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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Essays on Anthroposophy from the Journals “Lucifer” and “Lucifer-Gnosis” 1903-1908
GA 34

Automated Translation

58. On Essays by Camillo Schneider on Questions of the Doctrine of the Soul

Anyone who follows the spiritual life of the present day has ample opportunity to see how official science is being driven by its own ideas in the direction of secret science and serious mystical endeavors. Out of prejudice, it does not even want to allow itself to make even a superficial examination of these endeavors and unconsciously and continually provides the building blocks for them with its own methods.

For some time now, essays by Dr. Carl Camillo Schneider on individual questions of the doctrine of the soul have been appearing in various magazines. Only details from two magazines will be cited here. For the purposes of this essay, it is not necessary to go into a detailed discussion of the essays. It is sufficient to say that Schneider feels compelled by his scientific considerations to resort to the assumption of a “four-dimensional space”. However, esoteric science regards three-dimensional space only as something that belongs to the world of the external physical senses, whereas it speaks of multi-dimensional spaces when discussing objects of the soul (astral) and spirit (mental) world. To show the assertions that Schneider comes to, individual passages from his essays will be cited. In one essay on “The Essence of Time” (No. 12 of 1905 of the “Wiener klinischen Rundschau”), we read: “I distinguished... between the sensual world, which can also be described as a momentary world of space, and the spiritual world, which extends over the entire time and is composed of countless worlds of space. This spiritual world is only successively given to us and, furthermore, only in an extremely small section that spans our lives. If, however, succession were abolished and all moments of time were given to us simultaneously, the world would change its appearance completely. Time would freeze into a dimension that would join the three dimensions of space as a fourth. The spiritual world, when time is fully comprehended, is four-dimensional.” — Now, what is asserted here as a result of intellectual reasoning is known to the true mystic through spiritual insight. It is only that, in the face of his more stringent requirements, Schneider's explanations seem somewhat amateurish, more like a fancifully inaccurate picture than like reality. Mysticism is decried as enthusiasm. Its strictness is simply not known.

In an article on “Psychophysical Parallelism” (No. 29 of the “Wiener klinischen Rundschau”, 1905), Schneider comes to the idea that the whole world is based on a soul and that it cannot be said that our body's brain produces something spiritual: “Our body is a reflection of our psychic world. It must be so because we utilize the sensations from the stimulus event that make up this psychic world. The plant is also only a reflection of its psychic world, as are a molecule and an atom, only these worlds are more or less insignificant compared to ours: they are smaller, or almost tiny, sections of the general psyche, of which ours is already a relatively large section. Besides being a reflection, we are now also an active link in this world that is reflected in us. In order to be able to act, our psyche is coupled to one of its contents and operates through its mediation in itself.

How fantastic this remarkable attempt to understand the world in its spiritual character is! This concept of a vague, general psyche, of a coupling, etc., is related to the explanations of the true mystic, as the following description would be related to the scientific description of a plant by a strict botanist: “The plant consists of firm plant parts and juices.” In an article on “Space Perception” (“Zukunft” of August 5, 1905), Schneider explains: “Things in themselves do not exist, only psychics. Every thing is psychic; therefore, one cannot speak of a proper sensation, since our sense organs do not feel anything; the psychic things only enter into a complex of things that we call our consciousness, but which one should better call our psychic organization. Within each individual psychic organization, which appears as a unity in self-consciousness (feeling), things present themselves somewhat differently than in another; the differences can even be very considerable (psychic defects).” What clarity would come to all these attempts to understand something if the ideas of genuine mysticism about the different aspects of the human being were applied! But even such attempts are significant. Schneider is a private lecturer at the University of Vienna.

58. Zu Aufsätzen von Camillo Schneider über Fragen der Seelenlehre

Wer das geistige Leben der Gegenwart verfolgt, hat immer wieder Gelegenheit zu sehen, wie die offizielle Wissenschaft durch ihre eigenen Vorstellungen in die Richtung hineingetrieben wird, in welcher die geheimwissenschaftlichen und ernsten mystischen Bestrebungen sich bewegen. Sie will sich aus Vorurteil nicht einmal zu einer auch mur oberflächlichen Prüfung dieser Bestrebungen herbeilassen und liefert unbewußt fortwährend mit ihren eigenen Mitteln die Bausteine zu ihr.

