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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Collected Essays on Drama 1889–1900
GA 29

Automated Translation

Magazin für Litertur 1899, Volume 68, 15

113. Marriage Education

Comedy by Otto Erich Hartleben

In a well-known "fundamental" work on pedagogy, the following sentence can be found: "The ways of education and its means must be based on the goal that the educator is to achieve, on the ideal of man that is set before him. Alongside this goal, alongside this ideal, the educator can take into account the individual character of the pupil. With one person the ideal will be achieved in this way, with another in that." Otto Erich Hartleben structured his main pedagogical work "Marriage Education" according to this educational postulate. The ideal in question is a person who fits into a proper. Philistine marriage. The paths that education must take in order to achieve this goal, which seems necessary to every Philistine heart, are different. They must depend on education, class, wealth, sex and other given conditions. Hartleben picks out two cases from the wide variety: Hermann Günther, the son of a rich middle-class family, and Meta Hübcke, a poor bookkeeper. Hermann is brought up by his mother. And when she can no longer cope on her own, she calls Hermann's uncle for help. The son of a landlady's landlady, a bourgeois commis, takes over Meta's marriage preparation. Hermann is not only destined for a "good middle-class" marriage in the book of fate; the actual companion of his later days, Bella König, also appears on the scene from time to time. She is already impeccably educated for marriage. Her natural dispositions have made this easy. She only seems to be there to serve the psychologists as an example of stupidity. Hermann always runs away when this Bella arrives. He must therefore be brought up to marry her. According to correct pedagogical principles, he must first get to know life, which in this case means womanhood, before he gets on board the little ship that Bella is steering. That's what mother Günther thinks. To this end, she gives the young man one hundred and fifty marks a month in pocket money. But the boy is up to mischief. He has too much of the morality in him that the Philistines call philistine. He flirts with Meta Hübcke. And he has feelings for her. Günther's mother finds out that he doesn't even pay the rent for his mistress. That's bad, says the mother's heart. The boy has to be taken out of the habit. He must be given an extra fifty marks a month so that he no longer falls in love with such girls but pays their rent. But a "good middle-class" mother can't teach her son everything that goes with that. And the father is dead. So she calls the father's brother. He has the right educational maxims. He is a man and can speak German with Hermann. He does that too. And he makes things really educational. He teaches by example. That's easy for him. Hermann has also had a fling with the parlor maid. That doesn't suit Günther's mother either. The house must be kept clean. The mother sends the girl away. Hermann decides to have an affair with her outside the house. This makes sense to his uncle, and he goes along to the rendezvous. There will be company. The uncle doesn't just want to watch. This is the way Hermann is brought up to marry. Meta, however, seeks to educate the Commis. The relationship with Hermann does not suit him any more than it suits Günther's mother. Commis and the noble lady basically mean the same thing. Meta must have a lover who gives her money. Mother Günther, of course, with the proviso that it's not too much. The Commis thinks differently. Because he wants to marry Meta himself one day. To do so, she first has to get a lot of money from a lover. Hermann is therefore not suitable. Someone else must come along. The bourgeois Kommis forges letters to lure Hermann away from Meta. Then he brings her a solvent man. In this way he wants to educate her to marry himself. Will he succeed? That is not stated in Hartleben's comedy.

You can see that Otto Erich Hartleben understands the Philistines; and he has the humor to portray them. I did not specify the content of the comedy. I wanted to characterize the impulse from which it seems to me to have emerged.

«DIE ERZIEHUNG ZUR EHE»

