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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten
GA 10

Die Stufen der Einweihung

[ 1 ] Die folgenden Mitteilungen sind Glieder einer geistigen Schulung, über deren Namen und Wesenheit jeder sich klar wird, der sie richtig anwendet. Sie beziehen sich auf die drei Stufen, durch welche die Schule des geistigen Lebens zu einem gewissen Grade der Einweihung führt. Aber nur so viel von diesen Auseinandersetzungen wird man hier finden, als eben öffentlich gesagt werden kann. Es sind dies Andeutungen, welche aus einer noch viel tieferen, intimen Lehre herausgeholt sind. In der Geheimschulung selbst wird ein ganz bestimmter Lehrgang befolgt. Gewisse Verrichtungen dienen dazu, die Seele des Menschen zum bewußten Verkehr mit der geistigen Welt zu bringen. Diese Verrichtungen verhalten sich etwa zu dem, was im folgenden mitgeteilt wird, wie der Unterricht, den man jemandem in einer höheren streng geregelten Schule gibt, zu der Unterweisung, die man ihm gelegentlich auf einer vorbereitenden Schule zuteil werden läßt. Doch kann die ernste und beharrliche Verfolgung dessen, was man hier angedeutet findet, zur wirklichen Geheimschulung führen. Allerdings, das ungeduldige Probieren, ohne Ernst und Beharrlichkeit, kann zu gar nichts führen. – Von Erfolg kann das Geheimstudium nur sein, wenn dasjenige zunächst eingehalten wird, was bereits gesagt worden ist, und auf dieser Grundlage fortgeschritten wird.

[ 2 ] Die Stufen, welche die angedeutete Überlieferung angibt, sind die folgenden drei: 1. Die Vorbereitung, 2. die Erleuchtung, 3. die Einweihung. Es ist nicht durchaus notwendig, daß diese drei Stufen sich so folgen, daß man die erste ganz durchgemacht hat, bevor die zweite, und diese, bevor die dritte an die Reihe kommen. Man kann in bezug auf gewisse Dinge schon der Erleuchtung, ja der Einweihung teilhaftig werden, wenn man in bezug auf andere sich noch in der Vorbereitung befindet. Doch wird man eine gewisse Zeit in Vorbereitung zu verbringen haben, bevor überhaupt eine Erleuchtung beginnen kann. Und wenigstens für einiges wird man erleuchtet sein müssen, wenn der Anfang mit der Einweihung gemacht werden soll. In der Beschreibung aber müssen, der Einfachheit wegen, die drei Stufen hintereinander folgen.

Die Vorbereitung

[ 3 ] Die Vorbereitung besteht in einer ganz bestimmten Pflege des Gefühls- und Gedankenlebens. Durch diese Pflege werden Seelen- und Geistesleib mit höheren Sinneswerkzeugen und Tätigkeitsorganen begabt, wie die Naturkräfte den physischen Leib aus unbestimmter lebendiger Materie mit Organen ausgerüstet haben.

[ 4 ] Der Anfang muß damit gemacht werden, die Aufmerksamkeit der Seele auf gewisse Vorgänge in der uns umgebenden Welt zu lenken. Solche Vorgänge sind das sprießende, wachsende und gedeihende Leben einerseits, und alle Erscheinungen, die mit Verblühen, Verwelken, Absterben zusammenhängen, andererseits. Überall, wohin der Mensch die Augen wendet, sind solche Vorgänge gleichzeitig vorhanden. Und überall rufen sie naturgemäß auch in dem Menschen Gefühle und Gedanken hervor. Aber nicht genug gibt sich unter gewöhnlichen Verhältnissen der Mensch diesen Gefühlen und Gedanken hin. Dazu eilt er viel zu rasch von einem Eindruck zum anderen. Es handelt sich darum, daß er intensiv die Aufmerksamkeit ganz bewußt auf diese Tatsachen lenke. Er muß, wo er Blühen und Gedeihen einer ganz bestimmten Art wahrnimmt, alles andere aus seiner Seele verbannen und sich kurze Zeit ganz allein diesem einen Eindrucke überlassen. Er wird sich bald überzeugen, daß ein Gefühl, das in einem solchen Falle durch seine Seele früher nur durchgehuscht ist, anschwillt, daß es eine kräftige und energische Form annimmt. Diese Gefühlsform muß er dann ruhig in sich nachklmgen lassen. Er muß dabei ganz still in seinem Innern werden. Er muß sich abschließen von der übrigen Außenwelt und ganz allein dem folgen, was seine Seele zu der Tatsache des Blühens und Gedeihens sagt.

[ 5 ] Dabei soll man nur ja nicht glauben, daß man weit kommt, wenn man seine Sinne etwa stumpf macht gegen die Welt. Erst schaue man so lebhaft, so genau, als es nur irgend möglich ist, die Dinge an. Dann erst gebe man sich dem in der Seele auflebenden Gefühle, dem aufsteigenden Gedanken hin. Worauf es ankommt, ist, daß man auf beides, im völligen inneren Gleichgewicht, die Aufmerksamkeit richte. Findet man die nötige Ruhe und gibt man sich dem hin, was in der Seele auflebt, dann wird man nach entsprechender Zeit das Folgende erleben. Man wird neue Arten von Gefühlen und Gedanken in seinem Innern aufsteigen sehen, die man vorher nicht gekannt hat. Je öfter man in einer solchen Weise die Aufmerksamkeit auf etwas Wachsendes, Blühendes und Gedeihendes und damit abwechselnd auf etwas Welkendes, Absterbendes lenkt, desto lebhafter werden diese Gefühle werden. Und aus den Gefühlen und Gedanken, die so entstehen, bauen sich die Hellseherorgane ebenso auf, wie sich durch Naturkräfte aus belebtem Stoffe Augen und Ohren des physischen Körpers aufbauen. Eine ganz bestimmte Gefühlsform knüpft sich an das Wachsen und Werden; eine andere ganz bestimmte an das Verwelken und Absterben. Aber nur dann, wenn die Pflege dieser Gefühle auf die beschriebene Art angestrebt wird. Es ist möglich, annähernd richtig zu beschreiben, wie diese Gefühle sind. Eine vollständige Vorstellung kann sich davon jeder selbst verschaffen, indem er diese inneren Erlebnisse durchmacht. Wer oft die Aufmerksamkeit auf den Vorgang des Werdens, des Gedeihens, des Blühens gelenkt hat, der wird etwas fühlen, was der Empfindung bei einem Sonnenaufgang entfernt ähnlich ist. Und aus dem Vorgang des Welkens, Absterbens wird sich ihm ein Erlebnis ergeben, das in ebensolcher Art mit dem langsamen Aufsteigen des Mondes im Gesichtskreis zu vergleichen ist. Diese beiden Gefühle sind zwei Kräfte, die bei gehöriger Pflege, bei immer lebhafter werdender Ausbildung zu den bedeutsamsten geistigen Wirkungen führen. Wer sich immer wieder und wieder planmäßig, mit Vorsatz, solchen Gefühlen überläßt, dem eröffnet sich eine neue Welt. Die Seelenwelt, der sogenannte astrale Plan, beginnt vor ihm aufzudämmern. Wachsen und Vergehen bleiben für ihn nicht mehr Tatsachen, die ihm solch unbestimmte Eindrücke machen wie vorher. Sie formen sich vielmehr zu geistigen Linien und Figuren, von denen er vorher nichts ahnte. Und diese Linien und Figuren haben für die verschiedenen Erscheinungen auch verschiedene Gestalten. Eine blühende Blume zaubert vor seine Seele eine ganz bestimmte Linie, ebenso ein im Wachsen begriffenes Tier oder ein im Absterben befindlicher Baum. Die Seelenwelt (der astrale Plan) breitet sich langsam vor ihm aus. Nichts Willkürliches liegt in diesen Linien und Figuren. Zwei Geheimschüler, die sich auf der entsprechenden Stufe der Ausbildung befinden, werden bei dem gleichen Vorgange stets dieselben Linien und Figuren sehen. So gewiß zwei richtig sehende Menschen einen runden Tisch rund sehen, und nicht einer rund und der andere viereckig, so gewiß stellt sich vor zwei Seelen beim Anblicke einer blühenden Blume dieselbe geistige Gestalt. – So wie die Gestalten der Pflanzen und Tiere in der gewöhnlichen Naturgeschichte beschrieben werden, so beschreibt oder zeichnet der Kenner der Geheimwissenschaft die geistigen Gestalten der Wachstums- und Absterbensvorgänge nach Gattungen und Arten.

[ 6 ] Wenn der Schüler so weit ist, daß er solch geistige Gestalten von Erscheinungen sehen kann, die sich seinem äußeren Auge auch physisch zeigen: dann wird er auch nicht weit entfernt sein von der Stufe, Dinge zu sehen, die kein physisches Dasein haben, die also dem ganz verborgen (okkult) bleiben müssen, der keine Unterweisung in der Geheimlehre erhalten hat.

[ 7 ] Zu betonen ist, daß der Geheimforscher sich nicht in ein Nachsinnen verlieren soll, was dieses oder jenes Ding bedeutet. Durch solche Verstandesarbeit bringt er sich nur von dem rechten Wege ab. Er soll frisch, mit gesundem Sinne, mit scharfer Beobachtungsgabe in die Sinnenwelt sehen und dann sich seinen Gefühlen überlassen. Was die Dinge bedeuten, das soll nicht er mit spekulierendem Verstande ausmachen wollen, sondern er soll es sich von den Dingen selbst sagen lassen.1Bemerkt soll werden, daß künstlerisches Empfinden, gepaart mit einer stillen, in sich versenkten Natur, die beste Vorbedingung für die Entwickelung der geistigen Fähigkeiten ist. Dieses Empfinden dringt ja durch die Oberfläche der Dinge hindurch und gelangt dadurch zu deren Geheimnissen.

[ 8 ] Ein Weiteres, worauf es ankommt, ist das, was die Geheimwissenschaft die Orientierung in den höheren Welten nennt. Man gelangt dazu, wenn man sich ganz von dem Bewußtsein durchdringt, daß Gefühle und Gedanken wirkliche Tatsachen sind, genau so wie Tische und Stühle in der physisch-sinnlichen Welt. In der seelischen und in der Gedankenwelt wirken Gefühle und Gedanken aufeinander wie in der physischen die sinnlichen Dinge. Solange jemand nicht lebhaft von diesem Bewußtsein durchdrungen ist, wird er nicht glauben, daß ein verkehrter Gedanke, den er hegt, auf andere Gedanken, die den Gedankenraum beleben, so verheerend wirken kann wie eine blindlings losgeschossene Flintenkugel für die physischen Gegenstände, die sie trifft. Ein solcher wird sich vielleicht niemals erlauben, eine physisch sichtbare Handlung zu begehen, die er für sinnlos hält. Er wird aber nicht davor zurückschrecken, verkehrte Gedanken oder Gefühle zu hegen. Denn diese erscheinen ihm ungefährlich für die übrige Welt. In der Geheimwissenschaft kann man aber nur vorwärtskommen, wenn man auf seine Gedanken und Gefühle ebenso achtet, wie man auf seine Schritte in der physischen Welt achtet. Wenn jemand eine Wand sieht, so versucht er nicht, geradewegs durch dieselbe durchzurennen; er lenkt seine Schritte seitwärts. Er richtet sich eben nach den Gesetzen der physischen Welt. – Solche Gesetze gibt es nun auch für die Gefühls- und Gedankenwelt. Nur können sie dem Menschen da nicht von außen sich aufdrängen. Sie müssen aus dem Leben seiner Seele selbst fließen. Man gelangt dazu, wenil man sich jederzeit verbietet, verkehrte Gefühle und Gedanken zu hegen. Alles willkürliche Hin- und Hersinnen, alles spielerische Phantasieren, alle zufällig auf- und abwogenden Gefühle muß man sich in dieser Zeit verbieten. Man macht sich dadurch nicht gefühlsarm. Man wird nämlich bald finden, daß man reich an Gefühlen, schöpferisch in wahrer Phantasie erst wird, wenn man in solcher Art sein Inneres regelt. An die Stelle kleinlicher Gefühlsschwelgerei und spielerischer Gedankenverknüpfung treten bedeutsame Gefühle und fruchtbare Gedanken. Und diese Gefühle und Gedanken führen den Menschen dazu, sich in der geistigen Welt zu orientieren. Er kommt in richtige Verhältnisse zu den Dingen der Geisteswelt. Eine ganz bestimmte Wirkung tritt für ihn ein. Wie er als physischer Mensch seinen Weg findet zwischen den physischen Dingen, so führt ihn jetzt sein Pfad zwischen Wachsen und Absterben, die er ja auf dem oben bezeichneten Weg kennenlernt, hindurch. Er folgt dann allem Wachsenden, Gedeihenden und auch andererseits allem Verwelkenden und Absterbenden so, wie es zu seinem und der Welt Gedeihen erforderlich ist.

