Goethes Naturwissenschaftliche Schriften
GA 1
3. Die Entstehung von Goethes Gedanken über die Bildung der Tiere
[ 1 ] Lavaters großes Werk: «Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe» erschien in den Jahren 1775-1778. Goethe hatte daran regen Anteil genommen, nicht nur dadurch, daß er die Herausgabe leitete, sondern indem er auch selbst Beiträge lieferte. Besonders interessant ist es nun aber, daß wir in diesen Beiträgen schon den Keim zu seinen späteren zoologischen Arbeiten finden können.
[ 2 ] Die Physiognomik suchte in der äußeren Form des Menschen dessen Inneres, dessen Geist zu erkennen. Man behandelte die Gestalt nicht um ihrer selbst willen, sondern als Ausdruck der Seele. Goethes plastischer, zur Erkenntnis äußerer Verhältnisse geschaffener Geist blieb dabei nicht stehen. Mitten in jenen Arbeiten, welche die äußere Form nur als Mittel zur Erkenntnis des Inneren behandelten, ging ihm die Bedeutung der ersteren, der Gestalt, in ihrer Selbständigkeit auf. Wir sehen dieses aus seinen Arbeiten über die Tierschädel aus dem Jahre 1776, welche sich im 2. Bande, 2. Abschnitt der «Physiognomischen Fragmente» eingeschaltet finden. 25gl. Natw. Schr., 2. Bd., S. 68ff. Er liest in diesem Jahre Aristoteles über die Physiognomik, 26Brief an J. K. Lavater, etwa 20.März 1776; WA 3, 42. findet sich dadurch zu obigen Arbeiten angeregt, zugleich aber versucht er es, den Unterschied des Menschen von den Tieren zu untersuchen. Er findet diesen Unterschied in dem durch das Ganze des menschlichen Baues bedingten Hervortreten des Hauptes, in der hohen Ausbildung des menschlichen Gehirnes, zu dem alle Teile des Körpers als zu ihrer Zentralstätte hinweisen. «Wie die ganze Gestalt als Grundpfeiler des Gewölbes dasteht, in dem sich der Himmel bespiegeln soll.» 27Vgl. Natw. Schr., 2. Bd., S. 69 [Eingang]. Das Gegenteil davon findet er nun beim tierischen Baue. «Der Kopf an das Rückgrat nur angehängt! Das Gehirn, Ende des Rückenmarks, hat nicht mehr Umfang, als zur Auswirkung der Lebensgeister und zu Leitung eines ganz gegenwärtig sinnlichen Geschöpfes nötig ist.» 28Ebenda. Mit diesen Andeutungen hat sich Goethe über die Betrachtung einzelner Zusammenhänge des Äußeren mit dem Inneren des Menschen erhoben zur Auffassung eines großen Ganzen und zur Anschauung der Gestalt als solcher. Er ist zur Ansicht gekommen, daß das Ganze des menschlichen Baues die Grundlage bildet zu seinen höheren Lebensäußerungen, daß in der Eigentümlichkeit dieses Ganzen die Bedingung liegt, welche den Menschen an die Spitze der Schöpfung stellt. Was wir uns dabei vor allem gegenwärtig halten müssen, ist, daß Goethe die tierische Gestalt in der ausgebildeten menschlichen wieder aufsucht; nur daß dort die mehr den animalischen Verrichtungen dienenden Organe in den Vordergrund treten, gleichsam der Punkt sind, auf den die ganze Bildung hindeutet und dem sie dient, während die menschliche Bildung jene Organe besonders ausbildet, welche den geistigen Funktionen dienen. Schon hier finden wir: Was Goethe als tierischer Organismus vorschwebt, ist nicht mehr dieser oder jener sinnlichwirkliche, sondern ein ideeller, der sich bei den Tieren mehr nach einer niederen, bei dem Menschen nach einer höheren Seite ausbildet. Schon hier liegt der Keim zu dem, was Goethe später Typus nannte und womit er «kein einzelnes Tier», sondern die «Idee» des Tieres bezeichnen wollte. Ja noch mehr: Schon hier findet man einen Anklang an ein später von ihm ausgesprochenes, in seinen Konsequenzen wichtiges Gesetz, daß nämlich «die Mannigfaltigkeit der Gestalt daher entspringt, daß diesem oder jenem Teil ein Übergewicht über die andern zugestanden ist.» 29Siehe Natw. Schr., 1. Bd., S. 247. Es wird ja schon hier der Gegensatz von Tier und Mensch darinnen gesucht, daß sich eine ideelle Gestalt nach zwei verschiedenen Richtungen hin ausbildet, daß jedesmal ein Organsystem das Übergewicht gewinnt und das ganze Geschöpf davon seinen Charakter erhält.
[ 3 ] In demselben Jahre (1776) finden wir aber auch, daß Goethe Klarheit darüber gewinnt, wovon auszugehen ist, wenn man die Gestalt des tierischen Organismus betrachten will. Er erkannte, daß die Knochen die Grundfesten der Bildung sind, 30Siehe Natw. Schr., 2. Bd. [S. 68 f.]. ein Gedanke, den er später aufrechterhalten hat, indem er bei den anatomischen Arbeiten durchaus von der Knochenlehre ausging. In diesem Jahre schreibt er den in dieser Hinsicht wichtigen Satz nieder: 31Ebenda [S. 69]. «Die beweglichen Teile formen sich nach ihnen (den Knochen), eigentlicher zu sagen, mit ihnen und treiben ihr Spiel nur insoweit es die festen vergönnen.» Auch eine weitere Andeutung in Lavaters Physiognomik: «Man kann es schon bemerkt haben, daß ich das Knochensystem für die Grundzeichnung des Menschen - den Schädel für das Fundament des Knochensystems und alles Fleisch beinahe nur für das Kolorit dieser Zeichnung halte», 32Lavaters Fragmente II, 143. mag wohl auf Goethes Anregung, der sich mit Lavater oft über diese Dinge besprach, geschrieben worden sein. Sie sind ja mit den von Goethe verfaßten Andeutungen 33Siehe Natw. Schr., 2. Bd. [S. 69]. identisch. Nun macht aber Goethe eine weitere Bemerkung dazu, welche wir besonders berücksichtigen müssen: «Diese Anmerkung (daß man an den Knochen und namentlich am Schädel am stärksten sehen kann, wie die Knochen die Grundfesten der Bildung sind), die hier (bei Tieren) unleugbar ist, wird bei der Anwendung auf die Verschiedenheit der Menschenschädel großen Widerspruch zu leiden haben.» 34Ebenda. Was tut Goethe hier anderes, als das einfachere Tier im zusammengesetzten Menschen wieder aufsuchen, wie er sich später (1795) ausdrückt! Wir gewinnen hieraus die Überzeugung, daß die Grundgedanken, auf welchen später Goethes Gedanken über die Bildung der Tiere aufgebaut werden sollten, aus der Beschäftigung mit Lavaters Physiognomik heraus im Jahre 1776 sich bei ihm festsetzten.
[ 4 ] In diesem Jahre beginnt auch Goethes Studium des Einzelnen der Anatomie. Am 22. Januar 1776 schreibt er an Lavater: «Der Herzog hat mir sechs Schädel kommen lassen, habe herrliche Bemerkungen gemacht, die Euer Hochwürden zu Diensten stehen, wenn dieselben Sie nicht ohne mich fanden.» [WA 3, 20] Die weiteren Anregungen zu einem eingehenderen Studium der Anatomie boten ihm die Beziehungen zur Universität Jena. Wir haben die ersten Andeutungen hierüber aus dem Jahre 1781. In dem von Keil herausgegebenen Tagebuche bemerkt er unter dem 15. Oktober 1781, daß er nach Jena mit dem alten Einsiedel ging und dort Anatomie trieb. Hier war ein Gelehrter, der Goethes Studien ungeheuer förderte: Loder. Derselbe führt ihn denn auch weiter in die Anatomie ein, wie er am 29. Oktober 1781 an Frau von Stein 35«Ein beschwerlicher Liebesdienst, den ich übernommen habe, führt mich meiner Liebhaberei näher. Loder erklärt mir alle Beine und Muskeln, und ich werde in wenig Tagen vieles fassen.» [WA 5, 207] und am 4. November an Karl August 36«Mir hat er (Loder) in diesen acht Tagen, die wir, freilich soviel als meine Wächterschaft litt, fast ganz dazu anwandten, Osteologie und Myologie durchdemonstriert.« [WA 5, 211] schreibt. In letzterem Briefe spricht er nun auch die Absicht aus, den «jungen Leuten» der Zeichenakademie «das Skelett zu erklären und sie zur Kenntnis des menschlichen Körpers anzuführen». Er setzt hinzu: «Ich tue es zugleich um meinet- und ihretwillen, die Methode, die ich gewählt habe, wird sie diesen Winter über völlig mit den Grundsäulen des Körpers bekannt machen.» Die Einzeichnungen im Tagebuch Goethes zeigen, daß er diese Vorlesungen wirklich gehalten und am 16. Januar beendet hat. Gleichzeitig wird wohl viel mit Loder über den Bau des menschlichen Körpers verhandelt worden sein. Unter dem 6. Januar bemerkt das Tagebuch: Demonstration des Herzens durch Loder. Haben wir nun gesehen, daß Goethe schon 1776 weitausblickende Gedanken über den Bau der tierischen Organisation hegte, so ist keinen Augenblick daran zu zweifeln, daß seine jetzigen eingehenden Beschäftigungen mit Anatomie über die Betrachtung der Einzelheiten hinaus sich zu höheren Gesichtspunkten erhoben. So schreibt er an Lavater und Merck am 14. November 1781, er behandele «die Knochen als einen Text, woran sich alles Leben und alles Menschliche anhängen läßt». [WA 5, 217 u. 220] Bei Betrachtung eines Textes bilden sich in unserem Geiste Bilder und Ideen, die von jenem hervorgerufen, erzeugt erscheinen. Als einen solchen Text behandelte Goethe die Knochen, d. h. indem er sie betrachtet, gehen ihm Gedanken über alles Leben und alles Menschliche auf. Es mußten sich bei ihm also bei diesen Betrachtungen bestimmte Ideen über die Bildung des Organismus geltend gemacht haben. Nun haben wir aus dem Jahre 1782 eine Ode von Goethe: «Das Göttliche», welche uns einigermaßen erkennen läßt, wie er über die Beziehung des Menschen zur übrigen Natur damals dachte. Die erste Strophe heißt:
«Edel sei der Mensch,
Hilfreich und gut! Denn das allein
Unterscheidet ihn
Von allen Wesen, Die wir kennen.»
[ 5 ] Indem in den ersten zwei Zeilen dieser Strophe der Mensch nach seinen geistigen Eigenschaften erfaßt wird, sagt Goethe, diese allein unterscheiden ihn von allen anderen Wesen der Welt. Dieses «allein» zeigt uns ganz klar, daß Goethe den Menschen seiner physischen Konstitution nach durchaus in Übereinstimmung mit der übrigen Natur auffaßte. Es wird bei ihm der Gedanke, auf den wir schon oben aufmerksam machten, immer lebendiger, daß eine Grundform die Gestalt des Menschen sowohl wie der Tiere beherrsche, daß sie bei ersterem sich nur zu einer solchen Vollkommenheit steigere, daß sie fähig ist, der Träger eines freien geistigen Wesens zu sein. Seinen sinnenfälligen Eigenschaften nach muß auch der Mensch, wie es in jener Ode weiter heißt:
«Nach ewigen, ehrnen
Großen Gesetzen»
Seines ... «Daseins
Kreise vollenden.»
[ 6 ] Aber diese Gesetze bilden sich bei ihm nach einer Seite aus, die es ihm möglich macht, daß er das «Unmögliche» vermag:
«Er unterscheidet,
Wählet und richtet;
Er kann dem Augenblick
Dauer verleihen.»
