Collected Essays on Cultural and Contemporary History 1887–1901
GA 31
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17. Essays from "Deutsche Wochenschrift"
The Week of April 18-25, 1888
The first week of the Austrian budget debate is over. Its course was more turbulent and stormy than the calm and perhaps resigned tone of the first speakers had led one to expect. Even the speech by Dr. Gregr, a member of parliament, provoked a sustained movement due to its passionate, anti-government policy. But it was left to Dr. Lueger, this democrat from case to case, to provoke a scandal with his ugly suspicions of the Left, the like of which has rarely been seen even in this House of Representatives. Under the impression of a most undignified scene, the House proceeded to the vote on the disposition fund. The still doubtful votes of the Coronini Club now joined with those of the opposition and the Young Czechs, some Poles did the same, and the disposition fund was brought down. However, Count Taaffe quietly remained minister.
On the 23rd, the meeting between Emperor Franz Josef and Queen Victoria of England took place. Not only the Austrian, but also the German and English newspapers devoted extremely sympathetic reports to it. The same applies to the Queen's visit to Charlottenburg and Berlin.
The news about the health of the German Emperor Frederick is more favorable again and raises the hope that he will survive the current crisis happily.
In France, Boulanger is still the hero of the day and of the street. His first appearance in the Chamber, which was awaited with excitement and apprehension, did not, of course, turn out to be a victory for the plebiscitary general. He was just able to cope when the Floquet ministry received a vote of confidence by 379 votes to ı77, the tip of which was directed against the future dictator. Confidence was expressed in the government that it would be able to firmly uphold the republican institutions and implement the policy of progress, reform and freedom demanded by the country. However, this victory for the ministry is unlikely to last long and will not yet eliminate the danger to the Republic, as the opportunists and the Senate are once again suspicious of Floquet for raising the issue of constitutional revision.
It is now clear to what influence the peasant unrest in Romania, which is already in full decline, is attributable. The official "Telegraphul" publishes a sharp attack against the Russian envoy Hitrovo. Bucharest is expecting Hitrovo's dismissal.
The peasant riots in Bulgaria, which were also staged under the Russian protectorate, were also nipped in the bud by the government's energy. "There is probably no improvement in the political situation," said Stambulov in a political interview, "but it is perhaps better that the crisis lasts longer, as the Prince will in time be able to obtain legal sanction all the more easily."
Aufsätze aus «Deutsche Wochenschrift»
Die Woche, 18.-25. April 1888
Die erste Woche der österreichischen Budgetdebatte ist vorüber. Ihr Verlauf gestaltete sich bewegter und stürmischer, als der gelassene und vielleicht resignierte Ton der ersten Redner erwarten ließ. Schon die Rede des Abgeordneten Dr. Gregr rief wegen ihrer leidenschaftlichen, gegen die Politik der Regierung gerichteten Spitze anhaltende Bewegung hervor. Aber dem Dr. Lueger, diesem Demokraten von Fall zu Fall, blieb es vorbehalten, durch seine häßlichen Verdächtigungen der Linken einen Skandal zu provozieren, wie man ihn selbst in diesem Abgeordnetenhause selten erlebt hat. Unter dem Eindrucke einer höchst unwürdigen Szene schritt das Haus zur Abstimmung über den Dispositionsfonds. Die noch zweifelhaften Stimmen des Coronini-Clubs vereinigten sich nunmehr mit denen der Opposition und der Jungtschechen, einige Polen taten das gleiche, und der Dispositionsfonds wurde zu Fall gebracht. Darum bleibt jedoch Graf Taaffe ruhig weiter Minister.
Am 23. erfolgte die Begegnung zwischen dem Kaiser Franz Josef und der Königin Viktoria von England. Nicht nur die österreichischen, sondern auch die deutschen und englischen Blätter widmen derselben äußerst sympathische Betrachtungen. Ein Gleiches gilt von dem Besuche der Königin in Charlottenburg und Berlin.
Die Nachrichten über das Befinden des deutschen Kaisers Friedrich lauten wieder günstiger und erwecken die Hoffnung, daß er die jetzige Krise glücklich überstehen werde.
In Frankreich ist Boulanger noch immer der Held des Tages und der Gasse. Sein erstes Erscheinen in der Kammer, dem man mit Spannung und Besorgnis entgegensah, hat sich freilich nicht zu einem Siege des plebiszitären Generals gestaltet. Er kam gerade zurecht, als das Ministerium Floquet mit 379 gegen ı77 Stimmen ein Vertrauensvotum erhielt, dessen Spitze gegen den zukünftigen Diktator gerichtet war. Es wurde der Regierung das Vertrauen ausgesprochen, daß sie es verstehen werde, den republikanischen Einrichtungen in entschiedener Weise Achtung zu verschaffen, sowie die vom Lande verlangte Politik des Fortschritts, der Reform und der Freiheit zur Geltung zu bringen. Indes dürfte dieser Sieg des Ministeriums nicht von langer Dauer sein und die Gefahr für die Republik noch nicht beseitigen, da die Opportunisten und der Senat wieder gegen Floquet Mißtrauen hegen, weil er die Frage der Verfassungsrevision ins Rollen gebracht hat.
Es ist jetzt klar, auf welchen Einfluß die Bauernunruhen in Rumänien, die übrigens schon im vollen Abnehmen begriffen sind, zurückzuführen sind. Der offiziöse «Telegraphul» veröffentlicht einen scharfen Angriff gegen den russischen Gesandten Hitrowo. Man erwartet in Bukarest die Ab. berufung Hitrowos.
Auch die Bauernunruhen in Bulgarien, die ebenfalls unter dem russischen Protektorate in Szene gesetzt wurden, wurden durch die Energie der Regierung im Keime erstickt. «Eine Besserung der politischen Lage ist wohl nicht zu verzeichnen», meinte Stambulow in einem politischen Gespräch, «aber es ist vielleicht besser, daß die Krise länger dauert, da der Fürst mit der Zeit um so leichter die gesetzliche Sanktion erlangen wird.»