[ 9 ] Eine weitere Pflege hat der Geheimschüler der Welt der Töne angedeihen zu lassen. Man unterscheide da zwischen dem Tone, der durch das sogenannte Leblose (einen fallenden Körper, eine Glocke oder ein Musikinstrument) hervorgebracht wird, und dem, welcher von Lebendigem (einem Tiere oder Menschen) stammt. Wer eine Glocke hört, wird den Ton wahrnehmen und ein angenehmes Gefühl daran knüpfen; wer den Schrei eines Tieres hört, wird außer diesem Gefühl in dem Tone noch die Offenbarung eines inneren Erlebnisses des Tieres, Lust oder Schmerz, verspüren. Bei der letzteren Art von Tönen hat der Geheimschüler einzusetzen. Er soll seine ganze Aufmerksamkeit darauf lenken, daß der Ton ihm etwas verkündet, was außer der eigenen Seele liegt. Und er soll sich versenken in dieses Fremde. Er soll sein Gefühl innig verbinden mit dem Schmerz oder der Lust, die ihm durch den Ton verkündet werden. Er soll darüber hinweg sich setzen, was für ihn der Ton ist, ob er ihm angenehm oder unangenehm ist, wohlbehaglich oder mißfällig; nur das soll seine Seele erfüllen, was in dem Wesen vorgeht, von dem der Ton kommt. Wer planmäßig und mit Vorbedacht solche Übungen macht, der wird sich dadurch die Fähigkeit aneignen, mit einem Wesen, sozusagen, zusammenzufließen, von dem der Ton ausgeht. Einem musikalisch empfindenden Menschen wird solche Pflege seines Gemütslebens leichter sein als einem unmusikalischen. Doch darf niemand glauben, daß der musikalische Sinn schon diese Pflege ersetzt. Man muß, als Geheimschüler, in dieser Art der ganzen Natur gegenüber empfinden lernen. – Und dadurch senkt sich in Gefühls- und Gedankenwelt eine neue Anlage. Die ganze Natur fängt an, dem Menschen durch ihr Ertönen Geheimnisse zuzuraunen. Was vorher seiner Seele unverständlicher Schall war, wird dadurch sinnvolle Sprache der Natur. Und wobei er vorher nur Ton gehört hat, beim Erklingen des sogenannten Leblosen, vernimmt er jetzt eine neue Sprache der Seele. Schreitet er in solcher Pflege seiner Gefühle vorwärts, dann wird er bald gewahr, daß er hören kann, wovon er vorher nichts vermutet hat. Er fängt an, mit der Seele zu hören.

[ 10 ] Dazu muß dann noch etwas anderes kommen, um zum Gipfel zu gelangen, der auf diesem Gebiete zu erreichen ist. – Was für die Ausbildung des Geheimschülers ganz besonders wichtig ist, das ist die Art, wie er anderen Menschen beim Sprechen zuhört. Er muß sich daran gewöhnen, dies so zu tun, daß dabei sein eigenes Innere vollkommen schweigt. Wenn jemand eine Meinung äußert, und ein anderer hört zu, so wird sich im Innern des letzteren im allgemeinen Zustimmung oder Widerspruch regen. Viele Menschen werden wohl auch sofort sich gedrängt fühlen, ihre zustimmende und namentlich ihre widersprechende Meinung zu äußern. Alle solche Zustimmung und allen solchen Widerspruch muß der Geheimschüler zum Schweigen bringen. Es kommt dabei nicht darauf an, daß er plötzlich seine Lebensart so ändere, daß er solch inneres, gründliches Schweigen fortwährend zu erreichen sucht. Er wird damit den Anfang machen müssen, daß er es in einzelnen Fällen tut, die er sich mit Vorsatz auswählt. Dann wird sich ganz langsam und allmählich, wie von selbst, diese ganz neue Art des Zuhörens in seine Gewohnheiten einschleichen. – In der Geistesforschung wird solches planmäßig geübt. Die Schüler fühlen sich verpflichtet, übungsweise zu gewissen Zeiten sich die entgegengesetztesten Gedanken anzuhören und dabei alle Zustimmung und namentlich alles abfällige Urteilen vollständig zum Verstummen zu bringen. Es kommt darauf an, daß dabei nicht nur alles verstandesmäßige Urteilen schweige, sondern auch alle Gefühle des Mißfallens, der Ablehnung oder auch Zustimmung. Insbesondere muß sich der Schüler stets sorgfältig beobachten, ob nicht solche Gefühle, wenn auch nicht an der Oberfläche, so doch im intimsten Innern seiner Seele vorhanden seien. Er muß sich zum Beispiel die Aussprüche von Menschen anhören, die in irgendeiner Beziehung weit unter ihm stehen, und muß dabei jedes Gefühl des Besserwissens oder der Überlegenheit unterdrücken. – Nützlich ist es für jeden, in solcher Art Kindern zuzuhören. Auch der Weiseste kann unermeßlich viel von Kindern lernen. – So bringt es der Mensch dazu, die Worte des anderen ganz selbstlos zu hören, mit vollkommener Ausschaltung seiner eigenen Person, deren Meinung und Gefühlsweise. Wenn er sich so übt, kritiklos zuzuhören, auch dann, wenn die völlig entgegengesetzte Meinung vorgebracht wird, wenn das «Verkehrteste» sich vor ihm abspielt, dann lernt er nach und nach mit dem Wesen eines anderen vollständig zu verschmelzen, ganz in dasselbe aufzugehen. Er hört dann durch die Worte hindurch in des anderen Seele hinein. Durch anhaltende Übung solcher Art wird erst der Ton das rechte Mittel, um Seele und Geist wahrzunehmen. Allerdings gehört dazu die allerstrengste Selbstzucht. Aber diese führt zu einem hohen Ziele. Wenn diese Übungen nämlich in Verbindung mit den anderen getrieben werden, die angegeben worden sind bezüglich des Tönens in der Natur, so erwächst der Seele ein neuer Hörsinn. Sie wird imstande, Kundgebungen aus der geistigen Welt wahrzunehmen, die nicht ihren Ausdruck finden in äußeren Tönen, die für das physische Ohr wahrnehmbar sind. Die Wahrnehmung des «inneren Wortes» erwacht. Dem Geheimschüler offenbaren sich allmählich von der Geisteswelt aus Wahrheiten. Er hört auf geistige Art zu sich sprechen.2Nur wer durch selbstloses Zuhören es dahin bringt, daß er wirklich von innen aufnehmen kann, still, ohne Regung einer persönlichen Meinung oder eines persönlichen Gefühls, zu dem können die höheren Wescnheiten sprechen, von denen man in der Geheimswissenschaft spricht. Solange man noch irgendeine Meinung, irgendein Gefühl dem zu Hörenden entgegenschleudert, schweigen die Wesenheiten der Geisteswelt. – Alle höheren Wahrheiten werden durch solches «inneres Einsprechen» erreicht. Und was man aus dem Munde eines wahren Geheimforschers hören kann, das hat er durch diese Art in Erfahrung gebracht. – Damit aber soll nicht gesagt sein, daß es unnötig sei, sich mit geheimwissenschaftlichen Schriften zu befassen, bevor man selbst in solcher Weise «inneres Einsprechen» vernehmen kann. Im Gegenteil: das Lesen solcher Schriften, das Anhören der Geheimforscherlehren sind selbst Mittel, auch zu eigener Erkenntnis zu gelangen. Jeder Satz der Geheimwissenschaft, den der Mensch hört, ist geeignet, den Sinn dahin zu lenken, wohin er gelangen muß, soll die Seele wahren Fortschritt erleben. Zu all dem Gesagten muß vielmehr eifriges Studium dessen treten, was die Geheimforscher der Welt mitteilen. Bei aller Geheimschulung gehört solches Studium zur Vorbereitung. Und wer alle sonstigen Mittel anwenden wollte, er käme zu keinem Ziele, wenn er nicht die Lehren der Geheimforscher in sich aufnähme. Denn weil diese Lehren aus dem lebendigen «inneren Worte», aus der «lebendigen Einsprechung» geschöpft sind, haben sie selbst geistiges Leben. Sie sind nicht bloß Worte. Sie sind lebendige Kräfte. Und während du den Worten eines Geheimkundigen folgst, während du ein Buch liest, das einer wirklichen inneren Erfahrung entstammt, wirken in deiner Seele Kräfte, welche dich ebenso hellsehend machen, wie die Naturkräfte aus lebendigem Stoffe deine Augen und Ohren gebildet haben.

Die Erleuchtung

[ 11 ] Die Erleuchtung geht von sehr einfachen Vorgängen aus. Auch dabei handelt es sich darum, gewisse Gefühle und Gedanken zu entwickeln, die in jedem Menschen schlummern und die erwachen müssen. Nur wer mit voller Geduld, streng und anhaltend die einfachen Vorgänge durchnimmt, den können sie zur Wahrnehmung der inneren Lichterscheinungen führen. Der erste Anfang wird damit gemacht, in einer bestimmten Art verschiedene Naturwesen zu betrachten, und zwar zum Beispiele: einen durchsichtigen, schön geformten Stein (Kristall), eine Pflanze und ein Tier. Man suche zuerst seine ganze Aufmerksamkeit auf einen Vergleich des Steines mit dem Tier in folgender Art zu lenken. Die Gedanken, die hier angeführt werden, müssen von lebhaften Gefühlen begleitet durch die Seele ziehen. Und kein anderer Gedanke, kein anderes Gefühl dürfen sich einmischen und die intensiv aufmerksame Betrachtung stören. Man sage sich: «Der Stein hat eine Gestalt; das Tier hat auch eine Gestalt. Der Stein bleibt ruhig an seinem Ort. Das Tier verändert seinen Ort. Es ist der Trieb (die Begierde), welcher das Tier veranlaßt, seinen Ort zu ändern. Und die Triebe sind es auch, denen die Gestalt des Tieres dient. Seine Organe, seine Werlczeuge sind diesen Trieben gemäß ausgebildet. Die Gestalt des Steins ist nicht nach Begierden, sondern durch begierdelose Kraft gebildet.» 3Die hier gemeinte Tatsache, insofern sie sich auf Kristallbeobachtung bezieht, ist von solchen, die nur in außerlicher Weise (exoterisch) davon gehört haben, in mancherlei Art verdreht worden, woraus Verrichtungen wie «Kristallsehen» und so weiter entstanden sind. Derlei Manipulationen beruhen auf Mißverständnissen. Sie sind in vielen Büchern beschrieben worden. Aber sie bilden niemals den Gegenstand wahren (esoterischen) Geheimunterrichtes. Wenn man sich intensiv in diese Gedanken versenkt und dabei mit gespannter Aufmerksamkeit Stein und Tier betrachtet: dann leben in der Seele zwei ganz verschiedene Gefühlsarten auf. Aus dem Stein strömt die eine Art des Gefühls, aus dem Tiere die andere Art in unsere Seele. Die Sache wird wahrscheinlich im Anfange nicht gelingen: aber nach und nach, bei wirklicher geduldiger Übung, werden sich diese Gefühle einstellen. Man muß nur immerfort und fort üben. Erst sind die Gefühle nur so lange vorhanden, als die Betrachtung dauert, später wirken sie nach. Und dann werden sie zu etwas, was in der Seele lebendig bleibt. Der Mensch braucht sich dann nur zu besinnen: und die beiden Gefühle steigen immer, auch ohne Betrachtung eines äußeren Gegenstandes, auf. – Aus diesen Gefühlen und den mit ihnen verbundenen Gedanken bilden sich Hellseherorgane. – Tritt dann in der Betrachtung noch die Pflanze hinzu, so wird man bemerken, daß das von ihr ausgehende Gefühl, seiner Beschaffenheit und auch seinem Grade nach, in der Mitte liegt zwischen dem vom Stein und dem vom Tier ausströmenden. Die Organe, welche sich auf solche Art bilden, sind Geistesaugen. Man lernt mit ihnen allmählich etwas wie seelische und geistige Farben zu sehen. Solange man nur das sich angeeignet hat, was als «Vorbereitung» beschrieben worden ist, bleibt die geistige Welt mit ihren Linien und Figuren dunkel; durch die Erleuchtung wird sie hell. – Auch hier muß bemerkt werden, daß die Worte «dunkel» und «hell» sowie die anderen gebrauchten Ausdrücke nur annähernd aussprechen, was gemeint ist. Will man sich aber der gebräuchlichen Sprache bedienen, so ist nichts anderes möglich. Diese Sprache ist ja nur für die physischen Verhältnisse geschaffen. – Die Geheimwissenschaft bezeichnet nun das, was für das Hellseherorgan vom Stein ausströmt, als «blau» oder «blaurot». Dasjenige, was vom Tier empfunden wird, als «rot» oder «rot–gelb». In der Tat sind es Farben «geistiger Art», die da gesehen werden. Die von der Pflanze ausgehende Farbe ist «grün», das nach und nach in ein helles ätherisches Rosarot übergeht. Die Pflanze ist nämlich dasjenige Naturwesen, welches in höheren Welten in einer gewissen Beziehung ihrer Beschaffenheit in der physischen Welt gleicht. Nicht dasselbe ist aber bei Stein und Tier der Fall. – Nun muß man sich klar sein, daß mit den oben genannten Farben nur die Hauptschattierungen des Stein-, Pflanzen- und Tierreiches angegeben sind. In Wirklichkeit sind alle möglichen Zwischenschattierungen vorhanden. Jeder Stein, jede Pflanze, jedes Tier hat seine ganz bestimmte Farbennuance. Dazu kommen die Wesen der höheren Welten, die niemals sich physisch verkörpern, mit ihren oft wundervollen, oft auch gräßlichen Farben. In der Tat ist der Farbenreichtum in diesen höheren Welten unermeßlich viel größer als in der physischen Welt.

