkeit verborgen ist. Das Erkennen hat die Stufe der Wahrheit erreicht. Und der Erkennende ist jetzt Philosoph.
Noch weiter kann das Erkennen dringen. Es gelangt dann zu einem andern Begriff von Wirklichkeit. Was es bisher Welt genannt hat, wird zum Abbild, zum Spiegelbild des Allgeistes; und was der bloße Wahrheitssucher Spiegelbild genannt hat, erfüllt sich mit geistig lebendigem Inhalt; der Blick in die göttliche Perspektive eröffnet sich. Das Wort wird im Menschen Fleisch; die Wahrheit wird nicht mehr bloß gewusst, sondern erlebt; der Mensch sagt nicht mehr zu seinem Vergänglichen «Ich», sondern zu dem «Ewigen», dessen Strahlen in seinen Wirklichkeitsspiegel (Leib) hineinleuchten. Wer von dieser dritten Stufe der Erkenntnis etwas weiß, in dem ist der innere Christus erstanden; das Erkennen hat ihn als Weg über die Wahrheit zum Leben gedient. - Der Erkennende ist Theosoph geworden.