Die Kernpunkte der sozialen Frage
GA 23
Vorrede und Einleitung
[ 1 ] Die Aufgaben, welche das soziale Leben der Gegenwart stellt, muß derjenige verkennen, der an sie mit dem Gedanken an irgendeine Utopie herantritt. Man kann aus gewissen Anschauungen und Empfindungen den Glauben haben, diese oder jene Einrichtungen, die man sich in seinen Ideen zurechtgelegt hat, müsse die Menschen beglücken; dieser Glaube kann überwältigende Überzeugungskraft annehmen; an dem, was gegenwärtig die «soziale Frage» bedeutet, kann man doch völlig vorbeireden, wenn man einen solchen Glauben geltend machen will.
[ 2 ] Man kann heute diese Behauptung in der folgenden Art bis in das scheinbar Unsinnige treiben, und man wird doch das Richtige treffen. Man kann annehmen, irgend jemand wäre im Besitze einer vollkommenen theoretischen «Lösung» der sozialen Frage, und er könnte dennoch etwas ganz Unpraktisches glauben, wenn er der Menschheit diese von ihm ausgedachte «Lösung» anbieten wollte. Denn wir leben nicht mehr in der Zeit, in welcher man glauben soll, auf diese Art im öffentlichen Leben wirken zu können. Die Seelenverfassung der Menschen ist nicht so, daß sie für das öffentliche Leben etwa einmal sagen könnten: Da seht einen, der versteht, welche sozialen Einrichtungen nötig sind; wie er es meint, so wollen wir es machen.
[ 3 ] In dieser Art wollen die Menschen Ideen über das soziale Leben gar nicht an sich herankommen lassen. Diese Schrift, die nun doch schon eine ziemlich weite Verbreitung gefunden hat, rechnet mit dieser Tatsache. Diejenigen haben die ihr zugrunde liegenden Absichten ganz verkannt, die ihr einen utopistischen Charakter beigelegt haben. Am stärksten haben dies diejenigen getan, die selbst nur utopistisch denken wollen. Sie sehen bei dem andern, was der wesentlichste Zug ihrer eigenen Denkgewohnheiten ist.
[ 4 ] Für den praktisch Denkenden gehört es heute schon zu den Erfahrungen des öffentlichen Lebens, daß man mit einer noch so überzeugend erscheinenden utopistischen Idee nichts anfangen kann. Dennoch haben viele die Empfindung, daß sie zum Beispiele auf wirtschaftlichem Gebiete mit einer solchen an ihre Mitmenschen herantreten sollen. Sie müssen sich davon überzeugen, daß sie nur unnötig reden. Ihre Mitmenschen können nichts anfangen mit dem, was sie vorbringen.
[ 5 ] Man sollte dies als Erfahrung behandeln. Denn es weist auf eine wichtige Tatsache des gegenwärtigen öffentlichen Lebens hin. Es ist die Tatsache der Lebensfremdheit dessen, was man denkt gegenüber dem, was zum Beispiel die wirtschaftliche Wirklichkeit fordert. Kann man denn hoffen, die verworrenen Zustände des öffentlichen Lebens zu bewältigen, wenn man an sie mit einem lebensfremden Denken herantritt?
[ 6 ] Diese Frage kann nicht gerade beliebt sein. Denn sie veranlaßt das Geständnis, daß man lebensfremd denkt. Und doch wird man ohne dieses Geständnis der «sozialen Frage» auch fern bleiben. Denn nur, wenn man diese Frage als eine ernste Angelegenheit der ganzen gegenwärtigen Zivilisation behandelt, wird man Klarheit darüber erlangen, was dem sozialen Leben nötig ist.
[ 7 ] Auf die Gestaltung des gegenwärtigen Geisteslebens weist diese Frage hin. Die neuere Menschheit hat ein Geistesleben entwickelt, das von staatlichen Einrichtungen und von wirtschaftlichen Kräften in einem hohen Grade abhängig ist. Der Mensch wird noch als Kind in die Erziehung und den Unterricht des Staates aufgenommen. Er kann nur so erzogen werden, wie die wirtschaftlichen Zustände der Umgebung es gestatten, aus denen er herauswächst.
[ 8 ] Man kann nun leicht glauben, dadurch müsse der Mensch gut an die Lebensverhältnisse der Gegenwart angepaßt sein. Denn der Staat habe die Möglichkeit, die Einrichtungen des Erziehungs- und Unterrichtswesens und damit des wesentlichen Teiles des öffentlichen Geisteslebens so zu gestalten, daß dadurch der Menschengemeinschaft am besten gedient werde. Und auch das kann man leicht glauben, daß der Mensch dadurch das bestmögliche Mitglied der menschlichen Gemeinschaft werde, wenn er im Sinne der wirtschaftlichen Möglichkeiten erzogen wird, aus denen er herauswächst, und wenn er durch diese Erziehung an denjenigen Platz gestellt wird, den ihm diese wirtschaftlichen Möglichkeiten anweisen.
[ 9 ] Diese Schrift muß die heute wenig beliebte Aufgabe übernehmen, zu zeigen, daß die Verworrenheit unseres öffentlichen Lebens von der Abhängigkeit des Geisteslebens vom Staate und der Wirtschaft herrührt. Und sie muß zeigen, daß die Befreiung des Geisteslebens aus dieser Abhängigkeit den einen Teil der so brennenden sozialen Frage bildet.
[ 10 ] Damit wendet sich diese Schrift gegen weitverbreitete Irrtümer. In der Übernahme des Erziehungswesens durch den Staat sieht man seit lange etwas dem Fortschritt der Menschheit Heilsames. Und sozialistisch Denkende können sich kaum etwas anderes vorstellen, als daß die Gesellschaft den einzelnen zu ihrem Dienste nach ihren Maßnahmen erziehe.
