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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

The Art Of Recitation And Declamation
GA 281

31 December 1913, Leipzig

Automated Translation

Speech for Christian Morgenstern II

Today, as one year ends its cycle and a new one begins, before I move on to my lecture, we want to reflect on something that, when I follow the feelings of my own heart, I can say is suitable for putting us in the right, loving festive mood.

During the last lecture cycle in Stuttgart, we were able to introduce a number of our friends to the poetry of Christian Morgenstern, who is with us today, to our great satisfaction. And today, Miss von Sivers will present some of the new poems by our esteemed friend, some of the poems that have not yet been printed, but whose publication we are looking forward to with deep satisfaction in the near future.

If I may first express in a few words what I myself feel about these poems, I would like to say to you that the fact that we are able to get to know Christian Morgenstern's poems as those of one of our dear members is one of the very special joys and satisfactions that I find in the field of our work for a spiritual worldview of the present day. I would like to say that one of the highest proofs of the inner core of truth and the truth value of what we seek with our soul is that we see, springing from the spiritual soil we are trying to enter, the poems of Christian Morgenstern, which are of such depth of heart and height of mind.

I have sometimes heard it said by this person or that, and also by some close friends, that life in the kind of ideas through which we seek access to the spiritual worlds can have a cooling and paralyzing effect on the development of poetic power and poetic imagination. And sometimes I could detect something like fear in those who do not want their poetic power to be damaged by a connection with the spiritual life that we seek with our souls. That the most beautiful, most delicate, noblest, truest poetry can be of the same mind and the same driving force as what we seek ourselves, is evidenced by the poetry of Christian Morgenstern. However, for poetry, true poetry, genuine artistic spirit to prevail in the spheres of intellectual life that we are trying to penetrate, it is necessary that the warmth of the heart, which is imbued with the intimacy of the intellectual life, as it could pulsate through our time, rises to that creative imagination that wants to be illuminated by the power of the intellectual life. And this is, in my feeling, in my feeling, the case with the poetry of Christian Morgenstern. Especially when I let such poetry, as you will hear it later, take effect on my soul, then I cannot help but put into words what I experience through it, which I would like to express in anthroposophical form.

When I let such a poem work on my soul in peace, I have something else in addition to this poem, something that every true, real art has as well. I would like to say the word: these poems have an aura! They are imbued with a spirit that permeates and interweaves with them, that radiates from them, that gives them their innermost power, and that can radiate from them into our own soul. And allowing me to express my own spiritual situation in relation to these poems, I would like to say: We often hear the saying, which is certainly true: If you want to understand the poet, you must go to the poet's country! Today, in relation to the poems of our friend, I would like to turn this saying around in a certain way: If you want to understand a country properly, you must have an ear for its poets! For no other country do I find this more necessary than for the spiritual country. When poets speak in the spiritual country, let us listen to them. Only when we allow not only the more or less scientific content of the spiritual country to penetrate our hearts, but when we understand the poet in the spiritual country, only then have we prepared our soul for the spiritual country. This is the mood in which I would like your souls to receive these poems, just as the mood in which I was privileged to receive Christian Morgenstern's poems was something blissful for me in the face of the inner strength of the soul that leads to the spiritual realms.

And in this context, I would like to express two hopes today: the first is that many of you may be inspired to get to know the true poetic soul in his various works, of which we will hear a few samples afterwards. It will always be a satisfying realization for me to know that many of our friends are drawn to Christian Morgenstern's poetry.

The other wish is that our friend may continue to be as creatively active as he was in the poems we are expecting to see published, and from which we will now hear a few samples, for our profound satisfaction and artistic uplift.

This was followed by Marie Steiner's recitation. The order is not known.

Ansprachen für Christian Morgenstern II

Wir wollen heute, da ein Jahr seinen Kreislauf beschließt und ein neues beginnt, bevor ich zu meinem Vortrag übergehe, etwas vor unsere Seele treten lassen, von dem ich sagen kann, wenn ich den Empfindungen des eigenen Herzens folge, daß es geeignet ist, uns in eine rechte, liebe Festesstimmung zu versetzen.

Eine Anzahl unserer Freunde konnte schon bei dem letzten Vortragszyklus in Stuttgart bekanntgemacht werden mit Dichtungen des zu unserer tiefen Befriedigung heute unter uns weilenden Dichters Christian Morgenstern. Und heute wird Fräulein von Sivers Ihnen zum Vortrag bringen dürfen einige der neuen Dichtungen unseres verehrten Freundes, einige von den Dichtungen, die noch nicht gedruckt sind, deren Erscheinen wir aber im Lauf der nächsten Zeit mit tiefer Befriedigung entgegensehen.