[ 7 ] Nun muß man dazu noch bedenken, daß, während sich diese Anschauungen bei Goethe immer bestimmter ausbildeten, er in lebendigem Verkehre mit Herder stand, der im Jahre 1783 seine «Ideen zu einer Philosophie der Geschichte der Menschheit» aufzuzeichnen begann. Dieses Werk ging beinahe hervor aus den Unterhaltungen der beiden, und manche Idee wird wohl auf Goethe zurückzuführen sein. Die Gedanken, welche hier ausgesprochen werden, sind oft ganz Goethisch, nur in Herders Weise gesagt, so daß wir aus denselben einen sicheren Schluß auf die damaligen Gedanken Goethes machen können.
[ 8 ] Herder hat nun im ersten Teil 37Herder, Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, 1. Teil, 5. Buch, in: Herders Sämtliche Werke, hg. v. B. Suphan; Berlin 1877-1913, 13. Bd., S. 167. von dem Wesen der Welt folgende Auffassung. Es muß eine Hauptform vorausgesetzt werden, welche durch alle Wesen hindurchgeht und sich in verschiedener Weise verwirklicht. «Vom Stein zum Kristall, vom Kristall zu den Metallen, von diesen zur Pflanzenschöpfung, von den Pflanzen zum Tier, von diesem zum Menschen sahen wir die Form der Organisation steigen, mit ihr auch die Kräfte und Triebe des Geschöpfs vielartiger werden, und sich endlich alle in der Gestalt des Menschen, sofern diese sie fassen konnte, vereinen.» Der Gedanke ist ganz klar: Eine ideelle, typische Form, die als solche selbst nicht sinnenfällig wirklich ist, realisiert sich in einer unendlichen Menge räumlich voneinander getrennter und ihren Eigenschaften nach verschiedenen Wesen bis herauf zum Menschen. Auf den niederen Stufen der Organisation verwirklicht sie sich stets nach einer bestimmten Richtung; nach dieser bildet sie sich besonders aus. Indem diese typische Form bis zum Menschen heransteigt, nimmt sie alle Bildungsprinzipien, die sie bei den niederen Organismen immer nur einseitig ausgebildet hat, die sie auf verschiedene Wesen verteilt hat, zusammen, um eine Gestalt zu bilden. Daraus geht auch die Möglichkeit einer so hohen Vollkommenheit beim Menschen hervor. Bei ihm hat die Natur auf ein Wesen verwendet, was sie bei den Tieren auf viele Klassen und Qrdnungen zerstreut hat. Dieser Gedanke wirkte ungemein fruchtbar auf die nachherige deutsche Philosophie. Es sei hier die Darstellung, welche Oken später für dieselbe Vorstellung gegeben hat, zu ihrer Verdeutlichung erwähnt. Er sagt: 38Oken, Lehrbuch der Naturphilosophie. 2. Aufl., Jena 1831,S. 389. «Das Tierreich ist nur ein Tier, d. h. die Darstellung der Tierheit mit allen ihren Organen jedes für sich ein Ganzes. Ein einzelnes Tier entsteht, wenn ein einzelnes Organ sich vom allgemeinen Tierleib ablöst und dennoch die wesentlichen Tierverrichtungen ausübt. Das Tierreich ist nur das zerstückelte höchste Tier: Mensch. Es gibt nur eine Menschenzunft, nur ein Menschengeschlecht, nur eine Menschengattung, eben weil er das ganze Tierreich ist.» So gibt es z. B. Tiere, bei denen die Tastorgane ausgebildet sind, ja die ganze Organisation auf die Tätigkeit des Tastens hinweist und in ihr das Ziel findet, andere, bei denen besonders die Freßwerkzeuge ausgebildet sind usf., kurz bei jeder Tiergattung tritt einseitig ein Organsystem in den Vordergrund; das ganze Tier geht in demselben auf; alles übrige tritt bei ihm in den Hintergrund. In der menschlichen Bildung nun bilden sich alle Organe und Organsysteme so aus, daß eines dem andern Raum genug zur freien Entwicklung läßt, daß jedes einzelne in jene Schranken zurücktritt, welche nötig erscheinen, um alle andern in gleicher Weise zur Geltung kommen zu lassen. So entsteht ein harmonisches Ineinanderwirken der einzelnen Organe und Systeme zu einer Harmonie, welche den Menschen zum vollkommensten, die Vollkommenheiten aller übrigen Geschöpfe in sich vereinigenden Wesen macht. Diese Gedanken haben nun auch den Inhalt der Gespräche Goethes mit Herder gebildet, und Herder verleiht ihnen in folgender Weise Ausdruck: daß «das Menschengeschlecht als der große Zusammenfluß niederer organischer Kräfte» anzusehen ist, «die in ihm zur Bildung der Humanität kommen sollten». Und an einem anderen Orte: «Und so können wir annehmen: daß der Mensch ein Mittelgeschöpf unter den Tieren, d. i. die ausgearbeitete Form sei, in der sich die Züge aller Gattungen um ihn her im feinsten Inbegriff sammeln.» 39Herder, a. a. 0. 1. Teil, 5. Buch, bzw. I. Teil, 2. Buch.
[ 9 ] Um den Anteil, welchen Goethe an Herders Werke «Ideen zu einer Philosophie der Geschichte der Menschheit» nahm, zu kennzeichnen, wollen wir folgende Stelle aus einem Briefe Goethes an Knebel vom 8. Dezember 1783 anführen: «Herder schreibt eine Philosophie der Geschichte, wie Du Dir denken kannst, von Grund aus neu. Die ersten Kapitel haben wir vorgestern zusammen gelesen, sie sind köstlich ... Welt- und Naturgeschichte rast jetzt recht bei uns.» [WA 6, 224] Die Ausführungen Herders im 3. Buch VI und im 4. Buch 1, daß die in der menschlichen Organisation bedingte aufrechte Haltung und was damit zusammenhängt, die Grundbedingung seiner Vernunfttätigkeit ist, erinnert direkt an das, was Goethe 1776 im 2. Abschnitt des zweiten Bandes der «Physiognomischen Fragmente» Lavaters über den Geschlechtsunterschied des Menschen von den Tieren angedeutet hat, und was wir schon oben erwähnt haben. Es ist nur eine Ausführung jenes Gedankens. Das alles berechtigt uns aber anzunehmen, daß Goethe und Herder in bezug auf ihre Ansichten über die Stellung des Menschen in der Natur in jener Zeit (1783ff.) der Hauptsache nach einig waren.
[ 10 ] Nun bedingt eine solche Grundanschauung aber, daß jedes Organ, jeder Teil eines Tieres sich im Menschen müsse wiederfinden lassen, nur in die durch die Harmonie des Ganzen bedingten Schranken zurückgedrängt. Ein Knochen z. B. muß allerdings bei einer bestimmten Tiergattung zu seiner besonderen Ausbildung kommen, muß sich hier vordrängen, allein er muß sich bei allen übrigen auch wenigstens angedeutet finden, ja er darf beim Menschen nicht fehlen. Nimmt er dort jene Gestalt an, welche ihm vermöge seiner eigenen Gesetze zukommt, so hat er sich hier einem Ganzen zu fügen, seine eigenen Bildungsgesetze denen des ganzen Organismus anzupassen. Fehlen aber darf er nicht, wenn nicht in der Natur ein Riß geschehen soll, wodurch die konsequente Ausgestaltung eines Typus gestört würde.
[ 11 ] So stand es mit den Anschauungen bei Goethe, als er auf einmal eine Ansicht gewahr wurde, welche diesen großen Gedanken durchaus widersprach. Den Gelehrten der damaligen Zeit war es vornehmlich darum zu tun, Kennzeichen zu finden, welche eine Tiergattung von der andern unterscheiden. Der Unterschied der Tiere von dem Menschen sollte darin bestehen, daß die ersteren zwischen den beiden symmetrischen Hälften des Oberkiefers einen kleinen Knochen, den Zwischenknochen haben, der die oberen Schneidezähne enthält, und welcher dem Menschen fehlen soll. Als Merck im Jahre 1782 anfing, sich lebhaft für die Knochenlehre zu interessieren und sich um Beihilfe an einige der bekanntesten Gelehrten damaliger Zeit wandte, erhielt er von einem derselben, dem bedeutenden Anatomen Sömmerring, am 8. Oktober 1782 folgende Auskunft über den Unterschied von Tier und Mensch: 40Briefe an J. H. Merck, Darmstadt 1835 [S. 354 f.]. «Ich wünschte, daß Sie Blumenbach nachsähen, wegen des ossis intermaxillaris, der ceteris paribus der einzige Knochen ist, den alle Tiere vom Affen an, selbst der Orang Utang eingeschlossen, haben, der sich hingegen nie beim Menschen findet; wenn Sie diesen Knochen abrechnen, so fehlt Ihnen nichts, um nicht alles vom Menschen auf die Tiere transferieren zu können. Ich lege deshalb einen Kopf von einer Hirschkuh bei, um Sie zu überzeugen, daß dieses os intermaxillare (wie es Blumenbach) oder os incisivum (wie es Camper nennt) selbst bei Tieren vorhanden ist, die keine Schneidezähne in der obern Kinnlade haben.» Obwohl Blumenbach an den Schädeln ungeborener oder junger Kinder eine Spur quasi rudimentum des ossis intermaxillaris fand, ja sogar an einem solchen Schädel einmal zwei völlig abgesonderte kleine Knochenkerne als wahren Zwischenknochen fand, so gab er die Existenz eines solchen doch nicht zu. Er sagt davon: «Es ist noch himmelweit vom wahren osse intermaxillari verschieden.» Camper, der berühmteste Anatom der Zeit, war derselben Ansicht. Der letztere sagt 41In: «Natuurkundige verhandelingen over den orang Outang.. .». Amsterdam 1782, p. 75, § 2. z. B. von den Zwischenknochen: «die nimmer by menschen gevonden wordt, zelfs niet by de Negers.» Merck war für Camper von der innigsten Verehrung durchdrungen und befaßte sich mit seinen Schriften.