[ 11 ] Man will sich nicht leicht zu einer Einsicht bequemen, die auf diesem Gebiete heute unbedingt notwendig ist. Es ist die, daß in der geschichtlichen Entwickelung der Menschheit in einer späteren Zeit zum Irrtum werden kann, was in einer früheren richtig ist. Es' war für das Heraufkommen der neuzeitlichen Menschheitsverhältnisse notwendig, daß das Erziehungswesen und damit das öffentliche Geistesleben den Kreisen, die es im Mittelalter innehatten, abgenommen und dem Staate überantwortet wurde. Die weitere Beibehaltung dieses Zustandes ist aber ein schwerer sozialer Irrtum.
[ 12 ] Das will diese Schrift in ihrem ersten Teile zeigen. Innerhalb des Staatsgefüges ist das Geistesleben zur Freiheit herangewachsen; es kann in dieser Freiheit nicht richtig leben, wenn ihm nicht die volle Selbstverwaltung gegeben wird. Das Geistesleben fordert durch das Wesen, das es angenommen hat, daß es ein völlig selbständiges Glied des sozialen Organismus bilde. Das Erziehungs- und Unterrichtswesen, aus dem ja doch alles geistige Leben herauswächst, muß in die Verwaltung derer gestellt werden, die erziehen und unterrichten. In diese Verwaltung soll nichts hineinreden oder hineinregieren, was im Staate oder in der Wirtschaft tätig ist. Jeder Unterrichtende hat für das Unterrichten nur so viel Zeit aufzuwenden, daß er auch noch ein Verwaltender auf seinem Gebiete sein kann. Er wird dadurch die Verwaltung so besorgen, wie er die Erziehung und den Unterricht selbst besorgt. Niemand gibt Vorschriften, der nicht gleichzeitig selbst im lebendigen Unterrichten und Erziehen drinnen steht. Kein Parlament, keine Persönlichkeit, die vielleicht einmal unterrichtet hat, aber dies nicht mehr selbst tut, sprechen mit. Was im Unterricht ganz unmittelbar erfahren wird, das fließt auch in die Verwaltung ein. Es ist naturgemäß, daß innerhalb einer solchen Einrichtung Sachlichkeit und Fachtüchtigkeit in dem höchstmöglichen Maße wirken.
[ 13 ] Man kann natürlich einwenden, daß auch in einer solchen Selbstverwaltung des Geisteslebens nicht alles vollkommen sein werde. Doch das wird im wirklichen Leben auch gar nicht zu fordern sein. Daß das Bestmögliche zustande komme, das allein kann angestrebt werden. Die Fähigkeiten, die in dem Menschenkinde heranwachsen, werden der Gemeinschaft wirklich übermittelt werden, wenn über ihre Ausbildung nur zu sorgen hat, wer aus geistigen Bestimmungsgründen heraus sein maßgebendes Urteil fällen kann. Wie weit ein Kind nach der einen oder der andern Richtung zu bringen ist, darüber wird ein Urteil nur in einer freien Geistgemeinschaft entstehen können. Und was zu tun ist, um einem solchen Urteil zu seinem Recht zu verhelfen, das kann nur aus einer solchen Gemeinschaft heraus bestimmt werden. Aus ihr können das Staats- und das Wirtschaftsleben die Kräfte empfangen, die sie sich nicht geben können, wenn sie von ihren Gesichtspunkten aus das Geistesleben gestalten.
[ 14 ] Es liegt in der Richtung des in dieser Schrift Dargestellten, daß auch die Einrichtungen und der Unterrichtsinhalt derjenigen Anstalten, die dem Staate oder dem Wirtschaftsleben dienen, von den Verwaltern des freien Geisteslebens besorgt werden. Juristenschulen, Handelsschulen, landwirtschaftliche und industrielle Unterrichtsanstalten werden ihre Gestaltung aus dem freien Geistesleben heraus erhalten. Diese Schrift muß notwendig viele Vorurteile gegen sich erwecken, wenn man diese - richtige - Folgerung aus ihren Darlegungen zieht. Allein woraus fließen diese Vorurteile? Man wird ihren antisozialen Geist erkennen, wenn man durchschaut, daß sie im Grunde aus dem unbewußten Glauben hervorgehen, die Erziehenden müssen lebensfremde, unpraktische Menschen sein. Man könne ihnen gar nicht zumuten, daß sie Einrichtungen von sich aus treffen, welche den praktischen Gebieten des Lebens richtig dienen. Solche Einrichtungen müssen von denjenigen gestaltet werden, die im praktischen Leben drinnen stehen, und die Erziehenden müssen gemäß den Richtlinien wirken, die ihnen gegeben werden.
[ 15 ] Wer so denkt, der sieht nicht, daß Erziehende, die sich nicht bis ins Kleinste hinein und bis zum Größten hinauf die Richtlinien selber geben können, erst dadurch lebensfremd und unpraktisch werden. Ihnen können dann Grundsätze gegeben werden, die von scheinbar noch so praktischen Menschen herrühren; sie werden keine rechten Praktiker in das Leben hineinerziehen. Die antisozialen Zustände sind dadurch herbeigeführt, daß in das soziale Leben nicht Menschen hineingestellt werden, die von ihrer Erziehung her sozial empfinden. Sozial empfindende Menschen können nur aus einer Erziehungsart hervorgehen, die von sozial Empfindenden geleitet und verwaltet wird. Man wird der sozialen Frage niemals beikommen, wenn man nicht die Erziehungs- und Geistesfrage als einen ihrer wesentlichen Teile behandelt. Man schafft Antisoziales nicht bloß durch wirtschaftliche Einrichtungen, sondern auch dadurch, daß sich die Menschen in diesen Einrichtungen antisozial verhalten. Und es ist antisozial, wenn man die Jugend von Menschen erziehen und unterrichten läßt, die man dadurch lebensfremd werden läßt, daß man ihnen von außen her Richtung und Inhalt ihres Tuns vorschreibt.
