The Rudolf Steiner Archive

76. Über das Streben der Geisteswissenschaft

Zunächst kann man die Empfindung haben, das Streben der Geistes- Wissenschaft sei erkünstelt. Die Menschen, welche sich mit ihr befassen, seien lebensfremde Müßiggänger mit viel Zeit, die sie in einer Art anwenden, auf welche diejenigen gar nicht kommen können, welche im arbeitsvollen Leben stehen.

Man kann diese Ansicht damit begründen, dass man sagt: Der Mensch wird in die Welt hineingeboren, die Welt bedarf seiner Arbeit als physisches Wesen. Im Laufe dieses Lebens tauche die Rätselhaftigkeit dieses Lebens auf. Der Mensch fühlt, dass sein Wesen nicht erschöpft sein kann im Verrichten seiner physischen Arbeit. Doch da tritt ihm die Religion entgegen, durch die er sich von der Ewigkeit seines Wesens durchdringen kann; die Pforte des Todes wird ihm zur Pforte des unvergänglichen Geistlebens.

Gegen diese Begründung spricht die neuere Entwicklung der Menschheit. Diese Entwicklung hat eine Gestalt des Lebens geschaffen, welche Fragen und Rätsel zeitigt, die so, wie sie jetzt dem Menschen sich aufdrängen, vor Jahrhunderten noch nicht vorhanden waren. Die neuere Wissenschaft ist bewundernswert in ihren Fortschritten. Allein, sie beantwortet keine Seelenfragen, sondern wirft sie auf. Diese Fragen drängen sich ein in das Menschenleben. Man nimmt sie auf, indem man von der Kindheitsstufe aus in dieses Leben hineinwächst. Es sind Fragen, welche vor nicht allzu langer Zeit der Mensch noch nicht gestellt hat, weil er noch nicht so wie jetzt in das Leben hineingewachsen ist. Diejenigen Personen, die sich der Geisteswissenschaft zuwenden, empfinden die Last dieser Fragen. Empfände sie kein Mensch, so müssten sich ganz bestimmte Folgen für die Menschenzukunft ergeben. Man würde allmählich in ein Leben hineinwachsen, das völlig unverständlich ist. Man würde sich seelisch betäuben müssen, um diese Unverständlichkeit nicht zu empfinden. Man würde edle Kräfte des menschlichen Seelenlebens unbenützt lassen müssen. Man würde diesen Kräften gegenüber die Empfindung haben müssen, wie etwa, wenn man seine Hände zwar hätte, aber sie nur ein unnützes Anhängsel wären, das man unbenützt lassen muss. Das würde nach und nach den Trieb, sich dem Leben tatkräftig einzugliedern, untergraben. Mit dieser Lähmung des Seelenlebens würde aber auch das religiöse Leben des Menschen untergraben. Gleichgültigkeit und Dumpfheit gegenüber diesem Leben griffe Platz. Zuletzt würde es verschwinden. Und die Menschheit versänke in Bewusstlosigkeit gegenüber der seelisch-geistigen Welt. Die Vorboten davon sind die Gesinnungen, sie sich aus dem Glauben entwickelten, man könne die Fragen, welche die Welt dem Menschen stellt, durch die alleinige Naturwissenschaft beantworten.

Ein Beispiel dafür ist der Conrad Deubler.

Was von dem neueren Leben erzeugt worden ist, bedarf einer Fortsetzung von geistiger Seite. Wie der Religiöse die geistige Welt, die ihm die Religion schenkt, in früheren Zeiten wiederfinden konnte im Sonnenauf- und -untergang; wie ihm nicht nur das Jahr gleichgültig verlief, sondern er in den Festen das Walten der Geisteswelt voll empfand, so muss der neuere Mensch auch in den Offenbarungen der Naturwissenschaft die geistige Welt anerkennen können.

Hinweis auf die naturwissenschaftliche Lehre von der Weltentstehung aus dem Weltennebel.

Diese Wissenschaft muss mit dem Eingeständnis schließen: Der Mensch ist unbegreiflich.

Die Geisteswissenschaft greift da ein, wo Naturwissenschaft aufhören muss. Ihr Forschen ist gerade auf den Menschen gerichtet. Sie bringt in der Menschenseele die Fähigkeiten zum Erwachen, welche in die geistige Welt hineinführen. Diese Fähigkeiten braucht nur der Geistesforscher selbst. Sobald er sie gefunden hat, kann ihre Ergebnisse jeder Mensch mit gesundem Verstande anwenden. Sie sind wie die Werkzeuge, und der Geistesforscher ist der Werkzeugmacher. Die Literatur der Geisteswissenschaft ist von andrer Art als die Literatur der Naturwissenschaft. Aus ihr soll Leben ausströmen.

