Posthumous Essays and Fragments
1879-1924
GA 46
ovembBerlin
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26. Profession of Faith in Empirical Idealism
I. God as the object of religious relationship. God is to be conceived as the concrete unity of the two moments into which the formed world falls for human consciousness: the given objective and the subjective side of existence, produced by the spirit. Through the division of existence into these two sides, the divine essence does not dwell in our conscious mind as a concrete agent, but as an abstract idea, which cannot come to a content through immersion in any objective, but only through the real, continuous process of development of humanity. This process of development is the manifestation of God, and in the final result of this process, the total essence of God is manifested.
II. Man in relation to God and the world. Human development is a continuous overcoming of the two contradictions described above, and thus a continuous manifestation of God. The reason for human imperfection lies in the division of the original unity of the world into object and subject. This imperfection expresses itself in the sphere of action as unfreedom. We are unfree only in those parts of our activity in which the interpenetration of subject and object has not yet been realized by us. In this case we are subject to the power of the objective. The latter ceases as soon as we have grasped the spirit of a matter and have mastered it in accordance with its own nature. Seen from this point of view, human development is at the same time a moral and indeed an ongoing process of liberation.
[In Eduard von Hartmann's handwriting:] Dr. Rudolf Steiner 8.12.92
26. Glaubensbekenntnis des empirischen Idealismus
I. Gott als Gegenstand des religiösen Verhältnisses. Gott ist zu denken als die konkrete Einheit der beiden Momente, in die für das menschliche Bewusstsein die geformte Welt auseinanderfällt: die gegebene objektive und die vom Geiste produzierte subjektive Seite des Daseins. Durch die Spaltung des Daseins in diese zwei Seiten wohnt unserem bewussten Geiste die göttliche Wesenheit nicht als konkretes Agens sondern als abstrakte Idee inne, die nicht durch Versenkung in irgendein Objektives zu einem Inhalte kommen kann, sondern nur durch den realen, kontinuierlichen Entwicklungsprozess der Menschheit. Dieser Entwicklungsprozess ist das Darleben Gottes, und in dem schließlichen Endergebnis desselben ist die totale Wesenheit Gottes zur Erscheinung gekommen.
II. Der Mensch im Verhältnis zu Gott und Welt. Die menschliche Entwicklung ist ein fortwährendes Überwinden der beiden oben gekennzeichneten Gegensätze, also ein kontinuierliches Zur-ErscheinungKommen Gottes. In der Spaltung der ursprünglichen Welteinheit in Objekt und Subjekt liegt der Grund der menschlichen Unvollkommenheit. Diese Unvollkommenheit äußert sich im Gebiete des Handelns als Unfreiheit. Unfrei sind wir nur in den Teilen unserer Tätigkeit, in denen sich die Durchdringung von Subjekt und Objekt für uns noch nicht vollzogen hat. In diesem Falle stehen wir unter der Macht des Objektiven. Letztere fällt sofort weg, wenn wir den Geist einer Sache erfasst haben, und sie demgemäß ihrer eigenen Wesenheit entsprechend beherrschen. Von diesem Standpunkte aus gesehen, ist die menschliche Entwicklung zugleich eine sittliche, und zwar ein fortwährender Befreiungsprozess.
[In der Handschrift Eduard von Hartmanns:] Dr. Rudolf Steiner 8.12.92