[ 16 ] Der Staat richtet juristische Lehranstalten ein. Er verlangt von ihnen, daß derjenige Inhalt einer Jurisprudenz gelehrt werde, den er, nach seinen Gesichtspunkten, in seiner Verfassung und Verwaltung niedergelegt hat. Anstalten, die ganz aus einem freien Geistesleben hervorgegangen sind, werden den Inhalt der Jurisprudenz aus diesem Geistesleben selbst schöpfen. Der Staat wird zu warten haben auf dasjenige, was ihm von diesem freien Geistesleben aus überantwortet wird. Er wird befruchtet werden von den lebendigen Ideen, die nur aus einem solchen Geistesleben erstehen können.
[ 17 ] Innerhalb dieses Geisteslebens selbst aber werden diejenigen Menschen sein, die von ihren Gesichtspunkten aus in die Lebenspraxis hineinwachsen. Nicht das kann Lebenspraxis werden, was aus Erziehungseinrichtungen stammt, die von bloßen «Praktikern» gestaltet und in denen von lebensfremden Menschen gelehrt wird, sondern allein das, was von Erziehern kommt, die von ihren Gesichtspunkten aus das Leben und die Praxis verstehen. Wie im einzelnen die Verwaltung eines freien Geisteslebens sich gestalten muß, das wird in dieser Schrift wenigstens andeutungsweise dargestellt.
[ 18 ] Utopistisch Gesinnte werden an die Schrift mit allerlei Fragen heranrücken. Besorgte Künstler und andere Geistesarbeiter werden sagen: Ja, wird denn die Begabung in einem freien Geistesleben besser gedeihen als in dem gegenwärtigen vom Staat und den Wirtschaftsmächten besorgten? Solche Frager sollten bedenken, daß diese Schrift eben in keiner Beziehung utopistisch gemeint wird. In ihr wird deshalb durchaus nicht theoretisch festgesetzt: Dies soll so oder so sein. Sondern es wird zu Menschengemeinschaften angeregt, die aus ihrem Zusammenleben das sozial Wünschenswerte herbeiführen können. Wer das Leben nicht nach theoretischen Vorurteilen, sondern nach Erfahrungen beurteilt, der wird sich sagen: Der aus seiner freien Begabung heraus Schaffende wird Aussicht auf eine rechte Beurteilung seiner Leistungen haben, wenn es eine freie Geistesgemeinschaft gibt, die ganz aus ihren Gesichtspunkten heraus in das Leben eingreifen kann.
[ 19 ] Die «soziale Frage» ist nicht etwas, was in dieser Zeit in das Menschenleben heraufgestiegen ist, was jetzt durch ein paar Menschen oder durch Parlamente gelöst werden kann und dann gelöst sein wird. Sie ist ein Bestandteil des ganzen neueren Zivilisationslebens, und wird es, da sie einmal entstanden ist, bleiben. Sie wird für jeden Augenblick der weltgeschichtlichen Entwickelung neu gelöst werden müssen. Denn das Menschenleben ist mit der neuesten Zeit in einen Zustand eingetreten, der aus dem sozial Eingerichteten immer wieder das Antisoziale hervorgehen läßt. Dieses muß stets neu bewältigt werden. Wie ein Organismus einige Zeit nach der Sattigung immer wieder in den Zustand des Hungers eintritt, so der soziale Organismus aus einer Ordnung der Verhältnisse in die Unordnung. Eine Universalarznei zur Ordnung der sozialen Verhältnisse gibt es so wenig wie ein Nahrungsmittel, das für alle Zeiten sättigt. Aber die Menschen können in solche Gemeinschaften eintreten, daß durch ihr lebendiges Zusammenwirken dem Dasein immer wieder die Richtung zum Sozialen gegeben wird. Eine solche Gemeinschaft ist das sich selbst verwaltende geistige Glied des sozialen Organismus.
[ 20 ] Wie sich für das Geistesleben aus den Erfahrungen der Gegenwart die freie Selbstverwaltung als soziale Forderung ergibt, so für das Wirtschaftsleben die assoziative Arbeit. Die Wirtschaft setzt sich im neueren Menschenleben zusammen aus Warenproduktion, Warenzirkulation und Warenkonsum. Durch sie werden die menschlichen Bedürfnisse befriedigt; innerhalb ihrer stehen die Menschen mit ihrer Tätigkeit. Jeder hat innerhalb ihrer seine Teilinteressen; jeder muß mit dem ihm möglichen Anteil von Tätigkeit in sie eingreifen. Was einer wirklich braucht, kann nur er wissen und empfinden; was er leisten soll, will er aus seiner Einsicht in die Lebensverhältnisse des Ganzen beurteilen. Es ist nicht immer so gewesen, und ist heute noch nicht überall so auf der Erde; innerhalb des gegenwärtig zivilisierten Teiles der Erdbevölkerung ist es im wesentlichen so.
[ 21 ] Die Wirtschaftskreise haben sich im Laufe der Menschheitsentwickelung erweitert. Aus der geschlossenen Hauswirtschaft hat sich die Stadtwirtschaft, aus dieser die Staatswirtschaft entwickelt. Heute steht man vor der Weltwirtschaft. Es bleibt zwar von dem alten noch ein erheblicher Teil im Neuen bestehen; es lebte in dem alten andeutungsweise schon vieles von dem Neuen. Aber die Schicksale der Menschheit sind davon abhängig, daß die obige Entwickelungsreihe innerhalb gewisser Lebensverhältnisse vorherrschend wirksam geworden ist.
