Collected Essays on Philosophy, Science, Aesthetics and Psychology 1884–1901
GA 30
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Karl Jentsch - Social Selection
Leipzig 1898
Under this title, Karl Jentsch has just published a book. The application of the scientific way of thinking of our time to the development of mankind leads to this concept. Just as in the rest of nature those forms are preserved which prove to be the stronger in the struggle for existence, this is also the case in the historical development of man. By applying this concept, one arrives at the overcoming of all purposive causes. In nature today only backward spirits will probably believe in purposive causes. In the views on human development, however, this idea seems to be less easy to eradicate. This is most clearly shown by the author of the above-mentioned book. While others, such as Huxley, Alexander Tille and so on, understand the progress of mankind in the same way as the rest of nature in the sense of Darwinism, Jentsch does not believe he can do without the assumption of a purposeful arrangement of historical facts. But it must be noted: Whoever assumes a purposeful arrangement in nature or the human world must also believe in a wise creator of this arrangement. And whoever does this falls back into old theological prejudices which should have been overcome by the Darwinian view of the world. But it will be a long time before the remnants of the old theological ideas have disappeared from people's minds. They will still haunt us in one form or another.
Karl Jentsch - Sozialauslese
Leipzig 1898
Unter diesem Titel hat soeben Karl Jentsch ein Buch veröffentlicht. Die Anwendung der naturwissenschaftlichen Denkweise unserer Zeit auf den Entwickelungsgang der Menschheit führt zu diesem Begriff. Wie in der übrigen Natur diejenigen Formen sich erhalten, die sich im Kampfe ums Dasein als die stärkeren erweisen, so ist das auch in der geschichtlichen Entwickelung des Menschen der Fall. Durch Anwendung dieses Begriffes gelangt man zur Überwindung aller Zweckursachen. In der Natur werden heute wohl nur zurückgebliebene Geister an Zweckursachen glauben. In den Anschauungen über menschliche Entwickelung aber scheint diese Vorstellung weniger leicht zu vertilgen zu sein. Das zeigt sich am klarsten bei dem Autor des genannten Buches. Während andere, wie zum Beispiel Huxley, Alexander Tille und so weiter, den Fortgang der Menschheit ganz analog dem übrigen Naturwirken im Sinne des Darwinismus auffassen, glaubt Jentsch nicht ohne die Annahme einer zweckmäßigen Einrichtung der geschichtlichen Tatsachen auszukommen. Man muß aber festhalten: Wer eine zweckmäßige Einrichtung in der Natur oder Menschenwelt annimmt, muß auch an einen weisen Schöpfer dieser Einrichtung glauben. Und wer dies tut, fällt zurück in alte theologische Vorurteile, die durch die darwinistische Weltauffassung überwunden sein sollten. Aber es wird noch lange dauern, bis die Reste der alten theologischen Vorstellungen aus den Köpfen der Menschen verschwunden sein werden. In dieser oder jener Form werden sie immer noch spuken.