Die Schwelle der geistigen Welt
GA 17
Von Wesen der Geisteswelten
[ 1 ] Tritt die Seele mit übersinnlichem Bewußtsein in die übersinnliche Welt ein, so lernt sie sich in dieser in einer Art kennen, von welcher sie in der Sinneswelt keine Vorstellung haben kann. Sie findet, daß sie durch ihre Verwandlungsfähigkeit Wesen erkennen lernt, die mit ihr einen größeren oder geringeren Grad von Verwandtschaft haben; sie wird aber auch gewahr, daß sie in der übersinnlichen Welt Wesen antrifft, mit welchen sie nicht nur verwandt ist, sondern mit denen sie sich auch vergleichen muß, um sich kennenzulernen. Und sie macht weiter die Beobachtung, daß diese Wesen in den übersinnlichen Welten das geworden sind, was sie selbst durch ihre Erlebnisse und Erfahrungen in der Sinneswelt geworden ist. In der elementarischen Welt treten der Menschenseele Wesen entgegen, welche innerhalb dieser Welt Kräfte und Fähigkeiten entwickelt haben, die der Mensch selbst nur dadurch entfalten kann, daß er außer seinem ätherischen Leibe und den anderen übersinnlichen Gliedern seiner Wesenheit noch den physischen Leib an sich trägt. Die Wesen, auf welche hier hingedeutet wird, haben keinen solchen physisch-sinnlichen Leib. Sie haben sich so entwickelt, daß sie durch ihren ätherischen Leib eine Seelenwesenheit haben, welche der Mensch durch den physischen Leib hat. Trotzdem sie bis zu einem gewissen Grade mit dem Menschen gleichartige Wesenheiten sind, unterscheiden sie sich von ihm dadurch, daß sie den Bedingungen der Sinneswelt nicht unterworfen sind. Sie haben keine Sinne von der Art, wie der Mensch sie hat. Ihr Wissen gleicht dem menschlichen Wissen; aber sie haben es nicht durch Sinne erworben, sondern durch eine Art Aufsteigen ihrer Vorstellungen und ihrer anderen Seelenerlebnisse aus den Tiefen ihrer Wesenheit. Es ist ihr Innenleben gleichsam in sie gelegt; und sie holen es aus ihren Seelentiefen herauf, wie der Mensch seine Erinnerungsvorstellungen aus seinen Seelentiefen heraufholt.Von geistigen Weltwesenheiten Von geistigen Weltwesenheiten
[ 2 ] Der Mensch lernt auf diese Art Wesen kennen, welche innerhalb der übersinnlichen Welt das geworden sind, was er innerhalb der Sinneswelt werden kann. In dieser Beziehung stehen diese Wesen in der Weltenordnung um eine Stufe höher als der Mensch, trotzdem sie mit ihm in der angedeuteten Weise gleichgeartet genannt werden können. Sie bilden ein über dem Menschen stehendes Wesensreich, eine über ihm in der Stufenfolge der Wesen stehende Hierarchie. Ihr ätherischer Leib ist - trotz der Gleichartigkeit - von dem ätherischen Leibe des Menschen verschieden. Während der Mensch durch die Sympathien und Antipathien seines ätherischen Leibes in den übersinnlichen Lebensleib der Erde einverwoben ist, sind diese Wesenheiten mit ihrem Seelenleben nicht an die Erde gebunden. -
[ 3 ] Beobachtet der Mensch, was diese Wesenheiten durch ihren ätherischen Leib erleben, so findet er, daß sie ähnliche Erlebnisse haben wie er in seiner Seele. Sie haben ein Denken; sie haben Gefühle und einen Willen. Aber sie entwickeln durch den ätherischen Leib etwas, was der Mensch nur durch den physischen Leib entwickeln kann. Sie kommen durch ihren ätherischen Leib zu einem Bewußtsein von ihrer eigenen Wesenheit. Der Mensch würde von einer übersinnlichen Wesenheit nichts wissen können, wenn er nicht das, was er an Kräften im physisch-sinnlichen Leib erwirbt, hinauftrüge in die übersinnlichen Welten. - Das übersinnliche Bewußtsein lernt diese Wesenheiten dadurch kennen, daß es zur Fähigkeit wird, mit Hilfe des ätherischen Menschenleibes zu beobachten. Es hebt dieses übersinnliche Bewußtsein die Menschenseele in die Welt hinauf, in welcher diese Wesenheiten ihren Wohnplatz und ihr Wirkensfeld haben. Erst wenn die Seele in dieser Welt sich selbst erlebt, treten in ihrem Bewußtsein Bilder (Vorstellungen) auf, welche eine Erkenntnis von diesen Wesen vermitteln. Denn diese Wesenheiten greifen nicht unmittelbar in die physische Welt und damit auch nicht in den physisch-sinnlichen Menschenleib ein. Sie sind für die Erlebnisse, welche durch diesen Leib gemacht werden können, nicht vorhanden. Sie sind geistige (übersinnliche) Wesen, welche die Sinneswelt gewissermaßen nicht betreten. - Wenn der Mensch die Grenze zwischen sinnlicher und übersinnlicher Welt nicht beachtet, dann kann es geschehen, daß er in sein physisch-sinnliches Bewußtsein übersinnliche Bilder hereindrängt, welche nicht der wahre Ausdruck für diese Wesenheiten sind. Diese Bilder entstehen durch ein Erleben der luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten, welche zwar gleichartig sind mit den eben beschriebenen übersinnlichen Wesenheiten, die aber im Gegensatze zu ihnen ihren Wohnplatz und ihr Wirkensfeld in die Welt verlegt haben, welche der Mensch als Sinneswelt wahrnimmt.