[ 22 ] Es ist ein Ungedanke, die Wirtschaftskräfte in einer abstrakten Weltgemeinschaft organisieren zu wollen. Die Einzelwirtschaften sind im Laufe der Entwickelung in die Staatswirtschaften in weitern Umfange eingelaufen. Doch die Staatsgemeinschaften sind aus anderen als bloß wirtschaftlichen Kräften entsprungen. Daß man sie zu Wirtschaftsgemeinschaften umwandeln wollte, bewirkte das soziale Chaos der neuesten Zeit. Das Wirtschaftsleben strebt darnach, sich aus seinen eigenen Kräften heraus unabhängig von Staatseinrichtungen, aber auch von staatlicher Denkweise zu gestalten. Es wird dies nur können, wenn sich, nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten, Assoziationen bilden, die aus Kreisen von Konsumenten, von Handeltreibenden und Produzenten sich zusammenschließen. Durch die Verhältnisse des Lebens wird der Umfang solcher Assoziationen sich von selbst regeln. Zu kleine Assoziationen würden zu kostspielig, zu große wirtschaftlich zu unübersichtlich arbeiten. Jede Assoziation wird zu der andern aus den Lebensbedürfnissen heraus den Weg zum geregelten Verkehr finden. Man braucht nicht besorgt zu sein, daß derjenige, der sein Leben in reger Ortsveränderung zuzubringen hat, durch solche Assoziationen eingeengt sein werde. Er wird den Übergang von der einen in die andere leicht finden, wenn nicht staatliche Organisation, sondern wirtschaftliche Interessen den Übergang bewirken werden. Es sind Einrichtungen innerhalb eines solchen assoziativen Wesens denkbar, die mit der Leichtigkeit des Geldverkehrs wirken.
[ 23 ] Innerhalb einer Assoziation kann aus Fachkenntnis und Sachlichkeit eine weitgehende Harmonie der Interessen herrschen. Nicht Gesetze regeln die Erzeugung, die Zirkulation und den Verbrauch der Güter, sondern die Menschen aus ihrer unmittelbaren Einsicht und ihrem Interesse heraus. Durch ihr Drinnenstehen im assoziativen Leben können die Menschen diese notwendige Einsicht haben; dadurch, daß Interesse mit Interesse sich vertragsmäßig ausgleichen muß, werden die Güter in ihren entsprechenden Werten zirkulieren. Ein solches Zusammenschließen nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist etwas anderes als zum Beispiele das in den modernen Gewerkschaften. Diese wirken sich im wirtschaftlichen Leben aus; aber sie kommen nicht nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zustande. Sie sind den Grundsätzen nachgebildet, die sich in der neueren Zeit aus der Handhabung der staatlichen, der politischen Gesichtspunkte heraus gestaltet haben. Man parlamentarisiert in ihnen; man kommt nicht nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten überein, was der eine dem andern zu leisten hat. In den Assoziationen werden nicht «Lohnarbeiter» sitzen, die durch ihre Macht von einem Arbeit-Unternehmer möglichst hohen Lohn fordern, sondern es werden Handarbeiter mit den geistigen Leitern der Produktion und mit den konsumierenden Interessenten des Produzierten zusammenwirken, um durch Preisregulierungen Leistungen entsprechend den Gegenleistungen zu gestalten. Das kann nicht durch Parlamentieren in Versammlungen geschehen. Vor solchen müßte man besorgt sein. Denn, wer sollte arbeiten, wenn unzählige Menschen ihre Zeit mit Verhandlungen über die Arbeit verbringen müßten? In Abmachungen von Mensch zu Mensch, von Assoziation zu Assoziation vollzieht sich alles neben der Arbeit. Dazu ist nur notwendig, daß der Zusammenschluß den Einsichten der Arbeitenden und den Interessen der Konsumierenden entspricht.
[ 24 ] Damit wird nicht eine Utopie gezeichnet. Denn es wird gar nicht gesagt: Dies soll so oder so eingerichtet werden. Es wird nur darauf hingedeutet, wie die Menschen sich selbst die Dinge einrichten werden, wenn sie in Gemeinschaften wirken wollen, die ihren Einsichten und ihren Interessen entsprechen.