[ 12 ] Hat der Mensch einmal die Fähigkeit erworben, mit «Geistesaugen» zu sehen, so begegnet er auch, über kurz oder lang, den genannten höheren, zum Teil auch tieferen Wesen, als der Mensch ist, die niemals die physische Wirklichkeit betreten.

    Hat der Mensch es so weit gebracht, wie hier beschrieben ist, so stehen ihm die Wege zu vielem offen. Aber es ist keinem anzuraten, noch weiter zu gehen ohne sorgfältige Beachtung des vom Geistesforscher Gesagten oder sonst von ihm Mitgeteilten. Und auch für das schon Gesagte ist eine Beachtung solcher kundigen Führerschaft das Allerbeste. Hat übrigens der Mensch in sich die Kraft und Ausdauer, es so weit zu bringen, wie es den angegebenen elementaren Stufen der Erleuchtung entspricht, so wird er ganz gewiß auch die rechte Führung suchen und finden.

[ 13 ] Eine Vorsicht ist aber unter allen Umständen notwendig, und wer sie nicht anwenden will, der soll am besten alle Schritte in die Geheimwissenschaft unterlassen. Es ist notwendig, daß der Mensch, der Geheimschüler wird, nichts verliere von seinen Eigenschaften als edler, guter und für alles physisch Wirkliche empfänglicher Mensch. Er muß im Gegenteile seine moralische Kraft, seine innere Lauterkeit, seine Beobachtungsgabe während der Geheimschülerschaft fortwährend steigern. Um ein Einzelnes zu erwähnen: Während der elementaren Erleuchtungsübungen muß der Geheimschüler dafür sorgen, daß er sein Mitgefühl für die Menschen- und Tierwelt, seinen Sinn für Schönheit der Natur immerfort vergrößere. Sorgt er nicht dafür, so stumpfen sich jenes Gefühl und dieser Sinn durch solche Übungen fortwährend ab. Das Herz würde hart, der Sinn stumpf. Und das müßte zu gefährlichen Ergebnissen führen.

[ 14 ] Wie sich die Erleuchtung gestaltet, wenn man im Sinne der obigen Übungen über Stein, Pflanze und Tier zum Menschen heraufsteigt, und wie, nach der Erleuchtung, der Zusammenschluß der Seele mit der geistigen Welt unter allen Umständen sich einmal einstellt und zur Einweihung hingeleitet: davon wird in den nächsten Abschnitten gesprochen werden, soweit das sein kann.

[ 15 ] Es wird in unserer Zeit von vielen Menschen der Weg zur Geheimwissenschaft gesucht. Auf mancherlei Art wird das getan; und viele gefährliche, ja verwerfliche Prozeduren werden probiert. Deshalb sollen diejenigen, die etwas Wahrhaftes von diesen Dingen zu wissen meinen, anderen die Möglichkeit geben, einiges aus der Geheimschulung kennenzulernen. Nur soviel ist hier mitgeteilt worden, als solcher Möglichkeit entspricht. Es ist notwendig, daß etwas von dem Wahren bekannt werde, damit nicht das Irrtümliche großen Schaden anrichte. Durch die hier vorgezeichneten Wege kann niemand Schaden nehmen, der nichts forciert. Nur das eine muß beachtet werden: niemand darf mehr Zeit und Kraft auf solche Übungen verwenden, als ihm nach seiner Lebensstellung, nach seinen Pflichten zur Verfügung stehen. Niemand darf durch den Geheimpfad irgend etwas in seinen äußeren Lebensverhältnissen augenblicklich ändern. Will man wirkliche Ergebnisse, dann muß man Geduld haben; man muß nach wenigen Minuten der Übung aufhören können und ruhig seiner Tagesarbeit nachgehen. Und nichts darf sich von Gedanken an die Übungen in die Tagesarbeit mischen. Wer nicht im höchsten und besten Sinne warten gelernt hat, der taugt nicht zum Geheimschüler und wird auch niemals zu Ergebnissen kommen, die einen erheblichen Wert haben.

Kontrolle der Gedanken und Gefühle

[ 16 ] Wenn jemand die Wege zur Geheimwissenschaft in der Art sucht, wie es in dem vorhergehenden Kapitel beschrieben worden ist, dann darf er nicht versäumen, sich während der ganzen Arbeit durch einen fortwirkenden Gedanken zu stärken. Er muß sich nämlich stets vor Augen halten, daß er nach einiger Zeit schon ganz erhebliche Fortschritte gemacht haben kann, ohne daß sie sich ihm in der Weise zeigen, wie er es vielleicht erwartet hat. Wer dies nicht bedenkt, wird leicht die Beharrlichkeit verlieren und nach kurzer Zeit alle Versuche aufgeben. Die Kräfte und Fähigkeiten, welche man zu entwickeln hat, sind anfänglich von sehr zarter Art. Und ihre Wesenheit ist etwas ganz anderes als das, wovon sich der Mensch vorher Vorstellungen gemacht hat. Er war ja nur gewohnt, sich mit der physischen Welt zu beschäftigen. Die geistige und seelische entzog sich seinen Blicken und auch seinen Begriffen. Es ist daher gar nicht zu verwundern, daß er jetzt, wo sich in ihm geistige und seelische Kräfte entwickeln, diese nicht sogleich bemerkt. – Darinnen liegt die Möglichkeit einer Beirrung für den, welcher sich, ohne sich an die Erfahrungen zu halten, welche kundige Forscher gesammelt haben, auf den Geheimpfad begibt. Der Geheimforscher kennt die Fortschritte, welche der Schüler macht, lange bevor dieser sich selbst ihrer bewußt wird. Er weiß, wie die zarten geistigen Augen sich heranbilden, ehe der Schüler etwas davon weiß. Und ein großer Teil der Anweisungen dieses Geheimforschers besteht eben darinnen, das zum Ausdrucke zu bringen, was bewirkt, daß der Schüler das Vertrauen, die Geduld, die Ausdauer nicht verliere, bevor er zur eigenen Erkenntnis seiner Fortschritte gelangt. Geben kann ja der Geheimkundige seinem Zögling nichts, was in diesem nicht – auf verborgene Art – schon liegt. Er kann nur anleiten zur Entwickelung von schlummernden Fähigkeiten. Aber, was er aus seinen Erfahrungen mitteilt, wird eine Stütze sein dem, der sich aus dem Dunkel zum Lichte durchringen will.

[ 17 ] Gar viele verlassen den Pfad zur Geheimwissenschaft bald, nachdem sie ihn betreten haben, weil ihnen ihre Fortschritte nicht sogleich bemerklich werden. Und selbst, wenn die ersten für den Zögling wahrnehmbaren höheren Erfahrungen auftreten, so betrachtet sie dieser oft als Illusionen, weil er sich ganz andere Vorstellungen von dem gemacht hat, was er erleben soll. Er verliert den Mut, weil er entweder die ersten Erfahrungen für wertlos hält oder weil sie ihm doch so unscheinbar vorkommen, daß er nicht glaubt, sie könnten ihn in absehbarer Zeit zu irgend etwas Erheblichem führen. Mut und Selbstvertrauen sind aber zwei Lichter, die auf dem Wege zur Geheimwissenschaft nicht erlöschen dürfen. Wer es nicht über sich bringen kann, eine Übung, die scheinbar unzähligemal mißglückt ist, immer wieder und wieder geduldig fortzusetzen, der kann nicht weit kommen.

[ 18 ] Viel früher als eine deutliche Wahrnehmung von den Fortschritten tritt ein dunkles Gefühl auf, daß man auf dem rechten Wege sei. Und dieses Gefühl sollte man hegen und pflegen. Denn es kann zu einem sicheren Führer werden. Vor allem muß man den Glauben ausrotten, als ob es ganz absonderliche, geheimnisvolle Verrichtungen sein müßten, durch die man zu höheren Erkenntnissen gelangt. Man muß sich klarmachen, daß von den Gefühlen und Gedanken ausgegangen werden muß, mit denen der Mensch ja fortwährend lebt, und daß er diesen Gefühlen und Gedanken nur eine andere Richtung geben muß, als die gewohnte ist. Ein jeder sage sich zunächst: in meiner eigenen Gefühls- und Gedankenwelt liegen die höchsten Geheimnisse verborgen: ich habe sie bisher nur noch nicht wahrgenommen. Alles beruht schließlich darauf, daß der Mensch fortwährend Leib, Seele und Geist mit sich herumträgt, daß er sich aber nur seines Leibes im ausgesprochenen Sinne bewußt ist, nicht seiner Seele und seines Geistes. Und der Geheimschüler wird sich der Seele und des Geistes bewußt, wie sich der gewöhnliche Mensch seines Leibes bewußt ist.

[ 19 ] Deshalb kommt es darauf an, die Gefühle und Gedanken in die rechte Richtung zu bringen. Dann entwickelt man die Wahrnehmungen für das im gewöhnlichen Leben Unsichtbare. Hier soll einer der Wege angegeben werden, wie man das macht. Eine einfache Sache ist es wieder, wie fast alles, was bisher mitgeteilt worden ist. Aber von den größten Wirkungen ist sie, wenn sie beharrlich durchgeführt wird und wenn der Mensch vermag, mit der nötigen intimen Stimmung sich ihr hinzugeben.

