Collected Essays on Drama 1889–1900
GA 29
Automated Translation
Dramaturgische Blätter 1898, Volume I, 38
33. Comments on the essay “The Value of the Monologue”
From an editor's point of view, adding comments to individual essays in a journal seems almost like schoolmastery applied to another field. But I can't help it if, after reading the essay "The Value of the Monologue", something occurs to me that seems worth mentioning. For it seems to me that there was an artist who would have signed Rilke's words: "But there is something more powerful than deeds and words". "To create space and justice for this life seems to me to be the most excellent task of modern drama." - This artist is Richard Wagner. And he sought to solve the problem posed by Rilke in a very specific way. He believed that what cannot be expressed in words in this life must seek the language of music. The author of the above essay, on the other hand, leaves the question he raises unanswered. But I also believe that he underestimates the expressive power of the word. Basically, the word hints at more than it clearly expresses. And if one adheres to this deeper meaning of the word, which can be reached through intuition, then it can - in my opinion - point to the most hidden depths of the soul's life. One must not reproach the word for not being taken deeply enough by most people. It is not actually a coarse pincer itself, but a fine pincer that is usually wielded by coarse hands. Rilke seems to me to be one of those critics of the word who attribute to the word what actually escapes the ears of the listener.
Bemerkungen zu dem Aufsatz «Der Wert des Monologs»
Bemerkungen zu einzelnen Aufsätzen einer Zeitschrift hinzuzufügen, erscheint, vom Standpunkte eines Redakteurs betrachtet, geradezu wie Schulmeisterei auf ein anderes Gebiet übertragen. Ich kann aber nichts dafür, daß mir nach dem Lesen des Aufsatzes «Der Wert des Monologs» etwas einfällt, das mir der Erwähnung wert erscheint. Es scheint mir nämlich, als hätte es einen Künstler gegeben, der Rilkes Worte unterschrieben hätte: «Aber es gibt etwas Mächtigeres als Taten und Worte». «Diesem Leben Raum und Recht zu schaffen, scheint mir die vorzügliche Aufgabe des modernen Dramas zu sein.» — Dieser Künstler ist Richard Wagner. Und er hat das von Rilke aufgeworfene Problem in einer ganz bestimmten Weise zu lösen gesucht. Er meinte, daß dasjenige, was von diesem Leben in Worten nicht ausdrückbar ist, die Sprache der Musik suchen muß. Der Verfasser des obigen Aufsatzes dagegen läßt die Frage, die er aufwirft, unbeantwortet. Ich glaube aber auch noch, daß er die Ausdrucksfähigkeit des Wortes unterschätzt. Im Grunde läßt das Wort noch mehr ahnen, als es klar und deutlich zum Ausdrucke bringt. Und wenn man sich an diesen tieferen, durch Ahnung zu erreichenden Sinn des Wortes hält, dann kann es — nach meiner Meinung — bis zu den verborgensten Tiefen des Seelenlebens hinweisen. Man darf es dem Worte nicht zum Vorwurfe machen, daß es von den meisten Menschen nicht tief genug genommen wird. Es ist nicht eigentlich selbst eine grobe Zange, sondern eine feine Zange, die zumeist von groben Händen gehandhabt wird. Rilke scheint mir einer von den Kritikern des Wortes zu sein, die dem Worte zurechnen, was eigentlich den — Ohren der Hörenden abgeht.