[ 12 ] Nicht nur Merck, sondern auch Blumenbach und Sömmerring standen mit Goethe im Verkehre. Der Briefwechsel mit ersterem zeigt uns, daß Goethe an dessen Knochenuntersuchungen den innigsten Anteil nahm und über diese Dinge seine Gedanken mit ihm austauschte. Am 27. Oktober 1782 ersuchte er Merck, ihm etwas von Campers Inkognito zu schreiben und ihm dessen Briefe zu schicken. 42[WA 6,75] Ferner haben wir im April des Jahres 1783 einen Besuch Blumenbachs in Weimar zu verzeichnen. Im September desselben Jahres geht Goethe nach Göttingen, um dort Blumenbach und alle Professoren zu besuchen. Am 28. September schreibt er an Frau von Stein: «Ich habe mir vorgenommen alle Professoren zu besuchen und Du kannst denken, was das zu laufen gibt, um in ein paar Tagen herumzukommen.» [WA 6, 202] Er geht hierauf nach Kassel, wo er mit Forster und Sömmerring zusammentrifft. Von dort aus schreibt er an Frau von Stein am 2. Oktober: «Ich sehe sehr schöne und gute Sachen und werde für meinen stillen Fleiß belohnt. Das Glücklichste ist, daß ich nun sagen kann, ich bin auf dem rechten Wege und es geht mir von nun an nichts verloren.» [WA 6, 204]
[ 13 ] In diesem Verkehr wird Goethe wohl zuerst auf die herrschenden Ansichten über den Zwischenknochen aufmerksam geworden sein. Bei seinen Anschauungen mußten ihm diese sofort als ein Irrtum erscheinen. Die typische Grundform, nach welcher alle Organismen gebaut sein müssen, wäre damit vernichtet. Bei Goethe konnte kein Zweifel obwalten, daß auch dieses Glied, welches bei allen höheren Tieren mehr oder weniger ausgebildet zu finden ist, auch an der Bildung der menschlichen Gestalt teil haben müsse, und hier nur zurücktreten werde, weil die Organe der Nahrungsaufnahme überhaupt hinter denen, welche geistigen Funktionen dienen, zurücktreten. Goethe konnte vermöge seiner ganzen Geistesrichtung nicht anders denken, als daß ein Zwischenknochen auch beim Menschen vorhanden sei. Es handelte sich nur um den empirischen Nachweis desselben, nur darum, welche Gestalt er bei dem Menschen annimmt, inwiefern er sich in das Ganze des Organismus hier einfügt. Dieser Nachweis gelang ihm nun im Frühling des Jahres 1784 in Gemeinschaft mit Loder, mit dem er in Jena Menschen- und Tierschädel verglich. Goethe kündigte die Sache am 27. März sowohl der Frau von Stein 43«Es ist mir ein köstliches Vergnügen geworden, ich habe eine anatomische Entdeckung gemacht, die wichtig und schön ist.» [WA 6, 259] wie auch Herder an. 44«Ich habe gefunden - weder Gold noch Silber, aber was mir eine unsägliche Freude macht - das os intermaxillare am Menschen!» [WA 6, 258]
[ 14 ] Man darf nun diese einzelne Entdeckung gegenüber den großen Gedanken, von denen sie getragen ist, nicht überschätzen; sie hatte auch für Goethe nur den Wert, ein Vorurteil hinwegzuräumen, welches hinderlich erschien, wenn seine Ideen bis in die äußersten Kleinigkeiten eines Organismus konsequent verfolgt werden sollten. Als einzelne Entdeckung erblickte sie auch Goethe nie, immer nur im Zusammenhange mit seiner großen Naturanschauung. So haben wir es zu verstehen, wenn er in dem obenerwähnten Briefe an Herder sagt: «Es soll Dich auch recht herzlich freuen, denn es ist wie der Schlußstein zum Menschen, fehlt nicht, ist auch da! Aber wie!» Und gleich erinnert er den Freund an weitere Ausblicke: «ich habe mir's auch in Verbindung mit Deinem Ganzen gedacht, wie schön es da wird.» Die Behauptung: die Tiere haben einen Zwischenknochen, der Mensch aber keinen, konnte für Goethe keinen Sinn haben. Liegt es in den einen Organismus bildenden Kräften, bei den Tieren zwischen den beiden Oberkieferknochen einen Zwischenknochen einzuschieben, so müssen dieselben bei dem Menschen an jener Stelle, wo sich bei den Tieren jener Knochen befindet, in wesentlich derselben, nur der äußeren Erscheinung nach verschiedenen Weise tätig sein. Weil Goethe sich den Organismus nie als tote, starre Zusammensetzung, sondern immer als aus seinen inneren Bildungskräften hervorgehend dachte, so mußte er sich fragen: Was machen diese Kräfte im Oberkiefer des Menschen? Es konnte sich gar nicht darum handeln, ob der Zwischenknochen vorhanden, sondern wie er beschaffen ist, was für eine Bildung er annimmt. Und dieses mußte empirisch gefunden werden.
[ 15 ] Bei Goethe wurde nun der Gedanke immer reger, ein größeres Werk über die Natur auszuarbeiten. Wir können dies aus verschiedenen Äußerungen entnehmen. So schreibt er im November 1784 an Knebel, als er ihm die Abhandlung über seine Entdeckung überschickt: «Ich habe mich enthalten, das Resultat, worauf schon Herder in seinen Ideen deutet, schon jetzo merken zu lassen, daß man nämlich den Unterschied des Menschen vom Tier in nichts einzelnem finden könne.» [WA 6, 389] Hier ist vor allem wichtig, daß Goethe sagt, er habe sich enthalten, den Grundgedanken schon jetzo merken zu lassen; er will das also später in einem größeren Zusammenhange tun. Ferner zeigt uns diese Stelle, daß die Grundgedanken, die uns bei Goethe vor allem interessieren: die großen Ideen über den tierischen Typus längst vor jener Entdeckung vorhanden waren. Denn Goethe gesteht hier selbst, daß sie sich schon in Herders Ideen angedeutet finden; die Stellen aber, in denen dies geschieht, sind vor der Entdeckung des Zwischenknochens geschrieben. Die Entdeckung des Zwischenknochens ist somit nur eine Folge jener großen Anschauungen. Für jene, welche diese Anschauungen nicht hatten, mußte sie unverständlich bleiben. Es war ihnen das einzige naturhistorische Merkmal genommen, wodurch sie den Menschen von den Tieren schieden. Von jenen Gedanken, welche Goethe beherrschten und die wir früher andeuteten, daß die bei den Tieren zerstreuten Elemente sich in der einen menschlichen Gestalt zu einer Harmonie vereinigen und so trotz der Gleichheit alles Einzelnen eine Differenz im Ganzen begründen, welche dem Menschen seinen hohen Rang in der Reihe der Wesen anweist, davon hatten sie wenig Ahnung. Ihr Betrachten war kein ideelles, sondern ein äußerliches Vergleichen; und für das letztere war allerdings der Zwischenknochen beim Menschen nicht da. Was Goethe verlangte: mit den Augen des Geistes zu sehen, dafür hatten sie wenig Verständnis. Das begründete denn auch den Unterschied des Urteiles zwischen ihnen und Goethe. Während Blumenbach, der die Sache doch auch ganz deutlich sah, zu dem Schlusse kam: «Es ist doch himmelweit verschieden vom wahren osse intermaxillari», urteilt Goethe: Wie läßt sich eine noch so große äußere Verschiedenheit bei der notwendigen inneren Identität erklären. Goethe wollte nun offenbar diesen Gedanken konsequent ausarbeiten und er hat sich besonders in den nun folgenden Jahren viel damit beschäftigt. Am 1. Mai 1784 schreibt Frau von Stein an Knebel: 45Wir führten ihre Worte schon oben [S. 26] in anderem Zusammenhange an. «Herders neue Schrift macht wahrscheinlich, daß wir erst Pflanzen und Tiere waren ... Goethe grübelt jetzt gar denkreich in diesen Dingen und jedes, was erst durch seine Vorstellung gegangen ist, wird äußerst interessant.» In welchem Grade in Goethe der Gedanke lebte, seine Anschauungen über die Natur in ein einem größeren Werke darzustellen, das wird uns besonders anschaulich, wenn wir sehen, daß er bei jeder neuen Entdeckung, die ihm gelingt, nicht umhin kann, Freunden gegenüber die Möglichkeit einer Ausdehnung seiner Gedanken auf die ganze Natur ausdrücklich hervorzuheben. Im Jahre 1786 schreibt er an Frau von Stein, er wolle seine Ideen über die Weise, wie die Natur mit einer Hauptform gleichsam spielend das mannigfaltige Leben hervorbringt, «auf alle Reiche der Natur, auf ihr ganzes Reich» ausdehnen. Und da in Italien der Metamorphosengedanke für die Pflanze bis in alle Einzelheiten plastisch vor seinem Geiste steht, schreibt er in Neapel am 17. Mai 1787 nieder: «Dasselbe Gesetz wird sich auf alles ... Lebendige anwenden lassen.» 46Italienische Reise. Der erste Aufsatz der «Morphologischen Hefte» (1817) enthält die Worte: «Mag daher das, was ich mir in jugendlichem Mute öfters als ein Werk träumte, nun als Entwurf, ja als fragmentarische Sammlung hervortreten.» Daß ein solches Werk von Goethes Hand nicht zustande kam, müssen wir beklagen. Nach alledem, was vorliegt, wäre es eine Schöpfung geworden, welche alles, was von dergleichen in der neueren Zeit geleistet wurde, weit hinter sich gelassen hätte. Es wäre ein Kanon geworden, von dem jede Bestrebung auf naturwissenschaftlichem Gebiete ausgehen müßte und an dem man ihren geistigen Gehalt prüfen könnte. Der tiefste philosophische Geist, welchen nur Oberflächlichkeit Goethe absprechen kann, hätte sich hier verbunden mit einer liebevollen Versenkung in das sinnlicherfahrungsgemäß Gegebene; fern von jeder einseitigen Systemsucht, welche durch ein allgemeines Schema alle Wesen zu umfassen glaubt, würde hier jeder einzelnen Individualität ihr Recht widerfahren sein. Wir hätten es hier mit dem Werke eines Geistes zu tun, bei dem nicht ein einzelner Zweig menschlichen Strebens mit Zurücksetzung aller anderen sich hervortut, sondern bei dem die Totalität menschlichen Seins immer im Hintergrunde schwebt, wenn er ein einzelnes Gebiet behandelt. Dadurch bekommt jede einzelne Tätigkeit ihre gehörige Stelle im Zusammenhange des Ganzen. Die objektive Versenkung in die betrachteten Gegenstände verursacht, daß der Geist in ihnen völlig aufgeht, so daß uns Goethes Theorien so erscheinen, als ob sie nicht ein Geist von den Gegenständen abstrahierte, sondern als ob sie die Gegenstände selbst in einem Geiste bildeten, der sich bei der Betrachtung selbst vergißt. Diese strengste Objektivität würde Goethes Werk zum vollendetsten Werke der Naturwissenschaft machen; es wäre ein Ideal, dem jeder Naturforscher nachstreben müßte; es wäre für den Philosophen ein typisches Musterbild für die Auffindung der Gesetze objektiver Weltbetrachtung. Man kann annehmen, daß die Erkenntnistheorie, welche jetzt als eine philosophische Grundwissenschaft allerwärts auftritt, erst dann wird fruchtbar werden können, wenn sie ihren Ausgangspunkt von Goethes Betrachtungs- und Denkweise nehmen wird. Goethe selbst gibt den Grund, warum dieses Werk nicht zustande kam, in den Annalen zu 1790 mit den Worten an: «Die Aufgabe war so groß, daß sie in einem zerstreuten Leben nicht gelöst werden konnte.»
[ 16 ] Wenn man von diesem Gesichtspunkte ausgeht, so gewinnen die einzelnen Fragmente, welche uns von Goethes Naturwissenschaft vorliegen, eine ungeheure Bedeutung. Ja wir lernen sie erst recht schätzen und verstehen, wenn wir sie als hervorgehend aus jenem großen Ganzen betrachten.
