Posthumous Essays and Fragments
1879-1924
GA 46
Note 1732-1735, undated, c. 1904
Automated Translation
52. Dream, Hallucination, Somnambulism and Seeing Consciousness I
Note 1732-1735, undated, c. 1904
1.) Dreams are an influence of the spiritual on the human soul. The dreamer is the human being as a soul being. What the dreamer perceives, however, are the after-effects of his life in his formative forces body. In a dream, the human being is cut off from his physical surroundings and from his own physical body, just as he is in a real sleep. The dream shows the meaning of life in the physical world. This world provides the logical and the moral. Therefore, in a dream, man is neither logical nor moral. One should not describe a dream as a mental disorder. This disorder consists precisely in the fact that the supersensible aspect of dreaming takes hold of the body without the control of spiritual self-awareness. In a dream, the eternal is at work, but it is directed towards the temporal. It depends on the drama of the dream.
2.) In hallucination, unlike in dreams, there is not a spiritual-mental but a physical-mental appearance. The person is given over to the body. Instead of the whole body being used as a mediator to generate the perceptions, only part of the body is used. In the hallucination, the temporal is active, but this temporal dares to approach the eternal: that which should only be active in the creation of the human body itself.
3.) The somnambulist has infected his sensory life and sometimes - as a medium - his will life from the soul-bodily organs. He has become a physical and mental automaton. This results in an imitation of the spiritual. The temporal dares to approach the eternal; but in a way that should only be conveyed through sensory perception and through the willful misuse of will impulses that are only justified in interaction with beings of the physical world. Mediums sin against the common good; they act like someone who, for example, uses a substance that he has received as a gift for a crowd to adorn his own personality.
4) The artistic is related to the dream-like; but it differs from it in that the dreamer focuses on the temporal aspect of his own life, while the artist's soul is turned towards the spiritual, the eternal. The artist translates his spiritual experiences into the soul, but not into the activities that underlie the imagination and the will. He can do this because he only refers to that in the spirit which corresponds to his individual contemplation.
5.) The Contemplative Consciousness lifts the spiritual into the ordinary life that every human being has. One's own spirit stands in relation to the spiritual world. The experiences of the Contemplative Consciousness:
1.) cannot be remembered in the usual sense. Only when they are converted into representations;
2.) they do not become stronger in repetition like the habitually acquired representations and actions;
3.) they must be experienced with presence of mind.
Man is in relationship with a spiritual world. The beings of this world are not bodily-soul-spiritual like humans, but soul-spiritual. But within this world of the spiritual-soul there are levels, realms, as in the sensory world: the realm that has to do with the subconscious of the individual human being is active in his animal life; the realm that is active in his vegetative processes; the realm that is active in his mineral nature. This brings us to the unconscious of world-becoming. The original states were those that were more spiritual than the later ones.
1.) The dreamer has a reciprocal relationship with the being that serves him to guide his soul in the spiritual world.
2.) The somnambulist enters into a reciprocal relationship with an unjustified spirit world; the hallucinator with the 'human instinctual world'; the perceiving and acting somnambulist with the external world, which should legitimately only be experienced through sensory perception and influenced by the physical work of the will.
Goethe:
When the healthy nature of man works as a whole, when he feels himself [in the world] as a great, beautiful, dignified and valuable whole, when harmonious comfort gives him a pure, free delight – then the universe, if it could feel itself, would exult as having reached its goal and would admire the summit of its own becoming and being.
Dream recognition:
1.) The spiritual researcher can compare what he experiences with imaginative knowledge.
2.) The spiritual researcher has a different experience with him. He becomes aware of this.
52. Traum, Halluzination, Somnambulismus und schauendes Bewusstsein I
1.) Der Traum ist ein Hereinwirken des Geistigen in die menschliche Seele. Der Träumende ist der Mensch als Seelenwesen. Was der Träumer wahrnimmt, sind aber die Nachwirkungen seines Lebenslaufes in seinem Bildekräfteleib. Im Traum ist der Mensch von der physischen Umgebung und von seinem eigenen physischen Leib abgeschlossen, wie er das im richtigen Schlafe ist. Der Traum zeigt die Bedeutung des Lebens in der physischen Welt. Diese Welt gibt das Logische und das Moralische. Daher ist der Mensch im Traum weder logisch noch moralisch. Man darf nicht den 'Traum als geistige Störung bezeichnen. Diese besteht eben darin, dass das Übersinnliche des Träumens ohne Kontrolle des geistigen Selbstbewusstseins den Leib ergreift. Es ist im Traume das Ewige wirksam; aber es ist auf das Zeitliche gerichtet. Es kommt auf die Dramatik des Traumes an.