[ 20 ] Man lege ein kleines Samenkorn einer Pflanze vor sich hin. Es kommt darauf an, sich vor diesem unscheinbaren Ding die rechten Gedanken intensiv zu machen und durch diese Gedanken gewisse Gefühle zu entwickeln. Zuerst mache man sich klar, was man wirklich mit Augen sieht. Man beschreibe für sich Form, Farbe und alle sonstigen Eigenschaften des Samens. Dann überlege man folgendes. Aus diesem Samenkorn wird eine vielgestaltige Pflanze entstehen, wenn es in die Erde gepflanzt wird. Man vergegenwärtige sich diese Pflanze. Man baue sie sich in der Phantasie auf. Und dann denke man: Was ich mir jetzt in meiner Phantasie vorstelle, das werden die Kräfte der Erde und des Lichtes später wirklich aus dem Samenkorn hervorlocken. Wenn ich ein künstlich geformtes Ding vor mir hätte, das ganz täuschend dem Samenkorn nachgeahmt wäre, so daß es meine Augen nicht von einem wahren unterscheiden könnten, so würde keine Kraft der Erde und des Lichtes aus diesem eine Pflanze hervorlocken. Wer sich diesen Gedanken ganz klar macht, wer ihn innerlich erlebt, der wird sich auch den folgenden mit dem richtigen Gefühle bilden können. Er wird sich sagen: in dem Samenkorn ruht schon auf verborgene Art – als Kraft der ganzen Pflanze – das, was später aus ihm herauswächst. In der künstlichen Nachahmung ruht diese Kraft nicht. Und doch sind für meine Augen beide gleich. In dem wirklichen Samenkorn ist also etwas unsichtbar enthalten, was in der Nachahmung nicht ist. Auf dieses Unsichtbare lenke man nun Gefühl und Gedanken.4Wer da einwenden wollte, daß bei einer genaueren mikroskopischen Untersuchung sich ja doch die Nachahmung von dem wirklichen Samenkorn unterscheide, der zeigte nur, daß er nicht erfaßt hat, worauf es ankommt. Es handelt sich nicht darum, was man genau wirklich in sinnenfälliger Weise vor sich hat, sondern darum, daß man daran seelisch-geistige Kräfte entwickele. Man stelle sich vor: dieses Unsichtbare wird sich später in die sichtbare Pflanze verwandeln, die ich in Gestalt und Farbe vor mir haben werde. Man hänge dem Gedanken nach: das Unsichtbare wird sichtbar werden. Könnte ich nicht denken, so könnte sich mir auch nicht schon jetzt ankündigen, was erst später sichtbar werden wird.

[ 21 ] Besonders deutlich sei es betont: Was man da denkt, muß man auch intensiv fühlen. Man muß in Ruhe, ohne alle störenden Beimischungen anderer Gedanken, den einen oben angedeuteten in sich erleben. Und man muß sich Zeit lassen, so daß sich der Gedanke und das Gefühl, die sich an ihn knüpfen, gleichsam in die Seele einbohren. – Bringt man das in der rechten Weise zustande, dann wird man nach einiger Zeit – vielleicht erst nach vielen Versuchen – eine Kraft in sich verspüren. Und diese Kraft wird eine neue Anschauung erschaffen. Das Samenkorn wird wie in einer kleinen Lichtwolke eingeschlossen erscheinen. Es wird auf sinnlich–geistige Weise als eine Art Flamme empfunden werden. Gegenüber der Mitte dieser Flamme empfindet man so, wie man beim Eindruck der Farbe Lila empfindet; gegenüber dem Rande, wie man der Farbe Bläulich gegenüber empfindet. – Da erscheint das, was man vorher nicht gesehen hat und was die Kraft des Gedankens und der Gefühle geschaffen hat, die man in sich erregt hat. Was sinnlich unsichtbar war, die Pflanze, die erst später sichtbar werden wird, das offenbart sich da auf geistig sichtbare Art.

[ 22 ] Es ist begreiflich, daß mancher Mensch das alles für Illusion halten wird. Viele werden sagen: «Was sollen mir solche Gesichte, solche Phantasmen?» Und manche werden abfallen und den Pfad nicht fortsetzen. Aber gerade darauf kommt es an: in diesen schwierigen Punkten der menschlichen Entwickelung nicht Phantasie und geistige Wirklichkeit miteinander zu verwechseln. Und ferner darauf, den Mut zu haben, vorwärts zu dringen und nicht furchtsam und kleinmütig zu werden. Auf der anderen Seite aber muß allerdings betont werden, daß der gesunde Sinn, der Wahrheit und Täuschung unterscheidet, fortwährend gepflegt werden muß. Der Mensch darf während all dieser Übungen nie die volle bewußte Herrschaft über sich selbst verlieren. So sicher, wie er über die Dinge und Vorgänge des Alltagsiebens denkt, so muß er auch hier denken. Schlimm wäre es, wenn er in Träumerei verfiele. Verstandeskiar, um nicht zu sagen: nüchtern, muß er in jedem Augenblicke bleiben. Und der größte Fehler wäre gemacht, wenn der Mensch durch solche Übungen sein Gleichgewicht verlöre, wenn er abgehalten würde, so gesund und klar über die Dinge des Alltagslebens zu urteilen, wie er das vorher getan hat. Immer wieder soll sich der Geheimschüler daher prüfen, ob er nicht etwa aus seinem Gleichgewicht herausgefallen ist, ob er derselbe geblieben ist innerhalb der Verhältnisse, in denen er lebt. Festes Ruhen in sich selbst, klarer Sinn für alles, das muß er sich bewahren. Allerdings ist streng zu beachten, daß man sich nicht jeder beliebigen Träumerei hingeben soll, sich nicht allen möglichen Übungen überlassen soll. Die Gedankenrichtungen, die hier angegeben werden, sind seit Urzeiten in den Geheimschulen erprobt und geübt. Und nur solche werden hier mitgeteilt. Wer solche anderer Art anwenden wollte, die er sich selbst bildet oder von denen er da oder dort hört und liest, der muß in die Irre gehen und wird sich bald auf dem Pfade uferloser Phantastik befinden.

[ 23 ] Eine weitere Übung, die sich an die beschriebene anzuschließen hat, ist die folgende. Man stelle sich einer Pflanze gegenüber, die sich auf der Stufe der vollen Entwickelung befindet. Nun erfülle man sich mit dem Gedanken, daß die Zeit kommen werde, wo diese Pflanze abstirbt. Nichts wird von dem mehr sein, was ich jetzt vor mir sehe. Aber diese Pflanze wird dann Samenkörner aus sich entwickelt haben, die wieder zu neuen Pflanzen werden. Wieder werde ich gewahr, daß in dem, was ich sehe, etwas verborgen ruht, was ich nicht sehe. Ich erfülle mich ganz mit dem Gedanken: diese Pflanzengestalt mit ihren Farben wird künftig nicht mehr sein. Aber die Vorstellung, daß sie Samen bildet, lehrt mich, daß sie nicht in Nichts verschwinden werde. Was sie vor dem Verschwinden bewahrt, kann ich jetzt ebensowenig mit Augen sehen, wie ich früher die Pflanze im Samenkorn habe sehen können. Es gibt also in ihr etwas, was ich nicht mit Augen sehe. Lasse ich diesen Gedanken in mir leben und verbindet sich das entsprechende Gefühl in mir mit ihm, dann entwickelt sich wieder, nach angemessener Zeit, in meiner Seele eine Kraft, die zur neuen Anschauung wird. Aus der Pflanze wächst wieder eine Art von geistiger Flammenbildung heraus. Diese ist natürlich entsprechend größer als die vorhin geschilderte. Die Flamme kann etwa in ihrem mittleren Teile grünlichblau und an ihrem äußeren Rande gelblichrot empfunden werden.

[ 24 ] Es muß ausdrücklich betont werden, daß man, was hier als «Farben» bezeichnet wird, nicht so sieht, wie physische Augen die Farben sehen, sondern daß man durch die geistige Wahrnehmung Ähnliches empfindet, wie wenn man einen physischen Farbeneindruck hat. Geistig «blau» wahrnehmen heißt etwas empfinden oder erfühlen, was ähnlich dem ist, was man empfindet, wenn der Blick des physischen Auges auf der Farbe «Blau» ruht. Dies muß berücksichtigen, wer allmählich wirklich zu geistigen Wahrnehmungen aufsteigen will. Er erwartet sonst, im Geistigen nur eine Wiederholung des Physischen zu finden. Das müßte ihn auf das bitterste beirren.

[ 25 ] Wer es dahin gebracht hat, solches geistig zu sehen, hat viel gewonnen. Denn die Dinge enthüllen sich ihm nicht nur im gegenwärtigen Sein, sondern auch in ihrem Entstehen und Vergehen. Er fängt an, überall den Geist zu schauen, von dem die sinnlichen Augen nichts wissen können. Und damit hat er die ersten Schritte dazu getan, um allmählich durch eigene Anschauung hinter das Geheimnis von Geburt und Tod zu kommen. Für die äußeren Sinne entsteht ein Wesen bei der Geburt; es vergeht im Tode. Dies ist aber nur deshalb, weil diese Sinne den verborgenen Geist des Wesens nicht wahrnehmen. Für den Geist sind Geburt und Tod nur eine Verwandlung, wie das Hervorsprießen der Blume aus der Knospe eine Verwandlung ist, die sich vor den sinnlichen Augen abspielt. Will man das aber durch eigene Anschauung kennenlernen, so muß man in der angedeuteten Art erst den geistigen Sinn dafür erwecken.

[ 26 ] Um gleich noch einen Einwand hinwegzunehmen, den manche Menschen machen könnten, die einige seelische (psychische) Erfahrung haben, sei dieses gesagt. Es soll gar nicht bestritten werden, daß es kürzere, einfachere Wege gibt, daß manche aus eigener Anschauung die Erscheinungen von Geburt und Tod kennenlernen, ohne erst alles das, was hier beschrieben wird, durchgemacht zu haben. Es gibt eben Menschen, welche bedeutende psychische Anlagen haben, die nur eines kleinen Änstoßes bedürfen, um entwickelt zu werden. Aber das sind Ausnahmen. Der hier angegebene Weg ist jedoch ein allgemeiner und sicherer. Man kann sich ja auch einige chemische Kenntnisse auf einem ausnahmsweisen Weg erwerben; will man aber Chemiker werden, dann muß man den allgemeinen und sicheren Weg gehen.

[ 27 ] Ein folgenschwerer Irrtum würde sich ergeben, wenn jemand glauben wollte, er könne, um bequemer zum Ziele zu gelangen, sich das besprochene Samenkörnchen oder die Pflanze bloß vorstellen, bloß in der Phantasie vorhalten. Wer dies tut, kann wohl auch zum Ziele kommen, doch nicht so sicher wie auf die angegebene Art. Die Anschauung, zu der man kommt, wird in den meisten Fällen nur ein Blendwerk der Phantasie sein. Bei ihr müßte dann die Umwandlung in geistige Anschauung erst abgewartet werden. Denn darauf kommt es an, daß nicht ich in bloßer Willkür mir Anschauungen schaffe, sondern darauf, daß die Wirklichkeit sie in mir erschafft. Aus den Tiefen meiner eigenen Seele muß die Wahrheit hervorquellen; aber nicht mein gewöhnliches Ich darf selbst der Zauberer sein, der die Wahrheit hervorlocken will, sondern die Wesen müssen dieser Zauberer sein, deren geistige Wahrheit ich schauen will.

[ 28 ] Hat der Mensch durch solcherlei Übungen in sich die ersten Anfänge zu geistigen Anschauungen gefunden, so darf er aufsteigen zur Betrachtung des Menschen selbst. Einfache Erscheinungen des menschlichen Lebens müssen zunächst gewählt werden. – Bevor man aber dazu schreitet, ist es notwendig, besonders ernstlich an der vollen Lauterkeit seines moralischen Charakters zu arbeiten. Man muß jeden Gedanken daran entfernen, daß man etwa auf diese Art erlangte Erkenntnis zum persönlichen Eigennutz anwenden werde. Man muß mit sich darüber einig sein, daß man niemals eine Macht über seine Mitmenschen, die man etwa erlangen werde, im Sinne des Bösen ausnutzen werde. Deshalb muß jeder, der Geheimnisse über die menschliche Natur durch eigene Anschauung sucht, die goldene Regel der wahren Geheimwissenschaften befolgen. Und diese goldene Regel ist: wenn du einen Schritt vorwärts zu machen versuchst in der Erkenntnis geheimer Wahrheiten, so mache zugleich drei vorwärts in der Vervollkommnung deines Charakters zum Guten. – Wer diese Regel befolgt, der kann solche Übungen machen, wie nunmehr eine beschrieben werden soll.