[ 25 ] Daß sie sich zu solchen Gemeinschaften zusammenschließen, dafür sorgt einerseits die menschliche Natur, wenn sie durch staatliche Dazwischenkunft nicht gehindert wird; denn die Natur erzeugt die Bedürfnisse. Andrerseits kann dafür das freie Geistesleben sorgen, denn dieses bringt die Einsichten zustande, die in der Gemeinschaft wirken sollen. Wer aus der Erfahrung heraus denkt, muß zugeben, das solche assoziative Gemeinschaften in jedem Augenblick entstehen können, daß sie nichts von Utopie in sich schließen. Ihrer Entstehung steht nichts anderes im Wege, als daß der Mensch der Gegenwart das wirtschaftliche Leben von außen «organisieren» will in dem Sinne, wie für ihn der Gedanke der «Organisation» zu einer Suggestion geworden ist. Diesem Organisieren, das die Menschen zur Produktion von außen zusammenschließen will, steht diejenige wirtschaftliche Organisation, die auf dem freien Assoziieren beruht, als sein Gegenbild gegenüber. Durch das Assoziieren verbindet sich der Mensch mit einem andern; und das Planmäßige des Ganzen entsteht durch die Vernunft des einzelnen. - Man kann ja sagen: Was nützt es, wenn der Besitzlose mit dem Besitzenden sich assoziiert? Man kann es besser finden, wenn alle Produktion und Konsumtion von außen her «gerecht» geregelt wird. Aber diese organisatorische Regelung unterbindet die freie Schaffenskraft des einzelnen, und sie bringt das Wirtschaftsleben um die Zufuhr dessen, was nur aus dieser freien Schaffenskraft entspringen kann. Und man versuche es nur einmal, trotz aller Vorurteile, sogar mit der Assoziation des heute Besitzlosen mit dem Besitzenden. Greifen nicht andere als wirtschaftliche Kräfte ein, dann wird der Besitzende dem Besitzlosen die Leistung notwendig mit der Gegenleistung ausgleichen müssen. Heute spricht man über solche Dinge nicht aus den Lebensinstinkten heraus, die aus der Erfahrung stammen; sondern aus den Stimmungen, die sich nicht aus wirtschaftlichen, sondern aus Klassen- und anderen Interessen heraus entwickelt haben. Sie konnten sich entwickeln, weil man in der neueren Zeit, in welcher gerade das wirtschaftliche Leben immer komplizierter geworden ist, diesem nicht mit rein wirtschaftlichen Ideen nachkommen konnte. Das unfreie Geistesleben hat dies verhindert. Die wirtschaftenden Menschen stehen in der Lebensroutine drinnen; die in der Wirtschaft wirkenden Gestaltungskräfte sind ihnen nicht durchsichtig. Sie arbeiten ohne Einsicht in das Ganze des Menschenlebens. In den Assoziationen wird der eine durch den andern erfahren, was er notwendig wissen muß. Es wird eine wirtschaftliche Erfahrung über das Mögliche sich bilden, weil die Menschen, von denen jeder auf seinem Teilgebiete Einsicht und Erfahrung hat, zusammenurteilen werden.
[ 26 ] Wie in dem freien Geistesleben nur die Kräfte wirksam sind, die in ihm selbst liegen, so im assoziativ gestalteten Wirtschaftssystem nur die wirtschaftlichen Werte, die sich durch die Assoziationen herausbilden. Was in dem Wirtschaftsleben der einzelne zu tun hat, das ergibt sich ihm aus dem Zusammenleben mit denen, mit denen er wirtschaftlich assoziiert ist. Dadurch wird er genau so viel Einfluß auf die allgemeine Wirtschaft haben, als seiner Leistung entspricht. Wie Nicht-Leistungsfähige sich dem Wirtschaftsleben eingliedern, das wird in dieser Schrift auseinandergesetzt. Den Schwachen gegenüber dem Starken schützen, kann ein Wirtschaftsleben, das nur aus seinen eigenen Kräften heraus gestaltet ist.
[ 27 ] So kann der soziale Organismus in zwei selbständige Glieder zerfallen, die sich gerade dadurch gegenseitig tragen, daß jeder seine eigenartige Verwaltung hat, die aus seinen besonderen Kräften hervorgeht. Zwischen beiden aber muß sich ein Drittes ausleben. Es ist das eigentliche staatliche Glied des sozialen Organismus. In ihm macht sich alles das geltend, was von dem Urteil und der Empfindung eines jeden mündig gewordenen Menschen abhängig sein muß. In dem freien Geistesleben betätigt sich jeder nach seinen besonderen Fähigkeiten; im Wirtschaftsleben füllt jeder seinen Platz so aus, wie sich das aus seinem assoziativen Zusammenhang ergibt. Im politisch-rechtlichen Staatsleben kommt er zu seiner rein menschlichen Geltung, insoferne diese unabhängig ist von den Fähigkeiten, durch die er im freien Geistesleben wirken kann, und unabhängig davon, welchen Wert die von ihm erzeugten Güter durch das assoziative Wirtschaftsleben erhalten.
[ 28 ] In diesem Buche wird gezeigt, wie Arbeit nach Zeit und Art eine Angelegenheit ist dieses politisch-rechtlichen Staatslebens. In diesem steht jeder dem andern als ein gleicher gegenüber, weil in ihm nur verhandelt und verwaltet wird auf den Gebieten, auf denen jeder Mensch gleich urteilsfähig ist. Rechte und Pflichten der Menschen finden in diesem Gliede des sozialen Organismus ihre Regelung.
[ 29 ] Die Einheit des ganzen sozialen Organismus wird entstehen aus der selbständigen Entfaltung seiner drei Glieder. Das Buch wird zeigen, wie die Wirksamkeit des beweglichen Kapitales, der Produktionsmittel, die Nutzung des Grundes und Bodens sich durch das Zusammenwirken der drei Glieder gestalten kann. Wer die soziale Frage «lösen» will durch eine ausgedachte oder sonstwie entstandene Wirtschaftsweise, der wird diese Schrift nicht praktisch finden; wer aus den Erfahrungen des Lebens heraus die Menschen zu solchen Arten des Zusammenschlusses anregen will, in denen sie die sozialen Aufgaben am besten erkennen und sich ihnen widmen können, der wird dem Verfasser des Buches das Streben nach wahrer Lebenspraxis vielleicht doch nicht absprechen.
[ 30 ] Das Buch ist im April 1919 zuerst veröffentlicht worden. Ergänzungen zu dem damals Ausgesprochenen habe ich in den Beiträgen gegeben, die in der Zeitschrift «Dreigliederung des sozialen Organismus» enthalten waren und die soeben gesammelt als die Schrift «In Ausführung der Dreigliederung des sozialen Organismus» erschienen sind.1Der Einfühtung der Gedanken, die in diesen Schriften enthalten sind, dient der im April 1919 begründete «Bund für Dreiliederung des sozialen Organismus». (Er hat Hauptsitz in Stuttgart, Champignystraße 17.)