[ 17 ] Im Jahre 1784 sollte aber, gleichsam bloß als Vorübung, die Abhandlung über den Zwischenknochen ausgearbeitet werden. Veröffentlicht sollte sie zunächst nicht werden, denn Goethe schreibt am 6. März 1785 an Sömmerring darüber: «Da meine kleine Abhandlung gar keinen Ansprach an Publizität hat und bloß als ein Konzept anzusehen ist, so würde mir alles, was Sie mir über diesen Gegenstand mitteilen wollen, sehr angenehm sein.» [WA 7, 21] Dennoch wurde sie mit aller Sorgfalt und mit Zuhilfenahme aller nötigen Einzelstudien ausgeführt. Es wurden sogleich junge Leute zu Hilfe genommen, welche nach Campers Methode osteologische Zeichnungen unter Goethes Leitung auszuführen hatten. Er bittet deshalb am 23. April [1784] Merck [WA 6, 267f.] um Auskunft über diese Methode und läßt sich von Sömmerring [WA 6, 277] Campersche Zeichnungen schicken. Merck, Sömmerring und andere Bekannte werden um Skelette und Knochen aller Art ersucht. Am 23. April schreibt er an Merck, daß ihm folgende Skelette sehr angenehm sein würden: « ... eine Myrmecophaga, Bradypus, Löwen, Tiger oder dergleichen.» [WA 6, 268] Am 14. Mai [WA 6, 278] ersucht er Sömmerring um den Schädel von dessen Elefantenskelett und den Schädel des Nilpferdes, am 16. September um die Schädel von folgenden Tieren: «Wilde Katze, Löwe, junger Bär, Incognitum, Ameisenbär, Kamel, Dromedar, Seelöwe.» [WA 6, 357] Auch um einzelne Auskünfte werden die Freunde ersucht, so Merck um die Beschreibung des Gaumenteiles seines Rhinozeros und insbesondere um Aufklärung darüber, «wie eigentlich das Horn des Rhinoceros auf dem Nasenknochen sitzt». [WA 6, 267] Goethe ist in dieser Zeit ganz in jene Studien vertieft. Der erwähnte Elefantenschädel wird durch Waitz von vielen Seiten nach Campers Methode gezeichnet [WA 6, 356], von Goethe mit einem großen Schädel seines Besitzes und mit anderen Tierschädeln verglichen, da er entdeckte, daß an jenem Schädel die meisten Suturen noch unverwachsen waren. [WA 6, 293 f.] Er macht an diesem Schädel noch eine wichtige Bemerkung. Man nahm bis dahin an, daß bei allen Tieren bloß die Schneidezähne im Zwischenknochen eingefügt seien, während die Eckzähne dem Oberkieferbein angehörten; nur der Elefant sollte eine Ausnahme machen. Bei ihm sollten die Eckzähne im Zwischenknochen enthalten sein. Daß dies nicht der Fall ist, zeigt ihm nun ebenfalls jener Schädel, wie er in einem Brief an Herder schreibt. [WA 6, 308] Auf einer Reise nach Eisenach [WA 6, 278] und Braunschweig, die Goethe in diesem Sommer [1784] unternimmt, begleiten ihn seine osteologischen Studien. Auf letzterer will er in Braunschweig einem «ungeborenen Elefanten in das Maul sehen und mit Zimmermann ein wackeres Gespräch führen». [WA 6, 332] Er schreibt von diesem Fötus weiter an Merck: «Ich wollte, wir hätten den Fötus, den sie in Braunschweig haben, in unserm Kabinette, er sollte in kurzer Zeit seziert, skelettiert und präpariert sein. Ich weiß nicht, wozu ein solches Monstrum in Spiritus taugt, wenn man es nicht zergliedert und den innern Bau erklärt.» [WA 6, 332 u. 333] Aus diesen Studien ging denn jene Abhandlung hervor, welche im 1. Bande [S. 277] der Naturwissenschaftlichen Schriften in Kürschners National-Literatur mitgeteilt wird. Bei Abfassung derselben ist Goethen Loder sehr behilflich. Unter dessen Beistande kommt eine lateinische Terminologie zustande. Loder besorgt ferner eine lateinische Übersetzung. [WA 6, 407] Im November 1784 schickt Goethe die Abhandlung an Knebel [WA 6, 389 f.] und schon am 19. Dezember an Merck [WA 6, 409 f.], obwohl er noch kurz vorher (2. Dezember) glaubt, daß vor Ende des Jahres nicht viel daraus werden wird. [WA 6, 400 f.] Das Werk war mit den nötigen Zeichnungen versehen. Wegen Camper war die erwähnte lateinische Übersetzung beigefügt. Merck sollte das Werk an Sömmerring schicken. Dieser erhielt es im Januar 1785. Von da ging die Sache an Camper. Wenn wir nun einen Blick auf die Art der Aufnahme werfen, die Goethes Abhandlung gefunden, so tritt uns ein recht unerquickliches Bild entgegen. Niemand hat anfangs das Organ, ihn zu verstehen außer Loder, mit dem er zusammen gearbeitet, und Herder. Merck hat über die Abhandlung Freude, ist aber von der Wahrheit des Asserti nicht durchdrungen. [WA 7, 11 f.] Sömmerring schreibt in dem Briefe, mit dem er die Ankunft der Abhandlung Merck anzeigt: «Die Hauptidee hatte schon Blumenbach.» Im, der sich anfängt: «Es wird also kein Zweifel [übrig bleiben]», sagt er [Goethe], «da die übrigen (Grenzen) verwachsen»; schade nur, daß diese niemals da gewesen. Ich habe nun Kinnbacken von Embryonen, von drei Monaten bis zum Adulto vor mir, und an keinem ist jemals eine Grenze vorwärts zu sehen gewesen. Und durch den Drang der Knochen gegen einander die Sache zu erklären? Ja, wenn die Natur als ein Schreiner mit Keil und Hammer arbeitete!» 47Briefe an J. H. Merck, S. 438. Am 13. Februar 1785 schreibt Goethe an Merck: «Von Sömmerring habe ich einen sehr leichten Brief. Er will mir's gar ausreden. Ohe!» [WA 7, 12] - Und Sömmerring schreibt am 11. Mai 1785 an Merck: «Goethe will, wie ich aus seinem gestrigen Briefe sehe, von seiner Idee in Ansehung des ossis intermaxillaris noch nicht ab.» 48Ebenda S. 448.
[ 18 ] Und nun Camper. 49Man nahm bisher an, daß Camper die Abhandlung anonym erhalten habe. Sie kam ihm auf einem Umwege zu: Goethe schickte sie erst an Sömmerring, dieser an Merck und der letztere sollte sie an Camper gelangen lassen. Nun befindet sich aber unter den Briefen Mercks an Camper, die noch ungedruckt sind, und die sich im Originale in der «Bibliothèque de la société néelandaise pour les progrès la médecine» zu Amsterdam befinden, ein Brief vom 17. Januar 1785 mit folgender Stelle (wir zitieren buchstäblich): «Monsieur de Goethe, Poète cèlèbre, conseiller intime du Duc de Weimar, vient de m'envoier un specimen osteologicum, que dost vous être envoié après que Mr. Sömring l'aura vû... C'est un petit traité sur l'os intermaxillaire, qui nous apprend entre autres la vérité, que le Triche(chus) a 4 dents incisives et que le Chameau a en deux.» Ein Brief vom 10. März 1785 zeigt an, daß Merck die Abhandlung demnächst an Camper schicken wird, wobei wieder der Name Goethe ausdrücklich vorkommt: «J'aurai l'honneur de vous envoier le specimen osteolog. de Mr. de Goethe, mon ami, par une voie, qui ne sera pas conteuse un de ces jours.» Am 28. April 1785 spricht Merck die Hoffnung aus, daß Camper die Sache erhalten habe, wobei wieder «Goethe» vorkommt. Es ist somit wohl kein Zweifel, daß Camper den Verfasser kannte. Am 16. September 1785 50Briefe an J. H. Merck, S. 466. teilte er Merck mit, daß die beigegebenen Tafeln durchaus nicht nach seiner Methode gezeichnet seien. Er findet dieselben sogar recht tadelnswert. Das Äußere des schönen Manuskriptes wird gelobt, die lateinische Übersetzung getadelt, ja dem Autor sogar der Rat erteilt, sich hierinnen auszubilden. Drei Tage später 51Ebenda, S. 469. schreibt er, daß er eine Zahl von Beobachtungen über den Zwischenknochen gemacht habe, daß er aber fortfahren müsse zu behaupten, der Mensch habe keinen Zwischenknochen. Er gibt alle Beobachtungen Goethes zu, nur nicht die auf den Menschen bezüglichen. Am 21. März 1786 52Ebenda S. 481. schreibt er noch einmal, daß er aus einer großen Zahl von Beobachtungen zu dem Schlusse gekommen sei: der Zwischenknochen existiere beim Menschen nicht. Campers Briefe zeigen deutlich, daß er den besten Willen hatte in die Sache einzudringen, daß er aber nicht imstande war, Goethe auch nur im geringsten zu verstehen.
[ 19 ] Loder sah Goethes Entdeckung sogleich in dem rechten Lichte. Er hebt sie in seinem «Anatomischen Handbuch» von 1788 53Goethes Annalen zu 1790. hervor und behandelt sie von nun an in allen seinen Schriften wie eine der Wissenschaft vollgültig angehörige Sache, an welcher nicht der mindeste Zweifel sein kann.
[ 20 ] Herder schreibt darüber an Knebel: «Goethe hat uns seine Abhandlung vom Knochen vorgelegt, die sehr einfach und schön ist; der Mensch geht auf dem wahren Naturwege, und das Glück geht ihm entgegen». 54Knebels Literarischer Nachlaß etc., hg. v. Varnhagen v. Ense u. Th. Mundt, Leipzig 1835, II. Bd., S.236. Herder war eben imstande, die Sache mit dem «geistigen Auge», mit dem sie Goethe ansah, zu betrachten. Ohne dieses konnte man mit ihr nichts anfangen. Man kann dies am besten aus folgendem sehen. Wilhelm Josephi (Privatdozent an der Universität Göttingen) schreibt in seiner «Anatomie der Säugetiere» 1787: «Man nimmt die ossa intermaxillaria mit als ein Hauptunterscheidungszeichen der Affen vom Menschen an; indes meinen Beobachtungen nach hat der Mensch ebenfalls solche ossa intermaxillaria wenigstens in den ersten Monaten seines Seins, welche aber gewöhnlich schon früh, und zwar schon im Mutterleibe mit den wirklichen Oberkiefern vorzüglich nach außen verwachsen, so daß öfters noch gar keine merkliche Spur davon zurückbleibt.» Hier ist Goethes Entdeckung allerdings auch vollkommen ausgesprochen, aber nicht als eine aus der konsequenten Durchführung des Typus geforderte, sondern als der Ausdruck eines unmittelbar in die Augen fallenden Tatbestandes. Wenn man bloß auf letzteren angewiesen ist, dann hängt es allerdings nur vom glücklichen Zufalle ab, ob man gerade solche Exemplare findet, an denen man die Sache genau sehen kann. Faßt man aber die Sache in Goethes ideeller Weise, so dienen diese besonderen Exemplare bloß zur Bestätigung des Gedankens, bloß dazu das, was die Natur sonst verbirgt, offen zu demonstrieren; es kann aber die Idee selbst an jedem beliebigen Exemplare verfolgt werden, jedes zeigt einen besonderen Fall derselben. Ja, wenn man die Idee besitzt, ist man imstande, durch dieselbe gerade jene Fälle zu finden, in denen sie sich besonders ausprägt. Ohne dieselbe aber ist man dem Zufalle anheimgegeben. Man sieht in der Tat, daß, nachdem Goethe durch seinen großen Gedanken die Anregung gegeben hatte, man durch Beobachtung zahlreicher Fälle sich von der Wahrheit seiner Entdeckung allmählich überzeugt hat.
[ 21 ] Merck blieb wohl stets schwankend. Am 13. Februar 1785 schickt ihm Goethe eine gesprengte obere Kinnlade vom Menschen und vom Trichechus und gibt ihm Anhaltspunkte, die Sache zu verstehen. Aus Goethes Brief vom 8. April scheint es, daß Merck einigermaßen gewonnen war. Bald aber änderte er seine Ansicht wieder, denn am 11. November 1786 schreibt er an Sömmerring: 55[Rudolf Wagner, Samuel Thomas von Sömmerrings Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen, 1. Abt.:] Briefe berühmter Zeitgenossen an Sömmerring [Leipzig 1844] S. 293. «Wie ich höre, hat Vicq d'Azyr sogar Goethes sogenannte Entdekkung in sein Werk aufgenommen.»
[ 22 ] Sömmerring stand nach und nach von seinem Widerstande ab. In seinem Werke: «Vom Baue des menschlichen Körpers» sagt er (S. 160): «Goethes sinnreicher Versuch aus der vergleichenden Knochenlehre, daß der Zwischenknochen der Oberkinnlade dem Menschen mit den übrigen Tieren gemein sei, von 1785, mit sehr richtigen Abbildungen, verdiente öffentlich bekannt zu sein.»