[ 29 ] Man vergegenwärtige sich einen Menschen, von dem man einmal beobachtet hat, wie er nach irgendeiner Sache verlangt hat. Auf die Begierde soll die Aufmerksamkeit gerichtet werden. Am besten ist es, den Zeitpunkt in der Erinnerung wachzurufen, in dem die Begierde am lebhaftesten war und in dem es ziemlich unentschieden war, ob der Mensch das Verlangte erhalten werde oder nicht. Und nun gebe man sich der Vorstellung an das, was man in der Erinnerung beobachtet, ganz hin. Man stelle die denkbar größte innere Ruhe der eigenen Seele her. Man versuche so viel, als nur möglich ist, blind und taub zu sein für alles andere, was ringsherum vorgeht. Und man achte besonders darauf, daß durch die angeregte Vorstellung in der Seele ein Gefühl erwache. Dieses Gefühl lasse man in sich heraufziehen wie eine Wolke, die an dem sonst ganz leeren Horizont heraufzieht. Es ist ja nun natürlich, daß in der Regel die Beobachtung dadurch unterbrochen wird, daß man den Menschen, auf den man die Aufmerksamkeit lenkt, nicht lange genug in dem geschilderten Seelenzustand beobachtet hat. Man wird wahrscheinlich Hunderte und aber Hunderte von vergeblichen Versuchen anstellen. Man darf eben die Geduld nicht verlieren. Nach vielen Versuchen wird man es dahin bringen, daß man in der eigenen Seele ein Gefühl erlebt, das dem Seelenzustand des beobachteten Menschen entspricht. Dann wird man aber auch nach einiger Zeit bemerken, daß durch dieses Gefühl in der eigenen Seele eine Kraft erwächst, die zur geistigen Anschauung des Seelenzustandes des anderen wird. Im Gesichtsfelde wird ein Bild auftreten, das man wie etwas Leuchtendes empfindet. Und dieses geistig leuchtende Bild ist die sogenannte astrale Verkörperung des beobachteten Seelenzustandes der Begierde. Wieder als flammenähnlich empfunden kann dieses Bild beschrieben werden. Es wird in der Mitte wie gelbrot sein und am Rande wie rötlichblau oder lila empfunden werden. Viel kommt darauf an, daß man mit solcher geistigen Anschauung zart umgehe. Man tut am besten, wenn man zunächst zu niemand davon spricht als nur etwa zu seinem Lehrer, wenn man einen solchen hat. Denn versucht man eine solche Erscheinung durch ungeschickte Worte zu beschreiben, so gibt man sich meistens argen Täuschungen hin. Man gebraucht die gewöhnlichen Worte, die doch für solche Dinge nicht bestimmt und daher für sie zu grob und schwerfällig sind. Die Folge ist dann, daß man durch den eigenen Versuch, die Sache in Worte zu kleiden, verführt wird, sich in die wahren Anschauungen allerlei Phantasieblendwerke hineinzumischen. Wieder ist eine wichtige Regel für den Geheimschüler: Verstehe über deine geistigen Gesichte zu schweigen. Ja, schweige sogar vor dir selber darüber. Versuche nicht, was du im Geiste erschaust, in Worte zu kleiden oder mit dem ungeschickten Verstande zu ergründen. Gib dich unbefangen deiner geistigen Anschauung hin und störe sie dir nicht durch vieles Nachdenken darüber. Denn du mußt bedenken, daß dein Nachdenken anfangs ganz und gar nicht deinem Schauen gewachsen ist. Dieses Nachdenken hast du dir in deinem bisherigen, bloß auf die physisch–sinnliche Welt beschränkten Leben erworben; und was du dir jetzt erwirbst, geht darüber hinaus. Suche also nicht, an das neue Höhere den Maßstab des alten anzulegen. Nur wer schon einige Festigkeit hat im Beobachten innerer Erfahrungen, der kann darüber reden, um durch solches Reden seine Mitmenschen anzuregen.

[ 30 ] Zu der beschriebenen Übung mag eine ergänzende kommen. Man beobachte in der gleichen Art, wie einem Menschen die Befriedigung irgendeines Wunsches, die Erfüllung einer Erwartung zuteil geworden ist. Gebraucht man dabei dieselben Regeln und Vorsichten, die eben für den anderen Fall angegeben worden sind, so wird man auch da zu einer geistigen Anschauung gelangen. Man wird eine geistige Flammenbildung bemerken, die in der Mitte als gelb sich fühlt und die wie mit einem grünlichen Rande empfunden wird.

[ 31 ] Leicht kann der Mensch durch solche Beobachtung seiner Mitmenschen in einen moralischen Fehler verfallen. Er kann lieblos werden. Daß dies nicht der Fall sei, muß eben mit allen nur erdenkbaren Mitteln angestrebt werden. Beobachtet man so, dann soll man eben durchaus schon auf der Höhe stehen, in der es einem zur völligen Gewißheit geworden ist, daß Gedanken wirkliche Dinge sind. Man darf sich da nicht mehr gestatten, über seinen Mitmenschen so zu denken, daß die Gedanken mit der höchsten Achtung der Menschenwürde und der Menschenfreiheit nicht verträglich wären. Daß ein Mensch nur ein Beobachtungsobjekt für uns sein könnte: dieser Gedanke darf uns nicht einen Augenblick erfüllen. Hand in Hand mit jeder Geheimbeobachtung über die menschliche Natur muß die Selbsterziehung dahin gehen, die volle Selbstgeltung eines jeden Menschen uneingeschränkt zu schätzen und das als etwas Heiliges, von uns Unantastbares – auch in Gedanken und Gefühlen – zu betrachten, was in dem Menschen wohnt. Ein Gefühl von heiliger Scheu vor allem Menschlichen, selbst wenn es nur als Erinnerung gedacht wird, muß uns erfüllen.

[ 32 ] Nur an den zwei Beispielen sollte vorläufig hier gezeigt werden, wie man sich zur Erleuchtung über die menschliche Natur durchringt. Daran konnte aber wenigstens der Weg gezeigt werden, der zu betreten ist. Wer die notwendige innere Stille und Ruhe findet, die zu solcher Beobachtung gehören, dessen Seele wird schon dadurch eine große Verwandlung durchmachen. Das wird bald so weit gehen, daß die innere Bereicherung, die sein Wesen erfährt, ihm Sicherheit und Ruhe gibt auch in seinem äußeren Verhalten. Und dieses verwandelte äußere Verhalten wird wieder zurückwirken auf seine Seele. Und so wird er sich weiter helfen. Er wird Mittel und Wege finden, immer mehr von der menschlichen Natur zu entdecken, was den äußeren Sinnen verborgen ist; und er wird dann auch reif werden, einen Einblick zu tun in die geheimnisvollen Zusammenhänge zwischen der Menschennatur und all dem, was sonst noch im Weltall vorhanden ist. – Und auf diesem Wege naht sich der Mensch immer mehr dem Zeitpunkte, wo er die ersten Schritte der Einweihung bewerkstelligen kann. Bevor diese aber getan werden können, ist noch eines notwendig. Es ist dies etwas, dessen Notwendigkeit der Geheimschüler zunächst vielleicht am wenigsten einsehen wird. Später aber wird er dies.

[ 33 ] Was nämlich der Einzuweihende mitbringen muß, ist ein in gewisser Beziehung ausgebildeter Mut und Furchtlosigkeit. Der Geheimschüler muß geradezu die Gelegenheiten aufsuchen, durch welche diese Tugenden ausgebildet werden. In der Geheimschulung sollten sie ganz systematisch herangebildet werden. Aber auch das Leben selbst ist namentlich nach dieser Richtung hin eine gute Geheimschule; vielleicht die beste. Einer Gefahr ruhig ins Auge schauen, Schwierigkeiten ohne Zagen überwinden wollen: solches muß der Geheimschüler können. Er muß zum Beispiel einer Gefahr gegenüber sich sofort zu der Empfindung aufraffen: meine Angst nützt nach gar keiner Seite; ich darf sie gar nicht haben; ich muß nur an das denken, was zu tun ist. Und er muß es so weit bringen, daß für Gelegenheiten, in denen er vorher ängstlich war, «Angsthaben», «Mutlos-werden» für ihn wenigstens im eigentlichen innersten Empfinden unmögliche Dinge werden. Durch die Selbsterziehung nach dieser Richtung entwickelt nämlich der Mensch in sich ganz bestimmte Kräfte, die er braucht, wenn er in höhere Geheimnisse eingeweiht werden soll. So wie der physische Mensch Nervenkraft braucht, um seine physischen Sinne zu benutzen, so bedarf der seelische Mensch jener Kraft, die nur entwickelt wird in mutvollen und furchtlosen Naturen. Wer zu den höheren Geheimnissen vordringt, der sieht nämlich Dinge, welche dem gewöhnlichen Menschen durch die Täuschungen der Sinne verborgen bleiben. Denn, wenn die physischen Sinne uns auch die höhere Wahrheit nicht schauen lassen, so sind sie eben dadurch auch des Menschen Wohltäter. Durch sie verbergen sich für ihn Dinge, welche ihn, unvorbereitet, in maßlose Bestürzung versetzen müßten, deren Anblick er nicht ertragen könnte. Diesem Anblick muß der Geheimschüler gewachsen werden. Er verliert gewisse Stützen in der Außenwelt, die er eben dem Umstande verdankte, daß er in Täuschung befangen war. Es ist wirklich und buchstäblich so, wie wenn man jemand auf eine Gefahr aufmerksam machte, in der er schon lange geschwebt hat, von der er aber nichts gewußt hat. Vorher hatte er keine Angst; jetzt aber, nachdem er weiß, überkommt ihn die Angst, obwohl die Gefahr durch sein Wissen nicht größer geworden ist.

[ 34 ] Die Kräfte der Welt sind zerstörende und aufbauende: das Schicksal der äußeren Wesenheiten ist Entstehen und Vergehen. In das Wirken dieser Kräfte, in den Gang dieses Schicksals soll der Wissende blicken. Der Schleier, der im gewöhnlichen Leben vor den geistigen Augen liegt, soll entfernt werden. Der Mensch selbst aber ist mit diesen Kräften, mit diesem Schicksal verwoben. In seiner eigenen Natur sind zerstörende und aufbauende Kräfte. So unverhüllt die anderen Dinge vor das sehende Auge des Wissenden treten, so unverhüllt zeigt die eigene Seele sich selbst. Solcher Selbsterkenntnis gegenüber darf der Geheimschüler nicht die Kraft verlieren. Und sie wird ihm nur dann nicht fehlen, wenn er einen Überschuß an ihr mitbringt. Damit dieses der Fall sei, muß er lernen, in schwierigen Lebensverhältnissen die innere Ruhe und Sicherheit zu bewahren; er muß in sich ein starkes Vertrauen in die guten Mächte des Daseins erziehen. Er muß darauf gefaßt sein, daß manche Triebfedern ihn nicht mehr leiten werden, die ihn bisher geleitet haben. Er wird ja einsehen müssen, daß er bisher manches nur getan und gedacht hat, weil er in Unwissenheit befangen war. Solche Gründe, wie er sie bisher gehabt, werden wegfallen. Er hat manches aus Eitelkeit getan; er wird sehen, wie unsäglich wertlos alle Eitelkeit für den Wissenden ist. Er hat manches aus Habsucht getan; er wird gewahr werden, wie zerstörend alle Habsucht ist. Ganz neue Triebfedern zum Handeln und Denken wird er entwickeln müssen. Und eben dazu gehören Mut und Furchtlosigkeit.

