Collected Essays on Literature 1884-1902
GA 32
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92. New Books
Hans Ostwald: “Vagabonds”
Hans Ostwald's “Vagabonds” (Berlin, 1900, Bruno and Paul Cassirer publishers) is a charming literary work. I would call it the experiences of a “travelling journeyman” in the best sense of the word. A young man with an open mind and a great deal of worldly wisdom goes out into the world and then shares his fine observations. It is with great pleasure that one reads what the author observed on his travels and what he recorded with an unbiased and always stimulating spirit. A Prussian landscape as it is presented to us in its entirety; the lowlands of human existence, the fate of the disinherited, are described by Hans Ostwald in a captivating manner.
Victor von Reisner: “My Right as a Gentleman”
I have derived great satisfaction from reading Victor von Reisner's beautiful little book “Mein Herrenrecht” (Berlin. Verlag der Romanwelt). Anyone who, like me, is familiar with life in the Croatian-Slavonian regions, which the author describes, will know that a piece of folk psychology is presented here in a vivid and interesting way, with genuine humor. The warm-heartedness with which von Reisner describes and the lively style that is his own should make his little book a pleasant gift for all those who want to be introduced to the customs and ideas of a people that is remarkable in [its] own way in an artistic and stimulating way.
U. Rollet: “Shadows”
A modest little book, “Shadows” (Ernstes und Heiteres) by J. Rollet (Dresden and Leipzig, E. Pierson), must be read with great interest for the author. A man who has borne much suffering and a quiet destiny away from the path speaks out. J. Rollet is a subtle naturalist and an observer of the human heart, where it bears hidden suffering and joys that easily remain invisible to the world. You get to know a person from the book, in whose soul life has dug deep furrows.
92. Neue Bücher
Hans Ostwald: «Vagabunden»
Eine reizvolle literarische Erscheinung liegt in Hans Ostwalds «Vagabunden» vor (Berlin, 1900, Verlag Bruno und Paul Cassirer). Erlebnisse eines «fahrenden Gesellen» im besten Sinne des Wortes möchte ich das Buch nennen. Ein junger Mann mit offenen Sinnen und viel Lebensklugheit zieht hinaus in die Welt und teilt nachher seine feinen Beobachtungen mit. Mit inniger Freude nur kann man lesen, was der Autor auf seinen Wanderzügen betrachtet, und was er mit unbefangenem Geiste, immer anregend, aufgezeichnet hat. Eine Landschaft Preußens, wie sie leibt und lebt, stellt sich vor uns hin; die Niederungen des Menschendaseins, das Schicksal der Enterbten weiß Hans Ostwald hinreißend zu schildern.
Victor von Reisner: «Mein Herrenrecht»
Innige Befriedigung hat mir das schöne Büchlein Victor von Reisners «Mein Herrenrecht» (Berlin. Verlag der Romanwelt) gebracht. Wer, wie ich, das Leben in den kroatisch-slawonischen Gebieten kennt, von denen uns der Verfasser berichtet, der weiß, dass hier in plastisch anschaulicher Weise und mit echtem Humor ein Stück Volkspsychologie in interessantester Weise verarbeitet ist. Der gemütvolle Anteil, mit dem von Reisner schildert, und der flotte Stil, der ihm eignet, sollten sein Büchlein zu einer sympathischen Gabe für alle diejenigen machen, die in kunstvoll-anregender Weise sich die Sitten und Vorstellungen einer in [ihrer] Art merkwürdigen Volksmasse vorstellen lassen wollen.
U. Rollet: «Schatten»
Mit tiefem Interesse für den Autor muss ein anspruchsloses Büchlein «Schatten» (Ernstes und Heiteres) von J. Rollet (Dresden und Leipzig, E. Pierson) erfüllen. Ein Mann, der vieles Leid und ein stilles Schicksal abseits vom Wege mit sich getragen hat, spricht sich aus. J. Rollet ist ein feinsinniger Naturschilderer und ein Beobachter des menschlichen Herzens, da, wo dieses verborgene Leiden und Freuden erträgt, die leicht der Welt unsichtbar bleiben. Man lernt einen Menschen aus dem Buche kennen, in dessen Seele das Leben tiefe Furchen gegraben hat.