2.) In der Halluzination ist nicht wie beim Traum eine geistig-seelische Erscheinung gegeben, sondern eine leiblich-seelische. Der Mensch ist an den Leib hingegeben. Statt dass der ganze Leib als Vermittler zur Erzeugung der Vorstellungen verwendet wird, wird nur ein Teil des Leibes verwendet. Es ist im Halluzinieren das Zeitliche tätig, aber dieses Zeitliche wagt sich an das Ewige heran: an das, was nur in der Entstehung des Menschenleibes selbst tätig sein sollte.
3.) Der Somnambule hat von seinem Leibe aus sein Sinnenleben und zuweilen auch - als Medium - sein Willensleben angesteckt von den seelisch-leiblichen Organen. Er ist zum leiblich-seelischen Automaten geworden. Es entsteht eine Nachäffung des Geistigen. Das Zeitliche wagt sich an das Ewige heran; aber in einer Art, die nur durch das sinnliche Wahrnehmen vermittelt sein sollte und durch den eigenwilligen Missbrauch von Willensimpulsen, die nur im Verkehr mit Wesen der physischen Welt ihre Berechtigung haben. Medien sündigen gegen das Gemeinwohl; sie machen es wie jemand, der z.B. einen Stoff, den er als Gabe für eine Menschenmenge erhalten hat, zum Schmucke der eigenen Persönlichkeit verwendet.
4.) Das Künstlerische ist dem Traumhaften verwandt; doch insofern wieder von diesem verschieden, als der Träumende sich auf das Zeitliche des eigenen Lebenslaufes richtet, der Künstler aber mit seiner Seele dem Geistigen, dem Ewigen zugewendet ist. Der Künstler setzt seine geistigen Erfahrungen in das Seelische um, aber nicht in diejenigen Verrichtungen, welche dem Vorstellen und dem Willen zugrunde liegen. Er kann das, weil er sich nur auf dasjenige im Geiste bezieht, was seinem individuellen Anschauen entspricht.
5.) Das schauende Bewusstsein hebt das Geistige in das gewöhnliche Leben herein, das jeder Mensch hat. Der eigene Geist steht der geistigen Welt gegenüber. Die Erfahrungen des schauenden Bewusstseins:
1.) nicht erinnerbar im gewöhnlichen Sinne. Nur wenn sie in Vorstellungen umgesetzt werden;
2.) sie werden in der Wiederholung nicht stärker wie die gewohnheitsmäßig angeeigneten Vorstellungen und Verrichtungen;
3.) sie müssen mit Geistesgegenwart erfahren werden.
Der Mensch steht mit einer geistigen Welt in Beziehung. Die Wesen derselben sind nicht wie er leiblich-seelischgeistig, sondern seelisch-geistig. Aber innerhalb dieser Welt des Geistig-Seelischen gibt es Stufen, Reiche wie in der sinnlichen Welt: Das Reich, das mit dem Unterbewussten des einzelnen Menschen zu tun hat, ist in seinem tierischen Leben tätig; das Reich, das in seinen vegetativen Verrichtungen tätig ist; das Reich, das in seinem Mineralischen tätig ist. Dadurch kommt man zum Unbewussten des Weltwerdens. Die Urzustände waren solche, welche geistiger verlaufen sind als die späteren.
1.) Der Träumer steht im Wechselverhältnis zu dem Wesen, das ihm dient, um seine Seele in der geistigen Welt zu geleiten.
2.) Der Somnambule tritt in Wechselbeziehung zu einer ungerechtfertigten Geistwelt; der Halluzinierende zu der 'Triebwelt des Menschen; der wahrnehmende und handelnde Somnambule zu der äußeren Welt, die rechtmäßigerweise nur durch Sinneserfahrung erlebt und durch die leibliche Willensarbeit beeinflusst werden sollte.
Goethe:
Wenn die gesunde Natur des Menschen als ein Ganzes wirkt, wenn er sich selbst [in der Welt] als in einem großen, schönen, würdigen und werten Ganzen fühlt, wenn das harmonische Behagen ihm ein reines, freies Entzücken gewährt - dann würde das Weltall, wenn es sich selbst empfinden könnte, als an sein Ziel gelangt aufjauchzen und den Gipfel des eigenen Werdens und Wesens bewundern.
Traum erkennen:
1.) Der Geistesforscher kann mit ihm vergleichen, was er als imaginative Erkenntnis kennenlernt.
2.) veränderte Erfahrung, die mit ihm der Geistesforscher macht. Er wird sich darinnen gewahr.