[ 23 ] Schwerer war wohl Blumenbach zu gewinnen. In sei- nem «Handbuch der vergleichenden Anatomie», 1805, 56Ebenda - s. Anm. 55 -S. 22. sprach er noch die Behauptung aus: der Mensch habe keinen Zwischenknochen. In seinem 1830-32 geschriebenen Aufsatze: «Principes de Philosophie Zoologique» kann aber Goethe schon von Blumenbachs Bekehrung sprechen. 57Natw. Schr., 1. Bd., S.405. Er trat nach persönlichem Verkehre auf Goethes Seite. 58Gespräche mit Eckermann, 2. Aug. 1830. Am 15. Dezember 1825 liefert er Goethe sogar ein schönes Beispiel zur Bestätigung seiner Entdeckung. Ein Athlet aus dem Hessischen suchte bei Blumenbachs Kollegen Langenbeck Hilfe wegen eines «ganz tierisch prominierenden os intermaxillare». 59Goethes Naturwissenschaftliche Korrespondenz (1812-1832), hg. v. F. Th. Bratranek, 1. Bd., S. 51. Von späteren Anhängern Goethescher Ideen werden wir noch zu sprechen haben. Hier sei nur noch erwähnt, daß M. J. Weber die Trennung des bereits mit der Oberkinnlade verwachsenen Zwischenknochens durch verdünnte Salpetersäure gelungen ist. 60Froriep, Notizen aus dem Gebiet der Natur- und Heilkunde, Bd. 19, 1828, S.283.
[ 24 ] Goethe setzte seine Knochenstudien auch nach Vollendung jener Abhandlung fort. Die gleichzeitigen Entdeckungen in der Pflanzenkunde machen sein Interesse an der Natur noch zu einem regeren. Fortwährend borgt er einschlägige Objekte von seinen Freunden. Am 7. Dezember 1785 61Briefe an J. H. Merck, S. 476. ist Sömmerring sogar schon ärgerlich, «daß ihm Goethe nicht seine Köpfe wieder schickt». Aus einem Briefe Goethes an Sömmerring vom 8. Juni 1786 erfahren wir, daß er bis dahin noch immer Schädel von letzterem hatte.
[ 25 ] Auch in Italien begleiteten ihn seine großen Ideen. Während sich der Gedanke der Urpflanze in seinem Geiste ausgestaltete, kommt er auch zu Begriffen über die Gestalt des Menschen. Am 20. Januar 1787 schreibt Goethe in Rom: «Auf Anatomie bin ich so ziemlich vorbereitet, und ich habe mir die Kenntnis des menschlichen Körpers, bis auf einen gewissen Grad, nicht ohne Mühe erworben. Hier wird man durch die ewige Betrachtung der Statuen immerfort, aber auf eine höhere Weise, hingewiesen. Bei unserer medizinischchirurgischen Anatomie kommt es bloß darauf an, den Teil zu kennen, und hierzu dient auch wohl ein kümmerlicher Muskel. In Rom aber wollen die Teile nichts heißen, wenn sie nicht zugleich eine edle schöne Form darbieten.
[ 26 ] In dem großen Lazarett San Spirito hat man den Künstlern zulieb einen sehr schönen Muskelkörper dergestalt bereitet, daß die Schönheit desselben in Verwunderung setzt. Er könnte wirklich für einen geschundenen Halbgott, für einen Marsyas gelten.
[ 27 ] So pflegt man auch, nach Anleitung der Alten, das Skelett nicht als eine künstlich zusammengereihte Knochenmasse zu studieren, vielmehr zugleich mit den Bändern, wodurch es schon Leben und Bewegung erhält.» 62Italienische Reise.
[ 28 ] Es handelte sich bei Goethe hier vor allem darum, die Gesetze kennenzulernen, nach denen die Natur die organischen und vorzüglich die menschlichen Gestalten bildet, die Tendenz, welche sie bei der Formung derselben verfolgt. So wie er in der Reihe der unendlichen Pflanzengestalten die Urpflanze aufsucht, mit der man noch Pflanzen ins Unendliche erfinden kann, die konsequent sein müssen, d. h. welche jener Naturtendenz vollkommen gemäß sind und welche existieren würden, wenn die geeigneten Bedingungen da wären; ebenso hatte es Goethe in bezug auf die Tiere und den Menschen darauf angelegt, «ideale Charaktere zu entdecken», welche den Gesetzen der Natur vollkommen gemäß sind. Bald nach seiner Rückkehr aus Italien erfahren wir, daß Goethe «fleißig in anatomicis» ist und im Jahre 1789 schreibt er an Herder: «Ich habe eine neuentdeckte Harmoniam naturae vorzutragen.» Was hier neu entdeckt wurde, dürfte nun ein Teil der Wirbeltheorie des Schädels sein. Die Vollendung dieser Entdeckung fällt aber in das Jahr 1790. Was er bis dahin wußte, war, daß alle Knochen, welche das Hinterhaupt bilden, drei modifizierte Rückenmarkswirbel darstellen. Goethe dachte sich die Sache folgendermaßen. Das Gehirn stellt nur eine Rückenmarksmasse zur höchsten Stufe vervollkommnet dar. Während im Rückenmarke die vorzugsweise den niedrigeren organischen Funktionen dienenden Nerven enden und von dort ausgehen, enden und beginnen im Gehirne die den höheren (geistigen) Funktionen dienenden Nerven, vorzugsweise die Sinnesnerven. Im Gehirne erscheint nur ausgebildet, was im Rückenmarke der Möglichkeit nach schon angedeutet ist. Das Gehirn ist ein vollkommen ausgebildetes Mark, das Rückenmark ein noch nicht zur vollen Entfaltung gekommenes Gehirn. Nun sind den Partien des Rückenmarkes die Wirbelkörper der Wirbelsäule vollkommen angebildet, sind deren notwendige Umhüllungsorgane. Es erscheint nun auf das höchste wahrscheinlich, daß wenn das Gehirn ein Rückenmark auf höchster Potenz ist, auch die dasselbe umhüllenden Knochen nur höher ausgebildete Wirbelkörper seien. Das ganze Haupt erscheint auf diese Weise schon vorgebildet in den niedrigerstehenden körperlichen Organen. Es sind die auch schon auf untergeordneter Stufe tätigen Kräfte auch hier wirksam, nur bilden sie sich im Kopfe zu der höchsten in ihnen liegenden Potenz aus. Wieder handelte es sich für Goethe nur um den Nachweis, wie sich denn die Sache der sinnenfälligen Wirklichkeit nach eigentlich gestaltet? Vom Hinterhauptbein, dem hinteren und vorderen Keilbein, sagt Goethe, erkannte er diese Verhältnisse sehr bald; daß aber auch das Gaumbein, die obere Kinnlade und der Zwischenknochen modifizierte Wirbelkörper seien, erkannte er auf seiner Reise nach Norditalien, als er auf den Dünen des Lido einen geborstenen Schafschädel fand. Dieser Schädel war so glücklich auseinandergefallen, daß in den einzelnen Stücken genau die einzelnen Wirbelkörper zu erkennen waren. Goethe zeigte diese schöne Entdeckung am 30. April 1790 der Frau von Kalb an mit den Worten: «Sagen Sie Herdern, daß ich der Tiergestalt und ihren mancherlei Umbildungen um eine ganze Formel näher gerückt bin und zwar durch den sonderbarsten Zufall.» [WA 9, 202]
[ 29 ] Dies war eine Entdeckung von der weittragendsten Bedeutung. Es war damit bewiesen, daß alle Glieder eines organischen Ganzen der Idee nach identisch sind und daß «innerlich ungeformte» organische Massen sich nach außen in verschiedener Weise aufschließen, daß es ein und dasselbe ist, was auf niederer Stufe als Rückenmarksnerv, auf höherer als Sinnesnerv sich zu dem die Außenwelt aufnehmenden, ergreifenden, erfassenden Sinnesorgane aufschließt. Jedes Lebendige war damit in seiner von innen heraus sich formenden, gestaltenbildenden Kraft aufgezeigt; es war als wahrhaft Lebendiges jetzt erst begriffen. Goethes Grundideen waren jetzt auch in bezug auf die Tier- bildung zu einem Abschlusse gekommen. Es war die Zeit zur Ausarbeitung derselben gekommen, obwohl er den Plan dazu schon früher hatte, wie uns der Briefwechsel Goethes mit F. H. Jacobi beweist. Als er im Juli 1790 dem Herzoge in das schlesische Lager folgte, war er dort (in Breslau) vorzugsweise mit seinen Studien über die Bildung der Tiere beschäftigt. Er begann dort auch wirklich seine diesbezüglichen Gedanken aufzuzeichnen. Am 31. August 1790 schreibt er an Friedrich von Stein: «In allem dem Gewühle hab' ich angefangen, meine Abhandlung über die Bildung der Tiere zu schreiben.» [WA 9, 223]
[ 30 ] In einem umfassenden Sinn enthält die Idee des Tiertypus das Gedicht: «Die Metamorphose der Tiere», das 1820 im zweiten der «Morphologischen Hefte» zuerst erschienen ist. 63Vgl. Natw. Schr., 1. Bd., S. 344ff., wo einzelnes noch in Anmerkungen gesagt ist. In den Jahren 1790-95 nahm von naturwissenschaftlichen Arbeiten die Farbenlehre Goethe vorzüglich in Anspruch. Zu Anfang des Jahres 1795 war Goethe in Jena, wo auch die Gebrüder v. Humboldt, Max Jacobi und Schiller anwesend waren. In dieser Gesellschaft brachte Goethe seine Ideen über vergleichende Anatomie vor. Die Freunde fanden seine Darstellungen so bedeutsam, daß sie ihn aufforderten, seine Gedanken zu Papier zu bringen. Wie aus einem Schreiben Goethes an Jacobi den Älteren hervorgeht [WA 10, 232], hat Goethe dieser Aufforderung sogleich in Jena Genüge getan, indem er das im 1. Bande von Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften in Kürschners National-Literatur [S. 241-275] abgedruckte Schema einer vergleichenden Knochenlehre Max Jacobi diktierte. Die einleitenden Kapitel wurden 1796 weiter ausgeführt [Ebenda S. 325 ff.]. In diesen Abhandlungen sind Goethes Grundanschauungen über Tierbildung ebensosehr wie in seiner Schrift: «Versuch, die Metamorphose der Pflanze zu erklären» jene über Pflanzenbildung enthalten. Im Verkehre mit Schiller - seit 1794 - trat ein Wendepunkt seiner Anschauungen ein, indem er sich von nun an seiner eigenen Verfahrungs- und Forschungsweise gegenüber betrachtend verhielt, wobei ihm seine Anschauungsweise gegenständlich wurde. Wir wollen nach diesen historischen Betrachtungen uns nun zum Wesen und der Bedeutung von Goethes Anschauungen über die Bildung der Organismen wenden.
3 The genesis of Goethe's thoughts on the education of animals
[ 1 ] Lavater's great work: "Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe" (Physiognomic Fragments for the Advancement of Knowledge and Love of Man) appeared in the years 1775-1778. Goethe had taken an active part in it, not only by editing it, but also by making contributions himself. It is particularly interesting, however, that we can already find the seeds of his later zoological work in these contributions.
