Collected Essays on Cultural and Contemporary History 1887–1901
GA 31
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19. Essays from "Deutsche Wochenschrift"
The Week of May 3-10, 1888
The Taaffe ministry had a difficult time last week. The governing party acted as if it had no ill will to deny Mr. von Gautsch the teaching budget. It could easily have come to that if the opposition had not shirked its duty. However, the majority of the German-Austrian Club went over to the pro-government camp and thus saved the Taaffe Ministry, or at least the Minister for Culture and Education. However, it is very doubtful whether the cabinet will be able to enjoy its victory. The Liechtenstein school application and the Spiritus Act will apparently still cause the government a lot of trouble, and it remains to be seen whether the cabinet will be able to cope with them in the future. There is little to be said about other events in the Austrian parliament. The thirst for scandal is increasing from day to day. One committee of disapproval follows another. This is the activity of the Austrian House of Representatives, for which the people will know little gratitude.
The great disgruntlement that the appointment of General Bogdanovich has caused in the German Empire continues. While in Germany they avoid any occasion that could somehow offend the Tsar's sensibilities, in Russia there is little understanding for a similar concession. It is understandable that this appointment of General Bogdanovich, which is at least untimely, has given fresh impetus to the Boulangist movement in France, which seemed to be on the wane of late. The republican papers are now launching a campaign against the ministers Lockroy and Freycinet, who refused to sign the manifesto of the deputies and senators of the Seine against Boulanger. The declaration of the Council of Ministers that Lockroy and Freycinet did not have to sign the manifesto because the Ministry was in solidarity in all its actions and Floquet's declarations in Parliament on Boulangism were sufficient, apparently made little impression. The first edition of Boulanger's book "L'invasion allemande", in which he "analyzed and studied the events and men of 1870", is due to be published in the next few days. 2½ million copies of the book would be distributed free of charge.
Now England is also arming. The Minister of War, Stanhope, has introduced a bill to improve national defense, which was adopted by the House of Commons at first reading. Everywhere in Europe people are bowing to the iron commandment: si vis pacem, para bellum.
The Italian Prime Minister has thoroughly shone a light on the "irredenta" on the Apennine peninsula. In a significant speech, he emphasized that Italy was allied with Germany and Austria, but only because this was in Italy's best interests. Crispi also admitted that in addition to Italy's alliance with Germany and Austria, there was also an alliance between Italy and England.
Everything is quiet on the Balkan peninsula. Prince Ferdinand of Bulgaria arrived in Tirnova and was received with enthusiastic cheers. At a banquet organized in his honour, the Prince gave a speech in which he referred to Bulgaria's moral strength, which gave him hope that it would soon become independent of all harmful foreign influences. "This strength instills in me," the Prince concluded his speech, "a strong confidence in Bulgaria's bright future."
Aufsätze aus «Deutsche Wochenschrift»
Die Woche, 3.-10. Mai 1888
Schwere Tage hatte das Ministerium Taaffe in der vorigen Woche durchzumachen. Die Regierungspartei tat so, als habe sie nicht übel Lust, dem Herrn von Gautsch das Unterrichtsbudget zu verweigern. Es hätte auch leicht dazu kommen können, wenn die Opposition sich ihrer Pflicht nicht entzogen hätte. Der größte Teil des Deutsch-Österreichischen Klubs aber ging in das regierungsfreundliche Lager über und rettete so das Ministerium Taaffe oder doch den Herrn Minister für Kultus und Unterricht. Ob das Kabinett sich aber recht seines Sieges erfreuen wird, ist sehr fraglich. Der Liechtensteinsche Schulantrag und das Spiritusgesetz werden allem Anscheine nach der Regierung noch manche Unannehmlichkeiten bereiten, und es wird sich zeigen, ob das Kabinett denselben auch in Zukunft gewachsen sein wird. Über die sonstigen Vorkommnisse im österreichischen Parlamente bleibt nur wenig Erfreuliches zu sagen. Die Skandalsucht steigert sich von Tag zu Tag. Ein Mißbilligungs-Ausschuß folgt dem andern. Das ist die Tätigkeit des Österreichischen Abgeordnetenhauses, dem das Volk dafür wenig Dank wissen wird.
Die große Verstimmung, welche die Ernennung des Generals Bogdanowitsch im Deutschen Reiche hervorgerufen hat, dauert fort. Während man in Deutschland jeden Anlaß meidet, durch den die Empfindlichkeit des Zaren irgendwie verletzt werden könnte, hat man in Rußland wenig Verständnis für ein gleiches Entgegenkommen. Daß durch diese zum. mindesten unzeitgemäße Ernennung des Generals Bogdanowitsch die boulangistische Bewegung in Frankreich, welche in der letzten Zeit einigermaßen im Abnehmen begriffen zu sein schien, wieder eine neue Anspornung erhalten hat, ist begreiflich. Die republikanischen Blätter eröffnen jetzt einen Feldzug gegen die Minister Lockroy und Freycinet, welche das Manifest der Deputierten und Senatoren der Seine gegen Boulanger nicht unterzeichnen wollten. Die Erklärung des Ministerrates, daß Lockroy und Freycinet das Manifest nicht zu unterschreiben hätten, weil das Ministerium in allen Handlungen solidarisch sei und die im Parlamente über den Boulangismus abgegebenen Erklärungen Floquets genügten, hat allem Anscheine nach wenig Eindruck gemacht. Die erste Lieferung des Buches «L’invasion allemande» aus der Feder Boulangers, in welchem er die Ereignisse und die Männer des Jahres 1870 «analysiert und studiert hat», soll in den nächsten Tagen erscheinen. 2½ Millionen Exemplare desselben würden gratis verteilt werden.
Nun rüstet auch England. Der Kriegsminister Stanhope hat eine Vorlage zur Verbesserung der nationalen Verteidigung eingebracht, welche vom Unterhause in erster Lesung angenommen wurde. Überall in Europa beugt man sich dem ehernen Gebote: si vis pacem, para bellum.
Der italienische Ministerpräsident hat der «Irredenta» auf der apenninischen Halbinsel gründlich heimgeleuchtet. Er betonte in einer bedeutsamen Rede, daß Italien mit Deutschland und Österreich verbündet sei, aber einzig deswegen, weil dies am besten den Interessen Italiens entspreche. Crispi gab auch zu, daß neben dem Bunde Italiens mit Deutschland und Österreich auch ein solcher zwischen Italien und England bestehe.
Auf der Balkanhalbinsel ist alles ruhig. Fürst Ferdinand von Bulgarien ist in Tirnowa angelangt und mit begeistertem Jubel empfangen worden. Der Fürst hielt bei einem ihm zu Ehren veranstalteten Bankette eine Ansprache, in welcher er auf die moralische Stärke Bulgariens hinwies, die ihn hoffen lasse, daß es sich von allen schädlichen fremden Einflüssen bald unabhängig machen werde. «Diese Stärke flößt mir» — so schloß der Fürst seine Ansprache — «ein starkes Vertrauen auf eine glänzende Zukunft Bulgariens ein.»