Donate books to help fund our work. Learn more→

The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Essays on Anthroposophy from the Journals “Lucifer” and “Lucifer-Gnosis” 1903-1908
GA 34

Automated Translation

36. What is the Relationship between Theosophy and the Occult Sciences?

Another question is: “How does Theosophy relate to the so-called secret sciences?”

There have always been secret sciences. They were cultivated in the so-called secret schools. Only those who underwent certain tests could learn something from them. They were always only told as much as corresponded to their intellectual, spiritual and moral abilities. This had to be the case because the higher knowledge, if properly applied, is the key to a power that, in the hands of the unprepared, must lead to abuse. Theosophy has now popularized some of the elementary teachings of esoteric science. The reason for this lies in the present conditions of the times. Humanity, in its more advanced members, has now reached a stage of development of the intellect that, sooner or later, it would have arrived at certain ideas of its own accord that were previously part of esoteric knowledge. However, they would acquire these ideas in a stunted, caricatured and harmful form. Therefore, the occultists have decided to share some of the secret knowledge with the public. This will make it possible to measure the human progress that occurs in the development of civilization with the standard of true wisdom. For example, our knowledge of nature leads to ideas about the reasons for things. But without a deeper knowledge of the occult, these ideas can only become distorted images. Our technology is progressing to stages of development that can only be beneficial to humanity if people's souls are deepened in the sense of theosophical life. As long as the peoples had nothing of modern natural science and modern technology, the form in which the highest teachings were communicated in religious images, in a way that spoke to the pure feelings, was salutary. Today humanity needs the same truths in a rational form. The theosophical world view did not arise from arbitrariness, but from insight into the historical fact mentioned. — Certain parts of the secret knowledge can, however, only be communicated to those who submit to the tests of initiation. And even with the published part, only those who do not limit themselves to an external knowledge, but who really internalize the things, make them the content and the guiding principle of their lives, will know how to make use of it. It is not a matter of intellectually mastering the teachings of Theosophy, but of permeating them with feeling, sensation, indeed with one's whole life. Only through such a penetration can one also experience something of their truth value. Otherwise they remain something that “one can believe and also not believe”. Properly understood, theosophical truths will give man a true basis for life, let him recognize his value, his dignity and essence, give him the highest courage to exist. For they enlighten him about his connection with the world around him; they point him to his highest goals, to his true destiny. And they do this in a way that is in line with the demands of the present, so that he does not need to remain caught in the conflict between faith and knowledge. One can be a modern researcher and a theosophist at the same time. However, one must then also be both in the true sense of the word.

36. Wie verhält sich die Theosophie zu den Geheimwissenschaften?

Eine weitere Frage ist die folgende: «Wie verhält sich die Theosophie zu den sogenannten Geheimwissenschaften?»

Geheimwissenschaften hat es immer gegeben. Sie wurden in den sogenannten Geheimschulen gepflegt. Nur derjenige konnte von ihnen etwas erfahren, der sich gewissen Prüfungen unterzog. Es wurde ihm immer nur so viel mitgeteilt, als seinen intellektuellen, geistigen und moralischen Fähigkeiten entsprach. Das mußte so sein, weil die höheren Erkenntnisse, richtig angewendet, der Schlüssel zu einer Macht sind, die in den Händen der Unvorbereiteten zum Mißbrauch führen muß. Durch die Theosophie sind nun einige, die elementaren Lehren der Geheimwissenschaft popularisiert worden. Der Grund dazu liegt in den gegenwärtigen Zeitverhältnissen. Die Menschheit ist heute in ihren vorgeschritteneren Mitgliedern in bezug auf die Ausbildung des Verstandes so weit, daß sie über kurz oder lang von selbst zu gewissen Vorstellungen kommen würde, die vorher ein Glied des Geheimwissens waren. Allein sie würde sich diese Vorstellungen in einer verkümmerten, karikierten und schädlichen Form aneignen. Deshalb haben sich Geheimkundige entschlossen, einen Teil des Geheimwissens der Öffentlichkeit mitzuteilen. Dadurch wird die Möglichkeit geboten sein, die in der Kulturentwickelung auftretenden menschlichen Fortschritte mit dem Maßstabe wahrer Weisheit zu messen. Unsere Naturerkenntnis führt zum Beispiel zu Vorstellungen über die Gründe der Dinge. Aber ohne geheimwissenschaftliche Vertiefung können diese Vorstellungen nur Zerrbilder werden, Unsere Technik schreitet Entwickelungsstadien zu, welche nur dann zum Heile der Menschheit ausschlagen können, wenn die Seelen der Menschen im Sinne der theosophischen Lebensauffassung vertieft sein werden. Solange die Völker nichts hatten von moderner Naturerkenntnis und moderner Technik, war die Form heilsam, in der die höchsten Lehren in religiösen Bildern, in einer zum bloßen Gefühle sprechenden Art mitgeteilt worden sind. Heute braucht die Menschheit dieselben Wahrheiten in einer verstandesmäßigen Form. Nicht der Willkür ist die theosophische Weltanschauung entsprungen, sondern der Einsicht in die angegebene historische Tatsache. — Gewisse Teile der Geheimkunde können allerdings auch heute nur solchen mitgeteilt werden, die sich den Prüfungen der Einweihung unterwerfen. Und auch mit dem veröffentlichten Teile werden nur diejenigen etwas anzufangen wissen, welche sich nicht auf ein äußerliches Kenntnisnehmen beschränken, sondern die sich die Dinge wirklich innerlich aneignen, sie zum Inhalt und zur Richtschnur ihres Lebens machen. Es kommt nicht darauf an, die Lehren der Theosophie verstandesmäßig zu beherrschen, sondern Gefühl, Empfindung, ja das ganze Leben mit ihnen zu durchdringen. Nur durch eine solche Durchdringung erfährt man auch etwas von ihrem Wahrheitswert. Sonst bleiben sie doch nur etwas, was «man glauben und auch nicht glauben kann». Richtig verstanden, werden die theosophischen Wahrheiten dem Menschen eine wahre Lebensgrundlage geben, ihn seinen Wert, seine Würde und Wesenheit erkennen lassen, den höchsten Daseinsmut geben. Denn sie klären ihn über seinen Zusammenhang mit der Welt rings um ihn her auf; sie verweisen ihn auf seine höchsten Ziele, auf seine wahre Bestimmung. Und sie tun dies in einer Weise, wie es den Ansprüchen der Gegenwart gemäß ist, so daß er nicht in dem Zwiespalt zwischen Glauben und Wissen befangen zu bleiben braucht. Man kann moderner Forscher und Theosoph zugleich sein. Allerdings muß man dann auch beides im echten Sinne sein.