[ 4 ] Wenn der Mensch durch das übersinnliche Bewußtsein die luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten von der übersinnlichen Welt aus betrachtet, nachdem er durch das Erlebnis mit dem «Hüter der Schwelle» die Grenze zwischen dieser Welt und dem Sinnessein richtig beachten gelernt hat, dann lernt er diese Wesen in ihrer Wahrheit kennen. Er lernt sie unterscheiden von den anderen geistigen Wesenheiten, welche innerhalb des ihrer Natur angemessenen Wirkensfeldes verblieben sind. Von diesem Gesichtspunkte aus muß die Geisteswissenschaft die luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten schildern. Von den luziferischen Wesen zeigt sich dann, daß ihr ihnen angemessenes Wirkensfeld nicht die physisch-sinnliche, sondern in einer gewissen Beziehung die elementarische Welt ist. Wenn in die menschliche Seele das eindringt, was sich innerhalb dieser Welt wie aus deren Fluten als Bilder erhebt, und diese Bilder in dem ätherischen Leibe des Menschen belebend wirken, ohne daß sie ein illusionäres Dasein in der Seele annehmen: so kann in diesen Bildern das luziferische Wesen vorhanden sein, ohne daß seine Taten gegen die Weltordnung verstoßen. Es wirkt dieses luziferische Wesen dann befreiend auf die Menschenseele; es erhebt dieselbe über das bloße Verwobensein mit der Sinneswelt. Wenn aber die Menschenseele das Leben, das sie nur in der elementarischen Welt entfalten sollte, in die physisch-sinnliche Welt hereinzieht, wenn sie das Fühlen innerhalb des physischen Leibes beeinflußt sein läßt von Antipathien und Sympathien, die nur in dem ätherischen Leibe walten sollten, dann gewinnt das luziferische Wesen durch diese Seele einen Einfluß, der sich gegen die allgemeine Weltenordnung auflehnt. Es ist dieser Einfluß überall da vorhanden, wo in den Sympathien und Antipathien der Sinneswelt etwas anderes wirkt als jene Liebe, welche auf dem Mitfühlen des Lebens eines anderen in der Sinneswelt vorhandenen Wesens beruht. Ein solches Wesen kann geliebt werden, weil es dem Liebenden mit diesen oder jenen Eigenschaften entgegentritt, dann wird in die Liebe sich nichts von luziferischem Elemente einmischen können. Liebe, die ihren Grund in den im Sinnensein zutage tretenden Eigenschaften des geliebten Wesens hat, hält sich von luziferischem Einschlage fern. Liebe, die ihren Grund nicht in dieser Art in dem geliebten Wesen hat, sondern in dem, welches liebt, neigt zu dem luziferischen Einfluß hin. Ein Wesen, das man liebt, weil es Eigenschaften hat, zu denen man als Liebender seiner Natur nach neigt, liebt man mit dem Teil der Seele, welcher dem luziferischen Elemente zugänglich. ist. - Man sollte daher niemals sagen, das luziferische Element sei unter allen Umständen etwas Böses. Denn die Vorgänge und Wesenheiten der übersinnlichen Welten muß die Menschenseele im Sinne des luziferischen Elementes lieben. Gegen die Weltordnung wird erst verstoßen, wenn man die Art von Liebe, mit der man sich zu dem Übersinnlichen hingezogen fühlen sollte, auf das Sinnliche richtet. Die Liebe zum Übersinnlichen ruft mit Recht in dem Liebenden ein erhöhtes Selbstgefühl hervor; die Liebe, die in der Sinneswelt um eines solchen erhöhten Selbstgefühles willen gesucht wird, entspricht einer luziferischen Verlockung. Die Liebe zum Geistigen wirkt, wenn sie um des Selbstes willen gesucht wird, befreiend; die Liebe zum Sinnlichen wirkt, wenn sie wegen des Selbstes angestrebt wird, nicht befreiend; sondern sie führt durch die Befriedigung, welche durch sie erzielt wird, Fesseln für das Selbst herbei.