Seit einiger Zeit erscheinen in verschiedenen Zeitschriften Aufsätze von Dr. Carl Camillo Schneider über einzelne Fragen der Seelenlehre. Es sollen hier nur Einzelheiten aus zwei Zeitschriften angeführt werden. Für die Zwecke, die hier verfolgt werden, ist es nicht notwendig, auf eine genaue Besprechung der Aufsätze einzugehen. Es genügt, wenn gesagt wird, daß Schneider durch seine wissenschaftlichen Erwägungen sich gezwungen fühlt, zu der Annahme eines «vierdimensionalen Raumes» zu greifen. Die Geheimwissenschaft aber betrachtet den dreidimensionalen Raum nur als etwas, was der Welt der äußeren physischen Sinne zukommt, wogegen sie von mehrdimensionalen Räumen spricht, wenn sie Gegenstände der seelischen (astralen) und geistigen (mentalen) Welt erörtert. Um zu zeigen, zu welchen Behauptungen Schneider kommt, seien einzelne Stellen seiner Aufsätze angeführt. In einem Aufsätze über «Das Wesen der Zeit» (Nr. 12 von 1905 der «Wiener klinischen Rundschau») ist zu lesen: «Ich unterschied ... zwischen der sinnlichen Welt, die auch als momentane Raumwelt bezeichnet werden kann, und zwischen der geistigen Welt, die sich über die gesamte Zeit ausdehnt und sich aus unzähligen Raumwelten zusammensetzt. Uns ist diese geistige Welt. nur sukzessiv und ferner ja auch nur in einem äußerst kleinen Ausschnitt, der unser Leben umspannt, gegeben. Wäre jedoch die Sukzession aufgehoben und wären somit alle Zeitmomente uns gleichzeitig gegeben, so würde die Welt ihr Aussehen vollständig verändern. Die Zeitflucht würde zur Dimension erstarren, die sich den drei Dimensionen des Raumes als vierte zugesellen würde. Die geistige Welt, bei vollkommener Erfassung der Zeit, ist eine vierdimensionale.» — Nun, was hier aus Verstandesschlußfolgerungen heraus behauptet wird, kennt der wahre Mystiker aus der geistigen Anschauung. Nur daß sich seinen strengeren Anforderungen gegenüber die Ausführungen Schneiders etwas laienhaft ausnehmen, mehr wie ein phantastischungenaues Bild, als wie eine Wirklichkeit. Die Mystik wird als Schwärmerei verschrieen. Man kennt ihre Strenge eben nicht.

In einer Arbeit über «Psychophysischen Parallelismus» (Nr. 29 der «Wiener klinischen Rundschau», 1905) kommt Schneider zu der Vorstellung, daß der ganzen Welt ein Seelisches zugrunde liegt und daß nicht davon gesprochen werden könne, unser Körpergehirn bringe etwas Geistiges hervor: «Unser Körper ist ein Abbild unserer psychischen Welt. Er muß das sein, weil wir im Reizgeschehen die Empfindungen verwerten, aus denen eben diese psychische Welt besteht. Die Pflanze ist auch nur ein Abbild ihrer psychischen Welt, ebenso ein Molekül, ein Atom, nur sind diese Welten mehr oder weniger unscheinbar gegen die unsere: sie sind kleinere, oder geradezu winzige Ausschnitte der allgemeinen Psyche, von der die unsere schon ein relativ großer Ausschnitt ist. Außer ein Abbild sind wir nun auch ein wirkendes Glied in dieser Welt, die sich in uns abbildet. Unsere Psyche ist, um wirken zu können, an einen ihrer Inhalte angekuppelt und betätigt sich durch seine Vermittelung in sich selbst.»

Wie phantastisch ist dieser immerhin bemerkenswerte Versuch, die Welt in ihrem seelischen Charakter zu begreifen! Zu den Ausführungen des wahren Mystikers verhält sich dieser Begriff einer verschwommenen allgemeinen Psyche, einer Ankuppelung usw., wie sich zu der wissenschaftlichen Charakteristik einer Pflanze durch einen strengen Botaniker etwa die folgende Beschreibung verhielte: «Die Pflanze besteht aus festen Pflanzenteilen und Säften.» In einem Artikel über «Raumwahrnehmung » («Zukunft» vom 5. August 1905) führt Schneider aus: «Dinge an sich gibt es nicht, sondern nur Psychisches. Jedes Ding ist psychisch; von einer eigentlichen Empfindung kann man daher nicht reden, da unsere Sinnesorgane eben nichts empfinden; die psychischen Dinge treten nur in einen Dingkomplex ein, den wir unser Bewußtsein nennen, den man aber besser unsere psychische Organisation nennen sollte. Innerhalb jeder individuellen psychischen Organisation, die im Selbstbewußtsein (Gefühl) als Einheit erscheint, stellen sich die Dinge etwas anders dar, als in einer anderen; die Differenzen können sogar sehr beträchtlich sein (psychische Defekte).» Welche Klarheit käme in alle diese Versuche, etwas zu begreifen, wenn die Vorstellungen echter Mystik über die verschiedenen Glieder der menschlichen Wesenheit herangezogen würden! Doch sind auch schon solche Versuche bedeutsam. Schneider ist Privatdozent an der Universität Wien.