Posthumous Essays and Fragments
1879-1924
GA 46
undated manuscript, c. 1879-1883
Automated Translation
3. Goethe's Theory of Colors
[beginning missing] the color fringes. Those who believe that Goethe did not understand or consider this objection should consider what he says in the History of the Theory of Colors, the author's confession, Hempel volume... p. 416ff. and they will be cured of their error. Goethe considered it very carefully, but found it insufficient. If, after emerging from the prism, the divergence of the light rays were the cause of the color appearance, then only the parallel running of the same can be the reason for their union into white before entering. Now allow the question of whether this divergence is not present in a more extended light source in the same way as in a less extended one. What should be the reason for the mixing of differently colored light rays if the only condition for their occurrence, the divergence, is maintained? There is no other way: if divergence were the cause of the color appearance, it could not disappear even though the divergence is not eliminated. There is no question that for those who are trapped in the Newtonian doctrine, for those who are unable to see that Goethe's views on color theory have uses quite other than interpreting this experiment, the same will always form a weighty objection. The reasons that are being asserted against Goethe here are still the most plausible ones. Incidentally, it should be noted that Newton, who thought of colors as material and their combination into white as a chemical compound, still had some semblance of justification for himself. After all, the combination behind the prism could well happen again when the light substances come together. A positive cause for this is probably not present, but one could imagine the chemical relationship of the substances to be so great that mere contact is enough to combine them.
But how the modern mechanical view, which regards light as propagating vibrations, conceives of this combination both in front of and behind the prism is absolutely incomprehensible. And in no work treating this subject – and the author of this essay dares to claim that he will refute every objection concerning this point in every single case – is an explanation of this union even attempted. [In the margin in pencil:] “Series of archetypal phenomena”.
So Goethe was right in his previous explanation.
3. Goethes Farbenlehre
Manuskript, undatiert, um 1879-1883[Anfang fehlt] die Farbensäume. Wer der Ansicht ist, dass Goethe diesen Einwand nicht verstand oder prüfte, der beachte, was er [in der] Geschichte der Farbenlehre, Konfession des Verfassers, Hempel Band ... S. 416ff. sagt, und er wird von seinem Irrtume geheilt sein. Goethe prüfte ihn sehr wohl, aber er fand ihn ungenügend. Wenn nach dem Austritte aus dem Prisma die Divergenz der Lichtstrahlen, das Auseinandertreten Ursache der Farbenerscheinung wäre, so kann doch vor dem Eintritte nur das Parallel-Laufen derselben der Grund ihrer Vereinigung zu Weiß sein. Nun gestatte man die Frage, ob denn diese Divergenz nicht bei einer weiter ausgedehnten Lichtquelle gerade so vorhanden ist, wie bei einer minder ausgedehnten. Was sollte der Grund zur Vermischung der verschieden gefärbten Lichtstrahlen sein, wenn die einzige Bedingung ihres Auftretens, die Divergenz, aufrechterhalten bleibt. Es geht einmal nicht anders: Wenn Divergenz die Ursache der Farbenerscheinung wäre, so könnte diese nicht verschwinden, trotzdem die Divergenz nicht aufgehoben wird. Es ist keine Frage, dass für denjenigen, welcher in der Newtonischen Lehre befangen ist, für jenen, der nicht einzusehen vermag, dass Goethes Anschauungen über die Farbenlehre noch ganz andern Nutzen als die Auslegung dieses Versuchs hat, derselbe immer einen gewichtigen Einwand bilden wird. Es sind auch diejenigen Gründe, die hier gegen Goethe geltend gemacht werden, noch die plausibelsten. Es ist übrigens zu bemerken, dass bei Newton, welcher sich die Farben stofflich, ihre Vereinigung zu Weiß also als chemische Verbindung dachte, etwa noch einen Schein von Recht für sich hatte. Denn es könnte ja wohl die Vereinigung hinter dem Prisma bei dem Zusammenkommen der Lichtstoffe wieder geschehen. Eine positive Ursache ist dazu wohl nicht vorhanden, aber man könnte sich die chemische Verwandtschaft der Stoffe ja so groß vorstellen, dass die bloße Berührung zu ihrer Verbindung genügt.
Wie aber die moderne mechanische Auffassung, welche das Licht als sich fortpflanzende Schwingungen ansieht, sich diese Vereinigung sowohl vor wie hinter dem Prisma denkt, ist schlechterdings nicht einzusehen. Auch ist in gar keinem Werke, welches diesen Gegenstand behandelt - und der Verfasser dieses Aufsatzes getraut sich zu behaupten, dass er jeden Einwand, der diesen Punkt betrifft, in jedem einzelnen Falle widerlegen wird - eine Erklärung dieser Vereinigung auch nur versucht worden. [Am Rand in Bleistift:] Reihe der Urphänomene.
Goethe hatte also mit Recht die bisherige Erklärung [bricht ab]