[ 5 ] Die ahrimanischen Wesenheiten machen sich so für die denkende Seele geltend wie die luziferischen für die fühlende. Sie fesseln das Denken an die Sinneswelt. Sie lenken es von der Tatsache ab, daß alle Gedanken nur eine Bedeutung haben, wenn sie als ein Teil der großen Gedankenordnung der Welt sich geltend machen, welche in dem Sinnessein nicht gefunden werden kann. In der Welt, in welche das menschliche Seelenleben eingewoben ist, muß das ahrimanische Element als notwendiges Gegengewicht gegen das luziferische vorhanden sein. Ohne das luziferische Element wurde die Seele ihr Leben in den Beobachtungen des sinnlichen Daseins verträumen und keinen Antrieb empfinden, sich über dasselbe zu erheben. Ohne die Gegenwirkung des ahrimanischen Elementes würde die Seele dem luziferischen verfallen; sie würde die Bedeutung der Sinneswelt gering achten, trotzdem sie innerhalb derselben einen Teil ihrer notwendigen Daseinsbedingungen hat. Sie würde von der Sinneswelt nichts wissen wollen. Das ahrimanische Element hat dann in der Menschenseele die rechte Bedeutung, wenn es zu einem Einleben in die Sinneswelt führt, welches dieser Welt entspricht. Wenn man diese nimmt als das, was sie ist, und sie auch entbehren kann in alledem, was an ihr vermöge ihrer Natur vorübergehend sein muß. - Es ist ganz unmöglich zu sagen, man wolle dem luziferischen und ahrimanischen Elemente dadurch nicht verfallen, daß man sie in sich ausrottet. Man könnte zum Beispiel, wenn man das luziferische Element in sich ausrottete, mit seiner Seele nicht mehr zum Übersinnlichen hin streben; man könnte, wenn man das ahrimanische Element ausrottete, nicht mehr der Sinneswelt in ihrer vollen Bedeutung gerecht werden. Man bringt sich zu dem einen dieser Elemente in das richtige Verhältnis, wenn man ihm das rechte Gegengewicht in dem anderen schafft. Alle schädlichen Wirkungen dieser Weltenwesenheiten rühren allein davon her, daß sie da oder dort unumschränkt zur Geltung kommen und nicht durch die entgegegengesetzte Kraft in die richtige Harmonie gebracht sind.
On beings of the spiritual worlds
[ 1 ] When the soul enters the supersensible world with supersensible consciousness, it gets to know itself in this world in a way of which it can have no idea in the sense world. It finds that through its capacity for transformation it learns to recognize beings who have a greater or lesser degree of kinship with it; but it also becomes aware that in the supersensible world it encounters beings with whom it is not only related, but with whom it must also compare itself in order to get to know itself. And she further observes that these beings in the supersensible worlds have become what she herself has become through her experiences in the sensory world. In the elementary world the human soul is confronted by beings who have developed powers and abilities within this world which the human being himself can only develop by the fact that he still carries the physical body in addition to his etheric body and the other supersensible members of his being. The beings referred to here have no such physical-sensory body. They have developed in such a way that through their etheric body they have a soul entity which the human being has through the physical body. Although they are to a certain extent similar to human beings, they differ from them in that they are not subject to the conditions of the sensory world. They have no senses of the kind that man has. Their knowledge is similar to human knowledge; but they have not acquired it through the senses, but through a kind of ascent of their ideas and their other soul experiences from the depths of their being. Their inner life is, as it were, placed in them; and they bring it up from the depths of their souls, just as man brings up his memories from the depths of his souls.
