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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Current Social and Economic Issues
GA 332b

Automated Translation

On the Cultural Council

Excerpt from the memoirs of Emil Leinhas

The works council movement showed a tendency towards a certain one-sided, purely economically oriented radicalism. This danger became all the more apparent the more the employers retreated to their earlier entrepreneurial position with the strengthening of political reaction.

In this situation, we turned to a few professors at the University of Tübingen through the mediation of Professor von Blume. One Sunday we met with these gentlemen at the home of Professor Robert Wilbrandt in Tübingen. Rudolf Steiner described the development of the movement to form works councils and pointed out that such a one-sidedly economically oriented social movement could pose a great danger for spiritual and cultural life, precisely because it seemed to lead to a certain success among the working class. In contrast to this, he considered it necessary to also bring intellectual life to greater effectiveness through free corporations in all areas of cultural life. He therefore proposed the formation of a cultural council consisting of personalities from intellectual and cultural life, which would have the task of preparing the self-administration of the entire intellectual and cultural life, but above all of the education system and universities. Rudolf Steiner explained how he would envision the self-administration of a university, for example, without the involvement of a ministry of education, but rather through the teachers working at the university itself; a state of affairs that, incidentally, did not exist that long ago.

You can't exactly say that the professors didn't show any understanding for this; but their answers did paint the distressing picture that these gentlemen were truly worried about the difficulties that would arise from such self-government of the university within their own ranks. In view of the envy and jealousy that would show among colleagues, they believed that they still had to give preference to administration by a higher-level ministry of education. It was clear that a college of academics of this nature would be completely unsuitable for self-administration of its affairs.

As on previous occasions, for example on the occasion of a highly significant lecture that Rudolf Steiner had given in Tübingen to an audience consisting mainly of students, one had to make the sad experience again that of all sections of the population, the academic world was least able to muster understanding for new social ideas, regardless of age or rank. On the drive back from Tübingen, we decided to appeal to the general public of intellectual and cultural life as soon as possible, calling on them to establish a cultural council. At two meetings convened for this purpose at Landhausstraße 70 over the Pentecost weekend, various drafts of such an appeal were discussed in detail. On Sunday evening, a proposal I had put forward was accepted in its main features. During the night, this draft was reworked by Dr. Unger and several other friends, taking into account the suggestions that had arisen from the meeting, and submitted to a second meeting, which took place on Whit Monday, for a decision.

Über den Kulturrat

Auszug aus den Erinnerungenvon Emil Leinhas

Die Betriebsrätebewegung zeigte die Tendenz, in einen gewissen einseitigen, rein-wirtschaftlich orientierten Radikalismus zu geraten. Diese Gefahr trat umso mehr hervor, je mehr sich die Unternehmer mit der Erstarkung der politischen Reaktion auf ihren früheren Unternehmerstandpunkt zurückzogen.

In dieser Lage wandten wir uns durch Vermittlung von Professor von Blume an einige Professoren der Universität Tübingen. Eines Sonntags kamen wir mit diesen Herren im Hause von Professor Robert Wilbrandt in Tübingen zusammen. Rudolf Steiner schilderte den Verlauf der Bewegung zur Bildung von Betriebsräten und wies darauf hin, dass eine solche einseitig wirtschaftlich orientierte soziale Bewegung - gerade weil sie bei der Arbeiterschaft zu einem gewissen Erfolg zu führen schien - für das geistig-kulturelle Leben eine große Gefahr bedeuten könnte. Demgegenüber halte er es für notwendig, auch das Geistesleben durch freie Korporationen auf allen Gebieten des kulturellen Lebens zu erhöhter Wirksamkeit zu bringen. Er schlug deshalb die Bildung eines Kulturrats vor, der aus Persönlichkeiten des geistig-kulturellen Lebens bestehen und die Aufgabe haben sollte, die Selbstverwaltung des gesamten geistig-kulturellen Lebens, vor allem aber des Unterrichtswesens und der Hochschulen vorzubereiten. Rudolf Steiner setzte auseinander, wie er sich zum Beispiel die Selbstverwaltung einer Universität, ohne Beteiligung eines Kultusministeriums, durch die an der Hochschule selbst tätigen Lehrer denken würde; ein Zustand, wie er übrigens vor nicht allzu langer Zeit noch durchaus bestanden habe.

Man kann nicht gerade sagen, dass die Professoren dafür kein Verständnis gezeigt hätten; aus ihren Antworten ergab sich aber doch das erschütternde Bild, dass diesen Herren wahrhaft bange wurde vor den Schwierigkeiten, die sich aus einer solchen Selbstverwaltung der Hochschule innerhalb ihrer eigenen Reihen ergeben würden. Demgegenüber, was sich da an Neid und Eifersucht unter den Kollegen zeigen würde, glaubten sie, der Verwaltung durch ein übergeordnetes Kultusministerium doch immer noch den Vorzug geben zu müssen. - Es war klar, dass ein so geartetes Akademiker-Kollegium zu einer Selbstverwaltung seiner Angelegenheiten vollkommen ungeeignet sein würde.

Wie schon bei früheren Gelegenheiten, zum Beispiel anlässlich eines hochbedeutsamen Vortrages, den Rudolf Steiner vor einer hauptsächlich aus Studenten bestehenden Zuhörerschaft in Tübingen gehalten hatte, musste man auch hier wieder die betrübliche Erfahrung machen, dass von allen Bevölkerungskreisen das Akademikertum jeden Alters und jeden Ranges für neue soziale Gedanken am allerwenigsten Verständnis aufzubringen vermochte. Auf der Nachhausefahrt von Tübingen beschlossen wir darauf, uns so rasch als möglich mit einem Aufruf zur Begründung eines Kulturrats an die allgemeine Öffentlichkeit des geistig-kulturellen Lebens zu wenden. In zwei Versammlungen, die zu diesem Zweck an Pfingsten nach Landhausstraße 70 einberufen worden waren, wurden verschiedene Entwürfe zu einem solchen Aufruf durchberaten. Am Sonntagabend wurde ein von mir ausgehender Vorschlag in den Grundzügen angenommen. In der Nacht darauf wurde dieser Entwurf mit Dr. Unger und einigen anderen Freunden unter Benutzung der Anregungen, die sich aus der Versammlung ergeben hatten, neu bearbeitet und einer zweiten Versammlung, die am Pfingstmontag stattfand, zur Beschlussfassung vorgelegt.