Donate books to help fund our work. Learn more→

The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Collected Essays on Cultural and Contemporary History 1887–1901
GA 31

Automated Translation

117. Dr. Reinhold Biese “Fundamentals of Modern Humanity Education”

In eight chapters: Development of socio-ethical culture, the origin of language, language and thought, the sounds of language, the development of writing, the development of moral-religious ideas among the Greeks, philosophy of art, science, the author gives the main features of the content of modern education. In a preface, he develops his ideas in an attractive form on how our higher educational institutions can be given a development appropriate to the times through the conversion of mere memorized knowledge into organically absorbed educational material. Knowledge should be transformed from a mere collection of material details into a living skill, so that the educated person is able to see through the surrounding circumstances with a sure eye and to give them the desirable direction according to the current state of cultural development. Instead of dead formal stuff, Biese wants to deal with a sense of orientation in the world and in life. These are general propositions whose correctness is not in doubt. The only question is: what needs to be done to reform our secondary schools in this direction? Biese offers very little to answer this question. The answer would have to consist of two parts: ı. What direction should teacher training take in future? 2. What educational material will lead pupils most safely to the stated goals?

There is no doubt that a great deal needs to be done in both respects. The exclusively "scholarly" interest that is rooted in our secondary school teachers, because their previous education only imbues them with such an interest, must be replaced by studies of culture, art history, philosophy and, in particular, psychology, which are obligatory for every future secondary school teacher, with an interest in the free development of human nature. The future teacher must be capable of two things: studying the great developmental process of humanity and observing the individual nature of every single person. Only equipped with these preconditions will he be capable of his true educational task: integrating the individual into the correctly understood total development process of humanity in accordance with the special dispositions inherent in the former.

The individual chapters of Biese's book are stimulating throughout. Everyone will enjoy reading them. The author combines his knowledge of recent views from the fields of ethnology, linguistics and national economics with an eye for the ideal areas of human activity, sharpened by a deeper understanding of the spirit of the classical period. The latter is particularly evident in his remarks on art. The laws of artistic creation and enjoyment are dealt with in a straightforward manner. Everywhere a spirit rooted in the humanism of the classical period is expressed. Some things could have been deepened, some things sharper in expression, but everything is borne by a noble spirit and a fine way of looking at things. The same can be said of the overview of the individual sciences and their interrelationships. To summarize: Biese's book will be useful to anyone who wants to familiarize themselves with the humanistic educational content of our time in a comfortable way. From this point of view, we recommend it to the widest circles.

117. Dr. Reinhold Biese «Grundzüge Moderner Humanitätsbildung»

In acht Kapiteln: Entwicklung sozial-ethischer Kultur, der Ursprung der Sprache, Sprache und Denken, die Sprachlaute, die Entwicklung der Schrift, die Entwicklung der sittlichreligiösen Ideen bei den Griechen, Philosophie der Kunst, die Wissenschaft, gibt der Verfasser die Grundzüge des Inhalts moderner Bildung. In einem Vorworte entwickelt er in anziehender Form seine Ideen darüber, wie durch den Umsatz bloßen Gedächtniswissens in organisch aufgenommenen Bildungsstoff unsere höheren Bildungsanstalten einer der Zeit gemäßen Entwicklung zuzuführen sind. Das Wissen soll aus einem bloßen Sammelwerk von stofflichen Einzelheiten zu einem lebendigen Können werden, so daß der Gebildete imstande ist, mit sicherem Blick die ihn umgebenden Verhältnisse zu durchschauen und die ihnen nach dem jeweiligen Stande der Kulturentwicklung wünschenswerte Richtung zu geben. Statt toten Formenkrams will Biese es mit einem Sinn für Orientierung in Welt und Leben zu tun haben. Das sind allgemeine Sätze, deren Richtigkeit nicht zu bezweifeln ist. Es handelt sich nur darum: Was ist zu tun, um unsere höheren Schulen in diesem Sinne zu reformieren? Zur Beantwortung dieser Frage bietet Biese sehr wenig. Die Antwort müßte sich aus zwei Teilen zusammensetzen: ı. In welcher Richtung hat die Ausbildung der Lehrer künftighin zu erfolgen, 2. Welcher Bildungsstoff führt den Schüler am sichersten zu den angegebenen Zielen?

Daß in beiden Hinsichten sehr viel geschehen muß, das steht außer Zweifel. Das ausschließlich «gelehrte» Interesse, das in unseren Lehrern der höheren Schulen wurzelt, weil ihre Vorbildung ihnen nur ein solches einpflanzt, muß durch für jeden künftigen Gymnasiallehrer obligatorische kultur und kunstgeschichtliche, philosophische, namentlich psychologische Studien durch ein solches an der freien Entwicklung der Menschennatur ersetzt werden. Der künftige Lehrer muß zu zweierlei fähig sein: Studium des großen Entwicklungsprozesses der Menschheit und Beobachtung der individuellen Natur jedes Einzelmenschens. Nur mit diesen Vorbedingungen ausgestattet wird er zu seiner wahren Erziehungsaufgabe befähigt sein: Eingliederung des Individuums in den richtig verstandenen Total-Entwicklungsprozeß der Menschheit nach Maßgabe der in dem ersteren liegenden besonderen Anlagen.

Die einzelnen Kapitel des Bieseschen Buches sind durchweg anregend. Jeder wird sie mit Gewinn lesen. Der Verfasser vereinigt mit der Kenntnis neuerer Ansichten aus dem Gebiete der Völkerkunde, Sprachwissenschaft und Nationalökonomie einen durch tieferes Verständnis des Geistes der klassischen Zeit geschärften Blick für die idealen Gebiete menschlichen Wirkens. Der letztere kommt namentlich in seinen Ausführungen über die Kunst zur Geltung. In leichtfaßlicher Art werden die Gesetze des künstlerischen Schaffens und Genießens abgehandelt. Überall spricht sich da ein im Humanismus der klassischen Zeit wurzelnder Geist aus. Manches möchte man vertieft, manches im Ausdruck schärfer haben, alles aber ist von edler Gesinnung und feiner Anschauungsweise getragen. Auch von der Übersicht über die einzelnen Wissenschaften und deren Zusammenhang ist ein Gleiches zu sagen. Um die Sache zusammenzufassen: das Biesesche Buch wird jedem nützlich sein, der sich in bequemer Weise mit dem humanistischen Bildungsgehalt unserer Zeit bekannt machen will. Von diesem Gesichtspunkte aus empfehlen wir dasselbe den weitesten Kreisen.