[ 35 ] Vorzüglich handelt es sich darum, im tiefsten Innern des Gedankenlebens selbst diesen Mut und diese Furchtlosigkeit zu pflegen. Der Geheimschüler muß lernen, über einen Mißerfolg nicht zu verzagen. Er muß zu dem Gedanken fähig sein: «Ich will vergessen, daß mir diese Sache schon wieder mißglückt ist, und aufs neue versuchen, wie wenn nichts gewesen wäre.» So ringt er sich durch zu der Überzeugung, daß die Kraftquellen in der Welt, aus denen er schöpfen kann, unversieglich sind. Er strebt immer wieder nach dem Geistigen, das ihn heben und tragen wird, wie oft auch sein Irdisches sich als kraftlos und schwach erwiesen haben mag. Er muß fähig sein, der Zukunft entgegenzuleben, und in diesem Streben sich durch keine Erfahrung der Vergangenheit stören lassen. – Hat der Mensch die geschilderten Eigenschaften bis zu einem gewissen Grade, dann ist er reif, die wahren Namen der Dinge zu erfahren, die der Schlüssel zu dem höheren Wissen sind. Denn darin besteht die Einweihung, daß man lernt, die Dinge der Welt bei demjenigen Namen zu benennen, die sie im Geiste ihrer göttlichen Urheber haben. In diesen ihren Namen liegen die Geheimnisse der Dinge. Deshalb sprechen die Eingeweihten eine andere Sprache als Uneingeweihte, weil die ersteren die Bezeichnung der Wesen nennen, durch welche diese selbst gemacht sind. – Soweit von der Einweihung (Initiation) selbst gesprochen werden kann, soll das im nächsten Kapitel folgen.

The Stages of Initiation

[ 1 ] The following messages are links in a spiritual training, the names and nature of which will become clear to anyone who applies them correctly. They refer to the three stages through which the school of spiritual life leads to a certain degree of initiation. But only so much of these arguments will be found here as can be said publicly. These are allusions drawn from a much deeper, more intimate teaching. In the secret training itself, a very specific course of teaching is followed. Certain exercises serve to bring the soul of man into conscious contact with the spiritual world. These exercises are related to what follows in the same way as the instruction given to someone in a higher, strictly regulated school is related to the instruction occasionally given to him in a preparatory school. But the serious and persevering pursuit of what is indicated here can lead to real secret training. However, impatient trial and error, without seriousness and perseverance, can lead to nothing at all. - The secret study can only be successful if what has already been said is initially adhered to and progress is made on this basis.

[ 2 ] The stages indicated by the above tradition are the following three: 1. preparation, 2. enlightenment, 3. initiation. It is not absolutely necessary that these three stages follow each other in such a way that one has gone through the first entirely before the second, and this before the third. One can already attain enlightenment, even initiation, with regard to certain things if one is still in preparation with regard to others. But you will have to spend a certain amount of time in preparation before enlightenment can even begin. And one will have to be enlightened for at least some things if the beginning of initiation is to be made. In the description, however, for the sake of simplicity, the three stages must follow one after the other.

The preparation

[ 3 ] Preparation consists of a very specific cultivation of the emotional and mental life. Through this cultivation, the soul and spiritual body are endowed with higher sensory tools and organs of activity, just as the forces of nature have endowed the physical body with organs from indeterminate living matter.

[ 4 ] The beginning must be made by directing the soul's attention to certain processes in the world around us. Such processes are the sprouting, growing and flourishing life on the one hand, and all phenomena connected with withering, withering and dying on the other. Wherever man turns his eyes, such processes are simultaneously present. And everywhere they naturally evoke feelings and thoughts in man. But under normal circumstances man does not give himself over to these feelings and thoughts enough. He rushes far too quickly from one impression to another. The point is that he must direct his attention quite consciously to these facts. Where he perceives the blossoming and flourishing of a very particular species, he must banish everything else from his soul and leave himself for a short time to this one impression alone. He will soon convince himself that a feeling, which in such a case has previously only flitted through his soul, swells and takes on a strong and energetic form. He must then allow this emotional form to calmly resonate within him. He must become completely still within himself. He must shut himself off from the rest of the outside world and follow what his soul says about the fact of blossoming and flourishing.

[ 5 ] But you should not believe that you will get far if you dull your senses against the world. First look at things as vividly and as closely as possible. Only then surrender to the feelings that arise in the soul, to the rising thoughts. What matters is that you focus your attention on both, in complete inner balance. If one finds the necessary calm and surrenders to what arises in the soul, then one will experience the following after the appropriate time. You will see new kinds of feelings and thoughts arise within you that you did not know before. The more often one directs one's attention in such a way to something growing, blossoming and thriving and thus alternately to something withering and dying, the more vivid these feelings will become. And the clairvoyant organs are built up from the feelings and thoughts that arise in this way, just as the eyes and ears of the physical body are built up by natural forces from living matter. A very specific form of feeling is linked to growth and becoming; another very specific one to withering and dying. But only if the cultivation of these feelings is pursued in the manner described. It is possible to describe approximately correctly what these feelings are like. Anyone can get a complete idea of this for themselves by going through these inner experiences. He who has often directed his attention to the process of becoming, of flourishing, of blossoming, will feel something that is remotely similar to the sensation of a sunrise. And the process of withering and dying will give him an experience that can be compared in the same way to the slow rising of the moon in the circle of vision. These two feelings are two forces which, if properly nurtured and developed ever more vigorously, lead to the most significant spiritual effects. A new world opens up to those who repeatedly and deliberately abandon themselves to such feelings. The world of the soul, the so-called astral plan, begins to dawn before him. Growth and decay no longer remain facts for him, which give him such vague impressions as before. Rather, they form themselves into spiritual lines and figures of which he previously had no idea. And these lines and figures also have different forms for the various phenomena. A blossoming flower conjures up a very specific line in front of his soul, as does an animal that is growing or a tree that is dying. The world of the soul (the astral plan) slowly spreads out before him. There is nothing arbitrary in these lines and figures. Two secret students who are at the appropriate stage of training will always see the same lines and figures in the same process. As surely as two people with correct vision see a round table as round, and not one round and the other square, so surely the same spiritual form appears before two souls at the sight of a blossoming flower. - Just as the forms of plants and animals are described in ordinary natural history, so the connoisseur of secret science describes or draws the spiritual forms of the processes of growth and death according to genera and species.

[ 6 ] When the disciple is so far advanced that he can see such spiritual figures of phenomena which also show themselves physically to his outer eye: then he will also not be far removed from the stage of seeing things which have no physical existence, which must therefore remain completely hidden (occult) to him who has received no instruction in the Secret Doctrine.

[ 7 ] It should be emphasized that the secret researcher should not lose himself in pondering what this or that thing means. Such intellectual work will only lead him astray from the right path. He should look into the world of the senses freshly, with a healthy mind, with keen powers of observation, and then abandon himself to his feelings. He should not try to find out what things mean with speculative reason, but should let the things themselves tell him.1It should be noted that artistic feeling, coupled with a quiet, introverted nature, is the best precondition for the development of the spiritual faculties. This feeling penetrates through the surface of things and thus reaches their secrets.

[ 8 ] Another important aspect is what secret science calls orientation in the higher worlds. One arrives at this when one is completely imbued with the awareness that feelings and thoughts are real facts, just like tables and chairs in the physical-sensual world. In the spiritual and mental world, feelings and thoughts interact with each other just as sensual things do in the physical world. As long as someone is not vividly imbued with this consciousness, he will not believe that a wrong thought he harbors can have as devastating an effect on other thoughts that animate the thought-space as a blindly fired shotgun pellet has on the physical objects it hits. Such a person will perhaps never allow himself to commit a physically visible act that he considers pointless. However, he will not shy away from harboring wrong thoughts or feelings. This is because they appear harmless to the rest of the world. But you can only make progress in the secret science if you pay as much attention to your thoughts and feelings as you do to your steps in the physical world. When someone sees a wall, he does not try to run straight through it; he directs his steps sideways. He orients himself according to the laws of the physical world. - Such laws also exist for the emotional and mental world. But they cannot be imposed on man from outside. They must flow from the life of his soul itself. You can achieve this by forbidding yourself to harbor wrong feelings and thoughts at all times. All arbitrary musings, all playful fantasizing, all randomly arising and falling feelings must be forbidden at this time. This will not make you emotionless. For one will soon find that one only becomes rich in feelings, creative in true imagination, when one regulates one's inner life in this way. Meaningful feelings and fruitful thoughts will take the place of petty emotional indulgence and playful thought-connections. And these feelings and thoughts lead man to orientate himself in the spiritual world. He comes into correct relationships with the things of the spiritual world. A very specific effect occurs for him. Just as he as a physical man finds his way between the physical things, so now his path leads him between growth and death, which he gets to know on the path described above. He then follows everything that grows and flourishes and, on the other hand, everything that withers and dies, as is necessary for his own and the world's flourishing.

[ 9 ] The secret disciple has to give further care to the world of sounds. A distinction must be made between the sound produced by the so-called inanimate (a falling body, a bell or a musical instrument) and that which comes from the living (an animal or a human being). Whoever hears a bell will perceive the sound and attach a pleasant feeling to it; whoever hears the cry of an animal will, in addition to this feeling, sense in the sound the revelation of an inner experience of the animal, pleasure or pain. It is with the latter type of sound that the secret disciple must begin. He should direct all his attention to the fact that the sound announces something to him that lies outside his own soul. And he should immerse himself in this strangeness. He should connect his feelings intimately with the pain or pleasure that the sound announces to him. He should set aside what for him the sound is, whether it is pleasant or unpleasant, agreeable or disagreeable; only that should fill his soul which takes place in the being from which the sound comes. Whoever does such exercises systematically and with forethought will thereby acquire the ability to flow together with a being, so to speak, from which the sound emanates. A musically sensitive person will find it easier to cultivate his emotional life in this way than an unmusical person. But no one should believe that the musical sense already replaces this cultivation. As a secret student, one must learn to feel in this way towards whole nature. - And through this a new disposition sinks into the world of feeling and thought. The whole of nature begins to whisper secrets to man through its sound. What was previously incomprehensible sound to his soul becomes the meaningful language of nature. And whereas before he only heard sound, the sounding of the so-called inanimate, he now hears a new language of the soul. If he progresses in such cultivation of his feelings, he soon realizes that he can hear what he previously suspected nothing of. He begins to hear with the soul.

[ 10 ] Something else must then be added in order to reach the summit that can be achieved in this field. - What is particularly important for the training of the secret disciple is the way in which he listens to other people when they speak. He must become accustomed to doing this in such a way that his own inner being is completely silent. If someone expresses an opinion and another listens, the latter's inner being will generally agree or disagree. Many people will probably also immediately feel compelled to express their agreeing and especially their disagreeing opinion. All such agreement and all such opposition must be silenced by the secret disciple. It is not a question of his suddenly changing his way of life in such a way that he continually seeks to achieve such inner, thorough silence. He will have to begin by doing so in individual cases which he chooses deliberately. Then, very slowly and gradually, as if by itself, this completely new way of listening will creep into his habits. - In spiritual research, this is practiced systematically. Students feel obliged to practice listening to the most opposing thoughts at certain times and to completely silence all agreement and, in particular, all derogatory judgments. It is important that not only all intellectual judgments are silenced, but also all feelings of disapproval, rejection or approval. In particular, the student must always carefully observe whether such feelings are not present, if not on the surface, then at least in the most intimate depths of his soul. He must, for example, listen to the sayings of people who are far below him in some respect and suppress any feeling of superiority. - It is useful for everyone to listen to children in this way. Even the wisest person can learn an immeasurable amount from children. - In this way a person learns to listen to the words of others completely selflessly, with complete exclusion of his own person, opinion and feelings. If he practises listening uncritically in this way, even when the completely opposite opinion is put forward, when the "wrongest" thing is happening in front of him, then he gradually learns to merge completely with the being of another, to merge completely into it. He then hears through the words into the other person's soul. It is only through sustained practice of this kind that sound becomes the right means of perceiving soul and spirit. However, this requires the most rigorous self-discipline. But this leads to a high goal. If these exercises are practiced in conjunction with the others that have been mentioned with regard to sound in nature, the soul develops a new sense of hearing. It becomes capable of perceiving manifestations from the spiritual world that do not find their expression in external sounds that are perceptible to the physical ear. The perception of the "inner word" awakens. Truths are gradually revealed to the secret disciple from the spiritual world. 2Only those who, through selfless listening, are able to truly receive from within, silently, without the emotion of a personal opinion or feeling, can speak to the higher beings spoken of in the secret science. As long as one still hurls any opinion, any feeling towards the one to be heard, the entities of the spiritual world remain silent. - All higher truths are reached through such "inner speaking". And what one can hear from the mouth of a true secret researcher, he has learned in this way. - This is not to say, however, that it is unnecessary to deal with secret scientific writings before one can hear "inner speaking" in such a way. On the contrary: reading such writings and listening to the teachings of secret scientists are themselves a means of gaining one's own knowledge. Every sentence of secret science that a person hears is capable of directing the mind to where it must go if the soul is to experience true progress. In addition to all that has been said, there must be a diligent study of what the secret scientists communicate to the world. Such study is part of the preparation for all secret training. And whoever wanted to apply all other means would not reach any goal if he did not absorb the teachings of the secret researchers. For because these teachings are drawn from the living "inner word", from the "living interpellation", they themselves have spiritual life. They are not just words. They are living powers. And while you are following the words of a mysterious person, while you are reading a book that comes from a real inner experience, forces are at work in your soul that make you just as bright-sighted as the forces of nature have formed your eyes and ears from living matter.

