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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Posthumous Essays and Fragments
1879-1924
GA 46

From Notebook 204, undated, circa 1904

Automated Translation

56. On Self-deception

We should not deceive ourselves in any way. There are bitter truths, but it is best to know them and face them. To live in an imaginary paradise is only to shut ourselves out from the real Elysium. It is true that if we carefully examine ourselves to see if we still have a trace of separation or personal desires, any desire to act against the course of nature, we must find some reason, some motive for such self-assertion and desire. Although we know that the idea of isolation is a mere product of Maya, that ignorance and all personal desires flow only from this sense of isolation and that they are the root of our misery, we cannot, by mere reflection, generally see through this false and illusory opinion. But if we analyze the real facts, and watch ourselves every day and observe the different ways we are, as they vary according to different circumstances, then a very different conclusion will impose itself on us; we will find that the actual realization in our own life is still far from coinciding with our knowledge and our faith, that it comes only for those brief moments when we forget our body and its surroundings completely, and are completely absorbed in the contemplation of the divine word, absorbed in the divine self.

56. Über Selbsttäuschung

Wir sollen uns in keiner Weise selbst täuschen. In der Tat gibt es bittere Wahrheiten, aber das Beste ist, sie zu kennen und ihnen ins Angesicht zu schauen. In einem eingebildeten Paradiese wohnen, bedeutet nur von dem wirklichen Elysium sich aussperren. Es ist wahr, dass wenn wir bedachtsam uns vorsetzen, ausfindig zu machen, ob wir noch eine Spur der Absonderung oder des Persönlichen in uns haben, irgendeinen Wunsch, dem Lauf der Natur entgegen zu handeln, wir irgendeinen Grund, ein Motiv ausfindig machen müssen für solche Selbstbehauptung und Wunsch. Obgleich wir wissen, dass die Idee der Isolation ein bloßes Produkt der Maya ist, dass Unwissenheit und alle persönlichen Wünsche nur aus diesem Gefühl der Isolation fließen und dass sie die Wurzel unseres Elends sind, können wir doch nicht durch bloßes Nachdenken im Allgemeinen diese falsche und illusorische Meinung durchschauen. Aber wenn wir die wirklichen Tatsachen analysieren, und uns alle Tage selbst bewachen und die verschiedenen Arten unseres Seins beobachten, wie sie verschieden sind nach den verschiedenen Umständen, dann wird sich uns ein ganz verschiedener Schluss aufdrängen; wir werden finden, dass die tatsächliche Verwirklichung in unserem eigenen Leben noch weit entfernt ist mit unserer Kenntnis und unserem Glauben zusammenzufallen, dass sie nur für die kurzen Augenblicke kommt, in denen wir unseren Körper und seine Umgebung ganz vergessen, und ganz versenkt sind in die Betrachtung des göttlichen Wortes, [versenkt sind] in das göttliche Selbst. —