[ 31 ] Man wird finden können, daß in den beiden Schriften weniger von den «Zielen» der sozialen Bewegung als vielmehr von den Wegen gesprochen wird, die im sozialen Leben beschritten werden sollten. Wer aus der Lebenspraxis heraus denkt, der weiß, daß namentlich einzelne Ziele in verschiedener Gestalt auftreten können. Nur wer in abstrakten Gedanken lebt, dem erscheint alles in eindeutigen Umrissen. Ein solcher tadelt das Lebenspraktische oft, weil er es nicht bestimmt, nicht «klar» genug dargestellt findet. Viele, die sich Praktiker dünken, sind gerade solche Abstraktlinge. Sie bedenken nicht, daß das Leben die mannigfaltigsten Gestaltungen annehmen kann. Es ist ein fließendes Element. Und wer mit ihm gehen will, der muß sich auch in seinen Gedanken und Empfindungen diesem fließenden Grundzug anpassen. Die sozialen Aufgaben werden nur mit einem solchen Denken ergriffen werden können.
[ 32 ] Aus der Beobachtung des Lebens heraus sind die Ideen dieser Schrift erkämpft; aus dieser heraus möchten sie auch verstanden sein.
Preface and introduction
[ 1 ] Those who approach the tasks of contemporary social life with the idea of some utopia must misjudge them. One can have the belief, based on certain views and feelings, that this or that institution, which one has laid out in one's ideas, must make people happy; this belief can take on overwhelming persuasive power; however, one can completely ignore what the "social question" currently means if one wants to assert such a belief.
[ 2 ] You can push this assertion to the point of seeming nonsense in the following way, and you will still get it right. One can assume that someone is in possession of a perfect theoretical "solution" to the social question, and yet he could believe something quite impractical if he wanted to offer mankind this "solution" he has devised. For we no longer live in a time in which we should believe that we can work in public life in this way. The state of people's souls is not such that they could ever say for public life: There see one who understands what social institutions are necessary; as he means it, so let us do it.
[ 3 ] In this way, people do not want to let ideas about social life get to them. This writing, which has already found a fairly wide circulation, takes this fact into account. Those who have attributed a utopian character to it have completely misjudged its underlying intentions. This has been done most strongly by those who themselves only want to think utopian. They see in the other what is the most essential trait of their own habits of thought.
[ 4 ] For the practical thinker, it is already part of the experience of public life today that no matter how convincing a utopian idea may seem, it can do nothing. Nevertheless, many have the feeling that they should approach their fellow human beings with such an idea, for example in the economic field. They have to convince themselves that they are just talking unnecessarily. Their fellow human beings can do nothing with what they say.
[ 5 ] This should be treated as experience. For it points to an important fact of contemporary public life. It is the fact of the alienation from life of what one thinks compared to what, for example, economic reality demands. Can we hope to cope with the confused conditions of public life if we approach them with a way of thinking that is alien to life?
[ 6 ] This question cannot be a popular one. For it prompts the confession that one thinks in a way that is alien to life. And yet without this confession, one will also stay away from the "social question". For only if one treats this question as a serious matter for the whole of contemporary civilization will one gain clarity about what is necessary for social life.
[ 7 ] This question points to the shaping of contemporary spiritual life. Modern mankind has developed an intellectual life that is highly dependent on state institutions and economic forces. Man is taken into the education and instruction of the state while still a child. He can only be educated in such a way as is permitted by the economic conditions of the environment out of which he grows.
[ 8 ] It is now easy to believe that this means that man must be well adapted to the living conditions of the present. For the state has the possibility of organizing the institutions of education and teaching, and thus the essential part of public intellectual life, in such a way that the human community is best served. And this too is easy to believe, that man becomes the best possible member of the human community if he is educated in the sense of the economic possibilities out of which he grows, and if through this education he is placed in that position which these economic possibilities assign to him.
[ 9 ] This writing must take on the task, which is not very popular today, of showing that the confusion of our public life stems from the dependence of intellectual life on the state and the economy. And it must show that the liberation of intellectual life from this dependence forms one part of the burning social question.
[ 10 ] Thus, this paper turns against widespread misconceptions. The takeover of education by the state has long been seen as beneficial to the progress of humanity. And socialist thinkers can hardly imagine anything other than society educating the individual to serve it according to its measures.
[ 11 ] It is not easy to accept an insight that is absolutely necessary in this field today. It is that in the historical development of mankind, what is right in an earlier time can become error in a later time. It was necessary for the emergence of modern human conditions that the educational system and thus the public intellectual life was taken away from the circles that held it in the Middle Ages and handed over to the state. The continued maintenance of this state of affairs, however, is a grave social error.
[ 12 ] This is what this paper aims to show in its first part. Spiritual life has grown to freedom within the state structure; it cannot live properly in this freedom if it is not given full self-government. Spiritual life, by the nature it has assumed, demands that it form a completely independent member of the social organism. The educational and teaching system, from which all spiritual life grows, must be placed under the administration of those who educate and teach. Nothing that is active in the state or in the economy should interfere with this administration. Every teacher must devote only so much time to teaching that he can also be an administrator in his field. He will thus take care of the administration in the same way as he takes care of education and teaching himself. No one gives instructions who is not himself at the same time engaged in active teaching and education. No parliament, no personality who perhaps once taught but no longer does so himself, has a say. What is directly experienced in the classroom also flows into the administration. It is only natural that objectivity and professionalism have the greatest possible impact within such an institution.