[ 2 ] Physiognomics sought to recognize a person's inner self, their spirit, in their external form. The figure was not treated for its own sake, but as an expression of the soul. Goethe's sculptural spirit, created to recognize external relationships, did not stop there. In the midst of those works which treated external form only as a means of recognizing the inner, the significance of the former, of form, in its independence, became clear to him. We can see this in his work on animal skulls from 1776, which can be found in the 2nd volume, 2nd section of the "Physiognomic Fragments". 25gl. Natw. Schr., 2nd vol, p. 68ff. In this year he reads Aristotle on physiognomy, 26letter to J. K. Lavater, about March 20, 1776; WA 3, 42. He is inspired by this to do the above work, but at the same time he tries to investigate the difference between humans and animals. He finds this difference in the prominence of the head caused by the whole of the human structure, in the high development of the human brain, to which all parts of the body point as to their central location. "How the whole form stands as the foundation pillar of the vault in which the heavens are to be reflected." 27Cf. Natw. Schr., 2nd vol., p. 69 [entry]. He now finds the opposite of this in the animal structure. "The head is only attached to the backbone! The brain, the end of the spinal cord, has no more circumference than is necessary for the effect of the spirits of life and for the guidance of an entirely present sensual creature." 28Ebenda. With these allusions, Goethe has risen above the consideration of individual connections between the exterior and interior of the human being to the conception of a great whole and to the view of the form as such. He came to the view that the whole of the human structure forms the basis for his higher expressions of life, that in the peculiarity of this whole lies the condition that places man at the pinnacle of creation. What we must bear in mind above all is that Goethe seeks out the animal form in the developed human form; only that there the organs that serve the animal functions come to the fore, are, as it were, the point to which the whole formation points and which it serves, while the human formation particularly develops those organs that serve the spiritual functions. Already here we find: What Goethe has in mind as an animal organism is no longer this or that sensually real one, but an ideal one, which in animals develops more towards a lower side, in man towards a higher one. Here already lies the germ of what Goethe later called type and by which he wanted to designate "not an individual animal" but the "idea" of the animal. Even more: here we already find an echo of a law that he later expressed, which is important in its consequences, namely that "the diversity of form arises from the fact that this or that part is granted a predominance over the others." 29See Natw. Schr., 1st vol., p. 247. The contrast between animal and man is already sought here in the fact that an ideal form develops in two different directions, that each time one organ system gains predominance and the whole creature receives its character from it.
[ 3 ] In the same year (1776), however, we also find Goethe gaining clarity about what to assume when considering the form of the animal organism. He recognized that the bones are the foundations of formation, 30see Natw. Schr., 2nd vol. [p. 68 f.]. an idea that he later upheld by starting from the theory of bones in his anatomical works. In this year he wrote down the important sentence in this respect: 31Ebenda [p. 69]. "The movable parts form themselves according to them (the bones), or to be more precise, with them, and play their game only insofar as the fixed ones allow it." Another allusion in Lavater's Physiognomics: "It may already have been noticed that I regard the bone system as the basic drawing of man - the skull as the foundation of the bone system and all flesh as almost merely the coloring of this drawing", 32Lavater's Fragments II, 143. may well have been written at Goethe's suggestion, who often discussed these things with Lavater. After all, they are identical with the allusions 33See Natw. Schr., 2nd vol. [p. 69]. written by Goethe. Goethe, however, makes a further remark on the subject, which we must pay particular attention to: "This remark (that it is in the bones, and especially in the skull, that one can see most clearly how the bones are the foundations of formation), which is undeniable here (in animals), will have to suffer great contradiction when applied to the difference in human skulls." 34Ebenda. What is Goethe doing here other than seeking out the simpler animal in the composite human being again, as he later (1795) expressed it! From this we gain the conviction that the basic ideas on which Goethe's thoughts on the formation of animals were later to be based were established in him in 1776 as a result of his study of Lavater's physiognomy.
[ 4 ] Goethe's study of the details of anatomy also began in this year. On January 22, 1776, he wrote to Lavater: "The Duke has sent me six skulls, and I have made wonderful observations which will be of service to Your Reverence, if you did not find them without me." [WA 3, 20] Further inspiration for a more detailed study of anatomy came from his connections with the University of Jena. We have the first indications of this from the year 1781. In the diary published by Keil, he notes under October 15, 1781, that he went to Jena with the old Einsiedel and studied anatomy there. There was a scholar there who promoted Goethe's studies immensely: Loder. Loder also introduced him to anatomy, as he wrote to Frau von Stein on October 29, 1781 35"An arduous labor of love that I have undertaken brings me closer to my hobby. Loder explains all the legs and muscles to me, and I will grasp much in a few days." [WA 5, 207] and on November 4 to Karl August 36"He (Loder) has demonstrated osteology and myology to me in these eight days, which we, of course as much as my guardianship suffered, almost entirely devoted to it." [WA 5, 211] writes. In the latter letter, he also expresses his intention to explain the skeleton to the "young people" of the Academy of Drawing "and to lead them to a knowledge of the human body". He adds: "I am doing this for my own sake as well as theirs; the method I have chosen will make them completely familiar with the basic pillars of the body this winter." The entries in Goethe's diary show that he actually gave these lectures and finished them on January 16. At the same time, there must have been much discussion with Loder about the structure of the human body. Under January 6, the diary notes: Demonstration of the heart by Loder. If we have now seen that Goethe already had far-sighted thoughts about the structure of animal organization in 1776, there can be no doubt for a moment that his current in-depth preoccupations with anatomy went beyond the consideration of details to higher points of view. Thus he wrote to Lavater and Merck on November 14, 1781 that he treated "the bones as a text to which all life and everything human can be attached". [WA 5, 217 and 220] When we contemplate a text, images and ideas are formed in our minds that appear to be evoked and generated by it. Goethe treated the bones as such a text, i.e. by looking at them, thoughts about all life and everything human arise in his mind. Certain ideas about the formation of the organism must therefore have asserted themselves in these considerations. Now we have an ode by Goethe from the year 1782: "The Divine", which gives us some idea of how he thought about the relationship of man to the rest of nature at that time. The first verse reads:
"Noble be man,
Helpful and good! For that alone
Distinguishes him
From all beings we know."
[ 5 ] In the first two lines of this stanza, man is described according to his spiritual qualities, and Goethe says that these alone distinguish him from all other beings in the world. This "alone" shows us quite clearly that Goethe conceived of man in terms of his physical constitution as being entirely in accordance with the rest of nature. The thought to which we have already drawn attention above, that a basic form dominates the shape of man as well as of animals, that in the former it only increases to such a perfection that it is capable of being the bearer of a free spiritual being, becomes ever more vivid in his work. According to his sensuous qualities, man must also, as the ode continues:
"According to eternal, honorable
Great laws"
Of his ... "existence
circles complete."
[ 6 ] But these laws develop in him in a way that makes it possible for him to achieve the "impossible":
"He discerns,
Chooses and judges;
He can give the moment
give duration."
[ 7 ] Now one must also consider that, while these views were developing more and more definitely in Goethe, he was in lively contact with Herder, who began to record his "Ideas for a Philosophy of the History of Mankind" in 1783. This work almost emerged from the conversations between the two, and some of the ideas can probably be traced back to Goethe. The thoughts expressed here are often entirely Goethean, only expressed in Herder's way, so that we can draw a reliable conclusion from them as to Goethe's thoughts at the time.
[ 8 ] Herder now has in the first part 37Herder, Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, 1. Teil, 5. Buch, in: Herders Sämtliche Werke, hg. v. B. Suphan; Berlin 1877-1913, 13. Bd., p. 167. the following view of the nature of the world. A main form must be assumed, which runs through all beings and is realized in various ways. "From stone to crystal, from crystal to metals, from these to the creation of plants, from plants to animals, from the latter to man, we saw the form of organization rise, and with it the powers and impulses of the creature become more varied, and finally all unite in the form of man, in so far as this could contain them." The idea is quite clear: an ideal, typical form, which as such is not sensibly real, is realized in an infinite number of spatially separated beings with different characteristics, right up to the human being. On the lower levels of organization it always realizes itself in a certain direction; it develops in this direction in particular. As this typical form rises up to the human being, it takes together all the principles of formation which it has always developed only one-sidedly in the lower organisms, which it has distributed among different beings, in order to form one form. From this also arises the possibility of such high perfection in man. In him, nature has used one being, which it has dispersed among many classes and orders in the animals. This idea had an immensely fruitful effect on subsequent German philosophy. The description which Oken later gave of the same idea should be mentioned here to clarify it. He says: 38Oken, Lehrbuch der Naturphilosophie. 2nd ed., Jena 1831,p. 389. "The animal kingdom is only an animal, i.e. the representation of animality with all its organs, each a whole in itself. A single animal arises when a single organ detaches itself from the general animal body and still performs the essential animal functions. The animal kingdom is only the fragmented highest animal: man. There is only one human guild, only one human race, only one human species, precisely because he is the entire animal kingdom." Thus, for example, there are animals in which the organs of touch are developed, indeed the whole organization points to the activity of touching and finds its goal in it, others in which the feeding tools are particularly developed, etc., in short, in each animal species one organ system comes to the fore; the whole animal is absorbed in it; everything else recedes into the background. In human formation, all organs and organ systems are formed in such a way that one leaves enough room for the other to develop freely, that each one recedes into those limits which seem necessary to allow all the others to come into their own in the same way. In this way a harmonious interaction of the individual organs and systems results in a harmony which makes man the most perfect being, uniting the perfections of all other creatures. These thoughts also formed the content of Goethe's discussions with Herder, and Herder expresses them in the following way: that "the human race is to be regarded as the great confluence of lower organic forces, which should come to form humanity within it". And in another place: "And so we can assume: that man is a middle creature among the animals, i.e. the elaborated form in which the traits of all species gather around him in the finest embodiment." 39Herder, a. 0. 1. part, 5th book, or I. part, 2nd book.
[ 9 ] In order to indicate the contribution Goethe made to Herder's work "Ideas for a Philosophy of the History of Mankind", we would like to quote the following passage from a letter Goethe wrote to Knebel on December 8, 1783: "Herder is writing a philosophy of history, as you can imagine, from scratch. We read the first chapters together the day before yesterday, they are delicious ... World and natural history are now really racing through our minds." [WA 6, 224] Herder's statements in Book 3 VI and Book 4 1, that the upright posture conditioned by the human organization and what is connected with it is the basic condition of his rational activity, is directly reminiscent of what Goethe hinted at in 1776 in the second section of the second volume of Lavater's "Physiognomic Fragments" about the difference between the sexes of humans and animals, and what we have already mentioned above. It is only an elaboration of that idea. All this, however, justifies us in assuming that Goethe and Herder were mainly in agreement in their views on the position of man in nature at that time (1783ff.).
[ 10 ] Now, however, such a basic view implies that every organ, every part of an animal must be able to be found in man, only pushed back into the limits imposed by the harmony of the whole. A bone, for example, must certainly come to its particular development in a certain species of animal, it must push itself forward here, but it must also be found at least hinted at in all the others, indeed it must not be absent in man. If there it assumes the form which belongs to it by virtue of its own laws, here it must conform to the whole, adapting its own laws of formation to those of the whole organism. But it must not be absent if a rupture is not to occur in nature, whereby the consistent formation of a type would be disturbed.
[ 11 ] This was the state of Goethe's views when he suddenly became aware of an opinion that completely contradicted these great ideas. The scholars of the time were primarily concerned with finding characteristics that would distinguish one species of animal from another. The difference between animals and humans was supposed to be that the former had a small bone, the intermediate bone, between the two symmetrical halves of the upper jaw, which contained the upper incisors and which humans were supposed to lack. When Merck began to take a keen interest in the theory of bones in 1782 and turned to some of the most famous scholars of the time for help, he received the following information on the difference between animals and humans from one of them, the eminent anatomist Sömmerring, on October 8, 1782: 40Letters to J. H. Merck, Darmstadt 1835 [pp. 354 f.]. "I wish that you would follow Blumenbach's example, because of the ossis intermaxillaris, which ceteris paribus is the only bone that all animals from apes onwards, even including the orangutang, have, but which is never found in man; if you deduct this bone, you will lack nothing to prevent you from transferring everything from man to animals. I therefore enclose the head of a doe to convince you that this os intermaxillare (as Blumenbach calls it) or os incisivum (as Camper calls it) is present even in animals that have no incisors in the upper jaw." Although Blumenbach found a trace quasi rudimentum of the ossis intermaxillaris on the skulls of unborn or young children, and even once found two completely separate small bone cores on such a skull as a true intermaxillary bone, he did not admit the existence of such a bone. He said of it: "It is still very different from the true osse intermaxillari." Camper, the most famous anatomist of the time, was of the same opinion. The latter says 41in: "Natuurkundige verhandelingen over den orang Outang.... .". Amsterdam 1782, p. 75, § 2. e.g. of the intermediate bones: "die nimmer by menschen gevonden wordt, zelfs niet by de Negers." Merck was imbued with the deepest reverence for Camper and devoted himself to his writings.