Enlightenment

[ 11 ] Enlightenment is based on very simple processes. It is also about developing certain feelings and thoughts that lie dormant in every human being and need to be awakened. Only those who patiently, rigorously and persistently go through the simple processes can lead to the perception of inner light phenomena. The first step is to observe various natural beings in a certain way, for example: a transparent, beautifully shaped stone (crystal), a plant and an animal. First try to focus all your attention on comparing the stone with the animal in the following way. The thoughts mentioned here must run through the soul accompanied by vivid feelings. And no other thought, no other feeling should interfere and disturb the intensely attentive contemplation. Say to yourself: "The stone has a shape; the animal also has a shape. The stone remains quietly in its place. The animal changes its place. It is the instinct (desire) that causes the animal to change its place. And it is also the instincts that the form of the animal serves. Its organs, its tools are formed according to these drives. The shape of the stone is not formed according to desires, but by power without desires." 3The fact meant here, in so far as it relates to crystal observation, has been distorted in many ways by those who have only heard of it in an extra-terrestrial (exoteric) way, giving rise to practices such as "crystal vision" and so on. Such manipulations are based on misunderstandings. They have been described in many books. But they are never the subject of true (esoteric) secret teachings. If you immerse yourself intensively in these thoughts and look at the stone and the animal with rapt attention: then two completely different types of feelings arise in the soul. One type of feeling flows from the stone, the other from the animal into our soul. The matter will probably not succeed in the beginning: but little by little, with real patient practice, these feelings will arise. You just have to keep practicing. At first the feelings are only present for as long as the contemplation lasts; later they have a lasting effect. And then they become something that remains alive in the soul. The person then only needs to reflect: and the two feelings always arise, even without contemplation of an external object. - From these feelings and the thoughts connected with them, bright vision organs are formed. - If the plant is then added to the observation, it will be noticed that the feeling emanating from it, according to its nature and also its degree, lies in the middle between that emanating from the stone and that emanating from the animal. The organs which are formed in this way are spirit eyes. With them one gradually learns to see something like mental and spiritual colors. As long as one has only acquired what has been described as "preparation", the spiritual world with its lines and figures remains dark; through enlightenment it becomes light. - Here, too, it must be noted that the words "dark" and "light" as well as the other expressions used only approximately express what is meant. However, if one wants to use the common language, nothing else is possible. This language is only created for physical conditions. - Secret science describes what the clairvoyant organ perceives as emanating from the stone as "blue" or "blue-red". That which is perceived by the animal as "red" or "red-yellow". In fact, it is colors of a "spiritual nature" that are seen. The color emanating from the plant is "green", which gradually changes into a light ethereal pink. The plant is that natural being which in the higher worlds resembles its constitution in the physical world in a certain respect. But the same is not the case with stone and animal. - Now it must be clearly understood that the above-mentioned colors only indicate the main shades of the stone, plant and animal kingdoms. In reality, all possible intermediate shades are present. Every stone, every plant, every animal has its own particular shade of color. In addition, there are the beings of the higher worlds, which never embody themselves physically, with their often wonderful, often hideous colors. In fact, the richness of color in these higher worlds is immeasurably greater than in the physical world.

[ 12 ] Once a person has acquired the ability to see with "spiritual eyes", sooner or later he will also encounter the aforementioned higher beings, some of whom are also deeper than the human being, who never enter physical reality.

Once a person has made it as far as described here, the paths to many things are open to him. But it is not advisable for anyone to go any further without careful consideration of what has been said or otherwise communicated by the spiritual researcher. And even for what has already been said, attention to such knowledgeable guidance is the very best thing. Incidentally, if a person has the strength and perseverance within himself to go as far as the indicated elementary stages of enlightenment, he will certainly seek and find the right guidance.

[ 13 ] But caution is necessary under all circumstances, and he who does not wish to apply it should best refrain from all steps into the secret science. It is necessary that the person who becomes a student of the secret science loses nothing of his qualities as a noble, good person who is receptive to all physical realities. On the contrary, he must continually increase his moral strength, his inner sincerity and his powers of observation during his secret discipleship. To mention a single point: During the elementary enlightenment exercises, the secret disciple must ensure that he constantly increases his compassion for the human and animal world, his sense of the beauty of nature. If he does not do so, this feeling and this sense will be continually dulled by such exercises. The heart would become hard, the mind dull. And that would lead to dangerous results.

[ 14 ] How enlightenment takes shape when one ascends to man via stone, plant and animal in the sense of the above exercises, and how, after enlightenment, the union of the soul with the spiritual world occurs under all circumstances and leads to initiation: this will be discussed in the following sections, as far as it can be.

[ 15 ] In our time, many people are seeking the path to secret science. This is done in many different ways; and many dangerous, even reprehensible procedures are tried. Therefore, those who think they know something true about these things should give others the opportunity to get to know some of the secret training. Only so much has been communicated here as corresponds to such a possibility. It is necessary that some of the truth be known, lest the erroneous cause great harm. No one can be harmed by the paths outlined here if he does not force anything. Only one thing must be observed: no one may spend more time and energy on such exercises than is available to him according to his position in life, according to his duties. No one may immediately change anything in his external living conditions through the secret path. If one wants real results, then one must have patience; one must be able to stop after a few minutes of practice and calmly go about one's daily work. And no thoughts about the exercises should interfere with your daily work. Anyone who has not learned to wait in the highest and best sense is not fit to be a secret disciple and will never achieve results that are of any significant value.

Control of thoughts and feelings

[ 16 ] If anyone seeks the paths to the secret science in the manner described in the previous chapter, he must not fail to strengthen himself throughout the work by a continuing thought. He must always bear in mind that after some time he may have made considerable progress without it showing itself to him in the way he might have expected. Anyone who does not bear this in mind will easily lose perseverance and give up all attempts after a short time. The powers and abilities that one has to develop are initially of a very delicate nature. And their essence is something completely different from what man had previously imagined. He was only used to dealing with the physical world. The spiritual and mental world eluded his gaze and also his concepts. It is therefore not at all surprising that now, when spiritual and mental powers are developing in him, he does not immediately notice them. - Therein lies the possibility of confusion for him who, without adhering to the experiences which knowledgeable researchers have gathered, embarks on the secret path. The secret researcher knows the progress made by the pupil long before he himself becomes aware of it. He knows how the tender spiritual eyes develop before the pupil knows anything about it. And a large part of the instructions of this secret researcher consists precisely in expressing that which causes the pupil not to lose confidence, patience and perseverance before he comes to his own realization of his progress. After all, the teacher of the secret cannot give his pupil anything that does not already exist in him in a hidden way. He can only guide the development of dormant abilities. But what he shares from his experiences will be a support for those who want to make their way from darkness to light.

[ 17 ] Many leave the path to the secret science soon after they have entered it, because their progress is not immediately apparent to them. And even when the first perceptible higher experiences occur for the pupil, he often regards them as illusions because he has had completely different ideas about what he is supposed to experience. He loses courage because he either considers the first experiences to be worthless or because they seem so insignificant to him that he does not believe they could lead him to anything significant in the foreseeable future. Courage and self-confidence are two lights that must not be extinguished on the path to secret science. Those who cannot bring themselves to patiently continue an exercise that seems to have failed countless times again and again cannot get far.

[ 18 ] Much earlier than a clear perception of progress, a dark feeling arises that one is on the right path. And this feeling should be nurtured. For it can become a sure guide. Above all, one must eradicate the belief that it must be quite peculiar, mysterious practices through which one attains higher knowledge. One must realize that one must start from the feelings and thoughts with which man lives continually, and that he must only give these feelings and thoughts a different direction from the one he is accustomed to. Everyone should first say to himself: the highest secrets lie hidden in my own world of feelings and thoughts: I have just not yet realized them. After all, everything is based on the fact that man constantly carries body, soul and spirit around with him, but that he is only aware of his body in the pronounced sense, not of his soul and spirit. And the secret disciple becomes aware of his soul and spirit just as the ordinary person is aware of his body.

[ 19 ] Therefore, it is important to bring the feelings and thoughts in the right direction. Then one develops the perceptions for the invisible in ordinary life. Here is one of the ways to do this. Again, it is a simple matter, like almost everything that has been communicated so far. But it has the greatest effect if it is carried out persistently and if a person is able to devote himself to it with the necessary intimacy.

[ 20 ] Place a small seed of a plant in front of you. The important thing is to think hard about the right thoughts in front of this inconspicuous thing and to develop certain feelings through these thoughts. First, realize what you really see with your eyes. Describe to yourself the shape, color and all other characteristics of the seed. Then think about the following. This seed will grow into a multifaceted plant when it is planted in the ground. Visualize this plant. Build it up in your imagination. And then think: What I now imagine in my imagination is what the forces of earth and light will really coax out of the seed later. If I had an artificially formed thing in front of me, deceptively imitating the seed, so that my eyes could not distinguish it from a real one, no power of earth and light would draw a plant out of it. Whoever makes this thought quite clear to himself, whoever experiences it inwardly, will also be able to form the following with the correct feeling. He will say to himself: in the seed there already rests in a hidden way - as the power of the whole plant - that which will later grow out of it. This power does not reside in artificial imitation. And yet to my eyes both are the same. The real seed therefore contains something invisible that is not in the imitation. Let us now direct our feelings and thoughts to this invisible thing.4Those who would object that on closer microscopic examination the imitation differs from the real seed only show that they have not grasped what is important. It is not a question of what one really has before one in a sensuous way, but of developing mental and spiritual powers in it. Imagine: this invisible thing will later turn into the visible plant that I will have before me in form and color. I dwell on the thought: the invisible will become visible. If I could not think, I would not be able to see now what will only become visible later.

[ 21 ] Let it be emphasized particularly clearly: What one thinks must also be intensely felt. One must experience in calmness, without all disturbing admixtures of other thoughts, the one indicated above. And you have to take your time so that the thought and the feeling attached to it are, as it were, engraved in your soul. - If you achieve this in the right way, then after some time - perhaps only after many attempts - you will feel a power within yourself. And this power will create a new perception. The seed will appear to be enclosed in a small cloud of light. It will be perceived in a sensual-spiritual way as a kind of flame. Towards the center of this flame one feels as one feels towards the impression of the color purple; towards the edge, as one feels towards the color bluish. - There appears that which one has not seen before and which has been created by the power of thought and feeling that one has aroused within oneself. What was invisible to the senses, the plant that will only become visible later, reveals itself in a spiritually visible way.

