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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Essays on Anthroposophy from the Journals “Lucifer” and “Lucifer-Gnosis” 1903-1908
GA 34

Automated Translation

5. The Introduction of “Lucifer-Gnosis”

January 1904

For the first time, “Lucifer” appears in public in association with “Gnosis”. It was only natural that the dress should be changed somewhat, in order to make the union of the two magazines apparent in the outward appearance. Inside, neither the readers of “Lucifer” nor those of “Gnosis” will notice any change. Both magazines were striving to serve a world and life view that represents science, religion, morality and philosophy in a higher unity. Such a goal cannot be realized today if the forces are split up, but only if they work together in harmony. And true knowledge can never lead to the promotion of special interests, but only to unity. The tendency to seclusion in the pursuit of the high goals of the soul life and spiritual culture only proves that selfish inclinations still overgrow the selfless devotion to the ideals of genuine humanity. The science of the present shows more and more that it itself is moving towards the world of ideas that is expressed in this journal. Those who judge this science not according to the dogmas that some of its representatives put forward, but according to the facts that it brings to light, must realize that both natural and spiritual research of the present no longer make a materialistic world view seem possible. Error upon error, narrow-minded concepts upon narrow-minded concepts must be heaped up by those who still want to uphold the materialistic interpretation of world phenomena. - In addition, for many who, out of a natural healthy feeling, cannot find satisfaction in materialistic science and philosophy, a more or less strong despair of solving the great riddles has set in. Others have become completely indifferent to these things. Many a person loses the courage to search when he is confronted with the confusing views that are coming at him from all sides today, not least from scientific research, which is gradually striving for an authoritative influence that makes the influence of religious systems in earlier times seem very small. And those who lose their courage in this way are not far from indifference towards the most sublime matter of humanity.

Those who know how to interpret the signs of the times cannot doubt that the aims of the now united journals are a necessity in our present time. And these aims will be realized more and more as the realization of their importance spreads. With the best hopes, therefore, the Lucifer, associated with the “Gnosis”, appears before the public. Its program is to be as comprehensive as possible. It will always go hand in hand with true science. All fields of research, from religious studies to mathematics, from astronomy and geology to biology and the history of peoples and cultures, should present their results here, insofar as they serve as the basis for a genuine spiritual worldview or can lead to it. Mysticism, theosophy and the observation and experimental investigation of phenomena of the soul, moral, philosophical and higher artistic questions should appear here united. And in the sense of the great spiritual movement, which has been spreading as “theosophical” for more than a quarter of a century in all civilized countries, the motto of “Lucifer - Gnosis” will be: No human opinion stands above the investigation of trut.

Berlin W., Morzstraße 17
Dr. Rudolf Steiner

5. Zur Einführung von «Lucifer-Gnosis»

Januar 1904

Zum ersten Male tritt der «Lucifer» im Verein mit der «Gnosis» an die Öffentlichkeit. Es lag in der Natur der Tatsachen, daß das Kleid etwas verändert wurde, um die Vereinigung der beiden Zeitschriften auch in der äußeren Ausstattung zutage treten zu lassen. Im Innern werden weder die Leser des « Luzifer» noch diejenigen der «Gnosis» eine Veränderung bemerken. Beide Zeitschriften waren doch bestrebt, einer Welt- und Lebensauffassung zu dienen, welche Wissenschaft, Religion, Moral und Philosophie in höherer Einheit darstellt. Ein solches Ziel kann heute nicht auf Verwirklichung hoffen, wenn die Kräfte sich zersplittern, sondern nur, wenn sie in Eintracht zusammenwirken. Und wahre Erkenntnis kann auch niemals zur Förderung von Sonderbestrebungen, sondern nur zur Einheit führen. Die Neigung zur Absonderung in dem Streben nach den hohen Zielen des Seelenlebens und der Geisteskultur beweist nur, daß selbstische Neigungen noch die selbstlose Hingabe an die Ideale echter Menschlichkeit überwuchern. - Die Wissenschaft der Gegenwart zeigt immer mehr und mehr, daß sie selbst zu der Vorstellungswelt hindrängt, welche in dieser Zeitschrift zum Ausdruck gelangt. Wer diese Wissenschaft nicht nach den Dogmen, die einzelne ihrer Vertreter aufstellen, sondern nach den Tatsachen beurteilt, die sie zutage fördert, der muß sich sagen, daß sowohl die Natur- wie die Geistesforschung der Gegenwart eine materialistische Weltauffassung nicht mehr möglich erscheinen lassen. Irrtum auf Irrtum, engherzige Begriffe auf engherzige Begriffe müssen von. denen gehäuft werden, welche die materialistische Deutung der Welterscheinungen noch aufrecht erhalten wollen. - Dazu kommt, daß für viele, denen aus einem natürlichen gesunden Gefühle heraus die materialistische Wissenschaft und Lebensauffassung keine Befriedigung gewähren können, eine mehr oder weniger starke Verzweiflung an der Lösung der hohen Rätselfragen eingetreten ist. Andere sind völliger Gleichgültigkeit diesen Dingen gegenüber anheimgefallen. Gar mancher verliert den Mut zum Suchen, wenn er sich den verwirrenden Anschauungen gegenübersieht, die ihm heute von allen Seiten zuströmen, nicht zum mindesten von der wissenschaftlichen Forschung, die ja allmählich einen autoritativen Einfluß erstrebt, gegen den derjenige der Religionssysteme in früheren Zeiten ein sehr geringer zu nennen ist. - Und wer so den Mut verliert, ist nicht mehr weit von Gleichgültigkeit gegenüber der erhabensten Angelegenheit der Menschheit.

Wer die Zeichen der Zeit zu deuten weiß, der kann nicht zweifeln, daß die Ziele der nunmehr vereinigten Zeitschriften eine Notwendigkeit in unserer Gegenwart sind. Und diesen Zielen wird man immer näher kommen, je mehr die Erkenntnis von ihrer Bedeutung sich ausbteitet. Mit den besten Hoflnungen tritt daher der mit der «Gnosis» verbundene «Lucifer» vor die Öffentlichkeit. Sein Programm soll ein möglichst umfassendes sein. Mit wahrer Wissenschaft wird er stets Hand in Hand gehen. Alle Forschungsgebiete, von der Religionswissenschaft bis zur Mathematik, von der Astronomie und Geologie bis zur Biologie und zur Völker- und Kulturgeschichte sollen hier ihre Ergebnisse darlegen, insofern sie als Grundlage echter geistiger Weltansicht dienen oder zu ihr führen können. Mystik, Theosophie und die Beobachtung und experimentelle Erforschung der Seelenerscheinungen, die moralischen, philosophischen und Aöheren künstlerischen Fragen sollen hier vereint erscheinen. Und im Sinne der großen Geistesbewegung, die als «theosophische » seit mehrals einem Vierteljahrhundert sich in allen gesitteten Ländern ausbeteitet, wird der Zielspruch von «Lucifer - Gnosis» sein: Keine menschliche Einzelmeinung stehe über der Erforschung der Wahrheit.

Berlin W., Morzstraße 17
Dr. Rudolf Steiner