[ 12 ] Not only Merck, but also Blumenbach and Sömmerring were in contact with Goethe. The correspondence with the former shows us that Goethe took the closest interest in his bone investigations and exchanged his thoughts with him on these matters. On October 27, 1782, he asked Merck to write to him about Camper's incognito and to send him his letters. 42[WA 6,75] We also have a visit by Blumenbach to Weimar in April 1783. In September of the same year, Goethe went to Göttingen to visit Blumenbach and all the professors there. On September 28, he writes to Frau von Stein: "I have resolved to visit all the professors and you can imagine what it will take to get around in a few days." [WA 6, 202] He then goes to Kassel, where he meets Forster and Sömmerring. From there he writes to Frau von Stein on October 2: "I see very beautiful and good things and am rewarded for my quiet diligence. The happiest thing is that I can now say that I am on the right path and nothing will be lost to me from now on." [WA 6, 204]
[ 13 ] It was probably during this conversation that Goethe first became aware of the prevailing views on the intermaxillary bone. Given his views, these must have immediately appeared to him to be a mistake. The typical basic form, according to which all organisms must be built, would thus be destroyed. Goethe could be in no doubt that this limb, which is to be found more or less developed in all higher animals, must also participate in the formation of the human form, and would only recede here because the organs of food intake generally recede behind those that serve spiritual functions. Goethe, with his whole intellectual orientation, could not think otherwise than that an intermediate bone was also present in man. It was only a question of empirical proof of this, of the form it takes in man, of the extent to which it fits into the whole organism. He succeeded in proving this in the spring of 1784 in collaboration with Loder, with whom he compared human and animal skulls in Jena. Goethe announced the matter to Frau von Stein 43on March 27"It has become a delicious pleasure for me, I have made an anatomical discovery that is important and beautiful." [WA 6, 259] as did Herder. 44"I have found - neither gold nor silver, but what gives me unspeakable pleasure - the os intermaxillare in man!" [WA 6, 258]
[ 14 ] Now this single discovery must not be overestimated in comparison with the great ideas of which it is based; for Goethe, too, it only had the value of clearing away a prejudice that appeared to be an obstacle if his ideas were to be consistently pursued down to the extreme details of an organism. Goethe never saw it as an individual discovery either, always only in connection with his great view of nature. This is how we are to understand it when he says in the above-mentioned letter to Herder: "It should also make you very happy, for it is like the keystone to man, is not missing, is also there! But how!" And he immediately reminds his friend of further prospects: "I have also thought of it in connection with your whole, how beautiful it will be there." The assertion that animals have an intermediate bone, but humans do not, could not have made sense to Goethe. If it lies in the forces that form an organism to insert an intermediate bone between the two upper jaw bones in animals, then the same forces must be at work in man at the place where the bone is found in animals, in essentially the same way, only different in appearance. Because Goethe never thought of the organism as a dead, rigid composition, but always as arising from its inner formative forces, he had to ask himself: What do these forces do in the upper jaw of man? It could not be a question of whether the intermaxillary bone was present, but how it was constituted, what kind of formation it assumed. And this had to be found empirically.
[ 15 ] The idea of working out a larger work on nature now became more and more active in Goethe's mind. We can see this from various statements. In November 1784, for example, he wrote to Knebel when he sent him the treatise on his discovery: "I have refrained from mentioning the result that Herder already hinted at in his ideas, namely that the difference between man and animal cannot be found in any single thing." [WA 6, 389] What is particularly important here is that Goethe says that he has refrained from already making the basic idea jetzo noticeable; he therefore wants to do this later in a larger context. Furthermore, this passage shows us that the basic ideas that interest us above all in Goethe: the great ideas about the animal type were present long before that discovery. For Goethe himself admits here that they are already hinted at in Herder's ideas; the passages in which this occurs, however, were written before the discovery of the intermediate bone. The discovery of the intermaxillary bone is thus only a consequence of those great views. For those who did not have these views, it had to remain incomprehensible. They were deprived of the only natural-historical characteristic by which they distinguished man from animals. They had little idea of those thoughts which dominated Goethe and which we hinted at earlier, that the elements dispersed in the animals unite to form a harmony in the one human form and thus, despite the sameness of all individuals, establish a difference in the whole which assigns man his high rank in the series of beings. Their observation was not an ideal, but an external comparison; and for the latter, however, the intermediate bone in man was not there. They had little understanding of what Goethe demanded: to see with the eyes of the mind. This was the reason for the difference in judgment between them and Goethe. While Blumenbach, who also saw the matter quite clearly, came to the conclusion: "It is, after all, very different from the true osse intermaxillari", Goethe judged: "How can such a great external difference be explained with the necessary inner identity?". Goethe obviously wanted to work out this idea consistently and he spent a lot of time on it, especially in the years that followed. On May 1, 1784, Frau von Stein wrote to Knebel: 45We have already mentioned her words above [p. 26] in another context. "Herder's new writing makes it probable that we were first plants and animals ... Goethe now broods over these things in a thoughtful way and everything that has passed through his imagination becomes extremely interesting." The degree to which the idea of presenting his views on nature in a larger work was alive in Goethe becomes particularly clear to us when we see that with every new discovery he succeeds in making, he cannot help but expressly emphasize to friends the possibility of extending his thoughts to the whole of nature. In 1786, he wrote to Frau von Stein that he wanted to extend his ideas about the way in which nature produces manifold life by playing, as it were, with one main form, "to all realms of nature, to its entire realm". And since in Italy the idea of metamorphosis for plants was vividly presented to his mind in every detail, he wrote in Naples on May 17, 1787: "The same law will apply to everything ... living things." 46Italian Journey. The first essay in the "Morphologische Hefte" (1817) contains the words: "May therefore that which I often dreamed of as a work in my youthful mood now emerge as a draft, indeed as a fragmentary collection." We must lament the fact that such a work by Goethe's hand did not materialize. According to all that is available, it would have been a creation that would have far surpassed anything of its kind produced in more recent times. It would have become a canon from which every endeavor in the field of natural science would have to start and against which one could test its spiritual content. The deepest philosophical spirit, which only superficiality can deny Goethe, would have been combined here with a loving immersion in what is given by sensory experience; far removed from any one-sided systemism, which believes to encompass all beings through a general scheme, every single individuality would have been given its due here. We would be dealing here with the work of a spirit in which not a single branch of human endeavor stands out by setting aside all others, but in which the totality of human existence always hovers in the background when it deals with a single area. This gives each individual activity its proper place in the context of the whole. The objective immersion in the objects under consideration causes the mind to be completely absorbed in them, so that Goethe's theories appear to us as if they were not abstracted from the objects by a mind, but as if they formed the objects themselves in a mind that forgets itself in the process of contemplation. This strictest objectivity would make Goethe's work the most perfect work of natural science; it would be an ideal to which every natural scientist should aspire; for the philosopher it would be a typical model for the discovery of the laws of objective observation of the world. It can be assumed that epistemology, which now appears everywhere as a basic philosophical science, will only be able to become fruitful when it takes its starting point from Goethe's way of viewing and thinking. Goethe himself gives the reason why this work did not come to fruition in the Annals of 1790 with the words: "The task was so great that it could not be solved in a scattered life."
[ 16 ] If we start from this point of view, the individual fragments we have of Goethe's natural science take on enormous significance. Indeed, we learn to appreciate and understand them only when we see them as emerging from that great whole.
[ 17 ] In 1784, however, the treatise on the intermaxillary bone was to be worked out, as it were merely as a preliminary exercise. It was not to be published at first, as Goethe wrote to Sömmerring on March 6, 1785: "Since my little treatise has no appeal to publicity at all and is to be regarded merely as a concept, anything you want to tell me about this subject would be very pleasant to me." [WA 7, 21] Nevertheless, it was carried out with all due care and with the aid of all the necessary individual studies. Young people were immediately taken on to carry out osteological drawings under Goethe's direction according to Camper's method. He therefore asked Merck [WA 6, 267f.] on April 23 [1784] for information about this method and had Sömmerring [WA 6, 277] send him some of Camper's drawings. Merck, Sömmerring and other acquaintances are asked for skeletons and bones of all kinds. On April 23, he writes to Merck that he would be very pleased to receive the following skeletons: " ... a Myrmecophaga, Bradypus, lion, tiger or the like." [WA 6, 268] On May 14 [WA 6, 278] he asks Sömmerring for the skull of his elephant skeleton and the skull of the hippopotamus, and on September 16 for the skulls of the following animals: "Wild cat, lion, young bear, incognitum, anteater, camel, dromedary, sea lion." [WA 6, 357] The friends were also asked for specific information, such as Merck's description of the palatal part of his rhinoceros and in particular for clarification of "how the horn of the rhinoceros actually sits on the nasal bone". [WA 6, 267] Goethe was completely immersed in these studies at the time. The aforementioned elephant skull is drawn by Waitz from many sides according to Camper's method [WA 6, 356], compared by Goethe with a large skull of his own and with other animal skulls, as he discovered that most of the sutures on that skull were still undeveloped. [WA 6, 293 f.] He makes another important remark about this skull. Until then it had been assumed that in all animals only the incisors were inserted in the intermaxillary bone, while the canines belonged to the maxillary bone; only the elephant was supposed to be an exception. In the elephant, the canines should be contained in the intermaxillary bone. That this is not the case is also shown by the skull, as he writes in a letter to Herder. [WA 6, 308] On a journey to Eisenach [WA 6, 278] and Brunswick, which Goethe undertook that summer [1784], his osteological studies accompanied him. On the latter, he wants to "look an unborn elephant in the mouth and have a brave conversation with Zimmermann" in Brunswick. [WA 6, 332] He went on to write to Merck about this fetus: "I wish we had the fetus they have in Brunswick in our cabinet; it should be dissected, skeletonized and prepared in a short time. I don't know what such a monster in spirit is good for if you don't dissect it and explain its inner structure." [WA 6, 332 and 333] These studies gave rise to the treatise that is reported in the first volume [p. 277] of Naturwissenschaftliche Schriften in Kürschners National-Literatur. Goethen Loder was very helpful in writing it. With his assistance, a Latin terminology was created. Loder also provided a Latin translation. [In November 1784 Goethe sent the treatise to Knebel [WA 6, 389 f.] and already on December 19 to Merck [WA 6, 409 f.], although he still believed shortly beforehand (December 2) that not much would come of it before the end of the year. [WA 6, 400 f.] The work was provided with the necessary drawings. Because of Camper, the Latin translation mentioned was enclosed. Merck was to send the work to Sömmerring. The latter received it in January 1785, from where it was sent to Camper. If we now take a look at the way Goethe's treatise was received, we are confronted with a rather unpleasant picture. At first, no one had the means to understand it except Loder, with whom he worked, and Herder. Merck enjoys the treatise, but is not penetrated by the truth of Asserti. [WA 7, 11 f.] Sömmerring writes in the letter with which he announces the arrival of Merck's treatise: "The main idea had already been Blumenbach." Im, who begins: "There will therefore be no doubt [remaining]," he [Goethe] says, "since the remaining (boundaries) have grown together"; it is only a pity that they were never there. I now have before me jawbones of embryos, from three months to adulthood, and there has never been a boundary to be seen in any of them. And to explain the matter by the urge of the bones against each other? Yes, if nature worked as a carpenter with wedge and hammer!" 47Letters to J. H. Merck, p. 438. On February 13, 1785, Goethe wrote to Merck: "I have a very light letter from Sömmerring . He wants to talk me out of it. Oh dear!" [WA 7, 12] - And Sömmerring wrote to Merck on May 11, 1785: "Goethe, as I see from his letter yesterday, does not yet want to abandon his idea regarding the ossis intermaxillaris." 48Ebenda p. 448.