Wenn ich dasjenige, was ich selbst fühle gegenüber diesen Dichtungen, nur mit ein paar Worten zuerst zum Ausdruck bringen darf, so möchte ich Ihnen sagen, daß die Tatsache, daß wir Christian Morgensterns Dichtungen als die eines unserer lieben Mitglieder kennenlernen dürfen, zu den ganz besonderen Freuden, zu den ganz besonderen Befriedigungen gehört, die ich auf dem Felde unseres Wirkens für eine geistige Weltanschauung der Gegenwart finde. Ich möchte sagen, zu den allerhöchsten Beweisen des inneren Wahrheitskernes und Wahrheitswertes dessen, was wir mit unserer Seele suchen, gehört es, daß wir aus dem geistigen Boden, auf den wir uns zu begeben versuchen, heraussprossen sehen Dichtungen von einer solchen Herzenstiefe und Geisteshöhe, wie sie gerade diejenigen Christian Morgensterns sind.

Ich habe es manchmal hören müssen von dem oder jenem, auch von manchen Nahestehenden, daß das Leben in der Art von Vorstellungen, durch die wir den Zugang suchen zu den geistigen Welten, erkaltend und lähmend wirken könne auf die Entfaltung der dichterischen Kraft und der dichterischen Phantasie. Und etwas wie eine Art von Furcht konnte ich zuweilen bemerken bei denen, die sich nicht schädigen lassen wollen ihre dichterische Kraft von einem Zusammenhange mit dem geistigen Leben, das wir mit unseren Seelen suchen. Daß schönste, zarteste, edelste, wahrste Dichtung von gleicher Gesinnung und von gleicher Triebkraft mit dem sein kann, was wir selbst suchen, dafür zeugen die Dichtungen Christian Morgensterns. Allerdings, daß in den Sphären geistigen Lebens, in die wir einzudringen versuchen, Dichtung, wahre Dichtung, echter künstlerischer Geist walte, dafür wird notwendig sein, daß Wärme des Herzens, die sich durchdringt mit der Innigkeit des Geisteslebens, wie es unsere Zeit durchpulsen könnte, sich erhebt zu jener schöpferischen Phantasie, die sich von der Kraft des Geisteslebens durchleuchten lassen will. Und dieses ist für mein Empfinden, für mein Fühlen gerade bei den Dichtungen Christian Morgensterns der Fall. Insbesondere wenn ich solche Dichtungen, wie Sie sie nachher hören werden, auf meine Seele wirken lasse, dann kann ich nicht anders als das, was ich dadurch erlebe, in Worte fassen, die ich in anthroposophischer Form aussprechen möchte.

Wenn ich solch ein Gedicht in Ruhe auf meine Seele wirken lasse, so habe ich noch etwas anderes als dieses Gedicht, etwas von dem, was allerdings jede wahre, wirkliche Kunst ebenso hat. Ich möchte das Wort aussprechen: Diese Dichtungen haben Aura! Sie werden durchflossen von einem sie durchdringenden und durchwebenden Geiste, der aus ihnen strahlt, der ihnen innerste Kraft gibt, und der von ihnen in unsere eigene Seele hinein strahlen kann. — Und meine eigene Seelensituation diesen Dichtungen gegenüber auszusprechen mir erlaubend, möchte ich sagen: Oftmals hört man das Wort, das gewiß richtig ist: Wer den Dichter will verstehn, muß in des Dichters Lande gehn! Heute möchte ich das Wort gegenüber den Dichtungen unseres Freundes einmal in einer gewissen Weise umkehren: Wer ein Land will recht verstehn, muß ein Ohr für seine Dichter haben! - Bei keinem Lande scheint mir dies so sehr notwendig wie bei dem Geisteslande. Wenn im Geistesland die Dichter sprechen, dann wollen wir auf sie hinhören. Dann erst, wenn wir nicht bloß dasjenige, was uns an mehr oder weniger wissenschaftlichem Inhalt das Geistesland zu sagen hat, in unser Herz eindringen lassen, sondern wenn wir im Geistesland den Dichter verstehen, dann haben wir unsere Seele bereitet für das Geistesland. Das ist die Stimmung, die ich Ihren Seelen wünschen möchte zum Entgegennehmen dieser Dichtungen, wie diese Stimmung, die ich haben durfte an Christian Morgensterns Dichtungen, für mich etwas Beseligendes war gegenüber der inneren Kraft der Seele, die in die Geistgebiete führt.

Und anschließend daran darf ich vielleicht am heutigen Tage die zwei Wünsche aussprechen: den ersten, daß recht viele von Ihnen angeregt werden mögen, die echte Dichterseele in ihren verschiedenen Werken kennenzulernen, von der wir nachher ein paar Proben hören werden. Es wird mir immer ein befriedigendes Bewußtsein sein zu wissen, daß viele unserer Freunde zu Christian Morgensterns Dichtungen gehen.

Der andere Wunsch ist der, daß es unserem Freunde gegeben sein mag, immer weiter und weiter zu unserer innigen Befriedigung, zu unserer künstlerischen Erhebung so schöpferisch tätig zu sein, wie er es in den Dichtungen war, deren Erscheinen wir zu erwarten haben, und aus denen wir einige Proben jetzt hören werden.

Es folgte die Rezitation durch Marie Steiner. Die Reihenfolge ist nicht bekannt.