Durch diese Fähigkeiten kommt die Einsicht zustande, dass der sichtbare Mensch nur ein Glied des ganzen vollen Menschen ist. Dieser sichtbare Mensch ist nur das Abbild des Unsichtbaren.

Der unsichtbare Mensch enthält zunächst den ätherischen. Dieser gehört der außerirdischen Welt an. Der äth[erische] Mensch lebt dasselbe Leben, welches von dem Umkreis der Erde sich über diese ergießt, wenn aus den Samen der Pflanzen diese selbst ins Dasein gerufen werden. Das geistige Auge sieht aus den außerirdischen Kräften die geistigen Pflanzen den physischen Pflanzen entgegenwachsen, welche das leibliche Auge aus der Erde kommen sieht.

Was da in die Pflanzenwelt einströmt, das sieht das geistige Auge auch wirksam in dem Menschen, der in das Leben hereinwächst. Daraus wird dann anschaulich das unendlich reiche Leben der ersten sieben menschlichen Lebensjahre. Die feine Ausbildung des Gehirns. Der aufrechte Gang, die Sprachfähigkeit, die Aneignung der Gedächtniskraft.

Am Ende des siebenten Lebensjahres ist der Mensch physisch ein Abbild der in seiner Seele wirkenden außerirdischen Kräfte. Wenn er durch die Geburt ins Leben schreitet, ist er physisch ein Abbild der in dem Erdendasein waltenden Kräfte; am Ende des siebenten Jahres trägt er eine außerirdische Kräftewelt physisch in sich.

Nun enthält der übersinnliche Teil des Menschen außer dem Ätherleib noch ein höheres Glied in sich. Wie man es nennt, ist gleichgültig. Es ist einer geistig-seelischen Welt angehörig. Es wirkt auf den ätherischen Leib ein. Sein Wirken ist ein rhythmisches. Es strebt danach, das Wirken des ätherischen Leibes zu wiederholen. Dieser Wiederholung wirkt vom physischen Leibe aus das entgegen, was in den ersten sieben Lebensjahren in ihm entstanden ist. So entsteht vom 7. bis zum 14. Jahre nicht eine Wiederholung, sondern im physischen Leib ein Abbild des astralischen Leibes. Ein Geistig-Seelisches ergreift den Menschen, das nicht in der physischen Welt, auch nicht in der außerirdischen vorhanden ist. Das «Ich» wirkt nun wieder auf den astralischen Leib. Das Willensleben durchströmt die physische Leiblichkeit. Dieses «Ich», wie es das geistige Anschauen erkennt, greift in dieses Erdenleben mit den unterbewussten Erfahrungen früherer Erdenleben ein. Die Erdenkräfte selbst werden erkannt als hervorgegangen aus dem ganzen Kosmos. Doch so, dass der vorangegangene Erdenzustand noch selbst ein solcher war, dass er sich gewissermaßen im Rhythmus immer neu bildete, wie sich jetzt die Pflanzenwelt nur erneuert in jedem Jahre.

In der Geisteswissenschaft wird die Naturwissenschaft nicht angefeindet; sie weist hin auf eine Welt, die von der Geisteswissenschaft ebenso wirklich betrachtet wird wie von dem Musik-Hörenden die Luftschwingungen; allein das Hören wird durch die Anschauung der Luftschwingungen nicht erreicht.

Das religiöse Leben:

Glaubenswahrheit
Theologische Trinität
Zeitlicher Weltenanfang
Sündenfall
Erlösung
Inkarnation
Sakramente

Praeambula Fidei:
Dasein Gottes als der Welt
intelligenter der Welt
zwecksetzender Schöpfer der Welt
Erhalter der Welt
Regierer der Welt
Richter der Welt

Irdischer Lebensanfang
Die Wissenschaft in Bezug darauf
nur apologetisch.
Sogenannte Selbsterlösung

Geistigkeit und Unsterblichkeit der Menschenseele

Unterschied von Gut und Böse

Grundlagen der Ethik, Politik und alles dessen, was Naturwissenschaft, Anthropologie, Ästhetik ist. —

Dazu die unter Gott stehende geistige Welt, die Menschenseele, die ihrer Wesenheit nach aus dem einen Erdenleben die Kraft der folgenden nimmt.

Die Entwicklung der naturwissenschaftlichen Weltanschauung. Ed. v. Hartmann

Weber: «Nun haben die Extravaganzen dieses Genius das Nonplusultra (7. Symphonie) erreicht; Beethoven ist nun ganz reif fürs Irrenhaus.»

Abbé Stadler: bei pochendem ‹e›: «Es kommt immer noch das - e -, es fällt ihm eben nix ein, dem talentlosen Kerl»