[ 18 ] And now Camper. 49It was previously assumed that Camper had received the treatise anonymously. It came to him in a roundabout way: Goethe first sent it to Sömmerring, the latter to Merck and the latter was supposed to send it to Camper. However, among Merck's letters to Camper, which are still unpublished and the originals of which are in the "Bibliothèque de la société néelandaise pour les progrès la médecine" in Amsterdam, there is a letter dated January 17, 1785 with the following passage (we quote literally): "Monsieur de Goethe, Poète cèlèbre, conseiller intime duc de Weimar, vient de m'envoier un specimen osteologicum, que dost vous être envoié après que Mr. Sömring l'aura vû.... C'est un petit traité sur l'os intermaxillaire, qui nous apprend inter autres la vérité, que le Triche(chus) a 4 dents incisives et que le Chameau a en deux." A letter dated March 10, 1785 indicates that Merck will soon send the treatise to Camper, again explicitly mentioning Goethe's name: "J'aurai l'honneur de vous envoier le specimen osteolog. de Mr. de Goethe, mon ami, par une voie, qui ne sera pas conteuse un de ces jours." On April 28, 1785, Merck expressed the hope that Camper had received the matter, again mentioning "Goethe". There is therefore no doubt that Camper knew the author. On September 16, 1785 50Letters to J. H. Merck, p. 466. he informed Merck that the accompanying plates were not drawn according to his method at all. He even found them quite reprehensible. The appearance of the beautiful manuscript was praised, the Latin translation criticized, and the author was even advised to train himself in it. Three days later 51Ebenda, p. 469. he writes that he has made a number of observations about the intermaxillary bone, but that he must continue to maintain that man has no intermaxillary bone. He admits all of Goethe's observations, except those relating to man. On March 21, 1786 52Ebenda p. 481. he writes once again that from a large number of observations he has come to the conclusion that the intermaxillary bone does not exist in man. Camper's letters clearly show that he had the best will in the world to penetrate the matter, but that he was unable to understand Goethe in the slightest.
[ 19 ] Loder immediately saw Goethe's discovery in the right light. He emphasized it in his "Anatomical Handbook" of 1788 53Goethes Annalen zu 1790. and from then on treated it in all his writings as a matter fully belonging to science, in which there could not be the slightest doubt.
[ 20 ] Herder wrote to Knebel about this: "Goethe has presented us with his treatise on the bone, which is very simple and beautiful; man walks on the true path of nature, and happiness goes towards him". 54Knebels Literarischer Nachlaß etc., ed. by Varnhagen v. Ense and Th. Mundt, Leipzig 1835, Vol. II, p.236. Herder was just able to look at the matter with the "spiritual eye" with which Goethe viewed it. Without this, nothing could be done with it. This can best be seen from the following. Wilhelm Josephi (private lecturer at the University of Göttingen) wrote in his "Anatomy of Mammals" in 1787: "The ossa intermaxillaria are considered to be one of the main signs distinguishing apes from humans; however, according to my observations, humans also have such ossa intermaxillaria, at least in the first months of their existence, but these usually fuse with the real upper jaws at an early stage, namely already in the womb, so that often no noticeable trace of them remains." Here, however, Goethe's discovery is also fully expressed, but not as one demanded by the consistent realization of the type, but as the expression of a fact that immediately catches the eye. If one is merely dependent on the latter, then it depends only on fortunate chance whether one finds just such specimens in which one can see the matter precisely. But if one conceives the matter in Goethe's ideal way, these particular specimens serve merely to confirm the idea, merely to demonstrate openly what nature otherwise conceals; but the idea itself can be traced in any specimen, each showing a particular instance of it. Indeed, if one possesses the idea, one is able to find through it precisely those cases in which it is particularly pronounced. Without it, however, one is at the mercy of chance. One sees indeed that, after Goethe had given the suggestion by his great thought, one has gradually become convinced of the truth of his discovery by observing numerous cases.
[ 21 ] Merck was probably always wavering. On February 13, 1785, Goethe sent him a cracked upper jaw of the man and the trichechus and gave him clues to understand the matter. From Goethe's letter of April 8, it seems that Merck was somewhat won over. However, he soon changed his mind again, for on November 11, 1786, he wrote to Sömmerring: 55[Rudolf Wagner, Samuel Thomas von Sömmerring's Life and Intercourse with his Contemporaries, 1st ed.] Briefe berühmter Zeitgenossen an Sömmerring [Leipzig 1844] p. 293. "Wie ich höre, hat Vicq d'Azyr sogar Goethes sogenannte Entdekkung in seinem Werk aufgenommen."
[ 22 ] Sömmerring did gradually abandon his resistance. In his work "Vom Baue des menschlichen Körpers" he says (p. 160): "Goethe's sensible attempt from the comparative theory of bones, that the intermediate bone of the upper jaw is common to man with the other animals, from 1785, with very correct illustrations, deserves to be publicly known."
[ 23 ] Blumenbach was probably more difficult to win over. In his "Handbuch der vergleichenden Anatomie", 1805, 56Ebenda - s. note 55 -S. 22. he still made the assertion that humans have no intermediate bones. However, in his essay "Principes de Philosophie Zoologique", written in 1830-32, Goethe can already speak of Blumenbach's conversion. 57Natw. Schr., 1st vol., p.405. He joined Goethe's side after personal contact. 58Conversations with Eckermann, Aug. 2, 1830. On December 15, 1825, he even provided Goethe with a fine example to confirm his discovery. An athlete from Hesse sought help from Blumenbach's colleague Langenbeck because of a "very animal-like prominent os intermaxillare". 59Goethes Naturwissenschaftliche Korrespondenz (1812-1832), ed. by F. Th. Bratranek, vol. 1, p. 51. We will have to talk about later followers of Goethe's ideas. It should only be mentioned here that M. J. Weber succeeded in separating the intermaxillary bone, which had already grown together with the maxillary bone, using diluted nitric acid. 60Froriep, Notizen aus dem Gebiet der Natur- und Heilkunde, vol. 19, 1828, p.283.
[ 24 ] Goethe continued his bone studies even after completing that treatise. The simultaneous discoveries in botany made his interest in nature even more active. He continually borrowed relevant objects from his friends. On December 7, 1785 61Letters to J. H. Merck, p. 476, Sömmerring is even annoyed "that Goethe does not send him his heads again". From a letter from Goethe to Sömmerring dated June 8, 1786, we learn that he still had the latter's skulls by then.
[ 25 ] His great ideas also accompanied him in Italy. While the idea of the primordial plant was taking shape in his mind, he also came up with concepts about the form of man. On January 20, 1787, Goethe wrote in Rome: "I am quite prepared for anatomy, and I have acquired knowledge of the human body, up to a certain degree, not without effort. Here one is constantly reminded by the eternal contemplation of statues, but in a higher way. In our medical-surgical anatomy, it is merely a matter of knowing the part, and even a puny muscle serves this purpose. In Rome, however, the parts mean nothing if they do not at the same time present a noble, beautiful form.
[ 26 ] In the great military hospital of San Spirito, a very beautiful muscular body has been prepared for the artists in such a way that its beauty is astonishing. It could really pass for a maltreated demigod, a Marsyas.
[ 27 ] So, according to the instructions of the ancients, the skeleton should not be studied as an artificially assembled mass of bones, but rather together with the ligaments, which give it life and movement." 62Italian journey.
[ 28 ] The main concern of Goethe here was to become acquainted with the laws according to which nature forms organic and especially human forms, the tendency it pursues in shaping them. Just as he seeks out the original plant in the series of infinite plant forms, with which one can still invent plants into infinity, which must be consistent, i.e. which are perfectly in accordance with that natural tendency and which would exist if the appropriate conditions were present; in the same way, Goethe had set out to "discover ideal characters" with regard to animals and man, which are perfectly in accordance with the laws of nature. Soon after his return from Italy, we learn that Goethe is "diligent in anatomicis" and in 1789 he writes to Herder: "I have a newly discovered Harmoniam naturae to present." What was newly discovered here may now be part of the vertebral theory of the skull. However, this discovery was completed in 1790. What he knew until then was that all the bones forming the occiput were three modified vertebrae of the spinal cord. Goethe thought of the matter as follows. The brain represents only one spinal cord mass perfected to the highest level. While the nerves serving the lower organic functions end in the spinal cord and start from there, the nerves serving the higher (mental) functions, preferably the sensory nerves, end and start in the brain. In the brain only appears developed what is possibly already indicated in the spinal cord. The brain is a fully developed medulla, the spinal cord a brain that has not yet fully developed. Now the vertebral bodies of the spinal column are perfectly formed to the parts of the spinal cord, are their necessary enveloping organs. It now appears highly probable that if the brain is a spinal cord of the highest potency, the bones enveloping it are also only more highly developed vertebral bodies. The whole head appears in this way already pre-formed in the lower bodily organs. The forces already active at a subordinate level are also active here, only they develop in the head to the highest potency lying within them. Again, for Goethe it was only a question of proving how the matter actually takes shape according to sensory reality? Goethe says that he recognized these relationships very soon from the occipital bone, the posterior and anterior sphenoid bone; but that the palatal bone, the upper jaw and the intermaxillary bone were also modified vertebral bodies, he recognized on his journey to northern Italy, when he found a cracked sheep's skull on the dunes of the Lido. This skull had fallen apart so happily that the individual vertebral bodies could be recognized in the individual pieces. Goethe reported this beautiful discovery to Frau von Kalb on April 30, 1790 with the words: "Tell Herdern that I have come a whole formula closer to the animal form and its various transformations, and that by the strangest of coincidences." [WA 9, 202]
[ 29 ] This was a discovery of the most far-reaching significance. It proved that all members of an organic whole are identical in idea and that "internally unformed" organic masses open up to the outside world in different ways, that it is one and the same thing that opens up at a lower level as the spinal cord nerve and at a higher level as the sensory nerve to the sensory organs that receive, grasp and comprehend the outside world. Every living thing was thus revealed in its power to form and shape itself from within; it was only now understood as truly alive. Goethe's basic ideas had now also come to a conclusion with regard to the formation of animals. The time had come to work it out, although he had already had the plan for it earlier, as Goethe's correspondence with F. H. Jacobi proves. When he followed the Duke to the Silesian camp in July 1790, he was mainly occupied there (in Breslau) with his studies on the formation of animals. It was there that he actually began to record his thoughts on the subject. On August 31, 1790, he wrote to Friedrich von Stein: "In all the turmoil, I began to write my treatise on the formation of animals." [WA 9, 223]
[ 30 ] The poem "The Metamorphosis of Animals", which first appeared in 1820 in the second of the "Morphological Booklets", contains the idea of the animal type in a comprehensive sense. 63Cf. Natw. Schr., 1st vol. p. 344ff. where individual details are also given in notes. In the years 1790-95, Goethe's scientific work was primarily concerned with the theory of colors. At the beginning of 1795, Goethe was in Jena, where the Humboldt brothers, Max Jacobi and Schiller were also present. In this company, Goethe presented his ideas on comparative anatomy. The friends found his presentations so significant that they asked him to put his thoughts down on paper. As can be seen from a letter from Goethe to Jacobi the Elder [WA 10, 232], Goethe immediately complied with this request in Jena by dictating to Max Jacobi the outline of a comparative theory of bones printed in the first volume of Goethe's Naturwissenschaftliche Schriften in Kürschners National-Literatur [pp. 241-275]. The introductory chapters were further elaborated in 1796 [ibid. p. 325 ff.]. These essays contain Goethe's basic views on animal formation just as much as his essay "Versuch, die Metamorphose der Pflanze zu erklären" (Attempt to explain the metamorphosis of plants) contains his views on plant formation. In his contact with Schiller - from 1794 onwards - a turning point in his views occurred, in that from then on he took a contemplative approach to his own way of proceeding and research, whereby his way of looking at things became objective to him. After these historical considerations, let us now turn to the nature and significance of Goethe's views on the formation of organisms.