[ 2 ] In this way man gets to know beings who have become within the supersensible world what he can become within the sense world. In this respect, these beings are one level higher than man in the world order, even though they can be called of the same nature as man in the manner indicated. They form a realm of beings above man, a hierarchy above him in the hierarchy of beings. Their etheric body is - despite the similarity - different from the etheric body of man. While man is interwoven into the supersensible life body of the earth through the sympathies and antipathies of his etheric body, these beings are not bound to the earth with their soul life. -
[ 3 ] When man observes what these beings experience through their etheric body, he finds that they have similar experiences as he has in his soul. They have a mind; they have feelings and a will. But they develop something through the etheric body that man can only develop through the physical body. Through their etheric body they come to a consciousness of their own essence. Man would know nothing of a supersensible entity if he did not carry up into the supersensible worlds that which he acquires of powers in the physical-sensible body. - The supersensible consciousness learns to know these entities by becoming able to observe with the help of the etheric human body. This supersensible consciousness lifts the human soul up into the world in which these beings have their dwelling place and their field of activity. Only when the soul experiences itself in this world do images (ideas) appear in its consciousness which convey a knowledge of these beings. For these beings do not intervene directly in the physical world and therefore also not in the physical-sensual human body. They are not present for the experiences that can be made through this body. They are spiritual (supersensible) beings who do not, so to speak, enter the sensory world. - If the human being does not observe the boundary between the sensory and supersensory world, then it can happen that he forces supersensory images into his physical-sensory consciousness, which are not the true expression of these beings. These images arise through an experience of the Luciferic and Ahrimanic entities, which are indeed similar to the supersensible entities just described, but which, in contrast to them, have moved their dwelling place and their field of activity into the world which man perceives as the sensory world.
[ 4 ] When man observes the Luciferic and Ahrimanic entities through the supersensible consciousness from the supersensible world, after he has learned through the experience with the "Guardian of the Threshold" to correctly observe the boundary between this world and the sensory being, then he learns to know these beings in their truth. He learns to distinguish them from the other spiritual beings who have remained within the field of activity appropriate to their nature. It is from this point of view that spiritual science must describe the Luciferic and Ahrimanic entities. In the case of the Luciferic beings it is then shown that their appropriate field of activity is not the physical-sensual, but in a certain respect the elementary world. When that which rises within this world as images from its floods penetrates into the human soul, and these images have a vitalizing effect in the etheric body of man without assuming an illusory existence in the soul, then the Luciferic being can be present in these images without its actions violating the world order. This Luciferic being then has a liberating effect on the human soul; it raises it above being merely interwoven with the sensory world. But when the human soul draws into the physical-sensual world the life that it should only unfold in the elemental world, when it allows the feeling within the physical body to be influenced by antipathies and sympathies that should only prevail in the etheric body, then the Luciferic being gains an influence through this soul that rebels against the general world order. This influence is present wherever something else is at work in the sympathies and antipathies of the sense world than that love which is based on compassion for the life of another being present in the sense world. Such a being can be loved because it confronts the lover with these or those qualities, in which case nothing of a Luciferic element can interfere in the love. Love that has its reason in the qualities of the loved being that emerge in the senses keeps itself away from Luciferic influence. Love that has its reason not in this way in the loved being, but in the one who loves, tends towards the Luciferic influence. A being that one loves because it has qualities to which one is inclined by nature as a lover, one loves with that part of the soul which is accessible to the Luciferic element. - One should therefore never say that the Luciferic element is evil under any circumstances. For the human soul must love the processes and entities of the supersensible worlds in the sense of the Luciferic element. The world order is only violated when the kind of love with which one should feel attracted to the supersensible is directed towards the sensible. Love for the supersensible rightly evokes a heightened sense of self in the lover; love that is sought in the sensual world for the sake of such a heightened sense of self corresponds to a Luciferic enticement. Love of the spiritual, when sought for the sake of the self, has a liberating effect; love of the sensual, when sought for the sake of the self, does not have a liberating effect; rather, through the gratification it brings about, it creates fetters for the self.
[ 5 ] The ahrimanic entities affect the thinking soul in the same way as the luciferic entities affect the feeling soul. They bind the mind to the sensory world. They distract it from the fact that all thoughts only have meaning when they assert themselves as a part of the great thought order of the world, which cannot be found in the senses. In the world in which human soul life is interwoven, the ahrimanic element must be present as a necessary counterweight to the luciferic element. Without the Luciferic element the soul would dream away its life in the observations of sensual existence and feel no impulse to rise above it. Without the counteraction of the ahrimanic element, the soul would fall prey to the luciferic element; it would disregard the importance of the sensory world, even though it has a part of its necessary conditions of existence within it. It would not want to know anything about the sensory world. The ahrimanic element then has the right meaning in the human soul when it leads to a living in the sense world which corresponds to this world. If one takes it for what it is and can do without it in everything that must be temporary in it because of its nature. - It is quite impossible to say that one does not want to fall prey to the Luciferic and Ahrimanic elements by eradicating them within oneself. For example, if one were to eradicate the Luciferic element within oneself, one could no longer strive with one's soul towards the supersensible; if one were to eradicate the Ahrimanic element, one could no longer do justice to the sense world in its full significance. One brings oneself into the right relationship with one of these elements if one creates the right counterbalance in the other. All the harmful effects of these world entities stem solely from the fact that they come into their own here or there without restriction and are not brought into the right harmony by the opposing force.