[ 22 ] It is understandable that some people will regard all this as illusion. Many will say: "What is the point of such visions, such phantasms?" And some will fall away and not continue on the path. But this is precisely what is important: not to confuse fantasy and spiritual reality in these difficult points of human development. And also to have the courage to press forward and not become timid and faint-hearted. On the other hand, however, it must be emphasized that the healthy sense, which distinguishes truth from deception, must be constantly cultivated. During all these exercises, man must never lose full conscious control over himself. As surely as he thinks about the things and processes of everyday life, so he must also think here. It would be bad if he were to fall into reverie. He must remain rational, not to say sober, at all times. And the greatest mistake would be made if man were to lose his balance through such exercises, if he were prevented from judging the things of everyday life as soundly and clearly as he did before. The secret disciple should therefore examine himself again and again whether he has not fallen out of his equilibrium, whether he has remained the same within the circumstances in which he lives. He must maintain a firm rest in himself, a clear sense of everything. However, it must be strictly observed that one should not indulge in just any reverie, should not abandon oneself to all kinds of exercises. The directions of thought indicated here have been tested and practiced in the secret schools since time immemorial. And only those are given here. Whoever wants to apply those of another kind, which he forms himself or of which he hears and reads here or there, must go astray and will soon find himself on the path of boundless fantasy.

[ 23 ] Another exercise to follow on from the one described is the following. Imagine a plant that is at the stage of full development. Now fill yourself with the thought that the time will come when this plant will die. There will be nothing left of what I see before me now. But this plant will then have developed seeds from itself, which will again become new plants. Again I realize that there is something hidden in what I see that I do not see. I am completely filled with the thought: this plant form with its colors will no longer be in the future. But the idea that it forms seeds teaches me that it will not disappear into nothingness. What keeps it from disappearing I can no more see with my eyes now than I could see the plant in the seed before. There is therefore something in it that I cannot see with my eyes. If I allow this thought to live in me and the corresponding feeling in me connects with it, then, after an appropriate time, a force develops again in my soul that becomes a new perception. A kind of spiritual flame grows out of the plant again. This is, of course, correspondingly larger than the one described above. The flame can be perceived as greenish-blue in its central part and yellowish-red at its outer edge.

[ 24 ] It must be expressly emphasized that what is called "colors" here is not seen as physical eyes see the colors, but that through the spiritual perception something similar is felt as when one has a physical color impression. To perceive "blue" spiritually means to feel or sense something that is similar to what one feels when the gaze of the physical eye rests on the color "blue". Anyone who really wants to gradually ascend to spiritual perceptions must take this into account. Otherwise he expects to find only a repetition of the physical in the spiritual. That would have to disconcert him most bitterly.

[ 25 ] He who has come to see such things spiritually has gained much. For things reveal themselves to him not only in their present being, but also in their coming into being and passing away. He begins to see the spirit everywhere, of which the sensual eyes can know nothing. And thus he has taken the first steps towards gradually discovering the secret of birth and death through his own contemplation. For the external senses, a being comes into being at birth; it passes away at death. But this is only because these senses do not perceive the hidden spirit of the being. For the spirit, birth and death are only a transformation, just as the sprouting of the flower from the bud is a transformation that takes place before the sensory eyes. But if you want to get to know this through your own contemplation, you must first awaken the spiritual sense for it in the manner indicated.

[ 26 ] In order to immediately remove an objection that some people who have some spiritual (psychic) experience might make, let this be said. It is not to be denied that there are shorter, simpler ways, that some people get to know the phenomena of birth and death from their own experience without first having gone through everything that is described here. There are people who have important psychic dispositions that only need a little nudge to be developed. But these are exceptions. However, the path described here is a more general and safer one. You can also acquire some knowledge of chemistry in an exceptional way, but if you want to become a chemist, you have to take the general and safe path.

[ 27 ] A serious error would arise if someone wanted to believe that, in order to reach the goal more easily, he could imagine the seed or the plant merely, merely hold it up in his imagination. Whoever does this can also reach the goal, but not as surely as in the way described. The view one arrives at will in most cases only be a dazzling work of the imagination. The transformation into spiritual perception would then have to be awaited. For what matters is that I do not create views for myself in mere arbitrariness, but that reality creates them within me. Truth must spring forth from the depths of my own soul; but my ordinary self must not itself be the magician who wants to draw out the truth, but the beings must be this magician whose spiritual truth I want to see.

[ 28 ] Once a person has found within himself the first beginnings of spiritual contemplation through such exercises, he may ascend to the contemplation of man himself. Simple phenomena of human life must be chosen first. - Before proceeding to this, however, it is necessary to work particularly seriously on the full purity of his moral character. One must remove any thought that one might use knowledge gained in this way for personal self-interest. One must agree with oneself that one will never use for evil any power over one's fellow men that one may acquire. Therefore, anyone who seeks secrets about human nature through his own contemplation must follow the golden rule of the true secret sciences. And this golden rule is: if you try to make one step forward in the knowledge of secret truths, make at the same time three steps forward in the perfection of your character for the good. - He who follows this rule can do such exercises as the one described below.

[ 29 ] Consider a person who has once been observed to desire some thing. Attention should be focused on the desire. It is best to recall the time when the desire was most vivid and when it was quite undecided whether the person would get what he wanted or not. And now give yourself completely to the idea of what you observe in your memory. Establish the greatest possible inner calm in your own soul. Try as much as possible to be blind and deaf to everything else that is going on around you. And pay particular attention to the fact that a feeling awakens in the soul through the stimulated imagination. Let this feeling rise up in you like a cloud that rises on the otherwise completely empty horizon. It is now natural that the observation is usually interrupted by the fact that the person on whom one's attention is directed has not been observed long enough in the described state of mind. You will probably make hundreds and hundreds of futile attempts. It is important not to lose patience. After many attempts, you will be able to experience a feeling in your own soul that corresponds to the state of mind of the person you are observing. But then, after some time, you will also notice that through this feeling a power arises in your own soul which becomes a spiritual perception of the state of the other person's soul. An image will appear in the field of vision that is felt as something luminous. And this spiritually luminous image is the so-called astral embodiment of the observed soul state of desire. Again, this image can be described as resembling a flame. It will be yellow-red in the center and perceived as reddish-blue or purple at the edges. It is very important that one treats such a mental image delicately. The best thing to do is not to speak of it to anyone except your teacher, if you have one. For if one tries to describe such a phenomenon with clumsy words, one usually gives oneself over to bad deceptions. One uses ordinary words, which are not intended for such things and are therefore too coarse and cumbersome for them. The consequence is then that one is seduced by one's own attempt to clothe the matter in words into mixing into the true views all kinds of imaginary illusions. Again, an important rule for the secret disciple is: Know how to keep silent about your spiritual visions. Yes, keep silent about it even to yourself. Do not try to put into words what you see in the spirit or to fathom it with the unskillful mind. Give yourself to your spiritual contemplation impartially and do not disturb it by thinking about it too much. For you must remember that at the beginning your thinking was not at all like your seeing. You have acquired this thinking in your previous life, which was limited to the physical-sensual world; and what you are acquiring now goes beyond that. So do not seek to apply the standard of the old to the new higher. Only those who already have some firmness in observing inner experiences can speak about them in order to inspire their fellow human beings through such speech.

[ 30 ] A supplementary exercise may be added to the one described. Observe in the same way how a person has been granted the satisfaction of some wish, the fulfillment of some expectation. If you use the same rules and precautions that have just been given for the other case, you will also arrive at a spiritual view. One will notice a spiritual flame formation that feels yellow in the middle and is perceived as having a greenish edge.

[ 31 ] A person can easily fall into a moral error through such observation of his fellow human beings. He can become unloving. To ensure that this is not the case, every conceivable means must be employed. If one observes in this way, then one should already be at the height where it has become a complete certainty that thoughts are real things. One must no longer allow oneself to think about one's fellow man in such a way that the thoughts would not be compatible with the highest respect for human dignity and human freedom. That a human being could only be an object of observation for us: this thought must not fill us for a moment. Hand in hand with every secret observation of human nature, self-education must go hand in hand with an unrestricted appreciation of the full self-determination of every human being and to regard that which dwells in man as something sacred and inviolable by us - also in thoughts and feelings. A feeling of holy reverence for everything human, even if it is only thought of as a memory, must fill us.

[ 32 ] For the time being, these two examples are the only way to show how to achieve enlightenment about human nature. But at least the path to follow could be shown. Whoever finds the necessary inner stillness and tranquillity that belong to such observation, his soul will undergo a great transformation as a result. This will soon go so far that the inner enrichment that his being experiences will also give him security and peace in his outer behavior. And this transformed outer behavior will again have an effect on his soul. And so he will continue to help himself. He will find ways and means to discover more and more of human nature, which is hidden from the outer senses; and he will then also become mature enough to gain an insight into the mysterious connections between human nature and everything else that exists in the universe. - And in this way man approaches more and more the time when he can accomplish the first steps of initiation. But before this can be done, one more thing is necessary. This is something that the secret disciple will perhaps realize the least at first. But later he will.

[ 33 ] What the initiate must have is a certain degree of courage and fearlessness. The secret disciple must seek out the very opportunities through which these virtues are developed. In the secret training they should be developed quite systematically. But life itself is also a good secret school in this direction; perhaps the best. The secret disciple must be able to look danger calmly in the eye and overcome difficulties without hesitation. In the face of danger, for example, he must immediately summon up the feeling: my fear is of no use at all; I must not have it at all; I must only think of what is to be done. And he must bring himself so far that on occasions when he was previously anxious, "being anxious" and "becoming discouraged" become impossible things for him, at least in his innermost feelings. Through self-education in this direction, man develops within himself certain powers which he needs if he is to be initiated into higher mysteries. Just as the physical man needs nervous power in order to use his physical senses, so the spiritual man needs that power which is only developed in courageous and fearless natures. He who penetrates to the higher mysteries sees things which remain hidden to the ordinary man by the deceptions of the senses. For, even if the physical senses do not allow us to see the higher truth, they are also man's benefactors. Through them things are concealed from him which, unprepared, would have to cause him immense consternation, the sight of which he could not endure. The secret disciple must become equal to this sight. He loses certain supports in the outer world which he owed to the very fact that he was caught up in deception. It is really and literally as if someone had been made aware of a danger in which he had been hovering for a long time, but of which he knew nothing. He was not afraid before, but now that he knows, he is overcome with fear, even though the danger has not increased as a result of his knowledge.

[ 34 ] The forces of the world are destructive and constructive: the fate of external entities is creation and decay. The knower should look into the workings of these forces, into the course of this destiny. The veil that lies before the spiritual eyes in ordinary life should be removed. But man himself is interwoven with these forces, with this fate. In his own nature are destructive and constructive forces. As unveiled as the other things appear before the seeing eye of the knower, so unveiled does the own soul show itself. The secret disciple must not lose strength in the face of such self-knowledge. And he will only lack it if he has a surplus of it. For this to be the case, he must learn to maintain inner peace and security in difficult circumstances; he must develop a strong trust in the good powers of existence. He must be prepared for the fact that some of the driving forces that have guided him up to now will no longer guide him. He will have to realize that he has done and thought many things only because he was caught up in ignorance. Such reasons as he has had up to now will cease to exist. He has done many things out of vanity; he will see how unspeakably worthless all vanity is for the knowledgeable. He has done many things out of greed; he will realize how destructive all greed is. He will have to develop completely new motivations for acting and thinking. And that includes courage and fearlessness.

[ 35 ] The most important thing is to cultivate this courage and fearlessness in the very depths of the life of thought. The secret disciple must learn not to despair in the face of failure. He must be capable of the thought: "I will forget that this thing has failed me again, and try again as if nothing had happened." So he struggles to convince himself that the sources of strength in the world from which he can draw are inexhaustible. He strives again and again for the spiritual, which will lift and carry him, however often his earthly life may have proved weak and feeble. He must be able to live towards the future and not allow himself to be disturbed in this striving by any experience of the past. - If man has the described qualities to a certain degree, then he is ripe to experience the true names of things, which are the key to higher knowledge. For initiation consists in learning to call the things of the world by the names they have in the minds of their divine authors. In these names lie the secrets of things. That is why the initiated speak a different language from the uninitiated, because the former call the names of the beings by which they themselves are made. - Insofar as we can speak of the initiation itself, this will follow in the next chapter.