[ 13 ] Of course, one can object that not everything will be perfect even in such a self-administration of intellectual life. But in real life this will not be demanded at all. Only the best possible results can be achieved. The abilities that grow up in the human child will really be transmitted to the community if only those who can make their authoritative judgment on the basis of spiritual determinations are responsible for their training. How far a child should be brought in one direction or the other can only be judged in a free spiritual community. And what is to be done in order to help such a judgment to be justified can only be determined by such a community. From it, state and economic life can receive the forces that they cannot give themselves when they shape spiritual life from their own points of view.
[ 14 ] It is in the direction of what is presented in this paper that the institutions and the teaching content of those institutions that serve the state or economic life are also provided by the administrators of free intellectual life. Law schools, commercial schools, agricultural and industrial educational institutions will receive their organization from the free intellectual life. This writing must necessarily arouse many prejudices against itself if one draws this - correct - conclusion from its statements. But from what do these prejudices flow? One will recognize their anti-social spirit if one sees through the fact that they basically arise from the unconscious belief that educators must be unrealistic, impractical people. They could not be expected to make arrangements of their own accord that would properly serve the practical areas of life. Such institutions must be shaped by those who are involved in practical life, and educators must work according to the guidelines they are given.
[ 15 ] Those who think in this way do not see that educators who cannot give themselves guidelines down to the smallest and up to the greatest are only thereby alienated from life and impractical. They can then be given principles that come from apparently practical people; they will not bring up real practitioners in life. Anti-social conditions are brought about by the fact that people are not placed in social life who are socially minded by virtue of their upbringing. Socially sensitive people can only emerge from a type of education that is led and administered by socially sensitive people. The social question will never be solved unless the educational and spiritual question is treated as one of its essential parts. One creates anti-sociality not only through economic institutions, but also through the anti-social behavior of the people in these institutions. And it is anti-social to have young people educated and taught by people who are made alien to life by dictating the direction and content of their actions from the outside.
[ 16 ] The state establishes law schools. It requires of them that the content of jurisprudence be taught which it has laid down in its constitution and administration according to its points of view. Institutions that have emerged entirely from a free intellectual life will draw the content of jurisprudence from this intellectual life itself. The state will have to wait for what is handed over to it from this free spiritual life. It will be fertilized by the living ideas that can only arise from such an intellectual life.
[ 17 ] Within this spiritual life itself, however, will be those people who grow from their points of view into the practice of life. Not that which comes from educational institutions designed by mere "practitioners" and taught by people unfamiliar with life can become the practice of life, but only that which comes from educators who understand life and practice from their own point of view. How the administration of a free spiritual life must be shaped in detail is at least hinted at in this writing.
[ 18 ] Utopian-minded people will approach the text with all kinds of questions. Concerned artists and other intellectual workers will say: Yes, will talent flourish better in a free intellectual life than in the present one, which is run by the state and the economic powers? Such questioners should bear in mind that this writing is in no way meant to be utopian. It is therefore not at all theoretical: This should be this way or that way. Rather, it encourages communities of people who can bring about what is socially desirable by living together. Whoever judges life not according to theoretical prejudices but according to experience will say to himself: The creative person who creates out of his free talent will have the prospect of a correct assessment of his achievements if there is a free intellectual community that can intervene in life entirely from its own point of view.
[ 19 ] The "social question" is not something that has arisen in human life at this time, something that can now be solved by a few people or by parliaments and will then be solved. It is an integral part of the whole of modern civilization and, once it has arisen, it will remain so. It will have to be solved anew for every moment of world-historical development. For human life has entered into a state with the latest times which allows the antisocial to emerge again and again from the socially established. This must always be overcome anew. Just as an organism always returns to a state of hunger some time after saturation, so the social organism returns from an orderly state of affairs to disorder. There is no universal remedy for ordering social relations any more than there is a food that satisfies for all times. But people can enter into such communities that through their lively cooperation their existence is repeatedly given a social direction. Such a community is the self-governing spiritual member of the social organism.
[ 20 ] Just as free self-government emerges as a social requirement for intellectual life from contemporary experience, so does associative work for economic life. In modern human life, the economy is composed of commodity production, commodity circulation and commodity consumption. Through it human needs are satisfied; within it people stand with their activities. Everyone has his partial interests within it; everyone must intervene in it with the share of activity possible to him. What a man really needs, only he can know and feel; what he should accomplish, he will judge from his insight into the living conditions of the whole. It has not always been so, and is not yet so everywhere on earth; within the presently civilized part of the earth's population it is essentially so.
[ 21 ] The economic circles have expanded in the course of human development. From the closed domestic economy, the urban economy has developed, from this the state economy. Today we are faced with the global economy. It is true that a considerable part of the old still remains in the new; much of the new was already present in the old. But the fate of mankind depends on the fact that the above series of developments has become predominantly effective within certain living conditions.
[ 22 ] It is an ill-conceived idea to want to organize the economic forces in an abstract world community. In the course of development, individual economies have merged with state economies to a greater extent. But the state communities have arisen from other than merely economic forces. The desire to transform them into economic communities has brought about the social chaos of recent times. Economic life strives to organize itself by its own forces, independently of state institutions, but also of state thinking. It will only be able to do this if, from a purely economic point of view, associations are formed from circles of consumers, traders and producers. The size of such associations will regulate itself through the conditions of life. Associations that are too small would be too costly, associations that are too large would be economically too confusing. Each association will find the way to regulated intercourse with the others out of the needs of life. There is no need to be concerned that those who have to spend their lives in active change of place will be restricted by such associations. He will easily find the transition from one to the other if it is not state organization but economic interests that will bring about the transition. Institutions are conceivable within such an associative being that operate with the ease of monetary transactions.
