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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Collected Essays on Philosophy, Science, Aesthetics and Psychology 1884–1901
GA 30

Automated Translation

53. Against Materialism

Gemeinverständliche Flugschriften, edited by Dr. Hans Schmidkunz. Stuttgart 1892 - I. Moriz Carriere, Materialism and Aesthetics. A pamphlet - UI. Gustav Buhr, Thoughts of a Worker on God and the World. With an introduction by Theobald Ziegler. - II. Ola Hansson, Materialism in Literature

This collection of pamphlets against materialism must give sincere satisfaction to every educated person who has not yet been led astray by the seductive siren song of materialism. Hans Schmidkunz has done himself a great service by raising the voices of the idealists against the devastating effects of a world view that is capable of winning a wide circle of followers because it has a basic characteristic that always attracts the crowd: banality. Hans Schmidkunz has also proved through his own writings that his main aim is to oppose materialism with a dam. He has sought to explore the difficult areas of hypnotism and suggestion for psychology, because he believed he could find tasks here that materialism could not tackle with its trivialities. In this sense, we welcome the undertaking as an eminently contemporary one. If we now turn to the first three writings in the series, we must praise Carriere's as by far the best, indeed as a unique achievement of its kind. In his distinguished manner, guided as much by deep philosophical insight as by a fine connoisseurship of art, this outstanding aesthetician demonstrates how materialism will never be able to grasp the essence of beauty and establish an aesthetic. According to him, naturalism and materialism are neither capable of producing beauty nor of understanding it. Those who do not believe in an ideal world have no reason and therefore no justification to contrast the world of nature with that of art. Simply reproducing common reality in art through a kind of photographic process is not a task given by human nature. Only those who have a sense and understanding of an ideal world know why reality necessarily gives birth to a higher realm, that of idealism, of its own accord. With striking words, Carriere shows how the common world of the senses points us beyond itself in each of its points. We do not understand it if we stop at it.

Ola Hansson's writing takes second place. There is a lot of talk about this man today, especially among the younger generation. His essays and writings are always very inspiring. But his whole spiritual being seems to us like an organism without a backbone. All the nerves in his body vibrate in the most active way at the slightest impression of the outside world. Then his mind also feels prompted to make the most varied, always witty remarks. He then also says many a trivial thing, but never in a trivial way. But all his work lacks a center. His individual statements and views do not fit together. There is no common thread running through his whole being. This lack of his whole personality is also apparent here. He says many interesting things, but there is no overall view. Nor do his remarks really culminate in tangible conclusions. What he says about the mechanization of our entire literature, about the displacement of the artist by the writer, the journalist, is apt, but it lacks any depth. The book is a collection of witty apergus, but not at all witty. Anyone who wants to hear the modern, unprincipled polyglot in a typical form after Carriere, the idealist based on profound, deep German philosophy, should read this brochure by Ola Hansson. We write down this sentence in a good sense, because by right every educated person who lives with the present should get to know this type.

Finally, as far as Buhr's writing is concerned, it is interesting to hear what a simple worker - Buhr is one - thinks about God, the world and human nature. But we must confess that we have often, even frequently, heard such views from the mouths of workers. Buhr's only advantage over others is a certain command of language, which enables him to express his thoughts in a clear, comprehensible form. However, this quality should be highly valued given Buhr's limited literacy, as described by Theobald Ziegler in his very readable introduction. Anyone who wants to get to know a worker's individuality in its full depth will find this work very useful.

Thus we would like to recommend the first three writings against materialism to the widest circles as a very noteworthy and commendable phenomenon in our time.

Gegen Den Materialismus

Gemeinverständliche Flugschriften, herausgegeben von Dr. Hans Schmidkunz. Stuttgart 1892. — I. Moriz Carriere, Materialismus und Ästhetik. Eine Streitschrift.— UI. Gustav Buhr, Gedanken eines Arbeiters über Gott und Welt. Mit einer Einleitung von Theobald Ziegler. — II. Ola Hansson, Der Materialismus in der Literatur