Komödie von Otto Erich Hartleben

In einem bekannten «grundlegenden» Werk über Pädagogik ist der Satz zu finden: «Die Wege der Erziehung und deren Mittel müssen sich nach dem Ziel richten, welches der Erzieher erreichen soll, nach dem Ideal von Mensch, das ihm vorgesetzt ist. Neben diesem Ziel, neben diesem Ideal kann der Erzieher den individuellen Charakter des Zöglings berücksichtigen. Bei dem einen wird das Ideal auf diesem, bei dem andern auf jenem Wege erreicht werden.» Diesem Erziehungspostulat gemäß hat Otto Erich Hartleben sein pädagogisches Hauptwerk «Die Erziehung zur Ehe» aufgebaut. Das Ideal, um das es sich handelt, ist ein Mensch, der in eine regelrechte. Philisterehe paßt. Die Wege, welche die Erziehung einzuschlagen hat, um dieses jedem Philisterherzen notwendig scheinende Ziel zu erreichen, sind verschieden. Sie müssen sich richten nach Bildung, Stand, Vermögenslage, nach dem Geschlecht und nach andern gegebenen Voraussetzungen. Hartleben greift aus der Mannigfaltigkeit der Fälle zwei heraus: den Sohn eines reichen Bürgerhauses, Hermann Günther, und eine arme Buchhalterin, Meta Hübcke. Hermann wird von seiner Mutter erzogen. Und als diese allein nicht mehr fertig wird, ruft sie Hermanns Onkel zu Hilfe. Metas Ehevorbildung zu besorgen, übernimmt der Sohn einer Zimmervermieterin, ein biederer Kommis. Für Hermann ist nicht nur eine «gut bürgerliche» Ehe im allgemeinen im Buche des Schicksals vorgesehen; auch die konkrete Gefährtin seiner späteren Tage, Bella König, erscheint schon ab und zu auf dem Schauplatze. Sie ist bereits in tadelloser Weise zur Ehe erzogen. Ihre Naturanlagen haben das leicht geschehen lassen. Sie scheint nur vorhanden zu sein, um den Psychologen als Exempel der Dummheit zu dienen. Hermann reißt immer aus, wenn diese Bella anrückt. Zur Ehe mit ihr muß er also erzogen werden. Er muß demnach, nach richtigen, pädagogischen Grundsätzen, erst das Leben, das heißt in diesem Falle die Weiblichkeit, kennenlernen, bevor er sich in das Schifflein setzt, das Bella steuert. So meint Mutter Günther. Sie gibt zu diesem Zwecke dem jungen Manne monatlich hundertfünfzig Mark Taschengeld. Aber der Junge macht Unsinn. Er hat zu viel von der Moral im Leibe, welche die Philister philiströs nennen. Er bandelt mit der Meta Hübcke an. Und er hat Gefühl für sie. Denn die Mutter Günther erfährt, daß er nicht einmal die Miete für die Geliebte bezahlt. Das ist schlimm, sagt sich das Mutterherz. Das muß dem Jungen abgewöhnt werden. Er muß monatlich fünfzig Mark mehr bekommen, damit er sich nicht mehr in solche Mädchen verliebt, sondern ihnen die Miete bezahlt. Alles, was damit zusammenhängt, kann aber eine «gut bürgerliche» Mutter dem Sohne nicht beibringen. Und der Vater ist tot. Deshalb ruft sie den Bruder des Vaters. Der hat die rechten Erziehungsmaximen. Er ist ein Mann und kann mit Hermann deutsch reden. Das tut er auch. Und er macht die Sache echt pädagogisch. Er lehrt durch Beispiel. Das wird ihm leicht. Hermann hat nämlich auch mit dem Stubenmädchen angebandelt. Auch das paßt der Mutter Günther nicht. Das Haus muß rein gehalten werden. Die Mutter schickt das Mädchen fort. Hermann beschließt, außer dem Hause mit ihr ein Verhältnis anzuknüpfen. Das leuchtet dem Onkel ein, und — er geht mit zum Stelldichein. Gesellschaft wird sich finden. Der Onkel will nicht bloß zusehen. So ist der Weg beschaffen, auf dem Hermann zur Ehe erzogen wird. Die Meta aber sucht der Kommis zu erziehen. Das Verhältnis mit Hermann paßt ihm ebensowenig, wie es der Mutter Günther paßt. Kommis und vornehme Dame meinen im Grunde das gleiche. Meta muß einen Liebhaber haben, der ihr Geld gibt. Die Mutter Günther natürlich mit der Einschränkung, daß es nicht allzuviel ist. Der Kommis meint das anders. Denn er will einst die Meta selbst heiraten. Dazu muß sie erst viel, recht viel Geld von einem Liebhaber bekommen. Hermann taugt also dazu nicht. Ein anderer muß kommen. Der biedere Kommis fälscht Briefe, um Hermann der Meta abspenstig zu machen. Dann schleppt er ihr einen Zahlungsfähigen heran. So will er sie zu der Ehe mit sich selbst erziehen. Ob er’s erreichen wird? Das ist in der Komödie Hartlebens nicht ausgesprochen.

Man sieht, Otto Erich Hartleben versteht die Philister; und er hat den Humor, sie zu zeichnen. Ich habe nicht den Inhalt der Komödie angegeben. Ich wollte den Impuls charakterisieren, aus dem sie mir hervorgegangen scheint.