[ 23 ] Within an association, an extensive harmony of interests can prevail due to expertise and objectivity. It is not laws that regulate the production, circulation and consumption of goods, but people out of their direct insight and interest. By their being within the associative life, men can have this necessary insight; by the fact that interest must be contractually balanced with interest, the goods will circulate in their corresponding values. Such an association according to economic considerations is something different from that in modern trade unions, for example. These have an effect on economic life; but they are not formed according to economic principles. They are modeled on the principles that have emerged in more recent times from the handling of state, political aspects. They are parliamentarized; they do not agree on what one must pay the other according to economic considerations. In the associations there will not be "wage-workers" who, through their power, demand the highest possible wages from a labor-entrepreneur, but manual workers will work together with the intellectual leaders of production and with those interested in consuming what is produced, in order to shape services according to the services in return by regulating prices. This cannot be done by parliamentary assemblies. One should be wary of such assemblies. For who would work if countless people had to spend their time negotiating about work? In agreements from person to person, from association to association, everything takes place alongside work. All that is necessary is that the association corresponds to the insights of the workers and the interests of the consumers.
[ 24 ] This is not a utopia. Because it does not say: This should be set up this way or that. It merely indicates how people will arrange things for themselves if they want to work in communities that correspond to their insights and interests.
[ 25 ] On the one hand, human nature ensures that they unite in such communities, if it is not hindered by state intervention; for nature creates the needs. On the other hand, free intellectual life can ensure this, for it brings about the insights that are to have an effect in the community. Those who think from experience must admit that such associative communities can arise at any moment, that they contain nothing of utopia. Nothing stands in the way of their emergence other than the fact that contemporary man wants to "organize" economic life from the outside in the sense that the idea of "organization" has become a suggestion for him. This organization, which wants to unite people for production from the outside, is opposed by the economic organization based on free association. Through association, man unites with another; and the planned nature of the whole arises through the reason of the individual. - One can say: What is the use of the dispossessed associating with the possessor? One might think it better if all production and consumption were "fairly" regulated from the outside. But this organizational regulation prevents the free creative power of the individual, and it deprives economic life of the supply of that which can only spring from this free creative power. And just try it once, despite all prejudices, even with the association of today's dispossessed with the haves. If no forces other than economic ones intervene, then the haves will necessarily have to compensate the have-nots for what they have given in return. Today, people talk about such things not out of the instincts of life, which stem from experience, but out of moods that have developed not out of economic but out of class and other interests. They were able to develop because in modern times, in which economic life in particular has become ever more complicated, it was not possible to deal with it with purely economic ideas. The unfree intellectual life has prevented this. Economists are caught up in the routine of life; the creative forces at work in the economy are not transparent to them. They work without insight into the whole of human life. In the associations, one person learns through the other what he needs to know. An economic experience of what is possible will form, because the people, each of whom has insight and experience in his own field, will judge together.
[ 26 ] Just as in the free intellectual life only the forces that lie within it are effective, so in the associatively organized economic system only the economic values that are formed through the associations. What the individual has to do in economic life results from living together with those with whom he is economically associated. Thus he will have just as much influence on the general economy as corresponds to his performance. How non-achievers integrate themselves into economic life is discussed in this paper. The weak can be protected from the strong by an economic life that is shaped solely by its own forces.
[ 27 ] So the social organism can break down into two independent members, which support each other precisely because each has its own peculiar administration, which arises from its particular powers. But between the two there must be a third. It is the actual state member of the social organism. In it everything asserts itself which must depend on the judgment and feeling of every man who has come of age. In the free life of the spirit, each person is active according to his special abilities; in economic life, each person fills his place as it results from his associative context. In the political-legal life of the state he comes to his purely human validity, in so far as this is independent of the faculties through which he can work in the free spiritual life, and independent of the value which the goods produced by him receive through the associative economic life.
[ 28 ] In this book it is shown how labor is a matter of this political-legal state life according to time and nature. In it, everyone is equal to everyone else, because it is only negotiated and administered in those areas in which every person is equally capable of judgment. The rights and duties of men are regulated in this member of the social organism.
[ 29 ] The unity of the whole social organism will arise from the independent development of its three members. The book will show how the effectiveness of movable capital, the means of production and the use of land can be shaped by the interaction of the three links. Those who want to "solve" the social question by means of an invented or otherwise developed economic system will not find this book practical; those who want to use life's experiences to inspire people to such forms of association in which they can best recognize the social tasks and devote themselves to them will perhaps not deny the author of the book the pursuit of true life practice.
[ 30 ] The book was first published in April 1919. I have made additions to what was expressed at that time in the contributions contained in the journal "Dreigliederung des sozialen Organismus", which have just been collected and published as the publication "In Ausführung der Dreigliederung des sozialen Organismus".1The "Bund für Dreiliederung des sozialen Organismus", founded in April 1919, serves to introduce the ideas contained in these writings. (It has its headquarters in Stuttgart, Champignystraße 17.)
[ 31 ] You will find that the two writings speak less about the "goals" of the social movement and more about the paths that should be taken in social life. Anyone who thinks from the practical side of life knows that individual goals can take different forms. Only those who live in abstract thoughts see everything in clear outlines. Such a person often criticizes the practical aspects of life because he does not find them defined, not presented "clearly" enough. Many who consider themselves practitioners are just such abstract thinkers. They do not consider that life can take on the most diverse forms. It is a flowing element. And whoever wants to go with it must also adapt his thoughts and feelings to this flowing basic trait. Social tasks can only be tackled with this kind of thinking.
[ 32 ] The ideas of this text were fought for from the observation of life; they also want to be understood from this perspective.