Eine aufrichtige Befriedigung muß diese Sammlung von Flugschriften gegen den Materialismus jedem Gebildeten bereiten, der noch nicht von dem verführerischen Sirenengesange des Materialismus auf bedenkliche Abwege des Denkens gebracht ist. Hans Schmidkunz erwirbt sich ein großes Verdienst dadurch, daß er die Stimmen der Idealisten aufruft gegen die verheerenden Wirkungen einer Weltanschauung, die geeignet ist, einen weiten Anhängerkreis zu gewinnen, weil sie eine Grundeigenschaft hat, durch die man die Menge immer anzieht: die Banalität. Hans Schmidkunz hat auch durch seine eigenen Schriften bewiesen, daß sein Hauptstreben dahin geht, dem Materialismus einen Damm entgegenzusetzen. Er hat die schwierigen Gebiete des Hypnotismus und der Suggestion für die Psychologie zu durchforschen gesucht, weil er hier Aufgaben zu finden glaubte, denen der Materialismus mit seinen Trivialitäten nicht beikommen kann. In diesem Sinne begrüßen wir das Unternehmen als ein im eminenten Sinne zeitgemäßes. Wenn wir nun auf die drei ersten Schriften der Serie eingehen, so müssen wir als die weitaus beste, ja als eine ganz einzige Leistung in ihrer Art die von Carriere rühmen. In seiner vornehmen, von tiefer philosophischer Einsicht ebenso wie von feiner Kunstkennerschaft geleiteten Art weist der hervorragende Ästhetiker nach, wie der Materialismus nie imstande sein wird, das Wesen des Schönen zu begreifen und eine Ästhetik zu begründen. Der Naturalismus und Materialismus sind nach seinen Ausführungen weder imstande, das Schöne hervorzubringen noch es zu begreifen. Wer nicht an eine ideale Welt glaubt, hat keine Veranlassung und damit auch keine Berechtigung, der Welt der Natur eine solche der Kunst gegenüberzustellen. Die gemeine Wirklichkeit durch eine Art photographisches Verfahren in der Kunst einfach wiederzugeben, ist keine durch die Natur des Menschen gegebene Aufgabe. Nur wer Sinn und Verständnis für eine ideale Welt hat, der weiß, warum die Wirklichkeit mit Notwendigkeit aus sich selbst heraus ein höheres Reich, das des Idealismus, gebiert. Mit schlagenden Worten zeigt Carriere, wie die gemeine Sinnenwelt in jedem ihrer Punkte uns über sich selbst hinausweist. Wir verstehen sie nicht, wenn wir bei ihr stehenbleiben.

In zweiter Linie steht die Schrift von Ola Hansson. Es wird in der Gegenwart viel gesprochen von diesem Manne, namentlich die jüngere Generation tut es. Es ist auch immer viel Anregendes in seinen Aufsätzen und Schriften. Aber sein ganzes geistiges Wesen erscheint uns wie ein Organismus ohne Rückgrat. Es vibrieren alle Nerven an seinem Leibe in der regsten Weise bei dem leisesten Eindrucke der Außenwelt. Dann fühlt sich auch sein Geist zu den mannigfaltigsten, immer geistreichen Bemerkungen veranlaßt. Er sagt dann auch manches Triviale, aber nie in trivialer Weise. Nur fehlt all seinem Schaffen das Zentrum. Seine einzelnen Aussprüche und Ansichten stimmen nicht zusammen. Es fehlt an einem gemeinsamen Zug, der sein ganzes Wesen durchzöge. Dieser Mangel seiner ganzen Persönlichkeit tritt uns auch hier entgegen. Er sagt vieles Interessante, aber es greift keine Totalanschauung durch. Seine Ausführungen gipfeln auch nicht recht in greifbaren Schlußergebnissen. Was er über die Mechanisierung unserer ganzen Literatur sagt, über die Verdrängung des Künstlers durch den Schriftsteller, den Journalisten, ist treffend, aber es entbehrt jeder Tiefe. Die Schrift ist eine Sammlung geistreicher Apergus, aber durchaus nicht geistvoller. Wer nach Carriere, dem Idealisten, der auf der gründlichen, tiefen deutschen Philosophie fußt, den modernen, prinzipienlosen Vielredner hören will, und zwar in einer typischen Form, der lese diese Broschüre von Ola Hansson. Wir schreiben diesen Satz in einem guten Sinne nieder, denn von Rechts wegen soll jeder Gebildete, der mit der Gegenwart lebt, diesen Typus kennenlernen.

Was endlich Buhrs Schrift betrifft, so ist es immerhin interessant zu vernehmen, was ein einfacher Arbeiter — ein solcher ist Buhr — über Gott, Welt und Menschenwesen denkt. Doch müssen wir gestehen, daß wir solche Anschauungen schon öfter, sogar häufig, aus dem Munde von Arbeitern gehört haben. Buhr hat vor anderen nur voraus eine gewisse Beherrschung der Sprache, die ihn in den Stand setzt, seine Gedanken in klarer, verständlicher Form auszusprechen. Diese Eigenschaft ist allerdings hoch anzuschlagen bei der geringen Belesenheit Buhrs, wie sie uns Theobald Ziegler in seiner sehr lesenswerten Einleitung schildert. Wer eine Arbeiter-Individualität in ihrer vollen Tiefe kennenlernen will, dem wird diese Schrift von großem Nutzen sein.

Damit möchten wir die drei ersten Schriften gegen den Materialismus als eine in unserer Zeit sehr beachtenswerte und verdienstvolle Erscheinung den weitesten Kreisen empfohlen haben.